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HV-Bericht Cybermind AG - Fehler der Vergangenheit wurden aufgedeckt
Die Cybermind AG, Berlin, wurde 1993 gegründet und ist seitdem mehrfach umstrukturiert worden. Dies hatte ihr in der Vergangenheit negative Schlagzeilen eingebracht. Am 19. Juni 2001 fand im Stilwerk Forum Berlin die diesjährige Hauptversammlung des Unternehmens statt, auf der ca. 70 Aktionäre anwesend waren. Für GSC Research berichtet Hubert Schroedter.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Herr Holger Timm, eröffnete die Versammlung, begrüßte die Anwesenden und erläuterte die üblichen Formalitäten. Hauptziel der heutigen HV sei die Gründung der neuen Gesellschaft Ventegis Capital AG durch die Verschmelzung mit der Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft AG (BEBG), wobei Cybermind die BEBG aufnehmen soll.


Bericht des Vorstands

Herr Carsten Dujesiefken begann mit der Beschreibung der Situation der VC-Branche nach der großen Übertreibung an den Börsen. Da Exits über die Börse kaum mehr möglich waren, werde die eigene Weiterfinanzierung von oftmals zu überhöhten Preisen eingegangenen Beteiligungen notwendig, was vielen VC´s nicht möglich ist - wodurch die Beteiligung eventuell voll abgeschrieben werden muss. Zugleich steigen die Personalaufwendungen oftmals zusätzlich an.

Glücklicherweise habe sich Cybermind dieser Entwicklung bisher mit Erfolg entziehen können. Für die Zukunft sei die Gesellschaft aber dennoch zu klein, um alleine am Markt zu bestehen. Deshalb habe man die Verschmelzung mit der Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft AG eingeleitet. Die Cybermind AG verfüge noch über genügend Kapital und sehr geringe Selbstkosten und könne derezeit neue Beteiligungen äußerst preisgünstig eingehen. In einem umfangreichen Analyseprozess von ca. 100 Geschäftsplänen wurden drei neue Beteiligungen ausgewählt; eine davon wurde bereits eingegangen, zwei weitere würden intensiv geprüft.

Anschließend ging Herr Dujesiefken auf die Entwicklung im Beteiligungsportfolio ein. Zu Cybernet erklärte er, die Aktien seien nicht über die Börse zu verkaufen gewesen, ohne den Kurs stark zu belasten, weshalb von vornherein ausschließlich eine außerbörsliche Veräußerung an einen strategischen Investor in Frage kam. Hierfür müsse aber zunächst entsprechendes Angebot vorliegen, wofür vor allem operative Erfolge wie das Erreichen des Break-Even entscheidend seien. Die Bemühungen des Managements um eine strukturelle Bereinigung der Probleme bei Cybernet, vor allem durch die ausgegebene Anleihe, versprächen dabei gute Erfolgsaussichten.

Bei der Artificial Life Inc. räumte Herr Dujesiefken hingegen ein, dass die Entscheidung für einen späteren Verkauf statt eines kurzfristigen Verkaufs über die Börse im Nachhinein ein Fehler war; die Firma kämpfe nunmehr ums Überleben. Die weitere Entwicklung der Beteiligung könne man nur abwarten, da man mit einem Anteil von nur gut 4 Prozent auch nur genauso viel oder wenig Einfluss wie andere Aktionäre ausüben könne.

Die Beteiligung an der Rottwinkel-Kröber Internet Service GmbH werde man wahrscheinlich mit Verlust an die Gründerin zurückgeben, veranlasst durch die drohende Insolvenz der Gesellschaft. Ein Nachschießen von Kapital komme aus Sicht von Cybermind hier nicht in Frage. Auch für die Netpaper.com Inc. (USA) habe man eine Wertberichtigung in Höhe von 400.000 Euro vornehmen müssen, wobei derzeit nach einem strategischen Investor gesucht werde. Der Ausgang der Verhandlungen sei aber noch offen.

