Am 14. Oktober 2002 fand die außerordentliche Hauptversammlung der BID Börseninformationsdienst AG in Karlsruhe statt. Die Veranstaltung wurde erneut wie im vergangenen Jahr im hinteren Teil der Frühstücksräume des Hotel Rio durchgeführt. Einziger Tagesordnungspunkt der Hauptversammlung sollte die Anzeige des Verlusts vom mehr als der Hälfte des gezeichneten Kapitals gemäß § 92 Abs. 1 AktG sein.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft am Donnerstag vor der Hauptversammlung auf mehrmaliges Nachfragen sogar eine Eintrittskarte verschickt, die GSC zur Vertretung überlassen wurde. In diesem Jahr konnten alle erschienenen Aktionäre auch an der Hauptversammlung teilnehmen, was im vergangenen Jahr nicht möglich war; damals war ein ordnungsgemäß angemeldeter Aktionär nach Hinzuziehung der Polizei wegen angeblichen "Hausfriedensbruchs" entfernt worden (siehe HV-Bericht BID 2001).
Insgesamt hatten sich in diesem Jahr zur außerordentlichen Hauptversammlung 13 Aktionäre eingefunden, unter ihnen auch (als Vertreter eines Aktionärs im Besitz einer Eintrittskarte) Thorsten Renner als Berichterstatter für GSC Research. Trotz einer gültigen Eintrittskarte sollten die Aktionäre beim Einlass in den Frühstücksraum zusätzlich auch ihren Personalausweis zur Legitimation vorlegen.
Unter Hinweis, dass dies nicht üblich und gesetzlich auch nicht zulässig sei, verwies die Dame am Einlass auf eine Anweisung des Vorstands Herrn Schönert. Auf Nachfrage am Einlass waren auch weder eine Tagesordnung noch der Geschäftsbericht für 2001 zu erhalten, da dieser noch nicht fertiggestellt sei. Beim Eintreffen von Herrn Trippel gab es dann erste Diskussionen zwischen ihm und Herrn Schönert bezüglich der Einlasskontrolle.
Eröffnung, Antrag auf Neueinberufung und schnelles Ende
Der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Konietzko eröffnete um 10.08 Uhr die 18. Hauptversammlung der BID Börseninformationsdienst AG und gab nach dem Verlesen der üblichen Formalien die Präsenz mit 26,246 Prozent bekannt.
Im Anschluss an die Ausführungen von Herrn Konietzko stellte Herr Mayer einen Antrag zur Geschäftsordnung, wonach die Hauptversammlung sofort zu beenden und neu einzuberufen sei, da wie bisher üblich bei BID wieder nur wenige Eintrittskarten versandt wurden, so dass einige Aktionäre mangels Eintrittskarte gar nicht angereist sind. Allerdings sollte die Hauptversammlung danach als Informationsveranstaltung weitergeführt werden, formulierte Herr Mayer weiter.
Herr Trippel wollte daraufhin noch wissen, ob Aktionäre auch zur Hauptversammlung zugelassen werden, wenn sie eine Eintrittskarte haben und keinen Ausweis vorlegen. Dies bejahte Herr Schönert, worauf Herr Trippel dann fragte, weshalb am Einlass die Vorlage des Personalausweises verlangt wurde. Herr Schönert meinte, falls dies so gewesen sei, sei dies ein Fehler von Seiten der Gesellschaft gewesen.
Nach einigen Unmutsäußerungen aus Reihen der Aktionäre gegen Herrn Schönert rief Herr Konietzko dann zur Abstimmung über den Antrag zur Tagesordnung auf. Zunächst verlangte Herr Trippel aber noch Einsicht in die Präsenzliste. Bei einer Präsenz von 26,246 Prozent wurde der Antrag auf Beendigung der Hauptversammlung einstimmig angenommen. So schloss der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Konietzko die Hauptversammlung um 10.20 Uhr nach nur 12 Minuten.
Herr Trippel wollte dann von Herrn Schönert wissen, wann eine neue Hauptversammlung einberufen werden soll. Des Weiteren interessierte ihn, wie denn eine Hauptversammlung einberufen werden konnte, in der der Verlust der Hälfte des Gezeichneten Kapitals angezeigt werden soll, wenn noch nicht einmal ein Geschäftsbericht für 2001 vorliegt. Zudem erkundigte er sich, welche Maßnahmen der Vorstand ergreifen will, um die Situation zu verbessern.
Der Notar Herr Dr. Zimmermann erklärte daraufhin, dass für ihn nun die Hauptversammlung beendet sei und er jetzt wieder gehen könne. Diesen Ausführungen schloss sich auch Herr Schönert an und verließ den Saal ohne weitere Worte. Herr Trippel bat den Notar, der sich noch im Raum aufhielt, zu Protokoll zu nehmen, dass Herr Schönert gegangen sei, obwohl die Fortführung der Hauptversammlung als Informationsveranstaltung beschlossen worden war.
Der Verlauf der Hauptversammlung war bezeichnend für die BID Börseninformationsdienst AG. Die zusätzlichen Schikanen bei der Einlasskontrolle, das verspätete oder gar nicht Verschicken der Eintrittskarten und das Nichtvorliegen von Tagesordnung und Geschäftsbericht für das Jahr 2001 sprechen Bände. Der Antrag zur Beendigung der Hauptversammlung kam Herrn Schönert offenbar durchaus gelegen, da er sich zumindest am heutigen Tage nicht mehr mit aufgebrachten Anlegern herumärgern musste.
Einziger Tagesordnungspunkt war die Anzeige des Verlusts der Hälfte des Gezeichneten Kapitals. Allerdings stellt sich hier die Frage, wie und wann dieser festgestellt wurde, da noch kein Abschluss für das Jahr 2001 vorliegt. Außerdem kam es in der Hauptversammlung aufgrund der Kürze überhaupt nicht zur Anzeige des Verlusts unter Tagesordnungspunkt 1, so dass wohl in Kürze mit einer weiteren Hauptversammlung bei BID zu rechnen ist. Insgesamt wurde aber am heutigen Tage zunächst die Chance verpasst, dem Vorstand etwas genauer "auf den Zahn zu fühlen".
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