Im Parkhotel in Bremen trafen sich am 21. Juni 2001 um 11:00 Uhr fast 400 Aktionäre, Gäste, Mitarbeiter und Pressevertreter zur ordentlichen Hauptversammlung der CeWe Color Holding AG. Als Berichterstatter für GSC Research nahm Stefan Bucher an dieser Veranstaltung teil.
Nach der Begrüßung legte der Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Dr. Wolfgang Rupf - Vorsitzender des Vorstands der Bankgesellschaft Berlin AG - die üblichen Regularien fest und übergab das Wort Herrn Hubert Rothärmel als Vorsitzenden des Vorstands.
Bericht des Vorstands
Herr Rothärmel konnte über das zweitbeste Ergebnis in der Firmengeschichte berichten. In dem Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 30 Mio. Euro ist das negative Ergebnis der Cewe Color S. A. France in Höhe von 8,6 Mio. Euro verarbeitet. Ohne diese Belastung wäre das Rekordergebnis des Vorjahres wieder erreicht worden.
Auf die Probleme in Frankreich ging er noch kurz mit dem Hinweis ein, dass die dort aufgetretenen Wachstums- und Managementprobleme sich im Laufe der Zeit als schwerwiegender und zäher herausgestellt hätten, als anfänglich vermutet. Man sei aber bei der Lösung dieser Probleme in 2000 ein gutes Stück weitergekommen und sehe deren endgültiger Überwindung entgegen.
Zur Ergebnisverwendung kündigte er an, dass nach der Einstellung von über 4,8 Mio. Euro in die Gewinnrücklagen eine Bardividende von 1 Euro je Stückaktie auf das dividendenberechtigte Grundkapital von 14,6 Mio. Euro ausgeschüttet werden soll. Im Zwiespalt zwischen Dividendenkontinuität und Zahlung einer an das aktuelle Ergebnis angepassten Dividende, plädierte er für die Absenkung bei zurückgehenden Gewinnen.
Unter Einbeziehung des anzurechnenden Steuerguthabens von 0,43 Euro je Aktie errechnete der Sprecher des Vorstands eine Bruttodividende von 1,43 Euro was zu einer Dividendenrendite von annähernd 7 Prozent führt. Auch die Ausschüttungsquote von rund 66 Prozent nannte er fair.
Zum um 2,3 Prozent auf 403,2 Mio. Euro gestiegenen Konzernumsatz gab Herr Rothärmel interessante Details bekannt. Der Marktanteil in den 14 europäischen Ländern, in denen man mit 27 Betrieben tätig ist, konnte bei über 23 Prozent gefestigt werden. Der Umsatz stammt aus 88,2 Millionen Filmen mit 3,1 Milliarden Bildern, wobei die Zahl der entwickelten Filme um 1,4 Prozent, die der Bilder um 2,8 Prozent zulegen konnte. Erstmalig erzielten die digitalen Dienstleistungen und Produkte gut 1 Prozent des Gesamtumsatzes.
Im ersten Quartal 2001 haben die Filme mit einem Plus von 6,7 Prozent und die Bilder mit einem Plus von 7,1 Prozent zu einem gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent verbesserten Umsatz geführt. Hier hob er noch die besonders starken Zuwächse in Frankreich, Belgien und in Osteuropa von rund 20 bis 30 Prozent hervor.
Das Ergebnis ist in den ersten drei Monaten, wie alljährlich, negativ. Die ergebnisentscheidenden Monate liegen in der Ferienzeit zwischen Juni und September. Die Investitionen sollen in 2001 von 47 auf 35 Mio. Euro zurückgefahren werden, um die „Kriegskasse“ zu füllen, auch in Hinblick auf die Herausforderungen durch die Umstellung auf die digitale Fotografie.
Das Vorstandsmitglied, Herr Andreas F. L. Heydemann, referierte über die Umsetzung der Grundsätze der Corporate Governance, das Risikomanagement und die laufende Umstellung der Rechnungslegung auf IAS. Die Grundsätze der Corporate Governance teilte er in die drei Hautgruppen, Schutz der Aktionärsrechte, Gleichbehandlung der Investoren und Offenlegung und Transparenz. Die Informations- und Offenlegungspflicht des Vorstands werden erfüllt durch unverzügliche Veröffentlichung neuer Tatsachen (ad hoc Mitteilungen), die Einhaltung des Grundsatzes der gebotenen Gleichbehandlung, einer zeitnahen Finanzberichterstattung (Quartalsberichte) und eine regelmäßige und umfassende Information des Aufsichtsrats. Weiter gehören dazu die Angaben zu Unternehmensbeteiligungen, Veröffentlichung der Aktionärsstruktur und die Angaben zum Aktienbesitz des Vorstands.
