Die Berichte dieser Rubrik dienen vor allem dazu, Euch interessante, besonders marktenge Unternehmen näher vorzustellen. Alle Informationen stammen dabei aus Quellen, die wir für zuverlässig erachten, dennoch sind Irrtümer nicht auszuschließen, so daß alle Fakten immer kritisch überprüft werden sollten. Aus der extremen Marktenge der vorgestellten Unternehmen ergeben sich, zusätzlich zur Ungewißheit der Unternehmensentwicklung, eine Reihe spezieller Risiken, die jeder von Euch unbedingt beachten sollte.
1.) Handelbarkeit: in vielen der genannten Aktien finden nur äußerst geringe Umsätze statt; der Kauf und Verkauf ist somit nicht zu jedem Zeitpunkt möglich, insbesondere nicht in beliebiger Stückzahl und zu fairen Kursen; die Kursstellung kann zudem nicht die wahre Marktlage widerspiegeln. Erzwungene Verkäufe in Notsituationen können somit extreme Einbußen zur Folge haben, sofern der Depotanteil nicht äußerst gering gehalten wird.
2.) Transparenz: zu den meisten der genannten Unternehmen sind sehr wenige Informationen verfügbar und außer vom Unternehmen selbst nur äußerst schwer zu bekommen. Da sich renommierte Analysten kaum mit der Beobachtung der Unternehmen dieses Bereiches befassen, ist die Überprüfung von Daten oft schwierig bis unmöglich, so daß durch Falschaussagen Fakten vorgetäuscht werden können.
3.) Gesetzliche Vorgaben: im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen sind für Unternehmen im Telefonhandel weitaus weniger Verpflichtungen hinsichtlich Publikation von relevanten Informationen, Absicherung gegen Risiken, Schutz der Anleger oder Gewährleistung der Handelbarkeit ihrer Aktien gegeben. Die Kontrolle unabhängiger Dritter ist somit nicht ausreichend gewährleistet und zu unerwarteten Ausfällen führen.
4.) Kurzfristeffekte: Meldungen des Unternehmens, Empfehlungen in Brokerboards oder Pressepublikationen, zu denen auch unsere Analysen zu zählen ist, können im Kurs starke Schwankungen auslösen, wenn Angebot und Nachfrage deutlich von einander abweichen. Extreme Kursausschläge in kürzester Zeit sind deshalb sehr viel leichter möglich, als dies bei börsennotierten Papieren die Regel ist.
5.) Limit: in den meisten Fällen wird ein Limit schon bei der Ordererteilung verlangt; sollte dies nicht der Fall sein, sollte dies unbedingt von alleine eingegeben werden. Das Limit sollte stets genau überlegt werden, da starke Abweichungen vom letzten Kurs möglich sind und Limits oft zum Nachteil der Anleger voll ausgenutzt werden, sofern diese nicht eng genug plaziert werden.
Zusammenfassung: jeder Anleger sollte sich vor einem Engagement umfassend informieren und auf jeden Fall auch weitere Informationsquellen heranziehen; der ständige Kontakt mit dem Unternehmen ist dabei äußerst wichtig. Kaufentscheidungen sollten niemals kurz nach Empfehlungen oder starken Kursausschlägen stattfinden, sondern stets in Ruhe getroffen werden. Vor allem die Marktenge birgt spezielle Risiken und muß stets bei Investitionsentscheidungen mit einkalkuliert werden.
Das Risiko des Totalverlustes ist bei den genannten Werten sehr oft vorhanden und sollte niemals unterschätzt werden. Darum muß bei Engagements der Depotanteil klein gehalten und die Entwicklung genau verfolgt werden.
Vorworte
Die Emissionsflut des Jahres 1999 ist vorüber, weit über 150 Unternehmen fanden in diesem Jahr den Weg an die Börse, von denen Maddox vermutlich die letzte Notierung im "alten" Jahr war. Derzeit vollzieht sich aber kaum bemerkt das Private Placement eines interessanten Medizintechnikunternehmens, das wir an dieser Stelle näher vorstellen möchten. In diesem Zusammenhang bitte unbedingt die entsprechenden Risikohinweise beachten. Zudem bitten wir auch unseren Nachtrag nach tiefergehenderen Recherchen zu lesen.