Darüber hinaus habe sich die Cybermind im April 2001 durch eine Beteiligung am ersten Fond der Iuventa Finance GmbH einen wichtigen zusätzlichen Zugang zur Berliner Seed- und Start-Up-Szene verschafft. Man sehe diese Beteiligung als strategisches Investment an, das sich bisher bewährt habe.

Im Juli 2000 übte Cybermind eine Option aus, die im Tausch gegen Cybernet-Aktien erworbenen Anteile an der Mondia AG gegen Cash zu veräußern, woraus bei der Cybermind AG stille Reserven in Höhe von 5 Mio. DM aufgedeckt wurden, die nun als Barmittel für neue Investitionen zur Verfügung stünden. Auslöser der Entscheidung war der verschobene Börsengang der Mondia AG.

Ebenfalls zu Beginn diesen Jahres habe man die Anteile an der Intacta Inc. zum Einstandspreis veräußert. Damit habe man sich von einem weit entfernten und deshalb schwer steuerbaren Investment getrennt. In Zukunft werde man nur noch Beteiligungen im deutschsprachigen Raum eingehen.

Im Rahmen der Trennung vom Altgeschäft wurde auch die Cybermind UK mit einem Buchverlust von 151.637 Euro an das dortige Management veräußert. Da die Briten dabei gleichzeitig anderweitig Lagerbestände an nicht mehr veräußerbaren Hardwarekomponenten abgekauft hatten, sei der Verlust teilweise kompensiert worden.

Buchwerte im Anlage- und Umlaufvermögen, die aus der bisherigen, jetzt eingestellten Geschäftstätigkeit resultierten, seien - soweit als zulässig - abgeschrieben worden, die „nicht unwesentlich“ zum insgesamt negativen Ergebnis beigetragen hätten. Die Cyberspace wurde anschließend zum Nennwert an den Geschäftsführer verkauft. Diese Sonderabschreibungen, die zu 90 Prozent auf das aufgegebene Hard- und Softwaregeschäft entfielen - der größte Teil davon entfiel auf die Rechte an VRT-Spielkonsolen -, zählten zu den außerordentlichen Belastungen und waren zur Vorbereitung auf die Verschmelzung zu der neuen Beteiligungsgesellschaft unerlässlich.

Insgesamt sei in der negativen Bilanz noch eine Vermischung des Beteiligungsgeschäftes mit dem Hard- und Softwaregeschäft gegeben, wie Herr Dujesiefken an Hand wesentlicher Positionen darlegte. Eine Bewertung sei deshalb schwer. Erst in 2001 wird es nur noch das Beteiligungsgeschäft geben. Größter Abschreibungs-Posten aus dem Bereich der Beteiligungen mit 400.000 Euro war die Wertberichtigung an der Netpaper.com Inc., aber auch Verlustübernahmen haben das Ergebnis insgesamt beeinträchtigt.

Der Bilanzverlust der Cybermind AG betrug 2.459.350 Euro; davon entfielen mit rund 0,7 Mio. Euro nur knapp ein Drittel auf das Beteiligungsgeschäft. Als weitere interessante Posten der Bilanz ging Herr Dujesiefken auf den Rückgang der Finanzanlagen um 2,5 Mio. Euro (Verkauf von Mondia) sowie die Forderungen gegen verbundene Unternehmen mit 817.579 Euro ein, die sich auf die Cyberspace GmbH bezieht und durch Verrechnung mit den übernommenen Verlusten ausgeglichen werden konnte, sowie auf ein Darlehen von 2.791.143 Euro gegenüber dem Mondia-Käufer, das zwischenzeitlich bereits zurückgeführt wurde.

