Am 30. August 2002 fand in den Räumen des Restaurants Schützenplatz in Remscheid um 10 Uhr die ordentliche Hauptversammlung der Alexanderwerk AG statt. Zu diesem Ereignis hatten sich ca. 50 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste eingefunden. Ein Reporter von GSC-Research war ebenfalls vor Ort und berichtet in gewohnter Ausführlichkeit.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Schäfer eröffnete die Versammlung und begrüßte die Erschienenen. Nachdem er die notwendigen Formalien erläutert hatte, begrüßte er herzlichst den neuen Vorstand Herrn Küfner im Team der Alexanderwerk AG und erteilte ihm danach das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung stellte sich Herr Küfner den Anwesenden kurz vor. Er ist gelernter Bankkaufmann und war lange im Finanzdienstleistungsbereich mit Schwerpunkt im Immobilienbereich tätig. Zuletzt sei er Vorstand der Westgrund AG gewesen, einer ebenfalls börsennotierten Remscheider Firma. Ein weiterer Interessenschwerpunkt von ihm liege im Bereich der Value Werte. In diesem Zusammenhang sei er Vorstand der Horus AG, die ebenfalls ihren Sitz in Remscheid hat, aber nicht börsennotiert ist. Durch diese Tätigkeit sei er auch auf die Alexanderwerk AG aufmerksam geworden. Die Horus AG halte ihrerseits Alexanderwerk Aktien.
Nach der Vorstellung seiner Person kam Herr Küfner auf den Geschäftsbericht zu sprechen. Eine Powerpoint Präsentation unterstützte dabei seinen freien Vortrag.
Bei der Erläuterung des Jahresabschlusses sprach er zunächst einige Bilanzpositionen an. Dem Geschäftsbericht auf S.8 ist zu entnehmen, dass die Position Grundstücke und Bauten mit 3.5 TDM das gesamte Immobilienvermögen der Alexanderwerk AG enthalte. Hier würden noch erhebliche stille Reserven schlummern.
Bei der Eschebach GmbH konnte der Liquidationsprozess durch einen Verkauf der Gesellschaft an einen Mantelinteressenten beschleunigt werden. Die Gesellschaft hatte bereits seit Ende der sechziger Jahre kein operatives Geschäft mehr und erfüllte somit für die Gesellschaft keine Funktion. Die Gesellschaft in Johannesburg war in den letzten Jahren ebenfalls inaktiv und wird daher aufgelöst.
Die Position Rückstellung für Pensionen wird sich zukünftig nicht mehr erhöhen, da seitens des Unternehmens keine Pensionszusagen mehr gegeben werden. Dies schließe den Vorstand mit ein. Der Gewinn- und Verlustrechnung ist zu entnehmen, dass sich das Unternehmen bereits wieder auf dem richtigen Weg befindet. Der Jahresüberschuss drehte bereits von -40 TDM in 2000 auf 309 TDM in 2001 ins Positive.
Der 36-Monatschart der Alexanderwerk-Aktie zeigt eine erfreuliche Entwicklung. Das Unternehmen hat dieses Jahr zudem die erste Ad-hoc der Firmengeschichte veröffentlicht.
Die Umsätze für das erste Halbjahr 2002 beliefen sich auf 6.374 TEUR. Dies ist zwar ein Minus von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber man blicke voller Optimismus in das zweite Halbjahr. Der Zwischenbericht 2002 weist zudem einen außerordentlichen Ertrag in Höhe von 1.301 TEUR auf. Es könne allerdings kein Dauerzustand sein, ein negatives operatives Ergebnis durch die Hebung stiller Reserven in einen Jahresüberschuss zu formen, gab Herr Küfner zu bedenken.
Daher wird ab Juli ein Kosteneinsparprogramm aufgelegt. Dieses sieht vor, Bestände im Halb- und Fertiglager abzubauen. Hier wurde in der Vergangenheit vielfach auf Halde produziert. Dies wird es zukünftig nicht mehr geben. Neben der Einführung von Kurzarbeit konnten, durch einen sozialverträglichen Abbau von Stellen, bis zum Tag der HV bereits 600.000 EUR Personalkosten eingespart werden.
