Am 10. Mai 2001 lud die Gesellschaft zur dritten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang in das Park Hilton, München. Gut 600 Aktionäre, Vertreter und Gäste folgten der Einladung, um sich über die bislang wenig erfolgreichen Aktivitäten im Internetbereich und dem ansonsten erfreulichen Verlauf des Stammgeschäfts zu informieren. Für GSC Research besuchte Robert Zeiss die Veranstaltung.
Herr Dr. Joachim Hausser eröffnete in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender die Versammlung und übergab nach einer kleinen redaktionellen Korrektur des Beschlußvorschlags zu TOP 2 das Wort an den Vorstandsvorsitzenden.
Bericht des Vorstands
Herr Reiner Unkel eröffnete seinen Vortrag mit einem allgemeinen Konjunkturüberblick. Während im Berichtsjahr das Bruttoinlandsprodukt um 3,1 Prozent zulegen konnte, waren die Umsätze im Textileinzelhandel nach einer Stagnation in 1999 nun um 2 Prozent rückläufig. Besonders unerfreulich war die Entwicklung im letzten Quartal des Jahres. Eine Besserung sei in naher Zukunft ebenfalls nicht absehbar.
Einzig profitieren konnte die Ludwig Beck durch den Geschäftssitz in der "Boomtown München". Hier führte Herr Unkel eine interessante Statistik an, die die Börsenwerte der in einer Stadt ansässigen Großunternehmen auswies. Danach kam München mit 17 Börsenwerten auf 295 Mrd. DM, gefolgt von Bonn (2 Unternehmen mit 110 Mrd. DM) und Frankfurt (105 Mrd. DM). Die enorme Kaufkraft in der Landeshauptstadt zog eine Steigerung der Einzelhandelsverkaufsflächen um 20.000 Quadratmeter in den letzten fünf Jahren nach sich. Der Wettbewerb nahm damit insbesondere durch die Ansiedlung internationaler Handelsketten wie GAP, P&C oder Esprit zu und verdrängte viele alteingesessene Fachgeschäfte. Ein weiterer Nachteil sei der herrschende Mitarbeitermangel infolge der Vollbeschäftigung.
Dem geplanten Wegfall des Rabattgesetzes sah der Vorstandsvorsitzende entspannt entgegen. Für die Ludwig Beck war der Preis nie ein ausschlaggebendes Marketinginstrument. Auch zeige das Beispiel Österreich, dass sich durch die Liberalisierung keine großartigen Veränderungen ergeben. Unverständnis zeigte Herr Unkel für die strikte Haltung der Stadt bei den Ladenöffnungszeiten. Im Umland werde der gesetzliche Rahmen für Öffnungszeiten zu bestimmten Anlässen auch an Sonntagen und Feiertagen ausgeschöpft. In München wurde jedoch noch nie eine Genehmigung erteilt, dies könne nicht dem Werbeslogan "Weltstadt München" entsprechen.
Ludwig Beck hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 559 Vollzeitmitarbeitern auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern 196 Mio. DM umgesetzt, das war 1 Prozent mehr als in 1999. 92 Prozent der Umsätze entfielen auf das Stammhaus am Marienplatz in München, die restlichen 8 Prozent verteilten sich auf das OEZ (Olympia Einkaufszentrum), PEP (Perlacher Einkaufszentrum) und das Verkaufshaus in Hamburg.
Im Stammhaus konnte die Effizienz im Warengeschäft gesteigert werden, der Warenbestand wurde verringert, die Altersstruktur der Ware verbessert und der Anteil an Eigenmarken wurde ausgebaut. Letztere haben eine höhere Eingangs- und Ausgangsspanne als Handelsmarken.
Im Herbst diesen Jahres werde mittels eines Überbaues im Wäschehaus die Verkaufsfläche um 250 Quadratmetern erhöht. Gerade eben wurde die Anmietung einer neuen Geschäftsfläche mit 250 Quadratmetern im Nebenhaus in der Burgstraße beschlossen. Der Neubau in Augsburg liege im Zeitplan und werde am 5. September 2001 eröffnet werden. Die Verkaufsflächen im OEZ werden im Herbst 2002 renoviert. Darüber hinaus prüft Ludwig Beck neue Standorte, so befinde man sich derzeit in Gesprächen bezüglich des neuen Einkaufscenters in der Messestadt München-Riem, das in 2003 eröffnet wird. Auf 32.000 Quadratmetern Fläche sollen sich 120 Geschäfte ansiedeln, zudem werden 7.500 neue Wohnungen gebaut.