Eine weitere Änderung auf der Passivseite der Bilanz ergab sich durch die Kapitalerhöhung vom Oktober 2000 um 820.000 Euro, wodurch dich das Grundkapital auf 5.547.720 Euro erhöhte und das nach dem Aktiensplit im Verhältnis 1:3 nunmehr in ebenfalls 5.547.720 Stückaktien zu einem Euro eingeteilt ist. Insgesamt habe sich die Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr um etwa 21 Prozent auf 10,76 Mio. Euro verringert. Die stichtagsbezogene Liquidität von 1,468 Mio. Euro könne als gut bezeichnet werden.

Damit wandte sich Herr Dujesiefken der Zukunft der Gesellschaft zu. Im Branchenvergleich spiele die Cybermind AG eine eher untergeordnete Rolle; sie liege unter einer kritischen Größe, die zu erreichen für die rentable Entwicklung unerlässlich sei. Denn für Auswahl, Betreuung und Exit benötige man Fachkräfte, die wiederum ausgelastet sein und im Team voneinander lernen können müssen, sowie eine im Vergleich zu Mitbewerbern überschaubare zusätzliche Kapitalausstattung.

Hieraus ergeben sich mehrere Optionen: ein Verkauf als Ganzes oder die eigenständige Aufnahme von Kapital. Ein Komplettverkauf der Cybermind sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die Aktionäre nicht denkbar, denn es gebe - wie schon bei der allgemeinen Markteinschätzung beschrieben - derzeit keinen Käufer, der einen angemessenen Preis bezahlen würde. Für kleine Cybermind AG wäre auch die notwendige weitere Kapitalaufnahme im Alleingang schwierig.

Besser geeignet zum Erreichen der kritischen Größe sei die Verschmelzung mit der Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft AG (BEBG). Allein schon die Publicity durch die Verschmelzung sei ein nützlicher Werbeeffekt. Zudem würden Synergien daraus entstehen; beispielhaft hierfür genannt wurden ein gebündelter Deal-flow, ein größeres Portfolio, günstigerer Verwaltungskostensatz, mehr Know-how, Kapitalzufuhr und ein vergrößertes Netzwerk. Bei genauer Betrachtung stelle sich die Fusion mit der daran gekoppelten Kapitalerhöhung sogar als einzig gangbarer Weg dar, im derzeitigen Markt erfolgreich zu bestehen.

Zur Fortsetzung des Berichtes des Vorstands stellte sich jetzt der seit dem 1.Mai 2001 aktive neue Vorstand, Herr Karsten Haesen, kurz vor. Nach dem Studium war er bei der Deutschen Bank im Bereich der Unternehmensfinanzierung tätig und hat anschließend bei der Berliner Effektenbank AG als Projektmanager mehrere Börseneinführungen betreut.

Die Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft war in der Vergangenheit fast ausschließlich zusammen mit ihrer Schwestergesellschaft, der Berliner Effektenbank AG tätig; diese betrieb neben dem Vermögensanlagegeschäft den Bereich Corporate Finance mit Spezialisierung auf IPO´s.

In ausgewählten Fällen seien durch die Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft auch Bridge-Finanzierungen erfolgt. Auch wurden vorbörsliche Beteiligungen eingegangen und darüber hinaus Wertpapierhandel betrieben. Erfahrungen habe die Gesellschaft auch bei sieben Frühphaseninvestments und der Einbeziehung öffentlicher Förderprogramme. So seien über die Akkreditierung bei der KfW bereits zwei Beteiligungen refinanziert worden, eine davon konnte mit einem sehr erfolgreichen Exit bereits zurückgeführt werden.

Die 1997 mit 5 Mio. DM Grundkapital gegründete Gesellschaft habe das Beteiligungsgeschäft bisher sehr erfolgreich betrieben. Seit 1998 seien 19 Mio. Euro erwirtschaftet worden. Die Eigenkapitalausstattung sei sehr gut, unter anderem weil 70 Prozent des Ergebnisses nach Steuern thesauriert wurden. Aktiv tätige Vorstände sind derzeit Herr Timm, Dr. Janka, Dr. Sandler und Herr Kleversaat.

