Bericht des Vorstands
Alleinvorstand Dr. Peter Winterhager begrüßte seinerseits die erschienenen Aktionäre sehr herzlich. Der Umsatz des abgelaufenen Geschäftsjahres von 70 Mio. DM (Vj.: 62 Mio. DM) enthielt rund 38 Mio. DM an Eigenfertigung und 32 Mio. DM aus dem Bereich Anlagenbau (dabei übernimmt die Gesellschaft nur das Engineering, die Montageüberwachung und die Funktionsgarantie). Der Eigenfertigungsbereich gliederte sich zu 60 Prozent in den Bereich Industriemaschinen/Granuliertechnik und zu 40 Prozent in den Bereich Nahrungsmittelmaschinen. Im Umsatz des Anlagenbaus (32 Mio. DM) seien noch etwa 21,5 Mio. DM Restabrechnungen für den letztjährigen Großauftrag Staßfurt enthalten.
Das Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr sei in keinster Weise zufrieden stellend gewesen, so Dr. Winterhager weiter. Ein wesentlicher Kostenfaktor waren die Aufwendungen für den Bereich Forschung und Entwicklung mit 6,2 Mio. DM (Vj.: 6,6 Mio. DM). Zurück zu führen seien diese Aufwendungen auf die Entwicklung der neuen Walzenpressen für die Pharmaindustrie sowie neuer Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie. Man habe bereits begonnen, die erheblichen Aufwendungen in diesem Bereich zu reduzieren.
In den sonstigen betrieblichen Erträgen der Gewinn- und Verlustrechnung seien unter anderem Dollarkursgewinne von 833.000 DM, Erträge aus der Auflösung einer Garantie von 298.000 DM und Lizenzeinnahmen in Höhe von 110.000 DM enthalten. Die Personalkosten konnten um 850.000 DM reduziert werden, und zwar zum einen durch eine Reduzierung des Personalbestands und zum anderen durch die Rückführung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden in der Woche. Insgesamt konnte ein Jahresüberschuss von 150.000 DM (Vj.: Verlust von 1,078 Mio. DM) erzielt werden. Nach Verrechnung mit dem Verlustvortrag aus dem Vorjahr verbleibt ein Bilanzverlust von 927.000 DM.
In den ersten sieben Monaten des laufenden Geschäftsjahres verzeichnete man bei den Nahrungsmittelmaschinen einen Umsatz- und Auftragsrückgang von etwa 7 Prozent. Grund für diese rückläufige Entwicklung sei die Abhängigkeit der Abnehmer von der Finanzierung durch öffentliche Etats. Durch die rigorose Sparpolitik der öffentlichen Hand werden viele notwendige Projekte aufgeschoben. Es bestehe in diesem Bereich zwar deutlicher Investitionsbedarf, dieser könne aber mangels Finanzierung nicht realisiert werden.
Im Bereich der Industriemaschinen konnte man einen um 35 Prozent über dem Vorjahreswert liegenden Umsatz erzielen. Der Auftragseingang ging jedoch um 26 Prozent zurück, womit er sich aber immer noch auf dem Vorjahresniveau bewegt. Insgesamt sei man bei den Industriemaschinen für das Gesamtjahr verhalten optimistisch. Man habe eine sehr aussichtsreiche Anfrage eines US-Pharmakonzerns zur Lieferung einer Anlage. Bereits im Frühjahr habe man eine Anlage für 1 Mio. DM ausgeliefert, eine zweite werde voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2000 zur Auslieferung gelangen. Im Anlagenbau verfüge man derzeit weder über einen laufenden Auftrag noch über einen oder mehrere Aufträge für den Rest des Jahres.
Insgesamt rechne man für 2000 mit einem Umsatz in Höhe von 36 bis 37 Mio. DM (Vj.: 70 Mio. DM), der ausschließlich im Bereich der Eigenfertigung erzielt werde. Der Umsatzwert des Bereichs Eigenfertigung lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei etwa 38 Mio. DM. Aufgrund des geringeren Beschäftigungsgrads habe man bereits deutlich Überstunden abgebaut, und man werde in den verbliebenen fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres auch zum Mittel der Kurzarbeit greifen. Insgesamt werde ein ausgeglichenes Jahresergebnis angestrebt.
Für die Zukunft plane man, die Abhängigkeit von den Kunden mit öffentlichen Etats zu vermindern und spezielle Geräte für die Nahrungsmittelindustrie zu fertigen. In diese Richtung sei auch die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der beiden letzten Jahre gelaufen. Im Bereich der Industriemaschinen/Granuliertechnik sei man für die deutlich gestiegenen Anforderungen der Pharmaindustrie gut gerüstet.
Im Hinblick auf die Gewerbeimmobilie mit einer Grundstücksgröße von 60.000 qm und Hallenflächen von 40.000 qm werde man die Vermietung nicht benötigter Teilflächen weiter vorantreiben. Zu diesem Zwecke werde man die eigene Produktion durch innerbetriebliche Verlagerungen weiter konzentrieren, um zusätzliche Hallenflächen vermieten zu können.
Allgemeine Aussprache
Aktionär Martius bemängelte die zu geringe Lautstärke des Vorstandsvortrags, die seine Ausführungen nur erahnen ließ, und forderte, bei der nächsten Hauptversammlung ein Mikrophon zu verwenden. Im Übrigen sei auch die Situation, in der sich die Alexanderwerk AG befinde, alles andere als befriedigend. Es könne ja durchaus einmal ein schlechtes Jahr geben, dies sei im Maschinen- und Anlagenbau nicht unbedingt ungewöhnlich oder schlimm.
