Die von den Grünen genannten Kritikpunkte lassen sich bei genauer Betrachtung entkräften. So wird der ehemaligen Regierung sowie der WCM einerseits vorgeworfen, dass die japanische Nomura-Gruppe 1 Mrd. DM mehr für die Wohnungen geboten hat, das Wohnungsvermögen also scheinbar zu billig unter der Hand an Begünstigte verschoben wurde. Andererseits war es aber gerade das linke Spektrum der deutschen Politiklandschaft, das sich seinerzeit gegen einen Verkauf an ausländische Interessenten gewehrt hatte.
Dennoch resultiert aus dem Vorgang auf jeden Fall ein nachhaltiger Imageschaden für die WCM. Selbst wenn man unterstellt, dass die Zuteilung der Bahnwohnungen und die Spende in keinerlei Zusammenhang stehen, hätte der ebenso kluge wie vorsichtige Karl Ehlerding wissen müssen, dass Außenstehende und interessierte Kreise hier mit Leichtigkeit einen für die WCM schädlichen Verdacht herbeireden können. Zudem ist die zeitliche Nähe der Rekordspende zur Zuteilung der Bahnwohnungen derart auffallend, dass selbst für jene Beobachter, die der WCM wohlgesonnen sind, ein fader Beigeschmack bleibt.
Für die WCM ergibt sich jetzt ein Nachteil bei Bieterverfahren für weitere Wohnungsprivatisierungen. Politiker, die der WCM jetzt noch Wohnungen zuteilen, müssen sich hierfür gegenüber der Öffentlichkeit, Politkollegen und der Presse rechtfertigen und mit Kritik rechnen. Die jetzige Regierung kann es sich vom Stimmungsbild in der Bevölkerung nicht leisten, einem "Glücksritter" wie Ehlerding weitere (Bahn-)Wohnungen zu Schnäppchenpreisen zu überlassen. Das in den letzten Jahren sauber polierte Image der WCM hat im öffentlichen Bild einen tiefe Kratzer bekommen. Konnte die WCM bislang mit ihrem erwiesenen Know-how in der Bewirtschaftung ehemals gemeinnütziger Wohnungsbestände gegen Bieterkonkurrenten ins Feld ziehen, hängt dem Unternehmen jetzt ein kaum mehr zu beseitigender Malus an. Da mittlerweile auch die lange Zeit verborgene Verbindung von WCM zu RSE offengelegt ist, scheidet jetzt auch die Möglichkeit, Gebote indirekt über die RSE zu lancieren, aus.
Kurzfristig muss zudem beobachtet werden, ob und in welchem Umfang sich Journalisten auf die WCM "einschießen". Die WCM bietet insofern reichlich Angriffsfläche, als dem Berufsspekulanten Karl Ehlerding mit Leichtigkeit das Image eines Finanzhais anzuhängen ist. Das Wort vom milliardenschweren Glücksritter und Hasardeur, welcher die Politik nach seiner Facon zu bestimmen versucht und darin auch noch Erfolg hat, ist in der gegenwärtigen Stimmung von Politik und Bevölkerung gut an den Mann zu bringen. Außerdem sehen wir die Gefahr, dass von früheren "Freunden und Geschäftspartnern" die mittlerweile angestaubte, nicht immer hasenreine Ehlerding-Biographie unter der Ladentheke hervorgeholt wird. Es könnten noch alte Rechungen von Leuten offen sein, die einmal über die Klinge des Karl Ehlerding gesprungen sind. Beispielsweise könnte die Verwicklung Ehlerdings in die Großpleite der VA Vermögensverwaltung AG (Gronau/Westfalen) in den achtziger Jahren aus der Mottenkiste geholt werden. Wir würden ein solches Vorgehen zwar sachlich für ungerechtfertigt halten, auszuschließen ist eine solche Form der schlechten Presse in der jetzigen Form jedoch nicht. Da bekanntlich immer etwas hängen bleibt, wenn mit Schmutz geworfen wird, wäre eine anhaltende Berichterstattung überaus schädlich für das Unternehmen. Die denkbaren Auswirkungen einer solchen Imagekrise lassen sich beispielhaft an der Berliner Effektengesellschaft aufzeigen, wo der Großaktionär Holger Timm auch lange nach Einstellung der Ermittlungen immer wieder mit dem vermeintlichen "Fall Prior" negativ in Verbindung gebracht wird.
Trotz der schlechten Presse konnte sich der Aktienkurs der WCM zuletzt auf hohem Niveau halten. Möglicherweise zieht der gesamte Vorgang ohne Auswirkungen auf den Kurs an der WCM vorbei. Wir raten dennoch jedem engagierten Anleger, den Aktienkurs und die Presseberichterstattung jetzt besonders genau im Auge zu behalten. Mehren sich die Anzeichen, dass die WCM noch tiefer in eine Imagekrise gezogen wird, muss in Erwägung gezogen werden, Engagements zumindest vorübergehend aufzulösen. Wir behalten die Entwicklung auf jeden Fall weiter für Sie unter Beobachtung.