WKN:
519990
ISIN:
DE0005199905
Straße, Haus-Nr.:
Marienplatz 11,
D-80331 München, Deutschland
Telefon:
+49 (0)89 / 23691 - 0

Internet: www.ludwigbeck.de

IR Ansprechpartner:
Herr Andre Deubel
[email protected]
+49 (0)89 / 23691 - 745
HV-Bericht Ludwig Beck AG - Oase im Hochsteuerland Deutschland
Am 17. Mai 2000 fand die ordentliche Hauptversammlung des mit dem Slogan "Kaufhaus der Sinne" nicht nur im Großraum München bekannten Einzelhändlers Ludwig Beck statt. Etwa 550 Aktionäre hatten sich hierzu im Münchner Hilton Hotel eingefunden, darunter natürlich auch unser Reporter von GSC Research, der gewohnt ausführlich berichtet.


Bericht des Vorstands

Mit einem herzlichen "Grüß Gott" begrüßte der Vorstandsvorsitzende, Herr Reiner Unkel, die anwesenden Aktionäre, die trotz des schönen Wetters die Hauptversammlung einem Besuch im Biergarten vorgezogen hatten.

Er begann seinen Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Blick auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld in Deutschland. So ist das Bruttoinlandsprodukt 1999 um 1,4 Prozent, der private Verbrauch um 2 Prozent und das verfügbare Einkommen um 2,1 Prozent gestiegen. Die Einzelhandelsumsätze wuchsen allerdings nur um 0,3 Prozent, wobei die Umsätze im Textilbereich im letzten Jahr sogar lediglich auf Vorjahresniveau stagnierten. In der Monatsübersicht deutete sich jedoch ab Juli eine leichte Belebung an, weshalb nach Ansicht von Herrn Unkel die Talsohle durchschritten ist und sich das Konsumklima eher verbessern wird.

Vor diesem Hintergrund zeigte er sich mit einem Umsatzzuwachs von 1,6 Prozent auf 194,0 Mio. DM sehr zufrieden, vor allem auch deshalb, weil im Stammhaus am Marienplatz für etwa 10 Wochen wegen Umbaumaßnahmen mehr als 10 Prozent der Verkaufsfläche nicht zur Verfügung standen. Auch der heiße September hat die Umsätze etwas belastet.

Dennoch konnten Marktanteile hinzugewonnen werden, was Herr Unkel unter anderem auf konsequentes Risikomanagement durch den Einsatz eines ausgefeilten Warenwirtschafts- und Controllingsystems und die erfolgreichen Umbaumaßnahmen mit Investitionen in Höhe von 5,5 Mio. DM zurückführte. Auch der steigende Eigenmarkenanteil, der wie geplant von 8 auf 10 Prozent ausgedehnt wurde, sowie sinkende Inventurdifferenzen (schöneres Wort für Diebstähle) durch ein neues Kameraüberwachungssystem trugen hierzu bei. Der Anteil konnte seit 1996 von 1,55 Prozent vom Umsatz auf nur noch 0,7 Prozent reduziert werden.

Ein zusätzlicher wichtiger Faktor war eine weitere Verbesserung der Leistungskennzahlen. So konnten die Umsätze pro Quadratmeter Verkaufsfläche von 14.300 DM auf 14.900 DM gesteigert werden. Im Stammhaus am Marienplatz beträgt diese Kennziffer sogar mehr als 16.000 DM je Quadratmeter, was in der Branche nach Aussage von Herrn Unkel wenig Vergleichbares findet.

Die Ertragssituation

Herr Dieter Münch, im Vorstand zuständig für Finanzen, ging anschließend näher auf die Ertragssituation des Unternehmens ein. Die Nettoumsätze stiegen trotz der wegen der Umbaumaßnahmen zeitweise stillgelegten Verkaufsflächen um 1,4 Prozent auf 167,4 Mio. DM. Die Früchte des Umbaus sollen im Jahr 2000 geerntet werden, für welches ein Umsatzanstieg um 3 Prozent auf 172,4 Mio. DM erwartet wird.