Der Einstieg in e-commerce verlief bislang wenig erfolgreich, so wurde am 27. Juli 2000 die Ludwig Beck Online GmbH gegründet, die sich um den Versandhandel und den Online-Auftritt "www.onlybeck.de" kümmern sollte. Am 17. November ging sie mit einer Grundversion an den Start, wegen technischer Schwierigkeiten konnte das Geschäft nicht weiter ausgebaut werden. Am 3. Mai 2001 schließlich wurde der Vertrag mit dem bisherigen Datenbank und Shop-Dienstleister gekündigt und man werde sich nun um eine neue Lösung bemühen.
Über Akquisitionen von Einzelhändlern mache sich der Vorstand Gedanken, es gebe auch gelegentlich gute Optionen, derzeit sei aber keine Eile geboten.
Finanzvorstand Dieter Münch übernahm an dieser Stelle das Wort und informierte über das im letzten Jahr erreichte zweitbeste Firmenergebnis der Unternehmensgeschichte (Anmerkung: 1999 wurde ein etwas höherer Jahresüberschuß erzielt). Zunächst ließ er es sich aber nicht nehmen, auf das "Siegerwetter" hinzuweisen, das wohl das Resultat des begeisternden Finaleinzugs des FC Bayern München in der Champions League sei und ein gutes Omen für die heutige Versammlung.
Während der Umsatz der Ludwig Beck in den ersten neun Monaten noch im Jahresvergleich um 3 Prozent stieg, so ging er im vierten Quartal infolge des milden Wetters um 2,8 Prozent zurück. Im Gesamtjahr konnte er flächenbereinigt um 1 Prozent erhöht werden. Das EBIT in der AG fiel von 13,0 Mio. DM auf 12,7 Mio. DM, im Konzern (hierzu zählt die Online GmbH) wurden 11,9 Mio. DM ausgewiesen. Damit betrug die EBIT-Marge 7,5 Prozent, womit man "weiterhin im Top-Bereich des Einzelhandels" liege. Die Kostenstruktur anhand des Nettoumsatzes verteile sich folgendermaßen: Materialeinsatz 51,4 Prozent, Personal 21,8 Prozent, sonstiger betrieblicher Aufwand 15,9 Prozent und Abschreibungen 3,4 Prozent.
Die Mietverträge der angemieteten Objekte am Marienplatz laufen gestaffelt zwischen den Jahren 2018 und 2025 aus, der Mietzins richte sich nach dem Lebenshaltungskostenindex. Im Berichtsjahr wurden eigene Aktien im Wert von 4 Mio. DM zurückgekauft, der Durchschnittspreis betrug 13,27 Euro. Da der Börsenkurs teilweise niedriger notierte, erfolgte eine Abschreibung über 100.000 DM auf 13 Euro je Aktie.
Der Verlustvortrag per Jahresende betrug 35 Mio. DM an Körperschaftssteuer und 24 Mio. DM an Gewerbesteuer. Folglich werde der Ertrag mittelfristig keiner Besteuerung unterliegen. Die Gespräche mit dem Bundesfinanzministerium und der Oberfinanzdirektion verliefen erfolgsversprechend. Herr Münch äußerte sich zuversichtlich, daß die Dividende auch künftig steuerfrei ausgeschüttet werden kann. Das DVFA-Ergebnis im Konzern betrug 5,4 Mio. DM oder 1,63 DM je Aktie. Der Konzernjahresüberschuß wurde mit 10,3 Mio. DM ermittelt, wovon 4,6 Mio. DM in die Gewinnrücklage überführt wurden und 5,7 Mio. DM als Bilanzgewinn ausgewiesen wurde. Der Dividendenvorschlag laute auf DM 1,70 und unterliege keiner Besteuerung bei Vereinnahmung im Privatvermögen.
Ludwig Beck habe derzeit etwa 4.000 Aktionäre, die Aktien verteilen sich zu 36 Prozent auf Institutionelle Investoren, 19 Prozent Privataktionäre, 6 Prozent Eigenbesitz und 40 Prozent Streubesitz.