Zum aktuellen Portfolio gehörten die Allergate AG, ein Allergikerkaufhaus, sowie die Online Securities Holding Inc., die über ein Order Routing und Settlement-Produkt für institutionelle Kunden verfüge, mit dem Wertpapiergeschäfte in USA platziert werden können. Weitere Beteiligungen sind die Heilbronner Heracon, über die Produktionskapazitäten und Ingenieurdienstleistungen besser ausgelastet werden können, die Marine Shuttle Operations Inc., welche neue Technologien für Installation und Demontage großer Offshore-Ölplattformen entwickelt und sich in der Konzeptphase befindet.

Darüber hinaus nannte er die musicmusicmusic Inc. mit Sitz in Delaware, die eine digitale Musikdatenbank im Internet aufgebaut habe, die Berliner Ableton AG, welche Musiksoftware zur eigenen Herstellung von Musik entwickelt und vertreibt sowie schließlich die Berliner T3R AG, spezialisiert auf die Diagnose von Tumoren mittels DNA-Chips, wodurch Therapieansätze geleistet werden können.

Damit bringe die Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft folgende Werte mit in die Verschmelzung ein: das Beteiligungsportfolio, eine gesunde Bilanzstruktur sowie vor allem „die reichhaltige Erfahrung der handelnden Personen im Corporate Finance und VC-Geschäft und die bereits unter Beweis gestellte Exiterfahrung“.

Herr Haesen ging dann auf die Verschmelzung der Cybermind AG mit der BEBG ein. Dabei soll die Cybermind die aufnehmende Gesellschaft sein, die auch die Kosten der Übernahme trägt. Die BEBG gehe in der Cybermind auf. Die dabei entstehende neue Gesellschaft soll Ventegis Capital AG heißen. Das Umwandlungsprozedere sei im Umwandlungsgesetz geregelt, der Vertrag ist im Wortlaut der HV-Einladung beigefügt. Stichtag der Verschmelzung soll der 01.01.2001 sein.

Als Gegenleistung für die Übertragung des gesamten Vermögens gewähre die Cybermind AG den Aktionären der BEBG 4.539.044 Aktien. Dazu müsse die Cybermind AG eine Erhöhung ihres Grundkapitals um 4.539.044 Euro vornehmen. Einige Aktien der BEBG sind mit einem Dividendenvorzug ausgestattet; dem wurde durch ein etwas höheres Umtauschverhältnis Rechnung getragen. Die Cybermind AG trägt die Kosten der Verschmelzung.

Nach der Verschmelzung werde die Bilanzsumme der entstehenden Ventegis bei 22,7 Mio. Euro liegen, der Verschuldungsgrad bei 56Prozent, das Eigenkapital 14,6 Mio. Euro und damit die EK-Quote 64Prozent betragen. Die Proforma-Bilanzsumme der Cybermind AG zum 01.01.2001 nach der Verschmelzung liege bei 22,7 Mio. Euro.

Zum Umtauschverhältnis führte Herr Haesen aus, dass der Verschmelzungsprüfer, die HSW Treuhandgesellschaft mbH, das festgesetzte Umtauschverhältnis als angemessen erachte. Der Unternehmenswert der Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft AG liege bei ca. 20 Mio. Euro. Für das Bewertungsgutachten der Cybermind AG wurde die Haarmann, Hemmelrath & Partner GmbH eingesetzt, die einen Unternehmenswert von 23,3 Mio. Euro ermittelte. Dieses sei eingeteilt in 5.547.720 Stückaktien, per 31.12.2000 also 4,20 Euro pro Aktie. Der Vermögenswert pro Cybermind-Aktie bleibe gleich, jedoch sinke der Stimmrechtsanteil um ca. 45 Prozent.