Weitere Chancen ergeben sich durch eine mögliche Verbesserung der allgemeinen Konjunkturlage und eine eventuelle Lockerung der Ladenöffnungszeiten. Heute werden bereits 15 Prozent der Umsätze zwischen 18.30 und 20.00 Uhr erzielt, an Samstagen sind es zwischen 14.00 und 16.00 Uhr sogar 50 Prozent. Hier ist die Politik gefordert.

Das Bertriebsergebnis konnte mit 40 Prozent deutlich überproportional von 9,3 auf 13,0 Mio. DM gesteigert werden. Von 1997 bis 1999 hat sich die EBIT-Marge auf nun 7,8 Prozent mehr als verdoppelt, womit man das Ziel von 8 Prozent für 2001 schneller als erwartet erreicht hat. Man sieht also, dass Ludwig Beck ertragsorientiert geführt wird. Für das laufende Geschäftsjahr ist konservativ ein Gewinn von 13,8 Mio. DM geplant.

Anschließend erläuterte Herr Münch die Kostenverteilung im Unternehmen. Die Personalkosten haben sich positiv entwickelt und machen nun 21,2 Prozent des Nettoumsatzes aus. Die Mitarbeiterleistung konnte um 5 Prozent gesteigert werden, wofür der Vorstand seinen Dank an die Mitarbeiter aussprach.

Im Jahr 1998 gab es zwei Filialschließungen, die das Ergebnis nun nicht mehr belasten, und seit dem 30. April 1999 wird die Gesellschaft nach dem Ausscheiden von Herrn Meier nur noch von zwei Vorständen geführt. Auch ihm galt der Dank für die 30jährige Arbeit für das Unternehmen.

Die Abschreibungen haben sich konstant entwickelt und liegen bei 3,3 Prozent des Nettoumsatzes, die sonstigen betrieblichen Aufwendungen haben sich mit einem Rückgang von 17,9 auf 16,0 Prozent stark verbessert. Hier konnten bei den Raumkosten 3 Mio. DM eingespart werden, da keine neuen Leasing-Verträge abgeschlossen wurden, die Verwaltungskosten fielen wegen des Wegfalls der IPO-Kosten von 800.000 DM im Vorjahr deutlich geringer aus.

Die Vertriebskosten sind in etwa konstant geblieben, und auch für das Jahr 2000 wird hier eine Seitwärtsbewegung erwartet. Der Materialaufwand ist mit 51,7 Prozent sicherlich noch nicht ausgereizt, allerdings muss beachtet werden, dass es sich hier um eine Durchschnittszahl handelt.

Die Ludwig Beck AG besitzt selbst keine Immobilien, da dies zu viel Kapital binden und die Zahlen verschlechtern würde. Herr Münch betonte jedoch, dass die Mietverträge bis ins Jahr 2025 laufen und auch darüber hinaus langfristig gesichert sind, da zum Vermieter ein ausgezeichnetes Verhältnis besteht.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg von 1997 auf 1998 um 152 Prozent und von 1998 auf 1999 um 66 Prozent auf 11,3 Mio. DM. Für das laufende Jahr wird eine weitere Steigerung um 10 Prozent auf ein neues Rekordergebnis in Höhe von 12,5 Mio. DM erwartet.

Dank einer verbesserten Eigenkapitalsituation wurde mit 1,7 Mio. DM auch ein besseres Finanzergebnis erzielt. Durch das 99er Rekordergebnis konnten Rückzahlungen vorzeitig getätigt werden, was zu einem geringeren Zinsaufwand führte, weshalb steigende Zinsen das Ergebnis 2000 kaum beeinflussen können.

Wegen seiner hohen Verlustvorträge bezeichnete der Finanzvorstand das Unternehmen als eine "Oase im Hochsteuerland Deutschland". Ende 1999 beliefen sich die vorhandenen Verlustvorträge bei der Körperschaftssteuer auf ca. 46 Mio. DM, bei der Gewerbeertragssteuer auf ca. 35 Mio. DM, was bis 2002 ausreicht.

Danach muss man wegen der geplanten Steuerreform abwarten. Vom Gewinn sollen 556.000 DM in die gesetzliche und 5,042 Mio. DM in andere Gewinnrücklagen eingestellt werden. Der Bilanzgewinn in Höhe von 5,712 Mio. DM wird in voller Höhe steuerfrei an die Aktionäre ausgeschüttet, was 1,70 DM pro Aktie entspricht.

