Herr Köchling stellte sich und seine Aufsichtsratskollegen kurz vor. Im Anschluss daran stellten sich auch die Vorstände des Unternehmens dem Plenum vor, ehe man nach der Verkündigung diverser Formalien in die Tagesordnung eintrat.
Bericht des Vorstands
CEO Dr. Klaus-Jürgen Schröder ging zu Beginn seiner Rede auf die Erfolge und die erreichten strategischen Ziele nach dem IPO ein. Die IBS stellt Software für Kundenbeziehung, Produktqualität und Prozesseffizienz her, ein Dreieck, in dessen Mittelpunkt die Kunden des Unternehmens stehen. Die IBS liefert somit QRM-Software in 3 Dimensionen und profitiert vom international steigenden Qualitätsbewusstsein.
Zum Thema internationale Qualitätssicherung wurden die Worte des Vorstandsvorsitzenden von einem kurzen Videoclip mit dem Inhalt Kosten durch Rückrufaktionen und Ähnlichem unterstrichen. Die Kosten von Qualitätsdefiziten machen laut Dr. Schlröder jährlich mehr als 30 Mrd. EUR aus. Dies sei in allen Branchen relevant, am stärksten naturgemäß im Automobilsektor, auf den alleine 9,1 Mrd. EUR entfallen. Dies sei das Wertschöpfungspotenzial für IBS, bei dem es keine Volumengrenzen in diesem Jahrzehnt gebe.
Die IBS habe eine erfolgreiche nationale und internationale Expansion vollzogen. Die nationale Expansion erfolgte durch die Aquisition dreier Unternehmen und der Gründung einer weiteren Niederlassung in Hamburg. Der Ausbau der internationalen Präsenz erfolgte durch die Gründung von Tochterunternehmen in Spanien und in den USA sowie durch das Eingehen weiterer Kooperationen unter anderem mit der mit der ABB-Tochter SKYVA. Eine offensive Durchdringung der Kundenbasis wurde erreicht, 4 der 7 größten deutschen Autobauer seien Kunden von IBS ebenso wie 10 Prozent der Top 100 der weltweiten Automobilzulieferer.
Mit dem IBS Value Calculator starte man demnächst eine neue Marketingstrategie, die zur Illustration des Nutzens für Kunden und Shareholder dienen soll. Für Mitte des Jahres sei auch eine große Vertriebskampagne geplant. Durch eine innovative Produktentwicklung konnte man den Ausbau zum webbasierenden Framework erzielen und den Sprung vom konventionellen CRM zum QRM (Q für Quality) schaffen.
Die Finanzkennzahlen im Detail stellte CFO Erik Massmann vor. Highlight war hier, dass die Erwartungen der Analysten und Anleger im Jahr 2000 übertroffen werden konnten. Man habe daher die Planzahlen erhöht und sei auf dem Weg, ein maßgeblicher Player der Branche zu werden.
Beim Umsatz konnte man eine Verdoppelung verzeichnen und diesen im Ausland überproportional ausbauen. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich von 98 auf 268, wobei besonders die Bereiche Produktion und Vertrieb verstärkt wurden. Die Fluktuation sei sehr gering, und dank Litauen sei die „Green Card“ für IBS kein Thema. Nach US-GAAP hat man den Umsatz konkret von 24,8 Mio. DM(ohne Akquisitionen 19,4 Mio.DM) in 1999 auf 37,9 Mio. DM erhöht, das EBIT verbesserte sich von 1,65 auf 2,84 Mio. DM. Beim Jahresüberschuss ging es von 0,68 hoch auf 1,73 Mio. DM.
Der Erlös aus dem IPO wurde konservativ zu drei Viertel in Renten und nur zu einem Viertel in Aktien angelegt, trotzdem musste man hier stichtagsbezogen zum 31.12.2000 Abschreibungen vornehmen. Die Aktie der IBS habe den Nemax Software-Index seit dem IPO deutlich outperformt, und man sei zuversichtlich, so gut aufgestellt zu sein, dass zukünftig eine deutlich positive Kursentwicklung erreicht werden kann.