In Verhandlungen zwischen den Vorständen sei bei der BEBG ein Abschlag von 5 Prozent auf den durch die HTG Handels- und Treunhand GmbH, dem Wirtschaftsprüfer der Cybermind, ermittelten Wert vorgenommen worden. Danach betrug der Wert einer BEBG-Aktie per 31.12.200 ca. 19,06 Euro. Das rechnerische Umtauschverhältnis beträgt damit 4,539044. Zuletzt erläuterte Herr Haesen noch die Bedeutung des neuen Namens Ventegis Capital. Dieser leite sich ab von „Ven“ = Venture sowie „teg“ = beschützen (lat.).

Zur Erläuterung der zukünftigen Ausrichtung der neuen Ventegis Capital AG ging Herr Haesen zunächst auf den Venture Capital Markt in Europa ein. Hier belege Deutschland den zweiten Platz. Nach der Euphorie-Phase sei man nun in der Phase der Konsolidierung. Dies bringe für die Aufstockung des eigenen Portfolios mehrere positive Aspekte:

- Höhere Qualität der Business-Pläne erleichtert die Vorauswahl
- Deutlich reduzierte Unternehmenswerte schaffen höheres Potenzial für zukünftige Renditen
- Hang zur Syndizierung schafft weitere Potenziale
- Bessere Vertragskonditionen für die Geldgeber (Performance-Deal als Schlagwort heißt, das Geld fließt nur im Maße der Unternehmensentwicklung)

Vorteil der Verschmelzung für die Ventegis Capital AG sei, dass ihr das komplette Know-how der BEBG zufließe, weil die Wissensträger eingebunden werden konnten. Herr Dr. Janka und Herr Dr. Sandler werden künftig im Rahmen eines Investmentkomitees mitwirken; Herr Kleversaat konnte als AR-Mitglied gewonnen werden.

Jüngster Neuzugang sei die Volljuristin Frau Peinelt, die von Consors Capital zur Ventegis kommt und sowohl umfangreiche Erfahrungen im Corporate Finance als auch im Beteiligungsgeschäft und von der Refinanzierungsseite her mitbringt. Bei Ventegis werde sie sich nicht nur um rechtliche Aspekte kümmern, sondern auch als Investmentmanager tätig werden.

Gegenwärtig suche man außerdem einen Beteiligungscontroller mit Investmenterfahrung. Dazu kämen dann noch zwei Research-Positionen, so dass insgesamt acht Personen in der Ventegis arbeiten werden. Zusätzlich sei ein Investmentkomitee gebildet worden, dem anfangs Herr Timm als Vertreter des Aufsichtsrats sowie Herr Dr. Sandler und Herr Dr. Janka angehören werden. Diese verkörpern Erfahrungen in Wirtschaftsprüfung, Corporate Finance und Recht. Für die drei weitere Positionen möchte man Experten mit technischer Expertise einsetzen, erste Gespräche dazu wurden bereits geführt.

Die Aktionärsstruktur der Ventegis Capital AG werde nach der Fusion wie folgt aussehen:

22 Prozent Herr Timm
9 Prozent Herr Kleversaat
9 Prozent Herr Sandler
9 Prozent Herr Janka
19 Prozent Berliner Effektengesellschaft AG (BEG)
32 Prozent Streubesitz

Alle Hauptaktionäre haben eine privatrechtliche Halteverpflichtung von mindestens 6 Monaten abgegeben.

Die garantierte Kapitalerhöhung durch die Berliner Effektengesellschaft könnte ihren Anteil auf 36 Prozent erhöhen, jedoch wolle man auch andere strategisch wertvolle Investoren ansprechen. Dabei hob Herr Haesen hervor, dass durch diese Beteiligung die Anbindung an die Consors-Gruppe und damit an die Bereiche Aktienhandel, Vermögensanlage und IPO-Geschäft gegeben sei, was er als sehr wertvoll erachte.

Herr Dujesiefken übernahm nun die Erläuterung der Geschäftsfelder der Ventegis: diese bestehen im Investieren in die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologien (kurz ICT) und Life Science, vor allem in Frühphasen, die derzeit besonders günstig zu bekommen seien, wobei auch Businessmodelle in der Old Economy auf reges Interesse bei Ventegis stoßen. Die Höhe der Beteiligungen solle zwischen 1,5 und 3 Mio. Euro liegen, als Ersteinvestment werden 0,5 bis 1 Mio. Euro anvisiert.

