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HV-Bericht CeWe Color Holding AG - Digitale Fotografie als neues Standbein
Am 29. Juni 2000 fand in Bremen die Hauptversammlung der CeWe Color Holding AG statt. Dazu hatten sich im Parkhotel, in direkter Nähe zum Congresscentrum Bremen, knapp 400 Aktionäre und Aktionärsvertreter zusammengefunden. Ebenfalls vor Ort war ein Vertreter von GSC Research, der über den Versammlungsablauf in gewohnter Ausführlichkeit berichtet.


Einleitung

Beim Einlass erhielten alle Aktionäre ein kleines Präsent in Form eines Farbfilm-Doppelpacks, ein Angebot, das sich die meisten Aktionäre nicht entgehen ließen und erfreut annahmen. Nachdem sich der Veranstaltungssaal gegen 11 Uhr sichtlich gefüllt hatte, eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Dr. Rumpf die Versammlung. Er stellte fest, dass der Zuspruch zur Hauptversammlung stärker als im Vorjahr war und ebenfalls stärker war, als man es erwartet hatte. Dann führte er in die Tagesordnung ein, die in der Folgezeit „abgearbeitet“ werden sollte. Nachdem die üblichen Formalien zum Ablauf der Versammlung vorgetragen waren, übergab Dr. Rumpf dem Vorstandsvorsitzenden Herrn Rothärmel das Wort.


Bericht des Vorstands

Wie schon in den Jahren 1997 und 1998 konnten auch im vergangenen Geschäftsjahr Umsatz und Ertrag gesteigert werden. Der Konzernumsatz stieg um 9,8% auf 394,2 Mio. Euro und das Ergebnis vor Körperschaftssteuern um 20,5% auf 29,1 Mio. Euro. Das Ergebnis pro Aktie erhöhte sich dadurch von 1,83 Euro im Vorjahr auf 2,33 Euro. Das derzeitige KGV liegt bei etwa 10,5, womit die Aktie sehr günstig bewertet ist. Die größten Investitionen konnten aus dem Cashflow bedient werden, weshalb keine höhere Fremdfinanzierung benötigt wurde.

Wichtige Unternehmensstrategie ist das Verteidigen der Marktführerschaft und der Ausbau der Bereiche, in denen sie noch nicht besteht. Die europäische Ausrichtung wird weiter vertieft, wobei darauf Wert gelegt wird, dass keine „Risikoländer“ integriert werden. So wurde die Marktpräsenz in Skandinavien mit der Übernahme der dänisch/norwegischen Fotofachhandelskette Japan Photo weiter ausgebaut.

Ein völlig neuer Standort entstand in Polen, wo mittlerweile drei Labors aufgebaut sind. Ein weiterer Laborneubau wurde vor Kurzem in Prag eröffnet. Außerdem wurde die Kapazität der deutschen Labors deutlich erhöht. In Mönchengladbach beispielsweise wurde der Firmenkomplex völlig modernisiert, so dass die Leistungsfähigkeit dieses Labors verdoppelt werden konnte. Dieses Labor ist derzeit vermutlich das modernste weltweit.

Einzig in Frankreich konnte man im letzten Geschäftsjahr wiederum kein positives Ergebnis ausweisen. Der dortige Marktanteil, der derzeit bei unter 15% liegt, ist deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Als Konsequenz hat man sich vom bisherigen Management getrennt und ist bemüht, Versäumnisse aufzuarbeiten. Alle Unternehmensstandorte arbeiten mit der gleichen Computertechnik und sind mit übereinstimmender Software ausgestattet.

Da sich die CeWe Color auf einem sehr hart umkämpften Markt bewegt, wird die Kostenführerschaft angestrebt. Ein ruinöser Verfall der Preise, wie er zuletzt im Lebensmittelhandel zu beobachten war, ist im Bereich der Fotolabor-Dienstleistungen bisher nicht eingetreten. Die Entwicklungen auf dem Amateurfilmermarkt werden genau verfolgt. Durchschnittlich verbraucht jeder Europäer etwa 2 Filme pro Jahr, während es in den USA und Japan fast 4 sind. Der Bereich Digitale Fotografie ist auf dem Vormarsch. Bisher beträgt der absolute Anteil am Gesamtmarkt zwar nur etwa 2%, was sich aber unter Beibehaltung von derzeit dreistelligen Wachstumsraten in nächster Zeit stark ändern kann.

