TV Loonland: Das Unternehmen
TV Loonland wurde durch das heutige Vorstandsmitglied Peter Völkle 1989 als TMO-Film GmbH gegründet. 1993 wurde mit Die Schelme von Schelm der erste große Zeichentrickfilm realisiert. 1995 wurde das Zeichentrickstudio Loonland Animation Ltd. in Ungarn gegründet, was 1997 zur Umfirmierung in TMO-Loonland GmbH führte. 1999 konnte eine Venture Capital Gesellschaft als strategischer Investor gewonnen werden, ebenso wurde die Loonland Merchandising GmbH erworben und die Sony Wonder/Sunbow Rechtebibliothek mit über 1.200 Episoden gekauft. Anfang diesen Jahres erfolgte die Umfirmierung in TV Loonland AG. Kerngeschäfte der TV Loonland sind Trickfilmproduktion/Rechtehandel, Merchandising und Internetgeschäfte.
TV Loonland ist einer der führenden Zeichentrickfilmproduzenten in Europa. Der Filmstock umfasst rund 330 eigenproduzierte Episoden sowie die oben erwähnte SonyWonder/Sunbow Rechtebibliothek. Bei der Produktion arbeitet TV Loonland eng mit internationalen Partnern zusammen.
Unter dem Dach der TV Loonland AG zusammengefasst sind die drei Unternehmen Loonland Animation Ltd., Ungarn, an der die AG zu 84,4 % beteiligt ist, die Beaufilm Verleih- und Vertriebs GmbH (50,0 %) als reine Finanzbeteiligung und die Loonland Merchandising GmbH (100 %).
Künftig geplant sind ein Ausbau der Eigenproduktionen, eine Intensivierung der Vermarktungsaktivitäten sowie eine deutliche Verstärkung der Merchandising-Aktivitäten. Ein weiteres Standbein soll das Internet werden: geplant ist neben dem üblichen Einstieg in das e-commerce Geschäft die Errichtung eines eigenen Kinderportals sowie der Betrieb eines eigenen Internet-TV Kanals für Kinder und Jugendliche. Der Ausbau soll gemeinsam mit internationalen Partnern vollzogen werden.
Das Unternehmen wird von drei Vorständen geleitet: Peter Völkle ist für die Bereiche Filmproduktion und Rechtehandel zuständig, Dr. Carl Woebcken zeichnet sich für den Bereich Finanzen/Controlling sowie das neu aufzubauende Internetgeschäft verantwortlich und Thomas Kubeile leitet den Geschäftsbereich Merchandising.
Die Märkte
Der wichtigste Markt im Bereich Rechtehandel/Produktion ist der TV-Markt, hier insbesondere der deutsche Markt für Jugendprogramme. Die deutschen Free TV Sender verfügen über ein jährliches Budget von über 16 Mrd. DM. Die privaten Free TV Sender finanzieren sich dabei fast ausschließlich über Werbeeinnahmen. Zwar hat sich das Wachstum der Werbeeinnahmen in jüngster Zeit abgeschwächt, dennoch ist der Aufwärtstrend intakt. Deutschland weist damit geringere Wachstumsraten als das europäische Ausland auf.
Der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen, auf die sich die Zeichentrickproduktionen von TV Loonland schwerpunktmäßig konzentrieren, kommt bei der Verteilung der Werbebudgets eine besondere Bedeutung zu, da Kinder und Jugendliche als überdurchschnittlich empfänglich für Werbung gelten und ihnen Einfluss auf die Kaufentscheidungen der Eltern zugesprochen wird. Kinder favorisieren bei ihrem Fernsehkonsum Zeichentrickfilme. Der Vorteil des Marktes für Zeichentrickfilme liegt auch in der internationalen Auswertbarkeit dieser Filme, in der Regel liegen dabei alle Rechte beim Produzenten.
Auch dem Marktfeld Merchandising werden enorme Wachstumsraten zugesprochen. Neben Sport dominieren dabei Zeichentrickthemen, soweit ein attraktives Thema existiert. Aufgrund der emotionalen Kaufentscheidungen stellen Kinder und Jugendliche eine ideale Zielgruppe in diesem margenstarken Bereich dar.
Auf den dritten großen Marktbereich von TV Loonland, das Internet, soll an dieser Stelle nur kurz eingegangen werden. Zu nennen sei hier nur der hohe Anteil junger Surfer sowie der zunehmende Bedarf an angeboten für Kinder. Interessant ist auch die Planung der Errichtung eines Internet TV Kanals für Kinder und Jugendliche. Zur Marktdurchdringung ist jedoch zunächst die weite Verbreitung neuer Übertragungstechniken notwendig, die die fließende Übertragung von Filmen möglich macht.