Nachdem man bisher vorwiegend als Lead-Investor aufgetreten sei, werde man sich künftig stärker auch als Co-Investor engagieren, will jedoch unabhängig davon auch in Aufsichtsratsgremien eine aktive Rolle spielen. Dabei konzentriere man sich auf Deutschland, damit der persönliche Kontakt bei der Betreuung von Berlin aus möglich ist.

Man sehe Beteiligungen als Mitunternehmerschaft auf Zeit für durschnittlich fünf Jahre, wobei man eher längerfristig denke; die Ideologie „Ex und Hopp“ lehne man ab, diese Zeiten seien endgültig vorbei. Wesentliche Investment-Kriterien sind Managementqualität, Marktchancen und Rentabilität, nach Worten von Herr Dujesiefken ein "magisches Dreieck".

Zwar müsse das Management die Kompetenz haben, das Unternehmen selbst strategisch und operativ aufzubauen, man biete man dem Management jedoch in Ausnahmesituationen zusätzlich Unterstützung, insbesondere in Phasen wie Gründung, Konsolidierung, Expansion, Finanzierung und Kapitalbeschaffung sowie als hoffentlich seltener Sonderfall auch das Krisenmanagement. Auch wolle man stets ausreichend Cash vorhalten, um Nachfinanzierungen ebenfalls mitzumachen, damit man den eigenen Anteil halten oder sogar erweitern könne.

Abschließend betonte Herr Dujesiefken, man wolle mit der Umfirmierung in "Ventegis Capital AG" einen Neustart dokumentieren und mit der Aufnahme der Berliner Effektenbeteiligungsgesellschaft eine optimale Positionierung im Markt erreichen, um die eigenen Stärken in der Zukunft bestmöglich nutzen zu können.


Allgemeine Diskussion

Als erster Sprecher trat Herr Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) ans Rednerpult und bedankte sich für die ausführlichen Erläuterungen, meint aber mit Anspielung auf ein Loriot-Bonmot, „der Geschäftsbericht ist übersichtlich und handlich, aber nicht tiefgründig“. Er vermisse unter anderem die Aktionärsstruktur und den Aktienchart. Cybermind habe in der Vergangenheit Unruhe durch laufende Umstrukturierungen erzeugt. Jetzt sei diese Phase wohl endlich vorüber.

Er begrüßte die Verschmelzung und fragte nach den kritischen Größen für Kapital, Beteiligungen und Personal und der prozentualen Höhe gewünschter Beteiligungen. Die Haltevereinbarungen der Großaktionäre wollte er gern etwas genauer kennen. Hierzu bemerkte der Aufsichtsrat, dass dies privatrechtliche Vereinbarungen seien, die hier nicht offengelegt werden könnten. Jeder halte aber mindestens 6 Monate und gestaffelt auch länger.

Weitere Fragen von Herrn Kunert betrafen Pläne für Kapitalerhöhungen, ob man bereits Themenbereiche für weitere Beteiligungen habe und wie man den Zusammenhang Anzahl der Portfoliomanager zu Anzahl der Beteiligungen sehe; hierzu vor allem, ob in der Vergangenheit Wertberichtigungen hätten verhindert werden können, wenn man mehr Betreuungspersonal gehabt hätte, wenn bei fehlendem Sachverstand die Prüfungen nicht ausreichend gut waren.

Schließlich fragte Herr Kunert nach den Kosten der Verschmelzung und warum dies nur die Cybermind AG bezahlt. Außerdem wollte er wissen, welche Zusammenhänge es zwischen dem Umlaufvermögen und den Abschreibungen gibt. Weiterhin fragte er nach der „optimalen Anzahl von Beteiligungen“ und wie man es geschafft habe, die Mondia AG kurz vor dem Konkurs zu verkaufen, und wie die Situation bei der Netpaper aussieht, zu der es bereits Kritik in der Presse gegeben habe.

