Nach der Begrüßung stellte sich Herr Dieter Kirchmeier als neues Mitglied des Aufsichtsrats vor. Außer ihm war auch das dritte Mitglied des Aufsichtsrats, einer der Firmengründer, Dr. Kai K.O. Bär, anwesend. Nachdem Herr Clemm die gesetzlichen Vorschriften bekannt gegeben hatte, bat er Dr. Gaus ans Rednerpult.
Bericht des Vorstands
Herr Dr. Rainer Gaus unterteilte seine Rede in zwei Bereiche, zum einen die Vorstellung des Unternehmens und zum anderen die Erläuterung der Unternehmenstechnologie anhand von praktischen Beispielen.
Der Firmensitz befindet sich südöstlich von München, in Bruckmühl bei Rosenheim. Dort werden die Entwicklungen durchgeführt, eine Repräsentanz in Minneapolis (USA) und eine weitere in Südkorea vermarkten die Technologie in den jeweiligen Bereichen. Die Aktivitäten des Unternehmens konzentrieren sich auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Anwendungen unter Nutzung von Licht in der Prozesstechnik. Darunter sind industrielle Prozesse zu verstehen, bei denen getrocknet, vernetzt und erwärmt wird.
Die Technologie entstand als Spin-Off aus der Raumfahrtforschung und wurde von Herrn Dr. Bär und Herrn Dr. Gaus weiterentwickelt. AdPhos ist der einzige Anbieter dieser NIR-Technologie. Das Unternehmen ist damit derzeit in drei Kernbereichen tätig, nämlich Druck und Papier, Farben und Lacke sowie Kunststoffe. Es gibt allerdings keine Begrenzung auf diese drei Bereiche, insbesondere in den Segmenten Nanotechnologie, Lebensmittel, Halbleiter, Holzverarbeitung, Stahl und Biotechnologie sieht man seitens des Vorstands einen sehr großen Markt.
Die besagte Technologie entstand aus der Raumfahrtforschung, und dort aus dem Bereich, wo der Wiedereintritt eines Raumfahrzeugs in die Erdatmosphäre am Boden simuliert wurde. Der große Vorteil der NIR-Technologie ist, dass man sie bei nahezu allen thermischen Prozessen einsetzen kann. Einige Anwendungen lassen sich nur mit dieser Technologie umsetzen, dazu gehört u.a. die Pulverbeschichtung auf Kunststoffen. Weitere Anwendungen stellen eine sinnvolle Ergänzung zu Alternativtechnologien dar, so können z.B. UV-Lacksysteme vor der Vernetzung mit NIR getrocknet werden, oder man kann konventionelle Trocknungssysteme mit NIR beschleunigen.
Die Anwendungen dieser Technologie sind vielfältig, so Herr Dr. Gaus, beispielsweise kann im Bereich Druck und Papier bei großen Mailings mit Hilfe der Ink Jet-Technologie der Firma Scitex Digital Printing die Druckgeschwindigkeit auf 300m/min. erhöht werden, und das auch auf temperaturintensiven Substraten wie Etiketten oder Thermopapier.
Eine weitere Anwendung wurde zusammen mit dem größten Hersteller von Briefumschlagmaschinen entwickelt, der Winkler + Dünnebier. Die NIR-Technologie ermöglicht hier das vollfarbige Bedrucken von Briefumschlägen, und zwar mit einer Erhöhung der Druckgeschwindigkeit von 80 auf 240m/min.
Das nächste von Herrn Dr. Gaus vorgestellte Beispiel kam aus dem Bereich Farben und Lacke. Hier werden Kaltgasbehälter von Airbags lackiert. Zur Trocknung benötigt dieses Lacksystem konventionell eine Trocknungszeit von Minuten bei 140°C. Da der Airbagbehälter aber bereits mit einem Sprengsatz bestückt ist, darf er eine Temperatur von 120°C nicht überschreiten. Ohne NIR-Technologie war dieser Prozess also nicht realisierbar, und NIR ermöglicht eine Trocknungszeit von 2,7 Sekunden bei einer maximalen Temperatur von 60°C.
Ein weiteres Beispiel war die Imprägnierung von Fensterrahmen, bei der das Holz nur kurz erwärmt werden muss und daher ein Nachschleifen wegen temperaturbedingter Faseraufstellung entfällt.
Im Bereich Kunststoffe begann Herr Dr. Gaus mit einer Anwendung zur Herstellung von PET-Flaschen. Diese benötigen einen relativ aufwendigen Herstellungsprozess, der in zwei Stufen über eine so genannte Preform erfolgt, die in Spritzgusstechnik hergestellt wird. Die NIR-Technologie konnte die Aufwärmung dieser Preform von 20 auf 5 Sekunden verkürzen.