Umsatz- und Ertragserwartungen
TV Loonland erwirtschaftete in 1998 ein Ergebnis nach Steuern von 0,4 Mio. Euro bei einem Umsatz von 2,8 Mio. Euro, dies entsprach einem Ergebnis je Aktie von 0,06 Euro. Nach Planzahlen konnte das Ergebnis in 1999 bereits auf 2 Mio. Euro gesteigert werden (0,32 Euro/Aktie), der Umsatz lag bei 7 Mio. Euro.
Für die Zukunft hat TV Loonland ehrgeizige Ziele. Der Umsatz soll dieses Jahr auf 16,7 Mio. Euro gesteigert werden und im Jahr 2002 sogar 61 Mio. Euro betragen. Das Nachsteuerergebnis soll im gleichen Zeitraum von 3,9 Mio. Euro auf 7,9 Mio. Euro steigen. Dies entspricht einem Ergebnis von 0,61 Euro (2000) bzw. von 1,24 Euro (2002) je Aktie.
Der Löwenanteil der Umsatzerlöse soll in diesem Zeitraum aus Eigenproduktionen und Rechtehandel stammen. Der Anteil der Merchandising- und Interneterlöse an den Gesamterlösen soll allerdings kontinuierlich steigen. Für dieses und kommendes Jahr werden Anstiege der Umsatzerlöse von 139 % bzw. 104 % erwartet, anschließend wird ein Wachstum von 60 % p.a. erwartet.
Trotz geringfügig sinkender Margen wird mit einem dynamischen Wachstum des Ergebnisses gerechnet. Aufgrund der geplanten Expansionsstrategie ist allerdings in absehbarer Zeit keine Dividendenausschüttung geplant.
Der Börsengang
In einer Bookbuilding-Spanne von 22 bis 25 Euro werden insgesamt 1,527 Mio. Aktien dem Publikum zur Zeichnung angeboten. Davon stammen 1,4 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung, lediglich 127.000 Aktien werden von den Altaktionären abgegeben (Greenshoe).
Nach dem Börsengang werden von den 6,4 Mio. Aktien 44,5 % von Vorstand Peter Völkle gehalten, Margot Völkle hält 0,4 %, eine Beteiligungsgesellschaft besitzt 31,3 % der Anteilsscheine. Der Free Float beträgt 23.9 %.
Die Altaktionäre haben sich dazu verpflichtet, über die am Neuen Markt obligatorische Lock-Up-Periode von sechs Monaten hinaus nur dann weitere Anteile zu veräußern, wenn der Führer des Emissionskonsortiums, die Baden-Württembergische Bank AG, dem Verkauf zustimmt.
Bei einem angenommenen Emissionskurs von 25 Euro, also am oberen Ende der Bookbuildung-Spanne, beträgt die Marktkapitalisierung 160 Mio. Euro und das Emissions-KGV 41 (2000-Basis). Das Emissions-KGV für 2002 beträgt lediglich 20.
Der Emissionserlös in Höhe von wahrscheinlich 35 Mio. Euro soll dazu verwendet werden, die internationale Expansionsstrategie zu finanzieren, hierunter insbesondere den Zukauf weiterer Rechtebibiliotheken und den Einstieg in das Internetgeschäft.
Risiken
Abchließend ist noch ein kurzer Blick auf die Risiken notwendig. So zählt TV Loonland nicht zu den Big Playern im Rechtehandel. Die neuen Geschäftsfelder Merchanding und Internet befinden sich noch im Aufbau, das Internet TV ist noch in der Entwicklungsphase. Sollten die ehrgeizigen Ziele bei Umsatz und Ertrag nicht erreicht werden, wird dies von der Börse mit Sicherheit abgestraft werden.
Fazit
TV Loonland ist ein Musterwert, wie ihn die Börse liebt. Ein Medientitel mit zusätzlichem Merchandising Geschäft und Internet-Phantasie - Kursaufschläge auf den Emissionspreis scheinen vorgezeichnet.
Hinzu kommt, dass die Aktie mit einem Emissions-KGV von 41 bei einem angenommenen Emissionspreis von 25 Euro im Vergleich zu anderen Medientiteln am Neuen Markt mehr als fair gepreist ist. Die Wachstumsraten bei Umsatz und Ertrag lassen Kurse von über 60 Euro als angemessen erscheinen. Also: Unbedingt zeichnen; ob man in der derzeitigen Börsenphase jedoch noch attraktive Kaufkurse nach der Erstnotiz erhalten wird, erscheint eher fraglich.