Herr Struck, freier Aktionär, trat als nächster an das Rednerpult und machte seinem Unmut über die Verluste Luft. Er bezog sich auf frühere Investments und äußerte sich negativ zu Cybernet „die machen doch nie Überschuss“. Warum sei der Exit bei artificial life so sträflich verpasst worden und warum wurde die Intacta verkauft, so weitere Fragen.

Die Beteiligungen der BEBG schätze er als schlecht ein, vor allem sei seiner Meinung nach keine Liquidität vorhanden. Dann wollte er wissen, ob zukünftig Beteiligungen an börsennotierten Gesellschaften geplant sind. Außerdem forderte er handelbare Bezugsrechte. Weiter bat er um vierteljährliche Veröffentlichung von Zahlen, auch bei schlechten Nachrichten. Bei den Beteiligungen würde er gern die Einstandspreise erfahren. Zum Schluss gab er seiner Enttäuschung über den Geschäftsverlauf Ausdruck, worauf großer Beifall aufkam, tröstete sich aber damit, dass es andere noch schlimmer erwischt habe.

Nächster Redner war Herr Hornung, langjähriger Aktionär. Auch ihn hatte der Geschäftsbericht sehr enttäuscht. Die Summe der Beteiligungen liege nach seiner Meinung nur bei 5,5 Mio. Euro, warum sei dies so wenig? Zur Verschmelzung wollte er wissen, wie die Interessen der freien Aktionäre gewahrt worden sind und bemerkte zur BEBG, diese verfüge über keine stillen Reserven. Deshalb mache für ihn die Verschmelzung nur Sinn, wenn die Berliner Effektengesellschaft (BEG) eine Kapitalerhöhung garantiere; der Beifall hierfür belegte, dass andere Aktionäre dies ähnlich sehen.


Antworten

Der Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Timm, ging als erster auf die Fragen ein. Da er selbst Aktionär sei und an den Verhandlungen teilgenommen habe, könne er versichern, dass hier ein faires Verhältnis festgelegt sei. Dann bat er Herrn Dujesiefken um die weitere Beantwortung.

Herr Dujesiefken meinte, für eine optimale Größe einer Venture Capital Gesellschaft gebe es keine Zahlen. Man möchte zwischen 15 und 20 Beteiligungen halten und dafür 4 bis 5 Manager einsetzen. Zum Kapital meinte er, dass dieses zur Zeit nicht ausreiche. Die Größe des Anteils an den Beteiligungsunternehmen bezifferte er mit „langfristig unter 20 Prozent.“

Das Problem der passenden Fachkräfte sei schwierig zu lösen, weshalb man auch nichts überstürzen werde. Er frage sich heute auch, ob man gut genug geprüft hätte, bevor man investiert habe. Bei den Abschreibungen auf Wertpapiere handele es sich um 9.000 Euro. An der Netpaper halte man jetzt ca. 20 Prozent, die Geschäftslage sei nicht gut.

Herr Struck fragte nach, warum die artificial life Akten nicht verkauft wurden. Darauf antwortete Herr Timm, dass dies kurzfristig seinerzeit nicht möglich gewesen, sei. „Die hätten erst scharf gemacht werden müssen“, d.h. man hatte keine handelbaren Stücke. Herr Struck hielt dem entgegen, dass in der Schweiz diese Aktien für 20 USD gehandelt worden seien. Herr Timm gestand ein, dass hier ein Versäumnis vorlag, man hätte sich im Nachhinein gesehen früher von der Beteiligung trennen müssen.

Zur Frage der Veröffentlichung von schlechten Nachrichten meinte Herr Dujesiefken, dass dies möglich sei. Aber bei den Einstandspreise würden „die Karten nicht aufgedeckt“. Was die Bezugsrechte angeht, so antwortete Herr Timm, dass diese handelbar seien. Der Bezugspreis stehe noch nicht fest, aber das Bezugsverhältnis.