Zum Abschluss ging Herr Massmann auch noch auf das erste Quartal 2001 ein. Hier betrug der Umsatz 12,5 Mio. DM und das EBIT 0,6 Mio. DM. Man habe viele interessante Produkte in der Pipeline, außerdem plane man eine Marketingoffensive. IBS sei eine Erfolgsstory, da man als Substanzwert mit der erforderlichen Value Strategie die Marktführerschaft hat und einen entscheidenden Nutzen für die Kunden bieten kann. Das Wertschöpfungspotenzial wurde erneut mit mindestens 30 Mrd. EUR pro Jahr beziffert.
Allgemeine Aussprache
Da keine schriftlichen Wortmeldungen abgegeben worden waren, entschied der Vorstandsvorsitzende spontan, man könne ja eine zwanglose Fragerunde abhalten, was von den Aktionären dann auch mit einer regen Beteiligung wahrgenommen wurde.
Die erste Frage betraf die Zukunftsaussichten der IBS AG und wurde dahingehend beantwortet, dass das Potenzial so groß ist, dass es IBS alleine gar nicht ausschöpfen kann, weshalb der Fokus auf qualitatives Wachstum gelegt werde. In einigen Regionen wolle man noch aktiv werden, und das Wachstum soll bei durchschnittlich 50 Prozent per anno liegen.
Ein weiterer Aktionär erkundigte sich nach dem Wettbewerb und den Marktanteilen. Das Produktspektrum der IBS bedinge eine diversifizierte Wettbewerbsstruktur, die Konkurrenten seien größtenteils kleinere Firmen, und der größte Konkurrent habe 15 bis 20 Mio. EUR Umsatz im Jahr. Es gebe aber keinen nationalen oder internationalen Wettbewerber, der das Spektrum von IBS abdeckt. Die Autobauer verfügten über konzerneigene Strukturen, und die Erfolge der letzten Monate zeigten die Chance auf, diesen Markt abzudecken.
Ob die Software beim Kunden nur in Projekten eingesetzt wird oder auch im Produktionsbereich und wie die Integration der Vision-Produkte in die bisherige Palette verläuft, war die nächste Frage. Hierauf wurde geantwortet, man wolle versuchen, auch stärker als Softwarelieferant „die Welt zu erobern“, was dank der plattformunabhängigen Produkte möglich sei. Die neue Tochter IVT sei hier die ideale Ergänzung zu den eigenen Aktivitäten.
Einen anderen Aktionär interessierten die Chancen für IBS angesichts des hohen Schulungs- und Beratungsbedarfs bei Implementierungen. Hier antwortete der Vorstand für den Vertrieb, Volker Schwickert, dieser Bedarf sei nicht so hoch wie bei SAP-Produkten, da die Software einfach zu bedienen sei. Aber es gebe einen enormen Beratungsbedarf bei der Prozessoptimierung, und hier wolle man ansetzen.
Des Weiteren wurde nach der Lock-up-Frist für die Vorstände und nach „Family & Friends“ gefragt, und jemand wollte wissen, ob IBS von den Neuer Markt-Fonds und Großinvestoren überhaupt wahrgenommen wird. Es habe ein kleines „Family & Friends“-Paket mit 6 Monaten Lock-up gegeben, was allerdings keine relevante Menge dargestellt habe, die Lock-up-Frist für die Altaktionäre wolle man noch einmal verlängern.
Offen sei man aber für Fonds, die nicht „über den engen Markt“ an der Börse kaufen wollen. Man sei um eine gute Investor Relations-Arbeit und um Roadshows bemüht, aber die Fonds, speziell die angelsächsischen, investierten derzeit einfach noch nicht. Es gebe allerdings bereits kleinere Einstiege, und mehrere Fonds seien „auf dem Sprung“.
