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Jil Sander Update: Übernahme ja, Abfindung ne - Aktie weiterhin nur als HV-Eintrittskarte geeignet
In Ausgabe 5/99 hatten wir Sie auf die Unterbewertung der Jil Sander-Aktie aufmerksam gemacht, jedoch vorerst noch zum Abwarten geraten. Die Aktie ist seither zwar vorrübergehend von 270 Euro auf bis zu 350 Euro gestiegen, nachdem das italienische Modehaus Prada die Mehrheit der nicht börsennotierten Stammaktien übernommen hat.

Zwischen dem Übernahmepreis der Stammaktien und dem Börsenkurs der Vorzugsaktien liegt eine ungewöhnlich große Differenz. Während Sie die Vorzugsaktien derzeit wieder zu 270 Euro erwerben können, erhielt Großaktionärin Jil Sander von Prada einen Preis von über 800 Euro je Stammaktie!

Ein Grund, um auf eine Abfindung des Streubesitz zu höheren Kursen zu spekulieren? Wir meinen nein. Die Prada-Gruppe, der in Modekreisen derzeit nachgesagt wird, für Übernahmen völlig überhöhte Preise zu zahlen, würde eher noch weitere Stammaktien aus dem Bestand von Jil Sander erwerben, als die nicht stimmberechtigten Vorzugsaktionäre abzufinden. Zudem ist Jil Sander dafür bekannt, unter „Shareholder-Value“ lediglich die Verteilung kostenloser Parfumfläschchen anlässlich der Hauptversammlung zu verstehen. Ein Einsetzen der Unternehmensleitung für die Belange des Streubesitzes ist nach unserer Einschätzung nicht zu erwarten, so, wie dies in der Vergangenheit auch nie der Fall war. Die Jil Sander-Aktie, die 1989 an die Börse ging und ihren Emissionskurs seither nur kurze Zeit wiedergesehen hat, eignet sich somit auch zukünftig lediglich als Eintrittskarte für die stilvolle Hauptversammlung im Hamburger Atlantic Hotel.



Veröffentlichungsdatum: 04.11.1999 - 00:32
Redakteur: Apollo-Verlag
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