Zur Bilanzstruktur hob Herr Münch drei wesentliche Punkte hervor. Das Eigenkapital stieg von 22 Mio. auf 30 Mio. DM, was einer Eigenkapitalquote von etwa 53 Prozent entspricht. Das ist mehr als ausreichend, üblich sind etwa 35 bis 40 Prozent. Die Verbindlichkeiten gingen um 6,7 Mio. DM auf 23,4 Mio. DM zurück, und die Rechnungsabgrenzungsposten stiegen wegen geleisteter Mietvorauszahlungen von 4,1 auf 5,6 Mio. DM.

Die Aktie

Nach den Geschäftszahlen ging Herr Münch näher auf die Ludwig Beck Aktie ein. Diese ist von Anfang an im SMAX und seit Sommer 1999 auch im SDAX notiert, dem die 100 größten Unternehmen im SMAX angehören. Die Anzahl der täglich gehandelten Stücke hat sich in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahr von 7.100 auf 9.600 Stück deutlich verbessert.

Der Jahresschlusskurs lag bei 13,60 Euro nach 13,55 Euro im Vorjahr. Mit dieser Seitwärtsentwicklung ist man nicht ganz zufrieden, aber die Performance war besser als der Branchendurchschnitt, wo es bei DAX-Werten Abschläge von bis zu 20 Prozent gab. Die Entwicklung seit dem 31. Dezember 1999 ist aber mit 15,95 Euro kurz vor Beginn der Hauptversammlung sehr positiv.

Auf der letzten Hauptversammlung wurde der Vorstand ermächtigt, eigene Aktien zurückzukaufen. Da diese Genehmigung am 31. Oktober 2000 ausläuft, soll sie bis 31. Oktober 2001 verlängert und qualitativ erweitert werden. Bisher durften die erworbenen Aktien nur über die Börse gekauft und wieder verkauft werden, jetzt soll auch die Möglichkeit zum Einsatz als Akquisitionswährung geschaffen werden.

Zur Aktionärsstruktur führte Herr Münch aus, dass 30 Prozent der Aktien von deutschen und 20 Prozent von internationalen institutionellen Anlegern gehalten werden. 19 Prozent liegen bei einem Privataktionär aus Ingolstadt, 11 Prozent besitzt der Beck-Kreis, und 20 Prozent sind im Besitz privater Investoren. Dieser Anteil soll bis zur nächsten Hauptversammlung im Jahr 2001 auf mehr als 25 Prozent gesteigert werden. Der Anteil der BC European Capital von 35 Prozent wurde über ein Private Placement und nicht über die Börse abgebaut.

Schließlich wurden einige aktuelle Analysteneinschätzungen zur Ludwig Beck Aktie zitiert. Die HypoVereinsbank sah die Aktie im März 2000 als überdurchschnittlich, das Bankhaus Lampe empfiehlt den Kauf mit Kursziel 18 Euro, und für die Bankgesellschaft Berlin liegt der faire Wert der Aktie bei 21,40 Euro. Im Februar 2000 hat Independend Research zum Einstieg aufgerufen. Bereits im September 1999 hat Morgan Stanley die Aktie als Outperformer mit einem Kursziel von 19,40 Euro eingestuft.

Das erste Quartal

Auch im ersten Quartal 2000 konnte das Wachstum fortgesetzt werden. Der Bruttoumsatz stieg um 0,7 Prozent, obwohl das umsatzstarke Ostergeschäft in diesem Jahr erst in das zweite Quartal fiel. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit beträgt ebenso wie der Quartalsfehlbetrag -0,3 Mio. DM nach -0,4 Mio. DM im Vorjahr.

In der Branche sind Verluste in den ersten drei Quartalen durchaus üblich, weil die größten Umsätze wegen des Weihnachtsgeschäfts erst im vierten Quartal anfallen, die Fixkosten aber auf zwölf Monate verteilt werden. Herr Münch versicherte, dass man wegen des ins zweite Quartal gefallenen Ostergeschäfts ein ausgezeichnetes Halbjahresergebnis vorlegen werde.