Ein ganz neues Standbein für CeWe Color wird deshalb konsequenter Weise in den Bereichen digitale Fotografie, Internet und e-commerce aufgebaut. Dies geschieht über eine eigenständige Tochter, die eventuell im nächsten Jahr an die Börse gebracht werden soll. Die CeWe Color wird ihren expansiven Weg in der Zukunft noch beschleunigen. Für das laufende Geschäftsjahr kann mit 2 Übernahmen gerechnet werden. Die Gespräche hierzu laufen. Daneben ist man weiterhin bemüht, Allianzen mit anderen Marktführern, bei gleichzeitiger Wahrung der eigenen Unabhängigkeit, aufzubauen.

Für das erste Quartal 2000 nannte Herr Rothärmel ein Umsatzwachstum von etwa 7 Prozent. Der Gewinn für diesen Zeitraum war leicht negativ. Wegen eines sehr saisonal abhängigen Geschäftsjahres, bei dem das dritte Quartal wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat, kann hieraus aber noch nicht auf das Gesamtjahr geschlossen werden. Die Investitionen für das Jahr 2000 werden etwa 44 Mio. Euro betragen. Alle wichtigen Weichen für die Zukunft sind gestellt, wobei man dieser sehr positiv entgegen sieht.

Nach etwa vierzig Minuten war der Vorstandsvorsitzende mit seinen Ausführungen am Ende und übergab das Wort seinem Kollegen Herrn Schmidt-Sacht, der darauf hin einen Exkurs über den neuen Geschäftsbereich Digitaltechnik hielt. Im Bereich Digitalfotografie wird dem Handel seit dem Frühjahr eine überarbeitete Version der vor 2 Jahren auf den Markt gebrachten Digitalstation angeboten. Mit diesem Phototerminal kann der Kunde alle erdenklichen Vorteile der digitalen, aber auch der herkömmlichen Fototechnik nutzen.

Hierbei werden die Photodaten entweder über den Digitalchip oder den herkömmlichen Farbfilm eingelesen. Wichtige Vorzüge sind dabei die Nachbehandlung von über- und unterbelichteten Bildern, aber auch von unscharfen „Schnappschüssen“. Außerdem stehen dem Verbraucher eine Vielzahl von Formaten und Variationen (Poster, Aufkleber, Grußkarten) zur Verfügung.

Die bei dieser Photostation angebotenen Dienstleistungen bietet CeWe Color neuerdings auch über das Internet an. Dabei tritt man nicht direkt an den Kunden heran, sondern bietet dem Händler, neben der Erstellung einer eigenen Homepage und der Pflege und Wartung der Internetpräsenz, diese Servicedienstleistung an. Mit Zuversicht sieht man die Tatsache, dass ca. 80 Prozent aller Fotoaufnahmen unausgedruckt auf den verschiedensten Datenträgern lagern, und man hofft, dass diese irgendwann auf Fotopapier gebracht werden. Die größten Wettbewerber stellen Fuji, Kodak und Spektor dar.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner sprach Herr Thies von der SdK und erklärte, dass sich die CeWe Color Holding AG auf einem sehr schwierigen Markt bewegt. Das erzielte Ergebnis bezeichnete er als sehr erfolgreich. Die erste Frage stellte Herr Thies zum Wechsel des Managements in Frankreich. Außerdem wollte er wissen, ob beim Börsengang der Tochtergesellschaft die CeWe Color-Aktionäre mit Vorteilen beim Bezug rechnen können. Weiter erkundigte sich Herr Thies, ob sich die Höhe der zuletzt über 25prozentigen Beteiligung des Großaktionärs geändert habe.

Außerdem interessierte ihn, welchen Umsatzbeitrag die Töchter erbringen. Weitere Fragen bezogen sich auf die Aufwandshöhe in der Forschung und Entwicklung und auf die Ausnutzungsquote bei den Belegschaftsaktien. Abschließend wünschte sich Herr Thies, den Hauptversammlungsort an den Sitz der Gesellschaft nach Oldenburg zu verlegen, was von anscheinend vielen aus Oldenburg angereisten Aktionären mit großem Beifall kommentiert wurde.

