1.) Die DAB im Profil
Aufmerksam wurde ich auf die DAB durch ihre seinerzeit unschlagbar günstigen Konditionen. Ein Angebot, das man nicht ausschlagen konnte, keine Konto- oder Depotgebühren und nur 9 Mark Mindestspesen bei Transaktionen. Und das Wichtigste für "heavy trader": das Setzen, Streichen oder Ändern von Limits war ebenfalls gratis. Also keinerlei fixe Kosten, nur die Transaktionsgebühren, eine tolle Sache.
Doch wie so viele Dinge gab es auch hier einen nicht unerheblichen Haken. Da die DAB nicht wie die meisten anderen Online-Broker mit der "Twister"-Software von Brokat arbeitet, sondern mit Heyde-Software, war einiges anders als bei der Konkurrenz und das wahrlich nicht zum Vorteil des Kunden. Intraday-Handel war überhaupt nicht möglich und Orderstreichungen konnten nur innerhalb von 90 Minuten frühmorgens vor Börsenbeginn durchgeführt werden. Kurz gesagt, man konnte nur als Langfristanleger brauchbar mit der DAB arbeiten.
Nun, diese vorsintflutlichen Bedingungen gehören ja mittlerweile Gott sei Dank der Vergangenheit an, auch wenn die DAB-Kunden der ersten Stunden sich mit Entsetzen daran zurückerinnern werden. Mittlerweile hat sich einiges getan bei der DAB.
Der "Sekundenhandel" wurde eingeführt, somit war über den Makler "Lang & Schwarz" der Handel mit den NM-Werten und den Neuemissionen im vorbörslichen Handel von 8 Uhr bis 22 Uhr möglich, und auch Intraday-Trader kamen so zu ihrem Recht. Auch die Software für den "normalen" Börsenhandel wurde vor kurzem endlich verbessert, und so hat man nun bei der DAB auch alle die Möglichkeiten, die bei der comdirect oder Consors längst zum Standard gehören.
Bedauerlicherweise wurden auch die Transaktionsgebühren auf das Niveau der Konkurrenz erhöht, in dem Punkt nehmen sich DAB, comdirect und Consors nun nicht mehr viel. Aber da die Konkurrenten weiterhin für online aufgegebene Limits mehr (Consors) oder weniger (comdirect) oft die 5-Markstücke einsammeln, hat derzeit die DAB die Nase erstmals vorne.
2.) Consors im Profil
Wer erinnert sich nicht an die legendären ersten Tage des Online-Brokings bei Consors. Wollen wir lieber den Mantel des Schweigens über die unzähligen Kinderkrankheiten der Online-Handelsplattform von Consors legen und besser den Status quo betrachten.
Das System läuft jetzt bereits seit einiger Zeit recht stabil und es ist auch ein funktionierender Intraday-Handel problemlos möglich. Was bei Consors auffällt ist die durchaus amüsante Gebührenpolitik. Kaum ins Gewicht fallend, aber dennoch für eine Internet-Bank sehr kurios: monatlich wird eine "Kontoführungsgebühr" von einer DM einkassiert.
Mehr als kurios: Der Kunde muss das Porto für die Zusendung der Kontoauszüge selbst bezahlen - macht 3,30 DM "Porto/Auszugsgebühr". Aber mit den "kleinen Beträgen" hat man es bei den Nürnbergern ohnehin: im Einsammeln von Fünfmarkstücken für Limits, die nicht sofort ausgeführt werden, für Streichung eines Limits, für Änderung, etc. sind die Banker um Karl-Matthäus Schmidt die ungekrönten Weltmeister. Das sind freilich alles nur "Peanuts", angesichts der aggressiven Werbung des Hauses darf man hier aber schon mal bei der vielbeschworenen "Philosophie" des Unternehmens nachhaken.
Ich denke, der verschärfte Wettbewerb wird bald dafür sorgen, dass die "Limitgebühren" auch bei der Comdirect Bank und Consors der Vergangenheit angehören werden. Ein weiteres großes Ärgernis wartet auch noch auf Beseitigung durch den "innovativsten" unter den deutschen Online-Brokern, der Orderzusatz "fill or kill", der festlegt, dass die Order nicht gesplittet werden darf, wird von den Kunden weiterhin sehnlichst erhofft. Mal sehen, wer hier als erster die Initiative ergreift.
