Neben dem Notar und einem (!) Aufsichtsrat waren Herr Beckmann, auf der letzten HV zurück getretener Vorstand, sowie sechs weitere Aktionäre bzw. Aktionärsvertreter und schließlich auch Anja Ella Plugge als Vertreterin für GSC Research auf der Versammlung vertreten, um ausführlich zu berichten.
Bericht des Vorstands und Diskussion
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Dr. Gernot Wolfram, war nicht anwesend, so eröffnete Herr Prof. Dr. Bücking die Hauptversammlung. Noch bevor in die Behandlung der Tagesordnungspunkte eingetreten werden konnte, begann eine längere Diskussion darüber, ob diese Hauptversammlung überhaupt ordnungsgemäß einberufen worden ist.
Auslöser der Diskussion war das einzige anwesende Aufsichtsratmitglied, Herr Prof. Dr. Bücking. Dieser merkte an, dass die Einladung der Hauptversammlung durch den Vorstand erfolgen müsste, Herr Beckmann sei jedoch während der letzten Hauptversammlung (siehe auch den HV-Bericht von GSC Research) zurückgetreten, und der zweite Vorstand, Herr Tropper, sei während seiner Amtszeit nicht ein einziges mal in Erscheinung getreten.
Somit halte er es für nicht wahrscheinlich, dass dieser die Hauptversammlung einberufen habe. Auch könne er den Widerruf von der schriftlichen Erklärung des Rücktritts als Vorstand von Herrn Beckmann, den dieser mit einem Schreiben vom 18.04.2001 zurücknahm, nicht akzeptieren, da der Vorstand nun mal von dem Aufsichtrat ernannt werden müsse: zudem könne eine Willenserklärung nicht rückwirkend aufgehoben werden.
Er führte weiter aus, dass Herr Dirk-Peter Becker, welcher bei der letzten HV zum Mitglied des Aufsichtsrates gewählt wurde, mit einem Schreiben vom 09.04.2001 seine Wahl abgelehnt habe. Ein weiteres gerichtlich bestelltes Aufsichtsratmitglied sei beantragt, aber noch nicht umgesetzt, da der Richter sich in Urlaub befindet. Der Aufsichtsrat war somit seit der letzten HV nicht beschlussfähig.
Wie sich im Laufe einer wenig geordneten Diskussion ergab, ist deshalb Tatsache, dass Herr Beckmann nicht aus dem Handelsregister ausgetragen wurde. Herr Marzischewski betonte, dass er laut Aktiengesetz solange eine HV einberufen könne, wie die Austragung nicht erfolgt sei. Herr Beckmann wiederum behauptete, die Versammlung sei durch den - nicht anwesenden - zweiten Vorstand, Herrn Tropper, einberufen worden.
Herr Prof. Dr. Bücking blieb weiterhin bei seiner Auffassung, dass Herr Beckmann nicht mehr Vorstand der Gesellschaft sei und damit auch keine HV einberufen könne; mangels Beweisen dafür, dass die HV nicht durch Herrn Tropper einberufen wurde, wurde die Veranstaltung dennoch fortgesetzt. In Anbetracht der gesamten Situation wurde jedoch Herr Beckmann aufgefordert, den Rednertisch zu verlassen; dieser Aufforderung kam Herr Beckmann umgehend nach.
Herr Marzischewki fragte, was der Aufsichtsrat unternommen hat, als er feststelle, das der zweite Vorstand nicht tätig ist. Herr Prof. Dr. Bücking antwortete, er selbst sei erst seit Oktober 2000 Mitglied des Aufsichtsrats. In dieser Zeit habe er stets nur mit Herrn Beckmann als Vorstandsvertreter Kontakt gehabt. Es seien Briefe an den Vorstand gesandt worden, dass das Amtsgericht eingeschaltet wurde, bisher konnte jedoch nichts Konkretes unternommen werden, da der AR nicht beschlussfähig war, worauf Herr Mazischewki die Situation als reinstes Chaos bezeichnete.