Der Ausblick für das 2. Halbjahr sieht im Bereich Nahrungsmittelmaschinen und Großküchen verhalten aus. Der Haushaltsstopp im öffentlichen Bereich führt zu Umsatzstagnation, da die Hauptabnehmer in diesem Bereich Kommunen und Mensen sind. Im Bereich Industriemaschinen wird mit einem leichten Anstieg der Umsätze gerechnet.
Herr Küfner vermochte keine genaue Zahlenprognose für das zweite Halbjahr sowie für das Gesamtjahr abzugeben. Vielmehr wollte er den Anwesenden die langfristigen Ziele des Unternehmens unter dem Slogan "Vision 2007" vorstellen. Hier wird ein Umsatz von 150.000 EUR je Mitarbeiter, ein EBIT von 10 Prozent des Umsatzes und eine solide EK-Quote von 40 Prozent angestrebt.
Die Grundstücksfläche liegt bei 91.175 m², davon sind 25.068 m² mit Hallen bebaut. Das Verwaltungsgebäude nimmt 1.746 m² der Fläche ein. Dieses riesige Areal resultiert aus der Historie der Gesellschaft. In den dreißiger Jahren beschäftigte die Gesellschaft bis zu 1.700 Mitarbeiter.
Seit seinem Eintritt in die Gesellschaft wurden durch Umlagerungsmaßnahmen mehrere Hallen komplett geleert. Durch verbesserte innerbetriebliche Logistik konnten hierdurch 7.000 m² freigeräumt werden. Auf lange Sicht ist geplant bis zu 18.000 m² auf dem Gelände frei zu räumen und diese extern zu vermieten.
In den USA ist man bis jetzt personell recht schwach aufgestellt. Hier soll der Vertrieb gestärkt werden. Das Ziel für die Alexanderwerk Inc. in den USA sei ein Umsatz von 10 Mio US-Dollar. Dieses Ziel ergibt sich aus einer Marktanalyse eines Partners, der vor Ort am Markt aktiv ist. Man weiß daher, dass in der Vergangenheit viele Projekte wegen mangelnder Präsenz vor Ort an die Konkurrenz verloren gingen.
Auf der POWTECH Messe in Nürnberg wird man eine neue Generation der Walzenpressen vorstellen. Diese Walze wird in einer modularen Bauweise gefertigt, wodurch die Produktionskosten deutlich reduziert werden.
Die Internetseite der Gesellschaft wurde kürzlich relauncht. Zukünftig wird hier einiges Wissenswerte über die Gesellschaft zu finden sein. Herr Küfner empfahl daher, öfter mal die Internetseiten der Gesellschaft zu besuchen, da man hierüber stärker als früher mit den Aktionären kommunizieren will.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner ergriff Herr Achenbach als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) das Wort. Er vermisste den Vorstandsvorsitzenden und bat hier um eine Erklärung. Der Geschäftsverlauf zeige in 2001 gegenüber 2000 eine leicht positive Tendenz. Im Gegensatz zu 1999 sei er jedoch alles andere als zufrieden stellend. Wie er dem Ausblick entnehmen könne, zeige sich hier auch zukünftig keine Änderung.
Ob das Risikomanagement nicht richtig funktioniert habe, da das Unternehmen so abstürzen konnte, wollte er wissen. Genaue Zahlen erbat er über die Umsatzentwicklung und den Vermietungsstand der nicht betriebsnotwendigen Immobilien. Wodurch sich die Bankverbindlichkeiten der Gesellschaft so stark erhöht hätten, war eine weitere Frage.
Bevor der nächste Redner sprach, erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Schäfer kurz den Generationenwechsel, der sich im Unternehmen vollzogen hat. Im April ist Herr Küfner als Vorstand neu in das Unternehmen eingetreten. Der alte Vorstand sei dann zum 31. Juli aus dem Vorstand ausgeschieden. Dies sei bei einem Alter von 65 Jahren auch nichts Ungewöhnliches. Die Übergangszeit sei als eine Art Stabwechsel zu verstehen gewesen, um den neuen Vorstand in das Unternehmen einzuführen.
