Diese profitierten in ganz erheblichem Maße von der Publikumswirksamkeit des Börsengangs und konnte sich beim Umsatz als Nummer 2 hinter amazon.de etablieren, buch.de rangiert hier derzeit nur auf Platz 4. Die Kursentwicklung war hingegen alles andere als erfreulich, hier hat der Schnellschuss doch Spuren hinterlassen. Wurden in den ersten Handelsminuten noch fast 100 Euro für die Papiere bezahlt, notiert buecher.de nach einer Abwärtsrallye in atemberaubenden Tempo nun seit einiger Zeit im Bereich von 20-25 Euro und somit in der Nähe des Ausgabepreises, der mit 19 Euro festgelegt worden war.
Sehr zum Entsetzen vieler privater Altaktionäre wurde bei buch.de nun der Ausgabepreis recht niedrig angesetzt (Bookbuilding-Spanne 8-10 Euro), um eben ein Kursdebakel wie beim Konkurrenten zu verhindern; allerdings gilt auch hier die übliche sechsmonatige Sperrfrist, die der Kurs zunächst einmal unbeschadet überstehen sollte.
Was spricht nun also für die Aktie von buch.de im Vergleich zur Konkurrenz? Da wäre zuerst einmal der Bekanntheitsgrad. Hier rangieren die Ibbenbührener hinter Amazon auf Platz 2 und die Domain buch.de ist zweifelsohne die naheliegenste erste Anlaufadresse für Neulinge im Netz, wenn sie ein Buch bestellen wollen. Der Konkurrenz voraus ist man auch mit einer der größten deutschen Buch-Datenbanken und einer sehr schnellen Suchmaschine, von deren Qualität man sich unter www.buch.de überzeugen kann.
Wichtigster Punkt ist aber ganz klar die Kooperation mit der Buchhandelskette Phönix-Montanus, einer Tochter der Parfümerie-Kette Douglas. Hier profitiert die Gesellschaft von der starken Einkaufsposition des Partners, besonders hinsichtlich einer möglichen Abschaffung der Buchpreisbindung. Des weiteren hat man sich durch eine Kooperation mit B.O.N.D., einem der führenden Anbieter für Bibliothekensoftware, auch den Zugang zu diesem lukrativen Markt gesichert. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen für die Expansion ins Ausland (buch.de ist übrigens im Besitz von mehr als 300 registrierten Domains) und die Erweiterung des Online-Angebots auf CDs, DVDs und andere Produkte verwendet werden.
Was die Probleme betrifft, so sind diese bei buch.de dieselben wie bei den diversen anderen Online-Buchhändlern: die Margen sind gering und in keinster Weise vergleichbar mit denen im herkömmlichen Buchhandel. Die Chance liegt hier zweifelsohne in Kooperationen mit Verlagen nach einer immer noch nicht absehbaren Aufhebung der Buchpreisbindung. Aktuell sieht jedenfalls nicht so aus, als werde es einfach sein, die im Geschäftsplan prognostizierten Renditen in den nächsten Jahren auch tatsächlich zu erreichen.
Im laufenden Jahr will buch.de über 5 Mio. DM umsetzen, im kommenden Jahr den Umsatz auf 11 Mio. verdoppeln und in 2001 die 30-Mio.-Marke erreichen. Die Gewinnschwelle wird jedoch auch dann noch nicht erreicht werden, sie soll bei etwa 40 bis 50 Mio. DM liegen und dürfte somit erst in 2002 überschritten werden; dann sollen insgesamt 70 Mio. DM als Umsatz in den Büchern stehen. Eine Bewertung ist somit ausschließlich auf Basis der erwarteten Umsätze möglich und entsprechenden Risiken unterworfen.
Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Zahlen zum Börsengang. Auf Basis eines Ausgabepreises an der oberen Bookbuildingspanne bei 10 Euro (wovon auszugehen ist), ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 80 Mio. Euro. Der Konkurrent buecher.de wird aktuell mit 190 Mio. Euro bewertet, allerdings bei einem um mehr als das Doppelte höheren geplanten 2001er-Umsatz. Eine Zeichnung kann spekulativen Anlegern somit empfohlen werden; zwar liegen die Graumarktkurse nur ca. 20 % über dem zu erwartenden Ausgabepreis, aber hier ist wohl durchaus noch etwas Luft nach oben.
Aufgrund der interessanten Kooperationen könnte ein Engagement lohnend sein, es sollte aber berücksichtigt werden, dass die Aktie schon beim Börsengang mit mehr als dem 5fachen des Umsatzes in 2001 nicht mehr billig ist. Grundsätzlich wird wichtig sein, inwieweit buch.de den Vorsprung der Konkurrenten buecher.de und des Marktführers Amazon.de aufholen kann. Der verspätete Börsenstart könnte hier jedoch einen entscheidenden Nachteil bedeuten, so dass Vorsicht angebracht ist.
Hinweis: der Autor besitzt Aktien von buch.de