Die Strategie

Anschließend erläuterte Herr Unkel die Wachstumsstrategie des Unternehmens für die nächsten Jahre. 1995 wurde Ludwig Beck saniert, 1996/97 restrukturiert, 1998/99 optimiert und ist nun, nachdem der Turnaround geschafft und Ludwig Beck wieder ein absolut gesundes und ertragsstarkes Unternehmen ist, bereit für weiteres Wachstum.

Konkret soll der Umsatz bis 2004 auf 400 Mio. DM verdoppelt werden, was pro Jahr ein Wachstum von 15 bis 18 Prozent voraussetzt. Dabei soll eine EBIT-Marge von 8 Prozent gehalten werden. Dies ist nach Ansicht von Herrn Unkel ein ehrgeiziges Ziel, aber nicht überzogen. Das Wachstumskonzept basiert auf vier Säulen, die er im folgenden erläuterte.

1. Stammhaus Marienplatz

Das Stammhaus am Münchner Marienplatz hat pro Tag etwa 20.000 bis 40.000 Besucher. In Europa ist kein zweites Haus mit dieser Ausstattung zu finden, da man mit dem Konzept "Kaufhaus der Sinne" eine einzigartige Stellung besitzt. Hier soll der Umsatz jährlich um 3 Prozent auf 206 Mio. DM im Jahr 2004 gesteigert werden, die EBIT-Marge soll sich auf 9 Prozent vom Nettoumsatz erhöhen. Hierzu sind jährliche Investitionen in Höhe von 3 Mio. DM vorgesehen.

2. e-commerce

Mit dem Internet entsteht der Vertriebsweg der Zukunft. Als Erstes soll der Musikbereich ins Internet gebracht werden, da man sich hier eine große Kompetenz erarbeitet und einen hohen Bekanntheitsgrad über die Grenzen Münchens hinaus errungen hat. Im Stammhaus in München werden im Musikbereich 20 Mio. DM Umsatz erzielt, was einem Marktanteil von 5 Prozent entspricht. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft will man im Oktober/November mit über 100.000 CD's online gehen.

Zunächst soll hierfür eine Tochtergesellschaft mit einer Kapitalausstattung von 5 Mio. DM gegründet werden, an der sich ein Internetspezialist beteiligen wird, mit dem man kurz vor dem Vertragsabschluss steht. Trotz eines für das erste Jahr geplanten Verlusts wird der Jahresüberschuss der Ludwig Beck AG über dem von 1999 liegen. Der Break-Even ist nach fünf Jahren geplant, das Umsatzziel beträgt 4 Mio. DM, also ein Marktanteil von einem Prozent im Jahr 2004.

Da man sich in einer Marktnische bewegt, ist der Marketingaufwand gering, und es ist nur mit geringen Streuverlusten zu rechnen. Das Risiko bezeichnete Herr Unkel als überschaubar, es bietet sich jedoch ein unbegrenztes Potenzial, da der Verkauf bisher nur auf Musik beschränkt ist, aber zum Beispiel auf Parfümartikel ausgedehnt werden kann.

3. Expansion

Mit einem überarbeiteten und modifizierten Sortimentskonzept sollen bestehende Filialen erweitert und weitere Filialen eröffnet werden. Den Anfang macht im September 2000 die Filiale im Münchner Einkaufszentrum "pep". Für Herbst 2001 ist die Neueröffnung in der City-Galerie in Augsburg geplant, und im Frühjahr 2002 soll die Verkaufsfläche im Olympia-Einkaufszentrum München (OEZ) verdoppelt werden. Durch die Eröffnung von vier weiteren Geschäften soll der Filialumsatz von derzeit 17 Mio. DM auf 70 Mio. DM im Jahr 2004 gesteigert werden.

Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man gelernt, und man wählt nun nach den guten Erfahrungen im "OEZ" und "pep" bevorzugt Standorte zwischen 1.000 und 2.000 Quadratmetern in Einkaufszentren. Als Investitionen sind maximal 1.500 DM pro Quadratmeter vorgesehen, die Miete soll bis zu 12 Prozent vom Umsatz betragen. Mit einer konservativen Zielsetzung von nur 6.000 DM Umsatz pro Quadratmeter werden bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung positive Erträge erwartet.