Ein weiteres Beispiel ist die Behandlung von Folien, die auf den hinteren Stoßfängern von VW-Kombi-Modellen angebracht werden. Dieses System wird von VW bei den Zulieferern vorgeschrieben.
Zum Schluss seiner Ausführungen ging Herr Dr. Gaus auf die drei Kernbereiche ein und stellte die Marktchancen dar. Im Bereich Druck und Papier fokussiert man bei AdPhos die Bereiche Digitaldruck, Offset-/Flexodruck und Computer Ink Jet-Druck.
Im Segment Farben und Lacke ist der Übergang vom Lösemittellack zum Wasserlack die große Chance für das Unternehmen. Der Gesamtmarkt Kunststoffe hat ebenfalls ein großes Volumen. Ein wachsender Bereich hieraus sind die Klebstoffe, auf die man sich bei AdPhos neben PET konzentriert.
Die massive konjunkturelle Abkühlung der internationalen Märkte, so Herr Frank Tom Schoeck, hat die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft deutlich beeinträchtigt. Die im Mai vorgenommene Umsatzreduktion hat die Aktie bis zum heutigen Tag unter starkem Druck gehalten. Trotz allem sind nach wie vor bedeutende institutionelle Anleger investiert.
Im Weiteren ging Herr Schoeck kurz auf die Unterschiede zwischen der Bilanzierung nach IAS und HGB ein, vor allem auf die außerordentlichen Aufwendungen in Höhe von 8,7 Mio. DM, die mit dem Börsengang im letzten Jahr entstanden sind, die bei einer Bilanzierung nach IAS nicht ausgewiesen werden.
Einige Meilensteine des Jahres 2000 waren im Bereich Druck die erfolgreiche Präsentation der Tetraflex-Familie auf der Düsseldorfer Druckmesse DRUPA zusammen mit der Firma Winkler + Dünnebier, die bereits erste Systeme in den USA und Europa installiert hat.
Ein führender Hersteller von Dachziegeln verwendet die NIR-Technologie, um seine Produkte Wasser und Schmutz abweisend zu machen und damit eine längere Lebensdauer zu erreichen. Mit DuPont Performance Coatings konnte AdPhos einen exklusiven Lizenzvertrag im Bereich Pulverlacke abschließen, und mit dem Schweizer System- und Anlagenhersteller Soplar S.A. konnte ein langfristiger nicht-exklusiver Lizenz- und Liefervertrag im Bereich PET abgeschlossen werden.
Eingehend auf die Geschäftszahlen erwähnte Herr Schoeck, dass man die Umsatzerlöse in den Jahren 1998 bis 2000 kontinuierlich gesteigert hat. Nach IAS-Betrachtung konnte man sie im Jahr 2000 um 42 Prozent steigern. Beim EBIT konnte man trotz der erhöhten Abschreibungen und der im Zusammenhang mit dem Börsengang nicht abziehbaren Vorsteuer in Höhe von rund 4,5 Mio. Euro ein positives Ergebnis von 132.000 Euro erreichen.
Die liquiden Mittel betrugen am Ende des Geschäftsjahr 18,6 Mio. Euro, der Aktienbestand ist seit dem Börsengang unverändert, und im Rahmen eines Stock-Options-Programms für das Management und für leitende Mitarbeiter wurden bereits im Juli 2000 und im März 2001 erste Tranchen zugeteilt. Der Vorstand hat bis heute keine Aktienoptionen bezogen, und die Haltefrist für die bereits zugeteilten Optionen beträgt zwei Jahre, so dass, einen entsprechenden Aktienkurs vorausgesetzt, erstmals im nächsten Jahr Optionen ausgeübt werden könnten.
Im laufenden Geschäftjahr 2001 konnten die Umsatzerlöse im 1. Quartal auf 1,51 Mio. Euro gegenüber 1,16 Mio. Euro im Vergleichszeitraum gesteigert werden. Das EBIT lag mit minus 861.000 Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau.
Ausschlag gebend für die Ergebnissituation waren höhere Aufwendungen im Personalbereich, insbesondere durch eine Verstärkung im Vertrieb. Weiterhin fielen höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie für die laufende Lizenz- und Patentberatung an.
