Für die Brokat AG ist das Problem mangelnder Liquidität nach der Veräußerung mehrerer Unternehmensteile nicht mehr akut. Geplant sei weitere Tochtergesellschaften und Unternehmensteile, die für den Geschäftsbereich E-Finance keine strategische Bedeutung mehr haben, zu veräußern, um dadurch den Barkapitalbedarf weiter zu vermindern und zusätzliche Liquidität zu generieren. Dies konnte man einer vwd-Meldung entnehmen.
Von den Bondholdern der hochverzinslichen Brokat-Anleihe über 125 Mio. Euro vom März 2000 habe die Gesellschaft einen Teilbetrag im Nennwert von 26,4 Mio. Euro zu einem Preis von 11,7 Mio. Euro zurückgekauft und entwertet. Die Gefahr einer Überschuldung der Gesellschaft sei durch diese Maßnahmen jedoch noch nicht beseitigt.
In einem dem Vorstand in diesen Tagen von der Wirtschaftsprüfungsgsellschaft Moores Rowland zugesandten Schreiben heiße es, dass "die Eigenkapitalfortschreibung bis zum 30.11.2001 zeigt, dass ohne Durchführung von ausreichenden Kapitalmaßnahmen die Brokat laut Planbilanz zum 30.11.2001 überschuldet sein wird."
Brokat verhandele daher seit einiger Zeit mit den Anleihegläubigern, um eine Vereinbarung herbeizuführen, die das Fortbestehen der Gesellschaft sichert. Die Verhandlungen sollen noch im Oktober abgeschlossen werden. Dabei sei bereits eine grundsätzliche Einigung mit den Bondholdern erzielt worden.
Es sei geplant, ihnen zur endgültigen Ablösung des Bonds ein Umtauschangebot zu unterbreiten. Sie erhielten die Möglichkeit, den Bond gegen Gewährung junger Aktien in die Gesellschaft einzulegen. Im Ergebnis sollten ihnen danach bis zu 60 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft zustehen. Zusätzlich werde sich die Gesellschaft verpflichten, bestimmte Zahlungen an die Bondholder zu leisten, die der Höhe nach noch nicht endverhandelt seien.
Hierbei handele es sich zum einen um die Verpflichtung zu einer sofortigen Barzahlung mit Mitteln aus bereits erfolgten Verkäufen von Unternehmensteilen. Zum anderen solle den Bondholdern ein Besserungsschein gewährt werden. Die Bondholder sollen der Gesellschaft das für die nächste Zeit notwendige Betriebskapital zur Verfügung stellen. Die Gesellschaft erwartet, das aus den drei Barzahlungskomponenten ein Betrag von insgesamt bis zu 60,76 Mio. Euro gezahlt werden kann, wenn 100 Prozent der Bondholder das Angebot annehmen.