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Neuemission Evotec Biosystems - Eine Menge guter Ideen vorweisen kann der Neuling
Eine Menge guter Ideen vorweisen kann der Neuling am Neuen Markt: mit mehr als 50 Patenten hat das Biotech-Unternehmen bereits eine solide Basis für künftige Ertragsquellen geschaffen, ein Potential, an dem Großkonzernen wie Novartis, Smithkline Beecham und Pfizer durch ihre Partnerschaften ebenfalls teilhaben möchten; letztere sind am Unternehmen überdies direkt beteiligt.

Die guten Kontakte des Unternehmens können kaum verwundern, schließlich gehörten zwei der Gründer von Evotec schon zu den Pionieren beim Biotech-Vorzeigeunternehmen Qiagen, mit Professor Dr. Eigen ist sogar ein Nobelpreisträger im 200köpfigen Team des Unternehmens vertreten. Nachdem der Börsengang vor einigen Wochen aufgrund der Herbststürme abgeblasen wurde, scheinen die Anleger nun für diese „optischen Reize“ empfänglicher zu sein.

Basis des Erfolgs von Evotec ist das selbst entwickelte Screening-Verfahren, mit dessen Hilfe mögliche Wirkstoff-Moleküle sehr viel schneller ausgesondert werden können, was zu erheblich beschleunigten Entwicklungen von neuen Medikamenten führt. Erste Erfolge meldete das Unternehmen bei Alzheimer, auch in die Krebsforschung und neue Antibiotika wird Geld investiert.

Schwierigkeiten für den Börsenneuling kommen derzeit aus Patentstreitigkeiten mit BASF, die gegen zwei wichtige Schutzrechte Einspruch erhoben haben, was neben finanziellen Einbußen auch am guten Ruf kratzen könnte. Ein mögliches Hemmnis entsteht zudem aus der Vereinbarung mit Pfizer, innerhalb der nächsten drei Jahre die eigenen Screening-Maschinen nur in begrenzter Zahl an Konkurrenz-Unternehmen zu liefern. Im Gegenzug fließen Evotec Erlöse von 30 Mio. DM zu, die wieder in die Forschung gesteckt werden können.

Wie bei den meisten Unternehmen der Branche sind die Umsätze bislang noch eher bescheiden, für das laufende Jahr sollen es rund 10 Mio. Euro werden. Allerdings dürften in Zukunft erheblich attraktivere Verträge mit Pfizer & Co. möglich sein Ö als Vergleich könnten die rund 800 Mio. DM dienen, die Bayer dem Konkurrenten Millenium für dessen Forschung überweist, Evotec verfügt bislang „nur“ über rund 80 Mio. DM aus den bestehenden Partnerschaften.

Die angepeilten Umsätze von 36 bzw. 53 und 66 Mio. DM in den Jahren 2000 bis 2002 erscheinen vor diesem Hintergrund nicht unrealistisch, sind in Relation zur Bewertung mit rund 270 Mio. DM zur Emission jedoch nicht überragend. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein einziges erfolgreiches Patent schon Umsätze im dreistelligen Millionenbereich nach sich ziehen kann. Gewinne sind jedoch frühestens ab 2003 geplant, woraus sich schon zum Emissionskurs ein KGV von 40 errechnet.

Sehr erfreulich fällt die geringe Zahl von Aktien aus Altbesitz auf, die Gründer geben zur Emission gar keine Stücke ab. In Anbetracht der hohen Zahl an Patenten sollte - selbst im Falle einer Niederlage gegen Bayer - die Zukunft des Unternehmens positiv verlaufen. Die Zeichnung der Aktie ist darum empfehlenswert, langfristig orientierte Anleger können den Wert auch über die voraussichtlichen hohen Zeichnungsgewinne hinaus halten.

Grundsätzlich sollte aber jedem klar sein, dass aufgrund der schwierigen Vorhersage der zukünftigen Entwicklung starke Schwankungen an der Tagesordnung sein dürften; es wird kein Einzelfall sein, dass Erfolgs- oder Misserfolgsmeldungen den Kurs innerhalb kürzester Zeit in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen. Nervenschwache Anleger sollten darum besser ihre Zeichnungsgewinne mitnehmen.



Veröffentlichungsdatum: 07.11.1999 - 03:57
Redakteur: bf
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