In einem kritischen Rückblick betrachtete Herr Dr. Gaus die Situation, dass die Entscheidungswege und Entwicklungsprozesse bei den meisten potenziellen Kunden aus der Großindustrie deutlich länger sind als zunächst angenommen. Die zu frühe Fokussierung auf das Lizenzgeschäft führte dazu, dass wichtige Entwicklungsvorhaben nicht mit der notwendigen Priorität angegangen wurden. Da die Vertriebskräfte zu früh auf das Lizenzgeschäft fokussiert wurden, konnten die Möglichkeiten der Entwicklungs- und Systemgeschäfte nicht mehr vollständig ausgeschöpft werden.
Man hat, so Herr Schoeck, daraus gelernt und die Unternehmensstrategie angepasst. Mit dem Hersteller von Drucksystemen Scitex Digital Printing strebt AdPhos eine weltweite Kooperation an, und mit Winkler + Dünnebier konnte man bereits ein laufendes Systemgeschäft aufbauen. Zudem wurde mit einem internationalen Fotopapierhersteller, dessen Name Herr Schoeck aus vertraglichen Gründen nicht nennen durfte, ein erster Prototyp erfolgreich getestet. Außerdem konnten noch mit weiteren Unternehmen konnten Lizenzgeschäfte und Entwicklungsvorhaben abgeschlossen werden.
Mit drei Schritten möchte man bei AdPhos alles daran setzen, um möglichst schnell wieder das in den letzten Jahren bewiesene Umsatzwachstum zu erreichen. Zum einen werden bestehende Projekte in der Systemphase weiterentwickelt. Des Weiteren sollen verstärkt zusätzliche Entwicklungsprojekte akquiriert werden, und als dritter Schritt soll der Aufbau eines Volumengeschäfts aus abgeschlossenen bzw. möglichen Lizenz- und Lieferverträgen intensiviert werden.
Zum Schluss seiner Rede bekräftigte Herr Schoeck, dass man die Aktie der AdPhos AG wieder zu einer lohnenden Investition machen wird. Man wird alles daran setzen, dass man wieder als profitables Unternehmen auf Wachstumskurs steuert, damit alle Aktionäre von einer erfolgreichen Entwicklung des Shareholder Value profitieren können.
Allgemeine Diskussion
Herr Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwähnte einführend den Aktienkurs, der von einem Emmisionspreis von 20 Euro auf 70 Euro gestiegen war und sich jetzt auf etwa 5 Euro befindet. Dann fragte er nach der Liquidität und nach dem Risikomanagement.
Der monatliche Finanz- und Liquiditätsbedarf beträgt etwa 200.000 Euro, und ein Risikofrüherkennungssystem ist installiert, das sämtliche betrieblichen Bereiche ständig analysiert. Dies ist ein permanenter Prozess, der auch ein monatliches Reporting beinhaltet. Die zum 31.3.2001 vorhandene Liquidität in Höhe von 17,5 Mio. Euro ist zum heutigen Tag praktisch unverändert, und diese Gelder sind bei deutschen Banken als kurzfristiges Festgeld angelegt.
Des Weiteren wollte Herr Jaeckel wissen, wie viele ordentliche Versammlungen der Aufsichtsrat durchgeführt hat, ob alle Mitglieder vollzählig anwesend waren und ob es Beraterverträge zwischen dem Unternehmen und Mitgliedern des Aufsichtsrat gibt. Es wurden, so die Antwort, je drei ordentliche Versammlungen in 2000 und 2001 durchgeführt, und es waren immer alle Mitglieder anwesend. Beraterverträge bestehen mit Herrn Dr. Bär im Bereich Technologie und mit Herrn Dr. Thomke, der allerdings nicht mehr im Aufsichtsrat tätig ist, im Bereich Strategieplanung. Die Verträge bestehen auf Projektbasis und sind so immer vom Vorstand bei Bedarf abrufbar.
Ein Katalog für zustimmungspflichtige Geschäft existiert für Maßnahmen, die über die gewöhnliche Geschäftstätigkeit hinausgehen. Im Geschäft mit den Lizenzen gibt es mittlerweile drei Verträge, wobei zwei exklusiv sind und zwei weltweit abgesichert sind. Alle drei unterliegen deutschem Recht, und zwei haben den Gerichtsstand München, und der andere wurde nach den Schiedsgerichtsklauseln abgeschlossen.
Ferner interessierte Herrn Jaeckel, ob der ehemalige Vorstandsvorsitzende John Heugle eine Abfindung bekommen hat, aber nicht deren Höhe. Diese Vergütung wurde in der Antwort des Vorstands als vernünftig und angemessen bezeichnet.