Viel Spaß bei der Lektüre!
Das Produkt
Asthmatiker kennen das Problem: man kann die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten behandeln, indem man über eine Art Spraydose mit Aufsatz mikroskopisch kleine Tröpfchen inhaliert. Doch gerade für Kinder und ältere Leute taucht immer wieder die Schwierigkeit auf, auch wirklich im richtigen Moment einzuatmen, zudem ist das Gerät groß und unhandlich.
Atmed hat die Lösung: die mittlerweile 35 Jahre alten Spacer, ein Aufsatz auf den Medikamentenbehälter, der die Tröpfchen beim Austritt für einige Sekunden zum Schweben bringt, um sie besser inhalieren zu können, hatten vor allem den Nachteil der überdimensionierten Größe und passten beispielsweise nicht in Schulranzen hinein. Mit der Neuentwicklung von atmed wurde der Spacer zusammenklappbar und ist in einer praktischen Dose verpackt, die bequem in der Jackentasche mitgeführt werden kann.
Eine weitere Verbesserung hat atmed im Bereich der Diagnose parat: bisher müssen Asthmatiker täglich in ein Messgerät (Peakflowmeter) blasen und die Ergebnisse notieren, mit denen sich der Zustand des Patienten bestimmen lässt und auf mögliche Ursachen wie z.B. Allergien Rückschlüsse gezogen werden können.
Da diese Prozedur aber sehr lästig ist und die monatliche Übertragung der Daten in den Arzt-Computer wiederum einigen Zeitaufwand kostet, entwickelte atmed einen Peakflowmeter, der die Messung elektronisch durchführt und die Ergebnisse speichert. Durch eine kostenlos zum Download bereitgestellte Software sollen die Ärzte diese Daten entsprechend auf Knopfdruck auslesen können.
Zugleich beseitigt atmed ein weiteres Problem: da sich die Patienten gerade in schlechtem Zustand nicht immer in der Lage fühlen, diese Prozedur mitzumachen, werden vielfach einfach beliebige Daten eingetragen, die dem Arzt die Arbeit erschweren. Der atmed-Peakflowmeter weist auf die anstehende Messung wie ein Wecker hin; ignoriert der Patient diese Mahnung, so fällt zwar die entsprechende Messung aus, falsche oder nachträglich eingetragene Daten können aber zumindest nicht auftreten.
Das Unternehmen
Mit diesen beiden Produkten ausgestattet, will atmed jetzt zunächst im Rahmen einer Privatplatzierung das Kapital für die Weiterentwicklung zur Serienreife einsammeln und die Entwicklungen im Mai nächsten Jahres an den Markt bringen.
Geplant ist, den eigenen Spacer für 49 DM über Apotheken oder Pharmabetriebe zu vertreiben; auch die Verschreibung per Rezept erscheint denkbar. Gespräche mit Generikaherstellern sind bereits im Gange.
Bei Herstellungskosten von 3 DM und einem Erlös von 25 DM pro Stück steht atmed hier in einem Massenmarkt; durch den Vertrieb über Großhändler wird eine Abdeckung von 98 Prozent der Apotheken erreicht, der kostspielige Aufbau eines eigenen Netzes entfällt. Da der Spacer auf eine Haltbarkeit von rund einem Jahr ausgelegt ist (durch die Faltung entsteht Verschleiß), wird hier im Erfolgsfall eine regelmäßige und immer erneuerte Einnahmequelle erschlossen.
Der Peakflowmeter soll etwa 200 DM kosten und insbesondere über Apotheken verkauft werden; Hintergedanke ist hier die Kosteneinsparung des Arztes, der zudem die Patientenbindung erhöhen und überdies einen Vergleich verschiedener Therapien durchführen kann.
Mit zwei fertig entwickelten Produkten, die erst in den Markt eingeführt werden müssen, stellt sich atmed als klassisches Start-up-Unternehmen mit allen entsprechenden Chancen und Risiken dar. Die eigene Entwicklung sparte enorme Summen ein, als Auftragsarbeit wären 1,5 Mio. DM notwendig gewesen, atmed schaffte es für nur rund 360 TDM. Für die Entwicklung zur Serienreife plant atmed weitere 710 TDM als Kosten ein.
