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Herr Josef A. Marold
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HV-Bericht pgam advanced technologies AG - Autokrise als Chance?
Die seit September des vergangenen Jahres am Neuen Markt notierte Gesellschaft aus Georgsmarienhütte bietet ihren Kunden komplexe Technologielösungen rund um den Produktentwicklungs- und Produktherstellungsprozess aus einer Hand.

Zur ersten Hauptversammlung nach dem Börsengang trafen sich am 06. Juni 2001etwa 250 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter in der Osnabrücker Stadthalle, darunter auch ein Vertreter von GSC Research. Nach Erledigung der Formalia erteilte der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Hülle dem Vorstand Josef Marold das Wort.


Bericht des Vorstands

Vorstand und Unternehmensgründer Josef Marold begrüßte die Erschienenen seinerseits sehr herzlich und dankte auch im Namen seines Vorstandskollegen Christian Gnaß für das Interesse an der Gesellschaft. Nach einigen organisatorischen Hinweisen von Herrn Marold stellte Vorstand Gnaß kurz die Gesellschaft und die von ihr erstellten Produkte und Dienstleistungen vor.

Die pgam wurde vor zwanzig Jahren als Planungsgesellschaft für den Automobil- und Maschinenbau gegründet. Trotz des teilweise stagnierenden Automobilumfeldes profitierte man in den vergangenen Jahren von der zunehmenden Modellvielfalt, sowie den kürzer werdenden Modellzyklen. Für die Automobilindustrie bietet pgam eine abgeschlossene Prozesskette für den automobilen Karosseriebau und die Fahrzeuginnenausstattung, die von der Konzeption und Vorentwicklung über die Prototypenherstellung bis zu den fertigen Produktionseinrichtungen (Werkzeuge, Formen und Prüfeinrichtungen) für Karosseriebauteile und Fahrzeuginnenausstattungen reicht.

Ziel ist nach Aussage von Vorstand Gnaß eine führende Marktposition in Europa zu erreichen, und in einem zweiten Schritt auch eine gute Positionierung in den USA zu erreichen. Mit dem angebotenen Full-Service Package profitiere man neben den kürzeren Modellzyklen auch von einer Zunahme der Modellvielfalt, die aus der von vielen Herstellern verfolgten Plattformstrategie resultiert. Mit der abgeschlossenen Prozesskette (Full-Service-Package) verfüge man über einen Vorsprung vor den Wettbewerbern von etwa 18 bis 24 Monaten.

Zu den Kunden zählen unter den Automobilherstellern DaimlerChrysler, General Motors und Opel, Volkswagen, Porsche, Audi und seit kurzem auch Ford. Unter den Automobilzulieferern nannte der Vorstand unter anderen die Unternehmen Delphi, Dynamit Nobel, Hella, Lear, Johnson Controls, Visteon, Textron, Magna, peguform, SAI Automotive. Vorteile des angebotenen Full-Service Packages für den Kunden lägen in der Reduzierung des erforderlichen Zeitrahmens um ca. 15 bis 30 Prozent, eine verbesserte Qualität des Produktes, eine klare Kostentransparenz für den Auftraggeber, eine verbesserte Planungsgenauigkeit für den Systemzulieferer, sowie klare Verantwortlichkeiten und einen zentralen Ansprechpartner.

Ein weiteres, erst kürzlich durch die Übernahme der Aktiva der Wendler Gruppe, erschlossenes Geschäftsfeld sind die Sonderschutzfahrzeuge. Diese Fahrzeuge wurden früher zumeist in Einzelfertigung hergestellt, inzwischen aber werden sie aufgrund der höheren Anforderungen von Kundenseite in Kleinserien mittels Prototypentechnologie gefertigt. In diesem Bereich verfüge pgam auch über entsprechende Expertise, so dass man dieses Geschäftsfeld, auch relativ unabhängig von der übrigen Autokonjunktur, betreten habe. Dieser Bereich werde künftig einen stetigen und positiven Ergebnisbeitrag liefern.

Vorstand Marold bezeichnete den aktuellen Aktienkurs (ca. 5,30 Euro, nach einem Ausgabekurs von 11,00 Euro) als nicht zufriedenstellend. Vor dem Hintergrund der geschilderten Strategie, der Substanz des Unternehmens in Form von Kundenbeziehungen, hochqualifiziertem Personal, den vorhandenen Strukturen und Fertigungsanlagen sowie der starken Marktposition sieht Vorstand Marold Kurspotential für die Aktie.