4. Akquisitionen

Als vierte Wachstumssäule ist die Mehrheitsbeteiligung oder Übernahme von Unternehmen geplant, welche die eigenen Kompetenzen ergänzen oder mit denen sich sinnvolle Synergien ergeben. Man denkt hier nicht etwa an Kaufring-Häuser, die vielleicht günstig zu bekommen wären, sondern sucht nach profitablen Geschäften, die zum Beispiel Nachwuchsprobleme haben. Investitionen von 60 bis 70 Mio. DM sind über bestehende Kreditlinien auch ohne Kapitalerhöhung möglich, und auch Aktien sind als Akquisitionswährung vorstellbar.

Zum Abschluss seiner Ausführungen wies Herr Unkel noch einmal auf den Erfolgskurs des Unternehmens hin. So konnte Ludwig Beck in den letzten Jahren bei Umsatz und Ertrag überdurchschnittlich zur Branche zulegen. Schmunzelnd merkte er an, dass die Ludwig Beck Filialen bis 20.00 Uhr geöffnet haben und alle Kreditkarten und Bargeld akzeptieren, und er lud die Aktionäre schon für die am 15. Mai 2001 stattfindende nächste Hauptversammlung ein.


Allgemeine Diskussion

Als erster Redner meldete sich der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Herr Weilermann, zu Wort. Er stellte fest, dass der Vorstand Vertrauen in die Zukunft signalisieren wollte. Da dieses Vertrauen seiner Ansicht nach jedoch noch nicht da ist, sei es für eine eventuelle Kapitalerhöhung noch zu früh, und die geplanten Akquisitionen müssten über Fremdkapital finanziert werden.

Er fragte, ob der Einzelaktionär Einfluss auf die Geschäftspolitik nehmen möchte und zum Beispiel einen Aufsichtsratsposten anstrebt. Weiter wollte er wissen, wie der Streubesitz von derzeit 20 auf 25 Prozent angehoben werden soll und ob zum Beispiel Verkäufe institutioneller Anleger geplant sind. Er bat um Auskunft, ob der zur Abstimmung stehende Aktienrückkauf zur Kurspflege oder für Akquisitionen genutzt werden soll und ob von der bestehenden Regelung ab dem 1. Januar 2000 Gebrauch gemacht wurde.

Zum Thema e-Commerce kritisierte er, dass man bis ins Jahr 2004 5 Mio. DM investieren möchte, um einen Umsatz von lediglich 4 Mio. DM zu erzielen. Er hakte nach, wer die zu gründende Tochtergesellschaft leiten und wer die Mehrheit halten wird, ob es sich um eine GmbH oder AG handelt und ob vielleicht ein Börsengang geplant ist.

Beim Thema Ausbau und Umbau der Filialen äußerte er seinen Eindruck, dass die Gesellschaft inzwischen etwas schlauer geworden ist. Er fragte nach den weiteren Standorten und eventuellen Kannibalisierungseffekten, falls diese nur in Bayern und im Großraum München liegen sollten. Abschließend lobte er die hervorragende Einhaltung der Planungen von der Hauptversammlung 1999, die das nötige Vertrauen in die Zukunft schaffen. Es ist seiner Einschätzung nach an der Börse zwar noch nicht vorhanden, aber das Misstrauen schwindet.

Die zweite Wortmeldung kam von einem Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Herrn Jäckel. Er dankte zunächst dem Vorstand für die ausführlichen Auskünfte, die schon fast den Umfang einer Analystenkonferenz hatten. So wird auch der Kleinaktionär ausreichend berücksichtigt.

Er lobte das sehr ordentliche Ergebnis des vergangenen Jahres und die Dividende von 1,70 DM je Aktie sowie das hohe Eigenkapital, das die Solidität der Gesellschaft unterstreicht. Die im SMAX notierte Aktie nahm hingegen keine berauschende Entwicklung. Nach einem Tief bei 12,50 Euro befindet sich die Aktie derzeit nahe dem Höchstkurs von 16,05 Euro, was nach Aussage von Herrn Jäckl auch angesichts einer Dividendenrendite von 5 Prozent immer noch eine moderate Bewertung darstellt. Deshalb bat er um die Nennung eines Kursziels durch den Vorstand.