Bei der Gesellschaft häuften sich die schlechten Jahre aber in letzter Zeit. Es sei dringend nötig, neue Perspektiven für die Gesellschaft, die Mitarbeiter und die Aktionäre zu entwickeln. Herr Martius wünschte dem Management eine glückliche Hand für die künftige, hoffentlich wieder positive Entwicklung der Aktiengesellschaft.
Herr Hechtfischer, Geschäftsführer bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), bemängelte die sehr schlechte Qualität des Bildes auf dem Geschäftsbericht. Auf die von Herrn Hechtfischer gestellte Frage nach dem Ergebnis der Betriebsprüfung erklärte der Vorstand, dass diese abgeschlossen sei und bis auf eine kleinere Nachzahlung zur Zufriedenheit der Gesellschaft ausgefallen sei. Man müsse aber derzeit noch den endgültigen Bescheid abwarten, der jedoch reine Formsache sei.
Die Frage nach der Zusammensetzung der genannten Kosten für Forschung und Entwicklung in den Jahren 1998 mit 6,6 Mio. DM und 1999 mit 6,2 Mio. DM beantwortete der Vorstand dahin gehend, dass in diesen Zahlen neben den Entwicklungskosten auch die anteiligen Personalkosten sowie die Kosten des Prototypenbaus enthalten sind. Die Mieteinnahmen aus den vermieteten Werkshallen am Standort der Gesellschaft bezifferte Vorstand Dr. Winterhager auf Nachfrage mit etwa 620.000 DM im abgelaufenen Geschäftsjahr. Darüber hinaus sei die Alexanderwerk AG der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung von Zwangsarbeitern beigetreten.
Aktionär Kreutzer bemängelte die schlechte Außendarstellung der Gesellschaft, die seiner Meinung nach dringend verbesserungsbedürftig sei. Darüber hinaus vermisse er den nötigen Elan bei der Entwicklung neuer Perspektiven für die Alexanderwerk AG. Zu dem von Herrn Kreutzer angeregten Stock Options-Plan meinte der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Winterhager, dass er zwar grundsätzlich ein Freund dieses Instruments sei, aber man habe sich bisher noch nicht näher mit einem solchen Programm und einer möglichen Umsetzung desselben bei der Alexanderwerk AG befasst.
Zu der ebenfalls von Herrn Kreutzer gestellten Frage nach ehemaligem Besitz der Gesellschaft im Osten erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass die Gesellschaft bei Kriegsende im Besitz der Eschebach AG in Radeberg gewesen sei. Nach der Wende 1989 habe man sich den dortigen Nachfolgebetrieb der Eschebach AG (Küchenmöbel etc.) angeschaut, und man sei zu dem Ergebnis gelangt, von Rückforderungsansprüchen Abstand zu nehmen. Dies sei aus folgenden Gründen geschehen: Zum einen war das Produktionsprogramm in keinster Weise marktfähig, und zum anderen war mit erheblichen Altlasten auf dem Gelände zu rechnen. Daher habe man sich dazu entschlossen, die Finger davon zu lassen.
Abstimmungen
Die allgemeine Aussprache endete um 12:19 Uhr mit der Feststellung der Präsenz. Insgesamt waren 52.622 Aktien oder 54,81 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals der Gesellschaft vertreten. Der Vorstand wurde unter TOP 2 bei 6.694 Neinstimmen entlastet. Die Entlastung des Aufsichtsrats erfolgte bei 510 Neinstimmen und 6.184 Enthaltungen. Unter dem Tagesordnungspunkt 3 wurde die PwC Deutsche Revision AG bei 6.184 Neinstimmen zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr gewählt.
Fazit
Die Hauptversammlung der Gesellschaft im Sitzungssaal des Remscheider Industriehauses verlief zügig und war gut organisiert. Die Aktionäre wurden nach Ablauf der Versammlung zu einem Mittagessen in den Remscheider Ratskeller geladen. Dieses Essen war sicherlich der erfreulichste Punkt für die Aktionäre der Alexanderwerk AG, die schon seit Jahren keine Dividende erhalten haben und von der rückläufigen Kursentwicklung nun auch nicht besonders erfreut sein können.
Die Neuigkeiten zum laufenden Geschäftsjahr auf der Hauptversammlung waren ebenfalls alles andere als erfreulich. Die negativen Ergebnisauswirkungen des Umsatzeinbruchs (es werden wohl nur etwa 50 Prozent des Vorjahreswerts erzielt werden) und der ausbleibenden Aufträge will man mit Kurzarbeit abfedern. Ob das von Vorstand und Aufsichtsrat angestrebte ausgeglichene Ergebnis ohne Veräußerung von Substanz erzielt werden kann, bleibt abzuwarten.
Zudem ist es dringend erforderlich, neue, zukunftsweisende Perspektiven für die Gesellschaft zu entwickeln. Sollten sich diese aus dem operativen Geschäft nicht ergeben, wäre auch eine Ausgliederung/Einstellung der Produktion zu überlegen. Interessant in diesem Zusammenhang ist der nicht unerhebliche Immobilienbesitz (60.000 qm Fläche und 40.000 qm Hallenfläche) der Gesellschaft am Standort Remscheid.
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