Als nächster Redner ergriff Herr Dr. Nölle von der DSW das Wort. Er erklärte, dass die DSW auf der Versammlung 30.210 Stimmen vertritt. Als Erstes wollte er etwas über mögliche Risiken hören, die sich durch das neue Geschäftsfeld ergeben könnten. Daneben erkundigte er sich, in wie weit sich Einflüsse aus der derzeitigen „Schlacht“ im Lebensmittelhandel auf das Geschäft der CeWe Color übertragen.

Ihm fiel auf, dass die Umsätze um 10%, gleichzeitig aber der Materialaufwand um 20% angestiegen waren. Daneben stellte er noch Fragen zu den Bereichen Ausbildung zum Photomedienlaboranten, zu möglichen Kapitalmaßnahmen, zum Markenmarketing und zu „Golden Shares“.

Als weiterer Redner lobte Herr von Buren die hohe Zahl der Auszubildenden. Er setzte sich dafür ein, weiteren jungen Menschen eine Chance zu geben, und lobte die Entwicklung der Dividende. Eine Frage stellte er noch nach dem Grund für die Erhöhung der Verbindlichkeiten von 10 auf 15 Mio. Euro. Abschließend kritisierte er das Stock-Options-Programm für das Management.

Als letzter Redner meldete sich Herr Menzel aus Braunschweig zu Wort. Er dankte der Gesellschaft für den Shuttle-Service vom Bahnhof zum Hotel, sowie für Speis und Trank. Danach stellte er einige Detailfragen, die sich auf die Zusammensetzung der Aufsichtsratsbezüge und auf die terminliche Abfolge der Aufsichtsratssitzungen bezogen. Eine Rüge erteilte er den Vorständen von Mobilcom und Hunzinger Mobilcom wegen des schlechten und kostenpflichtigen Service auf der Hauptversammlung. Insbesondere übte er Kritik an Hunzinger Mobilcom, da hier nur „irgendwelche“ Politiker im Aufsichtsrat säßen, die von der Materie recht wenig verstehen würden.

Herr Rothärmel beantwortete die Fragen wie folgt. Die Probleme in Frankreich waren ein Einzelfall, und man habe sich die Situation zwei Jahre angeschaut und dann gehandelt. Mit dem neuen Team erwartet man nun, die Geschäftsentwicklung entsprechend den übrigen Standorten nachbilden zu können. Der Bereich Forschung und Entwicklung verursacht Kosten in Höhe von 3 bis 5 Mio. Euro. Im Einzelnen betrifft dies den Digitalbereich und die Software.

Die Gefahren, die sich aus der „Digitalen Welt“ ergeben, werden vor allem beim Homeprinting gesehen. Hier muss CeWe Color alle Anstrengungen unternehmen, um den potenziellen Konsumenten die Vorzüge des Leistungspakets nahezubringen. Die Erträge der einzelnen Beteiligungen können nicht genannt werden, weil hierdurch wichtige Geschäftszahlen der Konkurrenz zugänglich gemacht würden.

Die Erbengemeinschaft des verstorbenen Großaktionärs Neumüller hält weiterhin über 25% der Anteile. Wie viel genau, konnte der Vorstand nicht sagen, nur dass es unter 50% sind. Änderungen sind hier nicht zu erwarten. Auch das satzungsgemäße Recht der „Golden Shares“, zwei Aufsichtsräte zu bestimmen, wird in absehbarer Zeit nicht geändert. Die Erbengemeinschaft wird durch einen Notar vertreten, wobei deren Rechte als Teil des Erbes zu sehen sind.

Die Mitarbeiteraktien wurden im letzten Jahr von 22,6% der Belegschaft erworben. Im laufenden Geschäftsjahr waren es bereits 24%. Herr Rothärmel gab zu bedenken, dass viele Angestellte Frauen sind, die jede Mark ihres Einkommens für die laufenden Kosten benötigen und deshalb eher weniger von der Möglichkeit der Mitarbeiteraktien Gebrauch machen. Der Börsengang der CeWe Digital GmbH wird frühestens im nächsten Jahr erfolgen. Die Anregungen von Herrn Thies bezüglich der Zuteilungsbedingungen wolle man aber im Hinterkopf behalten. Eine Verlegung des Hauptversammlungsortes kann man sich ebenfalls vorstellen.