Herr Prof. Dr. Bücking führte aus, dass er in keiner Wiese über die Aktivitäten des Vorstandes oder des operativen Geschäftes informiert war, dass bei den Aufsichtratsitzungen stets nur Herr Beckman zugegen gewesen ist und er keinen Kontakt zu Herrn Tropper hatte und dass der Aufsichtratsvorsitzende mehrfach an den Vorstand geschrieben habe, seines Wissens aber nie eine Reaktion erfolgte. Auf die Frage von Herrn Mazischewki, ob diese Schreiben einzusehen sind, erklärte Herr Bücking, diese lägen leider nur dem Aufsichtsratvorsitzenden vor und seine Durchschriften seien nur elektronisch vorhanden.
Zum Ende kam man überein, dass nicht klar ist, ob Herr Beckmann nun Vorstand ist oder nicht, aber da er noch im Handelsregister als Vorstand eingetragen ist und der eingetragene Vorstand berechtigt ist, eine Hauptversammlung einzuberufen, zumal man nicht sicher sein konnte, ob der zweite Vorstand, Herr Tropper, nicht doch diese HV einberufen hat, wurde die HV als rechtmäßig einberufen erklärt.
Einen Bericht des Vorstandes gab es somit aufgrund der Abwesenheit von Herrn Tropper nicht; Herr Beckmann erklärte aber, er stünde für Fragen zur Verfügung, und ließ zu Protokoll geben, dass der Aufsichtsrat versucht habe, die Versammlung wegen nicht ordnungsgemäßer Einberufung zu boykottieren.
Herr Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, wies darauf hin, dass auf der letzten HV ausgeführt wurde, es müsse eine Verlustübernahme von 750.000 Euro gegenüber der Tochter Future Securities erfolgen, da diese sonst insolvent sei, weshalb man den Bilanzansatz bei der Future Holding nicht mehr halten könne, was auch deren Konkurs zur Folge hätte. Nachdem die Verlustübernahme vom Aufsichtsrat abgelehnt wurde und Future Securities zwischenzeitlich Insolvenzantrag gestellt hat, wollte er von Herrn Prof. Dr. Bücking wissen, ob dieser den Vorstand schriftlich dazu aufgefordert hat, einen Insolvenzantrag für die Future Holding zu stellen.
Herr Bücking antwortete, dass man den Vorstand schon seit längerer Zeit dazu aufgefordere, die Situation offen darzulegen, eine Antwort sei der Vorstand bis heute schuldig gebliebe. Herr Beckmann erklärte, das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred) habe nach Erhalt der Informationen über den Insolvenzantrag der Future Securities ein Moratorium erlassen und verfügt, dass der Insolvenzantrag zurück gezogen wird, da ein solcher bei Unternehmen, die dem BAKred unterstehen, nur durch das BAKred gestellt werden dürfe.
Abstimmungen
Wie schon im Bundesanzeiger gemeldet, wurden die Aktionäre von Herrn Beckmann darüber informiert, dass sein Verkauf der Aktien an die ICB Industrie Capital Beteiligungsgesellschaft mbH aus Düsseldorf (Eigentümer Herr Möller, Vorstand der RheinGrundCapital AG; Näheres dazu siehe HV-Bericht RGC) rückabgewickelt wurde und die so frei gewordenen Stücke von einem ausländischen Investor, der österreichischen Future Invest AG, übernommen worden sind, welche nun Mehrheitsaktionär sei. Herr Beckmann erklärte, die Future Invest AG sei in einem ähnlichen Geschäftsfeld wie die Future Holding tätig.
Als erster Tagesordnungspunkt stand die Abwahl des kompletten alten Aufsichtrates sowie die Wahl eines vom Großaktionär initiierten neuen Aufsichtsrates an (künftig haben wieder die Aktionäre das Sagen). Zunächst wurde versucht die Präsenz festzustellen, was nach einigen Anläufen endlich gelang; präsent waren 352.587 Stimmen. Im Anschluss daran einigte man sich auf das Subtraktionsverfahren.