Nach Auskunft des Vorstandes sind die Eintrittsbarrieren für eventuelle Nachahmer hoch, da man einerseits einen vorläufigen internationalen Prüfungsantrag als Vorstufe zum etwa anderthalb bis zwei Jahre langen Patentierungsverfahren gestellt hat, andererseits insbesondere die Sensorik des Peakflowmeters sehr teuer in der Herstellung ist und normalerweise über 700 DM pro Stück kosten würde Ö atmed gelang es, diese Kosten auf gerade einmal 1,50 DM zu drücken.
Umfragen im Markt zufolge sei das Interesse am Produkt enorm, auch suche man derzeit für den Vertrieb im Ausland nach möglichen Partnern, wobei man sich die schönste Braut aussuchen werde. Dabei stellen sich die weltweiten Verbindungen des Vorstandes als großer Vorteil dar.
Die Aktie
Für die Privatplatzierung stehen bis zu 127.822 Aktien aus einer Kapitalerhöhung zur Verfügung, was genau einem Drittel des Grundkapitals entspricht. Auf Basis des Ausgabepreises von 10 Euro errechnet sich eine Unternehmensbewertung von fast exakt 7,5 Mio. DM, was etwa dem Dreifachen des für 2001 geplanten Umsatz entspricht und ein faires Chance-Risko-Verhältnis darstellen dürfte.
Die Planung für das Jahr 2001 mit gut 2,5 Mio. DM Umsatz bei einer schwarzen Null dürfte im Fall der erfolgreichen Markteinführung problemlos erreicht werden, die zugleich das größte Risiko der Aktie darstellt. Weltweit besteht mit mindestens 150 Mio. Asthmatikern erhebliches Potential, das jedoch auch mögliche Wettbewerber auf den Plan rufen könnte; ungeachtet einer baldigen Patentierung und des technologischen Vorsprungs ist das Risiko von Konkurrenz nicht zu vernachlässigen.
Wichtig wird es deshalb sein, den Markt schnell zu erschließen, um die führende Stellung auch im Falle auftauchender ähnlicher Produkte behaupten zu können. Als Vorteil zu sehen ist dabei nicht nur der zeitliche Vorsprung, sondern insbesondere die sehr kostengünstige Herstellung, die das größte Hemmnis künftiger Konkurrenten darstellen dürfte.
Sollten unerwartet höhere Kosten anfallen, so wäre auch die Verwässerung durch weitere Kapitalmaßnahmen denkbar; das Unternehmen selbst plant jedoch ohne weitere Kapitalmaßnahmen bereits im Jahr 2001 den Gang an die Börse, voraussichtlich den Neuen Markt. Erfahrungen zeigen jedoch, dass zeitliche Verzögerungen stets auftreten können, so dass sich alle Interessenten vorsichtshalber auch auf eine längerfristige Anlage einstellen sollten. Eine Notierung im Telefonhandel ist nach Abschluss der Platzierung angestrebt, aber noch nicht gesichert.
Fazit
Die Chancen für die Aktie erscheinen gut, obwohl das Unternehmen ein klassisches Start-up darstellt. Entscheidend wird der erfolgreiche Markteintritt sein, sobald dieser gelungen ist, steht einer Börseneinführung kaum noch etwas im Wege. Sofern es dem Unternehmen gelingt, die eigenen Ziele zu erreichen oder gar zu übertreffen, stellt sich ein Engagement als chancenreich dar.
Jedem Käufer jedoch sollte klar sein, dass sein Kauf als Venture Investment gelten muss, dessen Folge im worst case auch ein Totalausfall sein kann; der Depotanteil sollte darum keinesfalls über wenigen Prozent liegen. Interessenten sollten den Emissionsprospekt des Unternehmens studieren (siehe www.atmed.de) und am besten auch direkt beim Unternehmen nähere Informationen erfragen. In Anbetracht des Potentials können risikobereite Anleger aber durchaus in Betracht ziehen, die eine oder andere Mark zu riskieren. Interessierte Anleger sollte unbedingt auch Nachtrag nach tiefergehenderen Recherchen lesen und weitere Informationen sammeln.