Die ausführlich erläuterte 4-Säulen-Strategie bezeichnete Herr Jäckel als sehr positiv, wünschte sich aber Erläuterungen, wie die Besonderheit von Ludwig Beck dabei erhalten bleiben soll. Außerdem fragte er, ob konkrete Akquisitionen geplant sind und wie man sich im Bereich e-Commerce von anderen Anbietern abheben möchte. Viele der im "Code of best practice" von der DSW geforderten einheitlichen Standards wie Quartalsberichterstattung und Finanzkalender werden bereits erfüllt, jedoch wäre auch eine Veröffentlichung von Tagesordnung und Abstimmungsergebnissen der Hauptversammlung im Internet wünschenswert.

Für Erheiterung sorgte die Wortmeldung von Herrn Werner Schröder. Um die Unterbewertung der Ludwig Beck Aktie abzubauen, regte er an, eine Reproduktion der Aktie an jedem Kleidungsstück anzubringen, um die Aufmerksamkeit zu wecken. Darüber hinaus sollten jedem Aktionär nach der Anzahl der gehaltenen Aktien gestaffelte Preisnachlässe gewährt werden, um so Kaufanreize sowohl für die Aktie als auch für die Ware zu schaffen. Die Kunden könnten auch durch Broschüren und Werbetafeln in den Läden stärker auf die Aktie hingewiesen werden.

Zu der geplanten Expansion äußerte Herr Schröder dagegen Bedenken. Nach seiner Ansicht soll der Vorstand die Expansionsgelüste zurückstellen, und er meinte, dass Ertrag wichtiger sei als Umsatz. In der Ausweitung der Eigenmarken sieht er die Gefahr, anspruchsvolle Kunden zu verlieren, wenn sie ihre gewohnten Marken wie zum Beispiel Escada bei Ludwig Beck nicht mehr finden.

Ein Aktionär aus Hamburg fragte nach der durchschnittlichen Lagerumschlagsgeschwindigkeit, den Investitionen für die geplanten Neueröffnungen, der Ergebnisplanung sowie einer möglichen Dividendenerhöhung für das Jahr 2000. Weiter wollte er wissen, ab wann von dem Recht auf Aktienrückkauf Gebrauch gemacht werden soll und ob vielleicht schon dem nach der Hauptversammlung erwarteten Kursrückgang gegengesteuert wird.

Die Fragen zum Expansionskonzept wurden von Herrn Unkel beantwortet. Das neue Filialkonzept ist familienorientiert, man wird sich auf die besten Lieferanten konzentrieren, sowohl beim Namen als auch bei der Rendite. Dem Kunden soll nicht alles geboten werden, sondern das Richtige in einer guten und gesunden mittleren Preislage. Mit bis zu zehn Programmen im Jahr wird die nötige Abwechslung gewährleistet. Man wird auch künftig Markenware in großer Auswahl und Breite anbieten, wobei aber die Eigenmarke Ludwig Beck die wichtigste von allen ist.

Da die Flächen bereits fertig ausgebaut sind, kommt man mit Investitionen von 1.500 DM pro Quadratmeter gut zurecht. Wenn der Standort stimmt, muss das Konzept nach Meinung von Herrn Unkel auch außerhalb Bayerns funktionieren. Kannibalisierungseffekte sieht er nicht, da auch die Filialen im "OEZ" und "pep" dem Stammhaus am Marienplatz nicht geschadet haben.

Zum Thema Akquisitionen stellte Herr Münch fest, dass der Kapitalmarkt durchaus Vertrauen in die Ludwig Beck Aktie hat, dass man die Akquisitionen aber dennoch ohne Kapitalerhöhung über Fremdkapital finanzieren möchte, um die seiner Ansicht nach zu hohe Eigenkapitalquote etwas zu verringern.
Der Privataktionär versucht nicht, Einfluss auf das Geschäft zu nehmen und hat bisher auch keine Ambitionen auf einen Aufsichtsratsposten geäußert, was man aber nicht ablehnen würde. Er legt lediglich Wert auf eine ordentliche Dividende.