Im ersten Quartal 2001 litt die Gesellschaft unter einer Konjunktureintrübung, trotzdem konnte der Bruttoumsatz um 0,9 Prozent gesteigert werden. Die gestiegenen Benzinpreise und andere Abgaben dämpften die Konsumfreudigkeit der Bürger. Der Fehlbetrag verschlechterte sich von 0,3 Mio. DM auf 1,2 Mio. DM. Herr Münch wies darauf hin, dass das erfolgreichste Quartal für den Einzelhandel das letzte im Jahresverlauf sei. Im April habe sich der Absatz aufgrund des Wintereinbruchs allerdings im Jahresvergleich um 5 Prozent ermäßigt.
Das Unternehmen habe nun ein Kosteneinsparungsprogramm über 1,5 Mio. DM gestartet. Der Umsatz solle um 1 Prozent gesteigert werden und die neue Filiale in Augsburg werde bereits ab der Eröffnung im September positive Deckungsbeiträge besteuern. Bei der Ludwig-Beck-Online GmbH wurden die bisherigen Investitionen im Mai vollständig wertberichtigt und vorsorglich Rückstellungen gebildet. Der außerordentliche Aufwand belief sich auf 1,8 Mio. DM. Ludwig Beck möchte das Internet nicht aus den Augen verlieren, nun jedoch nur eine neue Lösung für 100.000 DM implementieren. Für das laufende Jahr werde ein Konzernjahresüberschuß von 9 Mio. DM angestrebt.
Allgemeine Aussprache
Frau Daniela Bergdolt dankte dem Vorstand in ihrer Eigenschaft als Sprecherin von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) für den sehr ausführlichen Vortrag und lobte sodann die Dividendenzahlung in Vorjahreshöhe und den in sehr engen Grenzen verlaufenden Kursverlauf. Sie frage nach der genauen Ausgestaltung des Anpassungsprogramms und des künftigen Online-Auftritts. Zudem interessierte sie die künftige Verwendung der zurückgekauften Aktien.
Herr Weilermann sprach für die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und wollte die Rechenmethodik zur Abschreibung der Handelsware und Eigenmarken wissen. Er begrüßte die Dividendenzahlung, bemängelte jedoch den im Jahresvergleich rückläufigen Börsenkurs. Sodann stellte er einen Rückgang bei der Zahl der vom Vorstand gehaltenen Aktien fest und fragte, ob diese über die Börse oder direkt an die Gesellschaft verkauft wurden. Im Vorjahr habe der Vorstand geplante Geschäftszahlen bis zum Jahr 2004 bekanntgegeben, nun wurde nicht mehr in die Zukunft prognostiziert. Deshalb bat er um diesbezügliche Angaben und auch eine Stellungnahme zur Aussage im Vorjahr, dass der faire Wert der Aktie bei 20 Euro liege.
Herr Knoll stellte sich als Privataktionär vor und fragte nach dem Grund für die zu beschließende 57prozentige Anhebung der Aufsichtsratsvergütung auf 12.000 Euro pro Mitglied.
Herr Jähl schilderte seine persönlichen Erlebnisse beim Einkauf im Stammhaus von Ludwig Beck und bemängelte dabei die Auswahl der Herrenkollektion und das "höhlenartige Erscheinen" der Dessous-Abteilung.
Herr Valentzki forderte den Vorstand auf, statt eines Aktienrückkaufs die Finanzmittel zur Schuldentilgung und Geschäftsausbau herzunehmen.
Herr Scherp lobte als letzter Redner die Einrichtung des Stammhauses und die freundlichen Mitarbeiter im Verkauf. Er fragte nach, ob das Unternehmen im Vorfeld der Hauptversammlung Kurspflege betrieben habe und merkte an, dass der Verkauf über das Internet nicht zum "Kaufhaus der Sinne" passe.
Vorstandsvorsitzender Reiner Unkel stellte die Aufsichtsratsmitglieder einzeln vor und lobte die einzigartige Mischung von Fachkompetenz aus verschiedenen Bereichen. Die Vergütung sei bisher eher zu niedrig gewesen und stamme noch aus den Jahren 1996 und 1997, als die Gesellschaft größere Probleme hatte.
Herr Münch nannte die Positionen des Kostensenkungsprogramms, so sollen 300.000 DM an Betriebskosten inklusive Marketing eingespart sowie der Personalbestand durch geringere Neueinstellungen reduziert werden.