Herr Haesen erklärte zur Kapitalerhöhung, dass 2,5 Mio. Aktien geplant seien. Insgesamt soll das Kapital um etwa 10 Mio. Euro aufgestockt werden. Bei der Auswahl neuer Beteiligungen liege man bei einem Abschluss pro 100 Anfragen. Zwei weitere befinden sich noch in der Prüfung. Die Kosten der Verschmelzung belaufen sich auf 250.000 Euro; diese trage üblicherweise die aufnehmende Gesellschaft.

Zur Situation der Beteiligung an der Marine Shuttle Operations Inc. erläuterte Herr Haesen, man habe bei der Gründung 70.000 Euro übernommen, dies sei ein echtes Frühphasen-VC gewesen. Die Vorleistungen seien erfolgt, jetzt befinde man sich in der Phase der Standortprüfung für die Produktion. Im Gespräch sei dabei Mecklenburg-Vorpommern. Das Jahr 2001 ist entscheidend. Es gebe hier ein ausgewogenes Chance-Risiko-Potenzial.

Auf die Frage zur Anzahl von Beteiligungen erklärte er, dass man in diesem Jahr 3 bis 4 neue Investments eingehen möchte. Auf die wiederholt gestellte Frage zur Liquidität bzw. der geplanten Veräußerung von Beteiligungen antwortete Herr Haesen, dass im Bereich Handel mit Wertpapieren Herr Kleversaat unterstützend zur Verfügung steht. Im Augenblick verfüge man über ausreichende Mittel.


Abstimmungen

Nachdem keine weiteren Fragen vorlagen, konnte in die Abstimmungen eingetreten werden. Das Grundkapital eingeteilt in 5.547.720 Aktien war insgesamt mit 60.22% vertreten. Allen Tagesordnungspunkten wurde mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Die einzigen Gegenstimmen (1.100 Stück) gab es bei der Entlastung des Vorstand, ansonsten wurden alle Beschlüsse bei jeweils 1.150 bzw. 1.500 Enthaltungen jeweils einstimmig angenommen.

Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, die Zustimmung zur eine Satzungsänderung zur Fusion zwischen Cybermind und BEBG sowie damit zusammenhängende Satzungsänderungen (Namensänderung, Sacheinlage der BEBG, Kapitalmaßnahmen usw.), eine Kapitalerhöhung um bis zu Euro 2.521.691,00 gegen Bareinlagen, der Rückkauf eigener Aktien, ein Stock-Option-Programm, Neuwahlen zum Aufsichtsrat, sowie die Wahl des Wirtschaftsprüfers.


Fazit und eigene Meinung

Diese Hauptversammlung wurde auf Holzstühlen abgehalten. Vielleicht stellt dies ein Pendant zur Situation der Cybermind AG dar - man stellt sich auf härtere Zeiten ein, gestützt von kurzfristige Hypes überdauernden Assets. Die Fehler der Vergangenheit wurden aufgedeckt, die Verschmelzung vollzogen. Insbesondere erscheint der wichtigste Synergieeffekt der Fusion die Zusammenführung fachlicher Kompetenzen.

Als wichtigstes Ergebnis der Veranstaltung angesichts der allgemeinen Lage auf dem Venture Capital Markt lässt sich für die Aktionäre wohl festhalten, dass die Cybermind AG nicht so schlecht wie andere gewesen ist und für die Zukunft sowohl finanziell als auch personell gesichert erscheint.


Kontaktadresse

Cybermind AG
Joachim-Friedrich-Str. 30
10711 Berlin

Tel.: 030 / 890 436 - 0
Fax: 030 / 890 436 - 29

Email: [email protected]
Internet: www.cybermind.de



Veröffentlichungsdatum: 29.06.2001 - 12:00
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