Die Angaben zu den Vorstandsbezügen betreffen die Angaben zu den Gesamtbezügen, die Anteile von fixer und variabler Vergütung sowie Erläuterungen zu Belegschaftsaktien und Stock Option Plänen. Bei Interessenskonflikten, bei denen die Interessen des Vorstands denen des Unternehmens widersprechen, ist der Aufsichtsrat zu informieren. Geschäfte zwischen Gesellschaft bzw. Konzernunternehmen und Vorstandsmitgliedern haben den branchenüblichen Standards zu entsprechen. Kredite an den Vorstand unterliegen der Genehmigung des Aufsichtsrats.
Für Vorstandsmitglieder und leitende Mitarbeiter besteht ein Wettbewerbsverbot. Nebentätigkeiten bedürfen der Zustimmung des Aufsichtsrats bzw. des Vorstands. Der Compliance- Beauftragte berichtet an den Aufsichtsrat. Die Grundsätze der Corporate Governance für den Aufsichtsrat fordern die Beachtung der Kenntnisse, Fähigkeiten und fachlichen Erfahrungen bei den Wahlvorschlägen, um eine unabhängige Beratung und Überwachung des Vorstands zu gewährleisten. Zu veröffentlichen sind die Gesamtbezüge und der Aktienbesitz.
Das Risikomanagement der CeWe Color unterteilte Herr Heydemann in operativen Risiken, Finanz- und strategischen Risiken. Für das operative Risiko mit dem Schwerpunkt der Überwachung des EDV- Risikos und das Finanzrisiko, hier vor allem die Überwachung des Forderungsbestandes, zeichnet der Vorstand Finanzen verantwortlich. Der Vorstand Technik ist zuständig für das strategische Risiko, das im technologischen Wandel am Markt und den Chancen und Risiken neuer Technologien liegt.
Die dezentral erfassten Einzelrisiken sind bei Kennzahlen- Überschreitungen unverzüglich der Zentrale bzw. dem Risikofeld- Verantwortlichen zu melden. Die Systeme und Abläufe unterliegen einer regelmäßigen Untersuchung im Rahmen interner und externer Revision. Die Revisionen erfolgen auf Basis mehrjähriger Pläne und bereichsbezogener Checklisten. Das Risikomanagement, so betonte Herr Heydemann ist nicht nur in einem Handbuch dokumentiert, es wird auch gelebt.
Der Ablauf der Umstellung der Rechnungslegung auf IAS wurde anhand eines Zeitstrahls vorgestellt. Nach ersten Test- IAS- Quartalsabschlüssen und einem parallelen HGB/IAS Abschluss zum 31. Dezember 2001 soll zum 31. Dezember 2002 der erste Konzernabschluss nach IAS erstellt werden.Die SAP Einführung soll Mitte 2000 abgeschlossen sein.
Über das aktuellste Thema der Fotobranche, die digitale Fotografie, informierte Herr Schmidt- Sacht die Versammlung. Waren in 2000 etwa 10 Prozent der verkauften Kameras in Deutschland Digitalkameras, so erwartet er, dass in 2001 zu den 4 Millionen analogen Kameras 1 Million Digitalkameras verkauft werden. Europaweit wird der Verkauf von Digitalkameras in 2001 auf 3 Millionen geschätzt.
Die Besitzer von Digitalkameras werden zu den besonders aktiven Fotografen gerechnet.
Aber von den ca. 320 Millionen digital fotografierten Bildern wurden nur 20 Prozent auf Papier ausgedruckt. Hier sieht Herr Schmidt- Sacht die Herausforderung und Chance der Fotofinishing- Gruppe.
Er beschrieb das Angebot der CeWe Color an die Digitalkamera- Besitzer mit der Dienstleistung der Archivierung der digitalen Bilddaten auf einer CD mit dem entsprechenden Foto Index. Bei der Abholung erhält der Kunde neben seinen Fotos auf original Fotopapier immer eine CD inklusive Foto Index.
Zu diesem Zweck wurde für den Fotohandel ein preisgünstiges Fototerminal entwickelt, an dem der Kunde die Bilddaten seiner Speicherkarten automatisch per Knopfdruck auf eine CD brennen kann. Über die normale Fototasche gelangt die CD ins Labor zur Ausbelichtung der Bilder. „Digifilm“ heißt die neue Wertschöpfung für CeWe Color und den Fotohandel.