Beweggrund für das Going Public im vergangenen Geschäftsjahr sei das im starken Wandel begriffene Marktumfeld der Gesellschaft gewesen. Ohne die immer weiter voranschreitende Konzentrationswelle bei den Automobil- und Zulieferkonzernen hätte das nötige Wachstum ohne Börsengang nicht finanziert werden können. Als Folge der Konzentrationswelle sowie der Plattformstrategie konzentrierten sich die meisten Konzernzentralen der Hersteller und Zulieferer in Detroit. Um auf dem wichtigen amerikanischen Markt mithalten zu können, waren die Mittel aus dem Börsengang notwendig.

Überrascht wurde die gesamte Branche indes über den krisenhafte Ausmaße annehmenden Rückgang in der Automobilindustrie. Die Branche, wie auch pgam, hatte zwar mit einer kleinen Pause für das Jahr 2001 gerechnet, von der Warnung bei DaimlerChrysler und anderer Hersteller über den fast zum Erliegen gekommenen Absatz im November des letzten Jahres sei jedoch die gesamte Branche getroffen worden.

Pgam wurde durch Auftragsstornierungen von Opel und DaimlerChrysler und dem Wegfall anderer Projekte in Höhe von 6,5 Millionen DM betroffen. Allmählich entspanne sich die Lage und neuerliche Entwicklungsaufträge von den Automobilbauern seien in Aussicht. Mit einer deutlichen Erholung sei aber nicht vor Mitte 2002 zu rechnen. Zusätzliche Chancen ergeben sich jedoch aus dem möglichen Wegfall von Mitbewerbern.

Vom Emissionserlös in Höhe von 47 Millionen DM wurden 30 Millionen DM vorübergehend für den Kauf einer Betriebsanlage in Auburn Hills verwendet. Nach ursprünglichen Planungen sollte diese geleast werden. Vor dem Hintergrund von etwa 10 Prozent Leasingkosten habe man sich dazu entschlossen das Geld aus dem Börsengang dafür zu verwenden, um diese Kosten zu sparen. Die Zusage der Leasinggesellschaft - inkl. eines unterschriebenen Vorvertrages - liege vor, so dass jederzeit das geplante Leasing vorgenommen werden kann.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Vorstand Marold trotz des schlechten Branchenumfeldes einen Umsatz von 160 Millionen DM, bei einem EBIT von 14,4 Millionen und einer EBIT-Marge von 9,01 Prozent.


Allgemeine Aussprache

Frau Nölle, Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dankte dem Vorstand für die ausführliche Unternehmensdarstellung. Die hochgesteckten Erwartungen zum Zeitpunkt der Emission im vergangenen Jahr konnten hingegen nicht erfüllt werden. Als merkwürdig bezeichnete Frau Nölle die kurz nach Emission erfolgte Gewinnwarnung sowie die Revision der Planzahlen.

Herr Marold erklärte hierzu, dass dies selbstverständlich sehr merkwürdig erscheine, jedoch durch den plötzlichen und scharfen Einbruch der Autokonjunktur begründet sei. In diesem Zusammenhang wurde von der konsortialführenden BW Bank eine Untersuchung eingeleitet. In einem Gutachten habe die PwC festgestellt, dass zum Zeitpunkt der Emission die Stornierungen im dritten Quartal sowie die Ausfälle im vierten Quartal nicht erkennbar gewesen seien.

Im Zusammenhang mit den stornierten Aufträgen wollte die DSW Sprecherin wissen, ob es Schriftverkehr oder andere Bemühungen gegeben habe, um die offenen Beträge oder zumindest Teile davon einzufordern.

Vorstand Marold antwortete hierauf, dass man selbstverständlich versucht habe den Ausfallbetrag weitestgehend zu minimieren. Auf ein juristisches Vorgehen sei jedoch im Hinblick auf die künftige Zusammenarbeit mit den Autokonzernen in Absprache mit dem Aufsichtsrat verzichtet worden.