Die Mitarbeiterfluktuation ist sehr gering. Mit den meisten Wissenschaftlern arbeitet man bereits seit der Gründung des Unternehmens 1996 zusammen, und diese sind mit AdPhos stark verbunden. Zudem konnte man mit Herrn Marius Balger, der ehemals das Vertriebsgeschäft von MAN Roland in Südostasien und Australien leitete, einen starken Mann für das bisher etwas vernachlässigte Vertriebsgeschäft gewinnen.
Die Lock-up-Frist für die Altaktionäre endet mit dem 31.7.2001, aber keiner der beiden verbliebenen Vorstände hat die Absicht, sich von seinen Aktien zu trennen. Die Zahlungsmoral bei den Kunden sei gut, es drohen auch keine Wertberichtigungen. Die erhaltenen Fördergelder sind so genannte „verlorene Zuschüsse“, also Gelder, die nicht zurückbezahlt werden müssen.
In seinen abschließenden Worten betonte Herr Jaeckel, dass bis dato der endgültige Beweis eines tragenden Geschäftsmodells noch nicht erbracht wurde.
Als nächster Redner wollte Herr Wiese die Unterlagen des Unternehmens früher zugesandt bekommen. Er hatte sich allerdings nicht bei der AdPhos gemeldet, die aus Kostengründen nicht jedem Aktionär den Geschäftsbericht zusendet, sondern nur auf Anforderung. Zudem beklagte Herr Wiese das Fehlen einer Dividende, und er drohte mit dem Verkauf seiner Aktien, wenn in dieser Richtung nicht bald etwas geschieht.
Der Vorstand bedauerte dies zwar, gab aber zur Antwort, dass Gewinne, die das Unternehmen in Zukunft machen wird, erst einmal in den Ausbau des Geschäfts gesteckt werden. Diese Aussage wurde vom Rest der Aktionäre mit Beifall bedacht.
Ein weiterer Aktionär, der in eigener Sache sprach, war Herr Müller-Spanker. Dieser kritisierte die fehlende Vertriebsstruktur und den damit verbundenen schleppenden Absatz der Produkte. Der Vorstand erwiderte darauf, dass eine Technologie entwickelt wurde, die bis dahin nicht vorhanden war. Dadurch sei es schwierig, diese bei den großen Unternehmen einzuführen, da Vieles in deren Produktionsabläufen geändert werden muss.
Dazu gehört auch noch die Schaffung einer Vertrauensbasis, dass das auch alles wirklich reibungslos funktioniert. Man ist aber mittlerweile auf dem besten Weg, dass der Vertrieb optimal funktioniert und damit der Absatz der Produkte gesteigert wird.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von 64,77 Prozent (4.210.342 von 6.500.000 Aktien) wurden Vorstand und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit entlastet (TOP 2 und TOP 3). Auch bei den Satzungsänderungen unter TOP 4 (die Gesellschaft darf andere Unternehmen gründen, übernehmen oder sich beteiligen und Änderung der Teilnahmeberechtigung an Hauptversammlungen sowie der Hinterlegungsfrist der Aktien) gab es nur wenige Neinstimmen und Enthaltungen ebenso wie bei der Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5), der die KPMG Dr. Schmitt und Partner GmbH, München.
Fazit und eigene Meinung
Mit dem neuen Vertriebsdirektor Marius Balger konnte ein Mann gewonnnen werden, der im Bereich Druck viele Beziehungen hat, die dem Unternehmen große Absatzmärkte eröffnen können. Die Produktpalette stimmt, die Technologie ist noch einmalig, und man hat einen großen Wissensvorsprung vor den Mitbewerbern. Mit 30 angemeldeten Patenten im Jahr 2000 und der ständigen Entwicklungsarbeit wird das Unternehmen einen erfolgreichen Weg gehen können. Kurssprünge sind noch nicht zu erwarten, aber wenn es dem Unternehmen gelingt, wirklich aus den gemachten Fehlern zu lernen, könnte aus AdPhos eines der positiven Unternehmen des Neuen Markts werden.
Ein großes Lob gebührt der Durchführung und Organisation der Hauptversammlung durch die Carrot AG aus Köln, denn die Veranstaltung wurde sehr professionell und effizient organisiert.
Kontaktadresse
Advanced Photonics Technologies AG
Bruckmühler Straße 27
83052 Bruckmühl-Heufeld
Tel.: 08061 / 395 - 0
Fax: 08061 7 395 - 110
Email: [email protected]
Internet: http://www.adphos.com/
Investor Relations
Frank Tom Schoeck
Tel.: 08061 / 395 - 100
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