Dieses Konzept hat beim Handel eine positive Resonanz hervorgerufen und hat nach Einschätzung des Unternehmens beste Aussichten Industriestandard zu werden. Es wurde auch über das Interesse des größten Unternehmens in dieser Sparte auf dem amerikanischen Markt an „Digifilm“ berichtet.
Allgemeine Diskussion
Erster Redner der Generaldebatte war Herr Thies als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), der sich mit dem Ergebnis des Geschäftsjahrs 2000 zufrieden zeigte. Auch für die nach unten angepasste Dividende zeigte er Verständnis. Verwundert war Herr Thies über den kleinen Auftritt von CeWe Color bei der Photokina in Köln.
Zu den im Bericht des Vorstands vorgestellten neuen Terminals zur Annahme von digital aufgenommenen Fotos wollte er wissen, wie viele der 33.000 Handelspartner bereits damit ausgerüstet seien. Er wollte die Meinung des Vorstands zu den 9 Pfennig Bildern wissen. Des Weiteren bat er um Erläuterungen zu den negativen Eigenkapitalausweisen der Tochtergesellschaften in Spanien und Dänemark. Er fragte auch nach den Börsenplänen der Digitalsparte.
Herr Noelle, der die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertrat, schloss sich dem Vorredner hinsichtlich Ergebnis und Dividende an, fand darüber hinaus noch lobende Worte für den sehr informativen und aussagekräftigen Geschäftsbericht. Als Grund für den schwachen Kurs, trotz Aktiensplit und hervorragender PR- Arbeit, der CeWe Color- Aktie vermutete er, dass die Anleger sich Sorge machten um die Zukunft des Papierbilds in der neuen digitalen Fotowelt. Einen weiteren möglichen Grund sah er in der zu geringen Bekanntheit des Namens CeWe Color und fragte nach Maßnahmen, dies zu ändern.
Dann wurde nach den Kosten des Listung im SMAX und den daraus resultierenden Vorteilen gefragt, wobei auf den erfolgreichen Rückzug von Bijou Brigitte hingewiesen wurde. Auch ein Aktiensplit auf 1 Euro wurde zur Debatte gestellt. Der Redner fragte auch nach Expansionsplänen im Baltikum und Südosteuropa (Slowenien, Kroatien etc.).
Dann erfolgte ein recht heftiger Angriff auf den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Herrn Dr. Rupf, dem er Versagen in seiner Funktion bei der Bankgesellschaft Berlin vorwarf und unterstellte, dass er bei der Inanspruchnahme in Berlin, die Aufgaben des Aufsichtsrats bei CeWe Color nicht ordentlich erfüllen könne. Dr. Rupf konterte sofort mit dem Hinweis, auf der Hauptversammlung der CeWe Color seien Fragen zu diesem Unternehmen zu stellen. Die Fragen zur Bankgesellschaft werde er gerne bei deren HV in Berlin beantworten. Die Antwort wurde - wie auch ein Zwischenruf zeigte - vielfach als etwas zu arrogant empfunden.
Herr Boeke, der Anteile des Herrn Menzel vertat, wollte die Kosten der SAP- Einführung wissen und bat um Informationen zu Messeauftritten des Unternehmens und deren Kosten sowie zu eventuellen Expansionsplänen in Spanien. Herrn Knappe interessierten die Kosten der Euro- Umstellung, die Umsatz- und Gewinnprognosen für 2001 und die Erfolge der Road Show in Amerika.
Der Aktionär, der sich kritisch zu Herrn Dr. Rupf geäussert hatte, beantragte über die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats einzeln abzustimmen. Der Antrag wurde entgegengenommen, fand aber erwartungsgemäß in der dafür nötigen Abstimmung nicht die erforderlichen Stimmen.
Herr Hubert Rothärmel äusserte sich zum Photokina- Auftritt dahingehend, dass ein großer Auftritt nicht unter einer Million zu haben sei und mehr koste als er bringe. Das negative Eigenkapital in Spanien erklärte er mit der Notwendigkeit einen namhaften deutschen Kunden in Spanien trotz viel zu hoher Kosten des Fahrdienstes bedienen zu müssen, woraus folglich Verluste entstehen. Insgesamt bezeichnete er Spanien als interessanten aber schwierigen Markt.