Herr Unkel ging noch einmal auf die Online GmbH ein. Man wolle nun kein technisch anspruchsvolles Shop-System mehr erstellen, sondern auf eine Firma zurückgreifen, die eine einfache und funktionierende Lösung anbieten kann. Das solle dann einmalig 25.000 DM für die Softwarelizenz und 2.000 DM an monatlichen Kosten verursachen.
Zum 31. Dezember 2000 hatte Ludwig Beck 4,72 Prozent eigene Aktien gehalten, dieses Paket könne durchaus als Akquisitionswährung eingesetzt werden, man wolle jedoch keine "marode Designerfirma" damit erwerben. Es solle vielmehr die eigene Kompetenz im Einzelhandel ergänzt werden, dies könne beispielsweise durch einen Herrenausstatter geschehen. Die Bewertung und Abschreibung der Waren erfolge seit 1982 nach den gleichen Grundsätzen, der Eigenmarkenanteil werde etwa 15 Prozent erreichen.
Mit der derzeitigen Aktienbewertung zu 13 Euro zeigte sich der Vorstandsvorsitzende nicht zufrieden, allerdings stammten die genannten 20 Euro nicht von ihm, er gab hier lediglich eine Analystenmeinung wieder. Das wichtigste für ihn sei eine kontinuierlich positive Kursentwicklung. Die Minderung der Aktienposition der Vorstandsschaft lasse sich darauf zurückführen, dass das Unternehmen 1999 drei Vorstände hatte. Die beiden jetzigen Vorstände hatten nur geringe Positionen verkauft, um unter die steuerlich bedeutsame Marke von 1 Prozent zu fallen. Dies geschah nicht zu für das Unternehmen signifikanten Zeitpunkten. Etwa 60.000 Aktien in kleinen Positionen zu 1.000 bis 2.000 Stücken hatte die Ludwig Beck über die Börse erworben. Dabei habe man eventuell Aktien erworben, die ein Investor aus Großbritannien über die Börse verkauft hatte. Seit Jahresende 2000 habe das Unternehmen keine eigenen Aktien mehr erworben, eine Kurspflege zur Zeit der Hauptversammlung werde nicht betrieben.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug 1.741.732 der ausgegebenen 3.360.000 Aktien und damit 51,84 Prozent des Kapitals. Der Dividendenvorschlag und die Entlastung des Vorstands und Aufsichtsrats wurden jeweils ohne Gegenstimmen angenommen. Bei der Wahl des Wirtschaftsprüfers, der Genehmigung zum Erwerb eigener Aktien und Erhöhung der Aufsichtsratsvergütung gab es Gegenstimmen in Höhe von maximal 7.365 Stimmrechten.
Fazit
Die Aktionäre zeigten sich recht zufrieden mit der Entwicklung ihrer Gesellschaft. Erstaunlich war die hohe Präsenz der Privataktionäre, 600 Besucher bei insgesamt 4.000 Aktionären dürfte wohl eine einmalig starke "Aktionärsbindung" darstellen. Die Dividendenrendite des Papiers erreicht fast 10 Prozent und das ganze ist aufgrund des Verlustvortrags auch noch steuerfrei. Allerdings würden sich die Aktionäre auch über einen besseren Börsenkurs freuen.
Aufgrund der stagnierenden Geschäftsaussichten für die Einzelhandelbranche kann auch ein wie die Ludwig Beck AG gut geführtes Unternehmen nicht mit hohen Wachstumsraten aufwarten. Die Neueröffnung der Filiale in Augsburg und ein etwas erfolgreicherer Internet-Shop können hier gewisse Impulse geben, das Hauptgeschäft wird aber nach wie vor im Stammhaus gemacht werden. Dort hat Ludwig Beck nach eigenen Angaben einen sehr großen Anteil an Stammkunden, die wöchentlich einkaufen. Dies verschafft zwar ein stetes Geschäft, bringt jedoch auch keine großen Wachstumsperspektiven. Es ist dem Unternehmen zu wünschen, daß es ein glückliches Händchen bei der Auswahl eines Akquisitionspartners hat, mit dem das Geschäft bei gleichbleibender Ertragsqualität ausgeweitet werden kann.
Kontaktadresse
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Investor Relations
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