Zu einer quantitativen Bewertung der Erlöse aus dem Digitalbereich konnten keine genauen Angaben gemacht werden, nur so viel, dass dieser Bereich wird in den nächsten Jahren weiterhin relativ hohe Kosten verursachen wird, weil es sich um eine Art Anschubfinanzierung handelt. Diese wiederum soll aus eigener Kraft aufgebracht werden. Ginge man nicht diesen Weg, würden in den nächsten Jahren Marktanteile verloren gehen, welche die Konkurrenz vereinnahmen und nutzen würde. Somit bestehe gar keine Alternative.

Zum Stock-Options-Programm war zu erfahren, dass dieses insgesamt ein Aktienvolumen von 6 Mio. Euro umfasst. Die laufenden Optionen haben einen Basispreis für die Aktie von 25 Euro, die neuen einen von 27,5 Euro. Die Optionen können frühestens nach 2 Jahren Sperrfrist ausgeübt werden. Ihr Preis wurde nach einem bankenüblichen und anerkannten mathematischen Modell berechnet und liegt bei 50 Cent pro Optionsschein.

Der Grund für den überproportionalen Anstieg der Aufwendungen bei den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen ist begründet in einer erhöhten Lagerhaltung wegen des erwarteten Jahr 2000 Problems und in der Ausstattung der Einzelhandelsgeschäfte der Fotohandelskette Japan Photo mit Ware. Das genehmigte Kapital stellt zur Zeit nur einen Vorratsbeschluss dar. Eine Ausnutzung ist derzeit nicht geplant. Der Beruf des Medienlaboranten ist eine um ein Ausbildungsjahr erweiterte und aufgewertete Ausbildung zum Fotolaboranten. Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Ausbildung im Bereich der neuen Medien.


Abstimmungen

Das vertretene Kapital wurde mit 65,01% des Grundkapitals oder 3.460.560 Aktien festgestellt. Die Tagesordnung war recht kurz. Es galt, neben der Gewinnverwendung über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu beschließen. Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 17.257.920 Mio. Euro sollte eine Dividende von 1,15 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Daneben sollte noch über die Wiederwahl des Aufsichtsrats entschieden werden. Alle Tagesordnungspunkte wurden einstimmig beschlossen. Die Versammlung wurde nach etwa 2½ Stunden mit einer Einladung zum Mittagessen geschlossen.


Fazit und eigene Meinung

Die CeWe Color präsentierte sich auf der Hauptversammlung in ausgezeichneter Form. Es werden solide schwarze Zahlen geschrieben. Das Management macht einen sehr kompetenten Eindruck. Die Zahlen, die vorgelegt wurden, bestätigen dies und rechtfertigen die getroffenen Entscheidungen. Schön war auch, dass nach der Vorstandsrede der aktuelle Realtimekurs der CeWe Color Aktie eingeblendet wurde.

Meiner Meinung nach hat die CeWe Color Holding AG schon recht früh erkannt, wie sich der Markt für die Digitaltechnik entwickeln wird und darauf entsprechend reagiert. Auf dem Markt für Digitalkameras wurde im vergangenen Jahr schon ein Viertel dessen umgesetzt, was bei den herkömmlichen Kameras der Fall war.

Auf den wichtigsten europäischen Märkten kann die CeWe Color als Marktführer für Fotolabor-Dienstleistungen mit Anteilen von über 25% aufwarten. Die Aktie hat leider die gute Verfassung des Unternehmens bisher nicht nachvollziehen können. Auf einem Niveau von derzeit etwa 25 Euro halte ich den Wert, selbst wenn man einen Holdingabschlag einbezieht, für einen klaren Kauf. Interessant dürfte auch der im nächsten Jahr in Aussicht gestellte Börsengang der Tochter werden.


Kontaktadressen

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Veröffentlichungsdatum: 08.07.2000 - 16:26
Redakteur: swi
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