Belastend hätten sich die schwache Wohnbautätigkeit und die rückläufigen Ausgaben für Infrastruktur in Deutschland sowie generell die ungünstigen Witterungsbedingungen in den ersten vier Monaten ausgewirkt. In Osteuropa habe man dagegen trotz des Einbruches der polnischen Konjunktur erneut zufriedenstellende Umsatzsteigerungen erzielen können.
Das Betriebsergebnis (EBIT) der Gruppe ist in den ersten sechs Monaten um 76 Prozent auf 32,1 Mio. Euro gesunken. Auch nach Bereinigung der in 2000 erzielten einmaligen Gewinne aus dem Verkauf der Wiekor Gruppe von 15,2 Mio. Euro und der Wipark Garagen GmbH von 29,8 Mio. Euro sowie des operativen Ergebnisses der Treibacher Industrie AG von 7,5 Mio. Euro war ein Rückgang um 61 Prozent festzustellen. Dies ist vor allem auf die "dramatische Situation" in Deutschland und deren negativen Einfluß auf die angrenzenden Länder zurückzuführen. Belastend waren auch die anhaltend hohen Energiekosten, die um 13,5 Mio. Euro über dem Vorjahr lagen.
Das Kunststoffrohr-Joint-venture Pipelife und die Steinzeugaktivitäten hatten weiteren Angaben zufolge ebenfalls mit der schwachen Baukonjunktur in Deutschland zu kämpfen und mußten Ergebniseinbußen hinnehmen. Positiv haben sich hingegen die starke Performance in Italien und Tschechien sowie der hohe Dollarkurs ausgewirkt.
Im ersten Halbjahr wurden 121,5 Mio. Euro vor allem in Nord- und Osteuropa investiert. Die Übernahme der Vormauerziegelwerke von Optiroc hat Wienerberger den Einstieg als Marktführer in Skandinavien und Finnland ermöglicht. Damit hat das Unternehmen nach Ansicht des Vorstandes einen wichtigen Schritt zum Ausbau unserer Vormauerziegelaktivitäten in Europa gesetzt. Die Integration der neuen Werke sei erfolgreich abgeschlossen worden, und man habe positive und über den Erwartungen liegende Ergebnisse in diesen neuen Märkten erzielen können.
Das Jahr 2001 sei für die Wienerberger Gruppe ein Übergangsjahr in mehrfacher Hinsicht. Nach den Rekordergebnissen im vergangenen Jahr, die vor allem durch die einmaligen Verkaufsgewinne von Wiekor, Wipark und Treibacher bedingt waren, habe sich das wirtschaftliche Umfeld im allgemeinen und das der Bauindustrie im besonderen merkbar verschlechtert. Auch die Prognosen lassen kurzfristig keinen Aufschwung der Konjunktur in Europa und den USA erwarten. Zusätzlich sieht sich das Unternehmen in Deutschland mit einem von Überkapazitäten geprägten, rückläufigen Wohnbaumarkt konfrontiert.
Die Wienerberger Strategie will auf eine rasche und nachhaltige Verbesserung der Ertragssituation in den Turnaround-Märkten Deutschland, Österreich und Schweiz abzielen. Vor allem in Deutschland, neben den USA wichtigster Absatzmarkt, habe das Unternehmen bereits eine Reihe von Schritten gesetzt, um so rasch wie möglich wieder in die Gewinnzone zu kommen. Aus den eingeleiteten Maßnahmen erwartet man sich Kosteneinsparungen und Synergieeffekte in den Märkten Mitteleuropas von zumindest 20 Mio. Euro ab 2002.
Wienerberger reagiere auf die schwierigen Rahmenbedingungen mit einer noch stärkeren Fokussierung auf das Kerngeschäft Ziegel und die strategischen Baustoffbeteiligungen. Der Vorstand will in der Konsolidierung der weltweiten Baustoff- und Ziegelindustrie eine aktive Rolle spielen und dazu die optimale Verwertung der verbliebenen nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften zügig fortsetzen. Die daraus erzielten Verkaufserlöse sowie die Cash-flows aus den westeuropäischen Märkten sollen vor allem in den wichtigsten Wachstumsmarkt Osteuropa investiert werden.
Trotz der Konjunkturabschwächung in Polen erwartet das Unternehmen von den osteuropäischen Ziegelaktivitäten auch in diesem Jahr gute Ergebnisse. Mehr als ein Drittel des operativen EBIT der Gruppe werde 2001 aus den Reformstaaten kommen. Im zweiten Wachstumsmarkt, den USA, sieht das Unternehmen mittel- bis langfristig gute Absatzchancen für Vormauerziegel. "Wir wollen dort nach Abwarten der konjunkturellen Entwicklung mit ergänzenden Produkten und passenden Akquisitionen weiter wachsen", so der Vorstand.
Das Übergangsjahr 2001 ermöglicht es Wienerberger, die Optimierung in allen Bereichen zu intensivieren und die Marktpositionen gezielt zu verstärken. Die angestrebte Umsatzsteigerung von 13 Prozent im Kernbereich Ziegel soll aber angesichts der schwächer als erwarteten Baukonjunktur voraussichtlich nicht erreicht werden. Durch die Verlustsituation in Deutschland und die konstant hohen Energiekosten werde das operative Ergebnis "deutlich" unter dem Vorjahreswert liegen.
Zusätzlich könnten einmalige Anpassungen der Wertansätze der Fabriken im Hinblick auf das veränderte Marktumfeld den Jahresgewinn belasten. "Wir blicken jedoch jetzt bereits auf 2002. Dann sollten sich Erfolge als Resultat der eingeleiteten Maßnahmen zeigen, und wir rechnen wieder mit Ergebnissteigerungen im Baustoffgeschäft.", so das Unternehmen weiter.