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ASS: Ein letztes As im Ärmel? - Nachrichtenlage aber bisher unklar
Rätselraten herrscht derzeit über den Kursverlauf der ASS Altenburger & Stralsunder Spielkartenfabrik AG. Die angeblich älteste deutsche Aktiengesellschaft, gegründet 1765, befindet sich eigentlich schon seit 1996 im Konkurs. Nun aber keimen neue Hoffnungen und Spekulationen auf, dass der Mantel des Unternehmens gerettet werden kann.

Der Absturz des traditionsreichen Unternehmens kündigte sich über Jahre an und würde ausreichenden Stoff für einen ganzen Krimi liefern. Nur soviel: in der ersten Hälfte der neunziger Jahre belagerten sich bei ASS zwei konkurrierende Aktionärsgruppen: die Münchener Ge-Bo GmbH, die aus dem Umfeld des Steuerberater Dieter Pogritz stammte und im Pool über die Mehrheit der Stimmen verfügte, sowie der Berliner Tonträgerunternehmer Karl Blatz, der es immerhin auf eine Sperrminorität brachte. Während die Ge-Bo es den damaligen Vermutungen zufolge eher auf den Grundbesitz der Gesellschaft abgesehen hatte, gab Blatz, der u.a. die Benjamin Blümchen-Kassetten verlegt, ein unternehmerisches Interesse am Spielkartensortiment vor. Ebenfalls mit dabei war Veit Paas, bekannter Mantelspekulant aus Köln und seinerzeit mit 10 Prozent Aktienanteil der drittgrößte Aktionär des Unternehmens.

Die Nachrichtenlage bezüglich ASS ist derzeit noch sehr unklar. Die letzte Unternehmensinformation war die Bekanntgabe des Verkaufs der Markenrechte und der Maschinen an Karl Blatz bzw. dessen Gesellschaft. Hierfür sollen 8 Mio. DM in die Konkursmasse eingeflossen sein.

Für Spekulationen sorgt jetzt aber ein versteckter Hinweis in der FAZ: in der Ausgabe vom 27. Januar 1999 war in einem Artikel über Aufsichtsrathaftung zu lesen, dass es im Falle ASS zu einer erstinstanzlichen Verurteilung des Aufsichtsrates gekommen ist. Der als Schadensersatz zu leistende Betrag soll in Millionen-Höhe liegen.

Obgleich keine näheren Informationen vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um die seinerzeit von Veit Paas angehängte Klage gegen den angeblich zu günstigen Verkauf des ASS-Firmengeländes handeln dürfte. Paas hatte 1995 auf die Abhaltung einer außerordentlichen Hauptversammlung bestanden, um zu klären, ob das Firmengelände zu einem Preis weit unter Marktwert an eine Gesellschaft aus dem Umfeld des Aufsichtsratvorsitzenden Herbert Dross veräußert wurde. Dross’ Gesellschaft hatte 14 Mio. DM gezahlt, nach Informationen von Paas lag der Marktwert des Grundstücks jedoch bei 30 Mio. DM. Trotz seines nur 10prozentigen Anteils konnte Paas durchsetzen, dass die Gesellschaft Dross auf zunächst 9 Mio. DM verklagte.

Ist diese Klage tatsächlich erstinstanzlich zugunsten von ASS ausgegangen, muss jetzt hinterfragt werden, ob der zugesprochene Schadensersatz für die Ablösung der Gläubigeransprüche ausreicht und der Mantel somit aus dem Konkurs geholt werden kann. Im nächsten Schritt wäre zu klären, inwiefern die zerstrittenen Großaktionäre dazu bereit wären, ihre Aktien für eine Mantelneuausrichtung zur Verfügung zu stellen. Der Datenbank von www.bawe.de zufolge befinden sich derzeit rund 52 Prozent bei der Ge-Bo und Dieter Pogritz, 27 Prozent bei Karl Blatz und 6,6 Prozent bei Veit Paas. Der Großaktionär mit dem größten Mantel-Know-how hält also den geringsten Aktienanteil, eine eher ungünstige Konstellation.

Das ASS-Grundkapital wurde 1995 von 9 auf 12 Mio. DM erhöht. Bei einem Kurs von 8,60 Euro errechnet sich gegenwärtig eine Marktkapitalisierung von 4 Mio. DM. Für einen reinen Mantel kein hoher Preis, vor allem dann nicht, wenn es sich um die Hülle der ältesten deutschen Aktiengesellschaft handelt und die Aktie im amtlichen Markt notiert wird. Die gesamte Entwicklung ist derzeit jedoch noch mit zahlreichen Fragezeichen versehen. Wer hier einsteigt, geht unverändert das Risiko eines Totalverlusts ein, so dass wir nur hochspekulativen Anleger zu einem Engagement raten. Die Aktie ist extrem markteng.



Veröffentlichungsdatum: 04.02.2000 - 02:28
Redakteur: Apollo-Verlag
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