Bisher wurde von der Möglichkeit zum Aktienrückkauf noch kein Gebrauch gemacht. Kurspflege bezeichnete Herr Münch als eine Möglichkeit, allerdings steht der Einsatz als Akquisitionswährung im Vordergrund. Die Gewährung von Preisnachlässen für Aktionäre sieht er als möglichen Kurstreiber, allerdings stehen dem wettbewerbsrechtliche Bestimmungen entgegen.

Einen späteren Börsengang der e-Commerce-Tochter wollte Herr Unkel nicht ausschließen, er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass dies nicht die primäre Zielsetzung ist. Der Partner, der bereits seit einigen Jahren am Markt ist, wird sich mit bis zu 30 oder 40 Prozent an der Gesellschaft beteiligen. Die Politik der schlanken Hierarchien wird auch hier beibehalten und die Gesellschaft vorerst vom Vorstand mitbetreut. Eine Abgrenzung zu Mitbewerbern kann zum Beispiel durch eine Erweiterung des Angebots auf Jazzreisen oder Ähnliches erreicht werden. Die Preisgestaltung wird die gleiche wie im Laden sein.

Herr Münch fügte an, dass der Jahresüberschuss 2000 nicht unter dem des Vorjahres liegen wird. Über eine Dividendenerhöhung machte er keine Aussage, bemerkte jedoch, dass eine Veränderung zu gegebener Zeit per ad-hoc-Mitteilung bekannt gegeben wird. Als notwendige Investitionen wurden für den Umbau im "pep" 1,5 Mio. DM und für die Neueröffnung in Augsburg 2,5 Mio. DM genannt.

Für die Stammhaus-Immobilie am Marienplatz ist ein Vorkaufsrecht vorhanden, allerdings würde ein Kauf die Bilanzsumme auf 500 Mio. DM erhöhen und sehr viel Eigenkapital nötig machen, was gegen die Eigenkapitalrendite läuft. Die Beschlüsse der Hauptversammlung werden zeitnah auf der Homepage von Ludwig Beck (www.ludwigbeck.de) veröffentlicht.

Als Kursziel nannte Herr Unkel in jedem Fall die 2 vor dem Komma, worin sich auch die Analysten einig sind. Die Lagerumschlagsgeschwindigkeit bezifferte er auf 3,0. Vor den Abstimmungen kam noch die Frage nach den Auswirkungen des hohen Dollarkurses auf die Einkaufspreiseauf; da aber sämtliche Orders auf DM-Basis abgerechnet werden, sieht der Vorstand hier keinerlei Auswirkungen für das Unternehmen.


Abstimmungen

Der Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Dr. Joachim Hausser, stellte eine Präsenz von 1.553.601 Aktien fest, was 46,24 Prozent der 3.360.000 Aktien entspricht. Bis auf eine Ausnahme wurden alle Tagesordnungspunkte einstimmig und ohne Stimmenthaltungen angenommen. Bei der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien gab es 2.800 Nein-Stimmen und 100 Stimmenthaltungen, was einer Zustimmung von 99,82 Prozent entspricht.


Fazit und eigene Meinung

Ludwig Beck hat sich sehr viel vorgenommen, aber mit der auf vier Säulen basierenden Wachstumsstrategie scheinen die ehrgeizigen Ziele durchaus erreichbar zu sein. Sehr lobenswert war die ausführliche und sehr detaillierte Präsentation der Pläne und Ziele, wofür sich einige Unternehmen leider immer noch nur vor Analysten die Zeit nehmen. Der Privatanleger konnte sich vor Ort auch in eine Aktionärsdatei eintragen lassen, um alle Informationen im Zusammenhang mit der Ludwig Beck Aktie automatisch zugesandt zu bekommen - auch das sollte Schule machen.

Wie schon im letzten Jahr sackte der Kurs kurz nach der Hauptversammlung um deutlich mehr als den Dividendenabschlag ab. Neue Fantasie könnte aber die Gründung der e-Commerce-Tochter bringen, und sollte die erwartete Konsumbelebung tatsächlich eintreten, ist Ludwig Beck nach dem vielversprechenden ersten Quartal sicherlich auch für weitere Überraschungen gut.

Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Ludwig Beck AG.



Veröffentlichungsdatum: 22.05.2000 - 00:05
Redakteur: sec
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz