Kommt es tatsächlich zu der vielbeschworenen Fusion, dürfte man sich für eine Verschmelzung von DBBH auf SPARTA entscheiden. Der Anteil an net.IPO würde auf diese Weise unter das Dach von SPARTA rücken, die Hamburger Beteiligungsgesellschaft damit zum Mehrheitsaktionär des Emissionshauses werden. Für SPARTA schiene ein solches Geschäft Sinn zu machen: Obgleich sich unter den Emissionen von net.IPO nicht immer nur Perlen befanden, hat sich das vom ehemaligen Deutschbanker Stefan Albrecht geführte Unternehmen binnen eines Jahres dauerhaft und erfolgreich am Markt etabliert. Neben dem VEM aus München ist net.IPO das einzige Internet-Emissionshaus, das beachtlichen Dealflow (= Anzahl der Emissionen) und hohe Kundenzahlen vorweisen kann. Nachdem sich SPARTA mit der THE internet.z AG und der Pre-IPO AG bereits zwei wichtige strategische Standbeine im Hightech-Beteiligungsgeschäft geschaffen hat, wäre ein Internet-Emissionshaus das noch fehlende Mosaiksteinchen. Da sich die Beteiligungsgeschäfte von SPARTA zukünftig stark im Internet- und Technologie-Bereich bewegen werden, würde net.IPO den idealen Absatzkanal für ein Exit aus den Beteiligungen darstellen. Für net.IPO wäre der Schulterschluss wiederum unter dem Aspekt des Dealflows interessant, denn durch das engere Zusammenrücken mit der THE internet.z AG und der Pre-IPO AG dürfte net.IPO zahlreiche zusätzliche Mandate bekommen, mit einem dann wahrscheinlich erheblich steigenden Anteil am Gesamtplatzierungsvolumen der einzelnen Emissionen.
Die net.IPO-Aktie, die im vergangenen Frühjahr im Zuge der damaligen Internet- und Finanzwert-Baisse unter die Räder kam und sich bislang kaum von diesem Rückschlag erholt hat, stellt im Trio SPARTA/DBBH/net.IPO jetzt denjenigen Wert dar, der am stärksten zurückgeblieben ist und entsprechend Nacholpotential aufweist. Während die Aktien von DBBH und SPARTA vor allem in den letzten Tagen bereits viel heißes Geld von Spekulanten und Tradern angezogen haben, ist es um die net.IPO-Aktie bislang recht ruhig geblieben. Für Anleger, die Werte mit einem weitgehend sauberen Markt suchen, ist net.IPO mithin um so mehr eines genaueren Blickes würdig.
Hinzu kommt, dass etliche der Perspektiven, die wir in unserer damaligen Berichterstattung sowie die diversen net.IPO-Experten im Internet im vergangenen Jahr an die Wand malten, jetzt schlagartig wieder an Aktualität gewinnen:
- Das net.IPO-Management dürfte im neuen Jahr ein erheblich gestiegenes Interesse an einem höheren Kurs haben. Das Unternehmen verfügt noch über ein genehmigtes Kapital sowie die Genehmigung zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen im Volumen von 500 Mio. DM. Zeitgleich erscheint das bei rund 26 Mio. DM liegende Eigenkapital mittlerweile recht knapp bemessen, denn die sich derzeit im Internet-Sektor eröffnenden Chancen erlauben bzw. verlangen die Investition von weitaus größeren Mitteln. SPARTA könnte nach der Fusion anstreben, den nur 9% betragenden Streubesitz von net.IPO auszudehnen, auch, um das Papier liquider und somit glaubwürdiger zu machen. Für eine Kapitalaufnahme wird in dieser Situation dann auf jeden Fall ein möglichst hoher Kurs angestrebt, um eine hohe Mittelaufnahme bei erträglicher Anteilsverwässerung zu ermöglichen.