Gleich mehrere Fragen hatte der nächste Anteilseigner, der wissen wollte, ob man beim Auftragseingang auch eine Schwäche feststellt, ob es nicht besser ist, die Planzahlen stark zu übertreffen anstatt stark anzuheben und ob man weitere Expansionsschritte plant. Der Auftragseingang habe den Erwartungen entsprochen, von Zurückhaltung sei nichts zu spüren gewesen, betonte Vorstand Schwickert. Hinsichtlich der Planzahlen meinte Herr Massmann, man solle Erfolge auch kommunizieren, und CEO Dr. Schröder ergänzte, auf der Übernahmeseite werde noch Einiges passieren.
Hinsichtlich der Frage, wann man mit einer Dividende rechnen kann, teilte CFO Massmann mit, in den kommenden Jahren werde man den Schwerpunkt noch auf das Unternehmenswachstum legen, danach könne man dann auch über eine Dividende reden.
Die letzte Wortmeldung schließlich betraf die Risiken der Unternehmensentwicklung und die Maßnahmen, die in diesem Zusammenhang ergriffen wurden. Hierauf wurde erwidert, man sei branchenunabhängig mit sich ergänzenden Produktfeldern, was der beste Risikoschutz sei. Die regionale Streuung solle weitere Konjunkturrisiken abfedern, man habe ein Risikomanagementsystem entwickelt, und zudem besitze man einen sehr aktiven Aufsichtsrat. Finanzielle Risiken gebe es keine, da man mit Geld nur sehr vorsichtig umgehe. Ein Problem könnte die Personalrekrutierung sein, wovon man aber aktuell nichts bemerke.
Abstimmungen
Recht zügig verliefen die Abstimmungen zu den einzelnen Tagesordnungspunkten. TOP 2, die Entlastung der Vorstandsmitglieder, wurde bei 250 Gegenstimmen und 31 Enthaltungen mit fast 100-prozentiger Zustimmung genehmigt, das gleiche Ergebnis war beim TOP 3, der Entlastung des Aufsichtsrats zu verzeichnen. Unter TOP 4 wurde der Abschlussprüfer bei 2.300 Neinstimmen und erneut 31 Enthaltungen gewählt.
Nach Abschluss des Abstimmungsprozederes bedankte sich der Versammlungsleiter für das entgegengebrachte Vertrauen und betonte die lange und aufwendige Vorbereitung dieser Veranstaltung.
Fazit
Diese „lange und aufwendige“ Vorbereitung hat sich voll und ganz bezahlt gemacht. Während wir in letzter Zeit bei Börsenneulingen oftmals nicht gerade optimal geplante Premieren-HVs erleben bzw. erdulden mussten (update.com, Blue C, etc.), lief bei der IBS AG alles reibungslos und hoch professionell ab, was den sehr soliden Eindruck, den die Firma bei uns hinterlassen hat, nur bestätigte.
Die „formlose“ und doch höchst informative Generaldebatte war gelebte Aktionärskommunikation in einem sehr angenehmen Klima. Diese Atmosphäre setzte sich auch beim „inoffiziellem“ Teil der Veranstaltung nahtlos fort, bei dem die Anteilseigner mit einem asiatischem Schlemmerbüfett verwöhnt wurden und die Organe der Gesellschaft, vom gesamten Vorstand bis zur Investor Relations-Abteilung jederzeit für Gespräche zur Verfügung standen.
Ein Glücksfall war auch die Wahl der Versammlungsorts, denn dieser überzeugte mit einer erstklassigen Infrastruktur und hervorragenden Arbeitsbedingungen. Ob der Aktienkurs das halten kann, was die diesjährige Hauptversammlung versprochen hat, werden bereits die nächsten Quartalszahlen indizieren, die man sich genau ansehen sollte.
Kontaktadresse
IBS AG
Rathausstraße 56
56203 Höhr-Grenzhausen
Tel.: 026/24-9180-0
Fax: 026/24-9180-670
Email: [email protected]
Internet: www.ibs-ag.com
Investor Relations
Birgit Reichel
Email: [email protected]