Zunächst wurde sodann über den Tagesordnungspunktes 1 abgestimmt, die Wahl eines neuen Aufsichtrates. Laut Tagesordnung wurden vorgeschlagen Herr Dr. Gernot Wolfram (bisheriger Vorsitzender), Frau Maria Pfeiffer (Mama Beckmann) sowie Frau Inka Asolli. Zu letzterer fragte Herr Schob, ob diese bei Future Securities angestellt ist, der Name komme ihm bekannt vor. Auf Gebot von Herrn Marzischewski äußerte sich Frau Asolli hierzu nicht.
Herr Schrade wollte zu den vorgeschlagenen Damen wissen, welche Qualifikationen für eine Tätigkeit im Aufsichtsrat der mit viel gutem Willen als sanierungsbedürftig, realistisch eher als schrottreif zu bezeichnenden Future Holding AG mitbrächten. Außerdem erfragte er verwandtschaftliche Beziehungen von Herrn Beckmann und Frau Pfeiffer und nannte die Beziehung (Mutter-Sohn) schließlich selbst, nachdem Herr Beckmann sich nur ausweichend äußerte.
Frau Asolli erklärte zur Frage nach ihrer Person, sie sei 25 Jahre alt, als Kauffrau ausgebildet und im Bürowesen erfahren. Die nochmalige Nachfrage, ob sie diese Tätigkeit in der Future Securities bzw. in der Future-Gruppe ausgeübt habe, wurde weiterhin nur mit Schweigen beantwortet. Herr Beckmann antwortete stellvertretend für seine nicht anwesende Mutter, diese sei ebenfalls Kauffrau, aber schon früher im Aufsichtsrat der Gesellschaft gewesen, als es dem Unternehmen noch nicht so schlecht ging, und auch im Aufsichtsrat der Future Invest AG.
Für die Abwahl des verbliebenen bisherigen Aufsichtrates, bestehend aus Herrn Prof. Dr. Bücking sowie Herrn Dr. Gernot Wolfram (Vorsitzender), stimmten nach der versehentlich vorgezogenen Wahl des ersten Aufsichtsrates, die anschließend nochmals durchgeführt wurde, 346.187 Aktien bei 6.400 Gegenstimmen. Nach der Abwahl des Aufsichtsrates verließ Herr Prof. Dr. Bücking umgehend den Saal.
Nun musste gemäß Aktiengesetz ein neuer Versammlungsleiter gewählt werden, wobei diese Wahl vom ältesten Teilnehmer der HV geleitet werden sollte. Der anwesende Notar als optisch ältester Teilnehmer erklärte, dass seine Person davon ausgenommen sei. Eine entsprechende Umfrage unter den wenigen verbleibenden Anwesenden ergab, dass Anja Ella Plugge, für GSC Research anwesende Autorin dieses Berichts, älteste Person im Raume war und somit die Wahl zum Versammlungsleiter zu leiten hatte (Anmerkung: der Altersdurchschnitt der Versammlung lag sehr niedrig).
Frau Plugge von GSC Research übernahm als ältester Teilnehmer im Saal daher den Vorsitz für die Wahl des neuen Versammlungsleiters und fragte nach Vorschlägen. Herr Mazischewski schlug dafür als erstes Herrn Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, vor. Nachdem dieser dankend ablehnte, wurde Herr Röttler (Aufsichtsrat bei der SOFTEV AG, einer Mehrheitsbeteiligung der Future Holding) ohne Gegenstimmen zum Versammlungsleiter gewählt.