- Zum Thema der bevorzugten Emissionszuteilungen an net.IPO-Aktionäre schrieben wir seinerzeit:
- Bislang liegt keine definitive Zusage des net.IPO-Vorstands vor, ein derartiges APN-Programm aufzulegen. Auf der letzten Hauptversammlung sagte Vorstand Stefan Albrecht, er wolle hierzu erst Auskunft geben, wenn wir es auch machen. Damit gibt es zumindest einen ersten Hinweis, dass derartige Planungen durchaus existieren. Für die net.IPO Aktionäre würde sich die Auflegung eines APN-Programms vor allem aufgrund der geplanten starken Emissionstätigkeit von net.IPO im Hightech-Segment lohnen. Mit Aktien marktführender und stark wachsender Hightech-Unternehmen konnten Anleger während der vergangenen Jahre weit überdurchschnittliche Renditen erzielen und die Performance der großen Indices weit hinter sich lassen.
Ein derartiger Schritt schiene heute um so geeigneter, um den Aktienkurs voran zu bringen. Bei nur 450.000 Aktien im freefloat könnten die wenigen Streubesitzaktionäre zumindest in der Zeit vor der breiteren Öffnung der Gesellschaft ganz erhebliche Zuteilungsvorteile einstreichen. Denn bei dem sich abzeichnenden Beteiligungsvolumen der THE internet.z AG und der Pre-IPO AG kann mit einem Jahr Verzögerung nun das kommen, was im Platow-Brief seinerzeit als Emissionen im Wochentakt angekündigt wurde.
- Auch die Hereinnahme eines Partners aus dem Kreis der etablierten Finanzhäuser würde in einem solchen Szenario an Wahrscheinlichkeit gewinnen. Seinerzeit spekulierten wir über einen Schulterschluss mit der Bank24, der dann jedoch ausblieb. Mittlerweile hat sich das Internet als wichtiger Bestandteil des Finanzgewerbes weiter etabliert, die Zahl der an einer Kooperation interessierten Institute dürfte mithin stark gestiegen sein. Dass sich mittlerweile selbst die Postbank für eine E*Trade Germany-Lizenz interessiert hat (siehe unsere letzte BEG-Studie), spricht in diesem Zusammenhang Bände. SPARTA könnte sein hervorragendes Kontaktnetz für die Anbahnung einer solchen Kooperation nutzen.
- Auch die Europäisierung der net.IPO kann für neuen Rückenwind sorgen. Was vor eineinhalb Jahren, als die damals noch unter Brauhaus Amberg firmierende Gesellschaft gerade in der Startphase war, noch wie reine Zukunftsmusik erschien, ist mittlerweile durch den Einstieg in den französischen Markt gelungen: Wie net.IPO am 15. Dezember vergangenen Jahres gemeldet hatte, konnte ein Anteil von über 10% an der Finance Net erworben werden. Hierbei handelt es sich nach firmeneigenen Angaben um die führende Finanzmarktplattform in Frankreich mit mehr als 30 Mio. Pageimpressions pro Monat. Die Finance Net-Nutzer können zukünftig auch Emissionen von net.IPO zeichnen. Weitere derartige Deals können wir uns im laufenden Jahr insbesondere für Italien und Spanien vorstellen, aber auch für Österreich und die Schweiz, wo bekanntlich schon seit langem einschlägige Domain-Namen registriert wurden.
Die net.IPO-Aktie kommt von einem Hoch bei 140 Euro und notiert heute bei 35 Euro. Die Marktkapitalisierung ist mit 342 Mio. DM im Vergleich zum bisherigen Geschäftsvolumen und gemessen an klassischen Bewertungskriterien wie dem KGV recht üppig, gemessen an Marktstellung und Marktpotential dagegen ließe sich auch ein weitaus höherer Wert rechtfertigen. Die entscheidende Frage ist, ob das Management in diesem Jahr eine massive Expansion ins Ausland einleiten und den Dealflow erheblich verstärken kann. Hinzu käme eventuell der wertsteigernde Effekt eines APN-Programms. Wir denken deshalb, dass die net.IPO-Aktie auf dem gegenwärtigen Niveau wieder eine kurzfristig aussichtsreiche Spekulation darstellen. Wegen des engen Marktes sollten Aufträge limitiert werden.