Den Märkten im Baltikum und Südosteuropa erteilte er eine Absage, weil die einzelnen Länder mit ihren unterschiedlichen Sprachen zu klein sind. Er stellte auch fest, dass jede Markteroberung zweimal so viel kostet wie geplant und man im Haus CeWe Color mit der vorhandenen Mannschaft immer nur Aufgabe nach Aufgabe abarbeiten könne.
Den Verbleib im SMAX, bei minimierten Kosten, begründete Herr Rothärmel damit, dass eine mögliche Unruhe bei einem Rückzug vermieden werden soll. Die Digitalsparte werde man aus zwei Gründen nicht an die Börse bringen. Erstens fehlt es an Volumen, zweitens sieht CeWe Color in der digitalen Fotografie das Kerngeschäft der Zukunft.
Für den enttäuschenden Börsenkurs machte er die allgemeine Schwäche der Börse, insbesondere Probleme der Small Caps, die schlechte Presse der Fotobranche in der Vergangenheit (Agfa, Kodak, Porst) und eine gewisse Skepsis zur digitalen Zukunft verantwortlich. In diesem Zusammenhang erinnerte er, dass die Dividendenanhebungen der Vorjahre dem Kurs auch nicht signifikant geholfen haben. Kapitalmaßnahmen sind z. Z. nicht geplant.
Zu den Problemen in Frankreich berichtete der Vorstandsvorsitzende noch, dass man sich dort von einigen faulen Kunden trennen mußte, andererseits von den in Frankreich vorhandene 10 bis 12 potentiellen strategischen Kunden bis jetzt fünf gewinnen konnte. Auch dem Aufbau einer eigenen starken Marke erteilte er eine Absage. Bei Kosten von über 100 Mio. DM liegt das Risiko des Scheiterns bei 1: 10. Der Handel würde es übelnehmen und den Kunden interessiert nur das Foto, nicht der Name.
Die Kosten der SAP- Einführung bezifferte Herr Heidemann mit 1,4 Mio. Euro zuzüglich je 0,3 Mio. Euro für Hardware und Lizenzen. Die Umstellung auf den Euro wird etwa 1,5 Mio. Euro kosten. Die Road Show in den USA wurde mangels Interesse abgesagt, da die angelsächsischen institutionellen Anleger sich von den Small Caps vollständig verabschiedet haben.
Zu den Prognosen verwies Herr Rothärmel auf das grundlegende Problem, dass der Jahreserfolg vom Geschäft im dritten Quartal bestimmt wird und hier Voraussagen sehr problematisch sind. Angestrebt wird unverändert ein Umsatz von 430 bis 440 Mio. DM und ein angemessener Gewinn.
Abstimmungen
Vor den durchzuführenden Abstimmungen gab der Vorsitzende des Aufsichtsrats die Präsenz bekannt. Von dem Kapital von 14.560.052 Euro waren 9.140.879 Euro, das sind 58,595 Prozent, vertreten. Abzustimmen war über die Verwendung des Bilanzgewinns, Entlastung des Aufsichtsrats und des Vorstands sowie die Wahl des Wirtschaftsprüfers.
Die Beschlüsse zur Gewinnverwendung und zur Entlastung des Vorstands wurde einstimmig nach den Vorschlägen der Verwaltung gefasst. Gegen die Entlastung des Aufsichtsrats waren 1.500 Stimmen. Bei der Wahl des Abschlussprüfers gab es 415 Enthaltungen.
Die Versammlung wurde um 13:50 Uhr geschlossen.
Fazit
Auch bei der von Euro 1,15 auf Euro 1,00 zurückgenommenen Dividende rentiert sich die CeWe Color- Aktie noch ganz ordentlich. Die Bilanzstruktur, Eigenkapitalrendite und Cash Flow sind trotz des in 2000 geringeren Gewinns gut. Die nüchterne und solide Einschätzung der künftigen Umsätze und Gewinne durch den Vorstand lassen auf ein Verbesserung für 2001 hoffen. Entscheidend wird auch sein, wie gut und wie schnell die Probleme in Frankreich gelöst werden.
Die digitale Zukunft wird von der CeWe Color Mannschaft ohne marktschreierische Euphorie mit solider und überlegter Arbeit angegangen. Positiv stimmt dabei, dass erste Schritte mit preiswerten Terminals für den Handel schon Erfolge zeigen, was auch für die Akzeptanz des ganzen Konzepts spricht.
Kontaktadresse
CeWe Color Holding AG
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Tel.: 0441 / 404 - 1
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