3.) Zahlen
Consors
Marktkapitalisierung (in Euro): 2,473 Mrd. Euro
Kundendepots: 136.885*)
Verwaltetes Kundenvermögen*): 4,10 Mrd. Euro
Transaktionen*): 3.075.849
DAB
Marktkapitalisierung: 0,706 Mrd. Euro
Kundendepots: 120.000**)
Verwaltetes Kundenvermögen*): 4,70 Mrd. Euro
Transaktionen*): 884.000
*) Stand 30.06.99
**) Stand 31.10.99
Neue Zahlen zu den Kundendepots von Consors kommen am 15.11.99; die Marktkapitalisierung beruht auf dem Consors-Kurs vom 5.11.99 bzw. der oberen Ende der Bookbuilding-Spanne der DAB mit 12,50 Euro.
Ergebnis 1.HJ 1999 /1999 (e) / 2000 (e) / 2001 (e) / 2002 (e)
Consors: 0,16 Euro/0,35 Euro/0,55 Euro/1,05 Euro/k.A.
Diraba: 0,11 Euro/-0,07 Euro/0,03 Euro/0,20 Euro/0,52 Euro
Die angegebenen Zahlen sind Mittelwerte verschiedener Banken- und Analysten-Schätzungen
4.) Fazit
Consors liegt vorne, die DAB holt auf. Aus den Zahlen geht klar hervor, dass Consors die "heavy trader" an Bord hat, während bei der DAB die Großkunden mit den dicken Depots anzusiedeln sind. Aufgrund der niedrigeren Spesen und Gebühren sind die Münchener derzeit freilich weniger profitabler, aber wie oben angekündigt, diese Einnahmen aus der "Limitbesteuerung" werden auch bei Consors bald der Vergangenheit angehören.
Was die Zeichnung der DAB-Aktien angeht, so sollte den Anlegern hier durchaus ein größerer Gewinn winken. Ein Ausgabepreis von 12,50 Euro ist absolut fair, man war hier scheinbar sehr vorsichtig, um auf jeden Fall ein Szenario wie bei Entrium zu vermeiden. Aufgrund des aktuellen Vorsprungs von Consors, besonders auch bei der Zahl der abgewickelten Wertpapiertransaktionen, muss man den Nürnbergern eine höhere Marktkapitalisierung zubilligen.
Als fairen Wert für die Marktkapitalisierung bei der DAB würde ich die Hälfte der Consors-Bewertung sehen. Dies entspräche dann einem Börsenkurs von 21,90 Euro. Ob dieser Wert bereits an den ersten Handelstagen erreicht werden kann, hängt sicherlich auch sehr stark vom Marktumfeld ab. Allgemein lässt sich sagen, dass Onlinebrokerage zweifellos eine Wachstumsbranche par excellence ist.
5.) Analystenmeinungen
Hoppenstedt, Platow, Going Public, Wirtschaftswoche, Euro am Sonntag, Neuer Markt Inside, Börse Online etc., fast alle namhaften deutschen Analysten und Börsenpublikationen raten zur Zeichnung der DAB-Aktie. Interessantes Detail am Rande: einige Analysten gingen bei ihrer Einschätzung noch von einer Bookbuilding-Spanne von 14-17 oder gar 14-19 Euro aus. Hier zeigt sich, dass die Börsenturbulenzen genau zum Termin der Festlegung der Emissionsspanne einen Glücksfall für die Anleger bedeuteten.
Bonmot zum Schluss: Fast alle Analysten empfehlen die Zeichnung - Egbert Prior hält die DAB-Aktie für uninteressant. Hierzu möchte ich lediglich anmerken, dass der Börsenguru der späten 90er Jahre die Consors-Aktie zu einem Kaufkurs von über 90 Euro in seinem Musterdepot hält. Letzter Consors-Kurs: 56,50 Euro.