Zu Herrn Dr. Gernot Wolfram hatte Herr Prof. Dr. Bücking bereits vor seinem Verschwinden angemerkt, dieser habe von der HV erst erfahren, als er die Tagesordnung im Internet entdeckte und Herrn Wolfram informierte, worauf er schon vor der HV erklärt hatte, nicht mehr für ein Aufsichtsratsmandat zur Verfügung zu stehen. In der anschließenden Wahl stimmte Frau Asolli als Vertreterin der Future Invest AG mit 286.148 Stimmen gegen die Wahl, bei 48.461 Stimmenthaltungen seitens Herrn Mazischewski und 17.683 Ja-Stimmen.
Somit musste ein alternativer Vorschlag für das dritte Aufsichtsratsmitglied gemacht werden. Herr Marzischewski fragte dazu Herrn Schrade, ob dieser als Aufsichtsrat zur Verfügung stehe, was dieser unter Hinweis auf die offensichtlichen Haftungsrisiken der Organe bei der Future Holding ablehnte. Frau Asolli schlug daraufhin den neben ihr sitzenden Herrn Stefan Marzischewski als Kandidaten vor.
Die anschließende Wahl von Frau Asolli und Frau Pfeiffer wurde mit jeweils 342.964 Ja-Stimmen bei 3.223 Enthaltungen sowie gegen 6.400 Neinstimmen beschlossen; die Wahl von Herrn Marzischewski erfolgt mit 294.503 Ja-Stimmen bei 51.684 Enthaltungen und 6.400 Gegenstimmen. Die beiden Anwesenden nahmen die Wahl an, Herr Beckmann erklärte stellvertretend für seine Mutter, dass diese ihre Zustimmung schon im voraus mündlich gegeben habe, die schriftliche Bestätigung werden kurzfristig folgen.
Zur unter TOP 2 vorgeschlagene Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen erklärte Herr Beckmann, es werde dafür ein Bezugsrecht geben; allerdings sei noch nicht klar, ob man diese kurzfristig oder erst später ausgeben werden, da ja auch Zinsen dafür anfallen. Weiter erklärte er, einige Aktionäre hätten schon Interesse an einer Investition bekundet.
Herr Röttler, der Versammlungsleiter, fragte darauf, ob da auch Consors dabei ist, was Herr Beckmann verneinte (Anmerkung: selbstverständlich ist Consors nicht Aktionär der Future Holding). Bei TOP 3 musste ein Jahr 2000 eingefügt werden; beschlossen werden sollte eine Satzungsänderung, welche eine Reduzierung der Aufsichtsratsvergütung bedeutete. Wie Herr Beckmann anmerkte, sei dies leider erst ab 2001 möglich.
Beide Tagesordnungspunkte wurden gegen 6.400 Stimmen beschlossen. Herr Schrade gab in Vertretung für einen Aktionär Widerspruch zu allen Tagesordnungspunkten zu Protokoll. Um 13.55 Uhr wurde die Versammlung geschlossen und zum Essen eingeladen - im Gegensatz zur letzten Versammlung auf Kosten der Gesellschaft.
Im Nachgang war noch zu erfahren, dass mit Consors eine Ratenrückzahlung des Kredits (ca. 2,8 Mio. DM) vereinbart wurde; auch soll das in der Bilanz stehende Mehrfamilienhaus ebenso wie die Future Securities AG verkauft werden. Für letztere gebe es Interesse seitens eines ausländischen Investors. Zudem überreichte Herr Beckmann einen Business-Plan, in dem das Konzept für eine Zukunft beschrieben war; konzentrieren will man sich künftig auf Venture Capital.
Fazit
Vor dem Hintergrund der nach wie vor völlig intransparenten Vermögenslage der Gesellschaft - unserer Auffassung nach handelt es sich bereits seit geraumer Zeit um eine Konkursverschleppung - und der auch nach Vorlage eines eher inhaltsarmen Business-Planes nicht minder zweifelhaften Perspektiven sowie der nunmehr wieder von Beckmann & Friends kontrollierten Mehrheit an der Future Holding AG raten wir von Engagements weiterhin strikt ab und befürchten über kurz oder lang den Totalverlust für engagierte Anleger.
Kontaktadresse
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