Angesprochen auf die künftigen Planungen bei der US-Tochter erklärte Vorstand Marold, dass man erwarte ab dem Jahre 2004/2005 einen erheblichen Anteil des gesamten Umsatzes im dortigen Markt zu erzielen. In Anbetracht der Nähe zu den Zentralen der großen Auto- und Zuliefererkonzerne habe die US-Tochtergesellschaft eine sehr große Bedeutung für die künftige Unternehmensentwicklung.

Die Frage nach neuen Allianzen wurde vom Vorstand mit einem klaren "ja" beantwortet. Derzeit spreche man mit dem fünftgrößten amerikanischen Werkzeugbauer über eine Zusammenarbeit. Geplant sei dabei eine Beteiligung in Form einer Kapitaleinlage der amerikanischen pgam Corp. von über 50 Prozent an diesem Unternehmen. Einen Letter of intent erwartet Vorstand Marold für das zweite Halbjahr 2001.

Als Grund für die Erhöhung seines Anteiles am Unternehmen auf über 50 Prozent erklärte Vorstand Marold, dass sein Anteil durch dass IPO auf 46 Prozent verwässert wurde, ohne dass er jedoch selbst Aktien im Zuge der Börseneinführung abgegeben habe. Vor dem Hintergrund der derzeit günstigen Bewertung der Aktie habe er sich zu einem Zukauf entschlossen.

Aktionär Böker erkundigte sich nach der Konkurrenzsituation und den konkurrierenden Unternehmen, die mit Bertrand, Rücker und Alphaform angegeben wurden. Im Hinblick auf das Full-Service-Package sei pgam aber derzeit der einzige Anbieter am Markt.

Auf Nachfrage nach den Lock-up-Fristen für Altaktionäre erklärte Vorstand Marold, dass alle im Unternehmen tätigen Altaktionäre einer Lock-up-Frist von 36 Monaten und zwar bis zum 14. September 2003 unterliegen. Die Beteiligungsgesellschaften von ABN Amro und der IKB Industriebank unterlägen einer Verpflichtung bis zum 14. September 2001. Beide Gesellschaften hätten jedoch ein Interesse an einer längeren Beteiligungsdauer signalisiert, und erklärt, eine eventuelle Desinvestition marktschonend vorzunehmen.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 13:30 Uhr wurde die Präsenz mit 6.778.430 Stimmen oder 76,98 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals der Gesellschaft festgestellt. Sämtlichen Tagesordnungspunkten wurde mit sehr großer Mehrheit zugestimmt. Im einzelnen standen folgende Sachverhalte zur Beschlussfassung an: Beschlussfassung über den Vortrag des Bilanzgewinns (TOP 2), Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), Beschlussfassung über die Vergütung des Aufsichtsrates (TOP 5), die Wahl der Societäts Treuhand Gruppe GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Osnabrück zum Abschlussprüfer für das Jahr 2001 (TOP 6) sowie einige Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem NaSTRaG unter dem Tagesordnungspunkt 7.


Fazit

Die pgam ist im September des vergangenen Jahres nicht nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt an den Neuen Markt gegangen, sondern darüber hinaus auch Opfer der heftigen Einbrüche in der Automobilbranche geworden. Durch den Wegfall einiger Projekte, insbesondere von DaimlerChrysler und Opel mussten die Erwartungen für das letzte Jahr, sowie die Planungen für die kommenden Zeiträume nur kurz nach dem Börsengang revidiert werden. Trotz schwierigerer Rahmenbedingungen dürfte pgam eines der Unternehmen sein, die gestärkt aus der aktuellen Autokrise hervorgehen.

Der von pgam verfolgte Ansatz, die industrielle Entwicklung und Produktion vom Konzept bis zum Produktionsstart aus einer Hand anzubieten, hört sich nicht nur vielversprechend an, sondern ist vor dem Hintergrund der immer schneller wechselnden und insgesamt höheren Zahl an Modellvarianten der Automobilindustrie auch sehr aussichtsreich. Entscheidend wird nun die erfolgreiche Umsetzung des Markteintritts in den USA sein, um den Zugang zu den dort ansässigen großen Systemzulieferern zu erlangen.


Kontaktadresse

pgam advanced technologies AG
Beekbreite 18-20
49124 Georgsmarienhütte

Tel.: 05401/490-0
Fax: 05401/42705

Email: [email protected]
Internet: www.pgam.com




Veröffentlichungsdatum: 10.06.2001 - 12:00
Redakteur: ala
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