Herr Rütter erbat eine technische Erläuterung zu der neuen Walzenpresse. Ferner interessierte er sich für die Verteilung der Aktien, ob die Prüfungsgesellschaft auch Beratungsmandate ausgeübt habe und wie lange die Prüfungsgesellschaft schon bei Alexanderwerk prüft.
Antworten
Das KontraG und die darin vorgesehenen Maßnahmen zur Risikoüberwachung seien bekannt und wird in den nächsten Wochen sicherlich noch verfeinert werden, antwortete der Vorstand. Zu den Umsätzen im zweiten Halbjahr wollte Herr Küfner, wie bereits erläutert, keine näheren Prognosen abgeben, da er es als unseriös empfände, zu diesem Zeitpunkt Zahlen zu nennen. Man befände sich gerade in Verkaufsverhandlungen, wovon sicherlich das Ergebnis stark abhängen wird.
Im Bereich der Industriemaschinen rechnet man jedoch mit "deutlichen" Zuwächsen, wobei man an dieser Stelle das "deutlich" unterstreichen könne.
Zu der Neuvorstellung der Walzenpresse konnte Herr Küfner lediglich auf die POWTECH verweisen, da auf der HV auch die Konkurrenz anwesend sei. Die Abnehmer kommen hier aus der chemisch und pharmazeutischen Industrie.
Immobilien sollen auch zukünftig verkauft werden, sofern feststeht, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Seit dem Beginn seiner Tätigkeit sind bereits 7.000 m² freigeräumt worden, diese sind allerdings noch nicht vermietet. Bei der Suche nach Mietern sei man aber sehr optimistisch, da in der Vergangenheit Gewerbeflächen ausgewiesen wurden mit der Auflage mehrgeschossig zu bauen. Die Flächen der Alexanderwerk AG seien alle ebenerdig und von daher sehr interessant.
Die Gesellschaft in Südafrika erwirtschafte nur minimale Zinseinnahmen durch ein kleines Bankguthaben. Derzeit befindet sich die Gesellschaft dort in Liquidation. Die Bankverbindlichkeiten im Geschäftsbericht haben sich durch die stichtagsbezogene Darstellung der Bilanz erhöht.
Die Prüfungsgesellschaft prüft die Gesellschaft schon über viele Jahrzehnte, hier werde man nächstes Jahr einen Wechsel überlegen. Beratungsmandate werden keine ausgeübt.
Herr Küfner fügte noch an, dass neben dem Vorstand auch der Aufsichtsrat Herr Dr. rer. pol. Winterhager zurücktrat. Dies sei ein Verwandter vom Vorstand Herrn Winterhager, was man schon aus dem Namen ableiten könne. Eine weitere faire Geste im Rahmen des Generationenwechsels, meinte Herrr Küfner.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 21.720 oder 22,63 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Tagesordnungspunkte waren die Verwendung des Bilanzgewinns, Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, Wahl des Wirtschaftsprüfers sowie eine Neufassung der Satzung. Alle Beschlussvorschläge wurden einstimmig im Sinne der Verwaltung gefasst.
Fazit
Die Stimmung auf der HV war sehr harmonisch, fast familiär. Man hatte den Eindruck, dass viele HV-Teilnehmer aus der Region kamen und sich kennen.
Herr Küfner versorgt die Gesellschaft neben klaren Visionen mit viel Erfahrung im Immobilienbereich, wie schon als Vorstand der Westgrund AG, wo er sich ebenfalls als exzellenter Immobilienfachmann erwies. Diese (regionale) Erfahrung wird ihm sicherlich bei der geplanten Hebung der stillen Reserven zugute kommen. Ein erstes Beispiel gab er bereits durch den Verkauf von nicht benötigten Immobilien nur wenige Monate nach seinem Eintritt in die Gesellschaft.
Im operativen Bereich neben Kosteneinsparungsprogrammen auf technische Neuerungen zu setzen klingt recht vernünftig. Man darf gespannt sein, wie das Fachpublikum auf der POWTECH auf die neue Walzenpresse reagieren wird. Für die Zukunft dürfte bei der Alexanderwerk AG wohl noch die ein oder andere Überraschung zu erwarten sein. Die Entwicklung der Gesellschaft sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.
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