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HV-Bericht CameraWork AG (früher: Nordhäuser Tabakfabriken AG) - Operative Wiederbelebung durch Einstieg in das Fotokunstgeschäft

Zur diesjährigen Hauptversammlung lud die CameraWork ihre Aktionäre am 4. September 2002 in die Ehrenfelder Veranstaltungssäle in Köln ein. Rund 15 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Medien, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, folgten der Einladung, um sich über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens und die geplante Neuausrichtung zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens J. Vedder begrüßte die Erschienenen sehr herzlich und erteilte nach Erledigung der üblichen Formalien und der einleitenden Hinweise dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Hasse das Wort.


Bericht des Vorstands



Herr Hasse begrüßte die Erschienenen ebenfalls sehr herzlich und berichtete im ersten Teil seiner Ausführungen über das abgelaufene Geschäftsjahr 2001. Das Umlaufvermögen sowie die sonstigen Vermögensgegenstände verringerten sich von 1,1 Mio. DM auf rund 15 TDM, im Gegenzug erhöhten sich die liquiden Mittel auf über 993 TDM. Das gezeichnete Kapital der Gesellschaft beträgt nach wie vor 193.125 DM, die Kapitalrücklage weist einen Betrag von 901.250 DM aus und die Gewinnrücklage einen Betrag von 158.875 DM.



Anhand der vorliegenden Gewinn- und Verlustrechnung wird nach Aussage von Herrn Hasse deutlich, dass die Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr ein operativ "schlafendes" Unternehmen war. Der Jahresüberschuss von 264.671 DM soll mit dem Verlustvortrag des Vorjahres verrechnet werden, womit der Bilanzverlust zum 31.12.2001 301.913 DM beträgt.



Mit dem neuen Geschäftsmodell wird der früheren Tabakfabrik nach Vorstandsangabe ein neues Leben eingehaucht. Als Grund für die Entscheidung, die Photographie und die Photokunst zu einem Unternehmensgegenstand zu machen, nannte Herr Hasse die anhaltend steigende Tendenz des Segments Photographie im Kunstmarkt.



Erleichternd für diese Entscheidung wirkte sich zudem die Tatsache aus, dass der Aufsichtsratsvorsitzende bereits seit über einem Vierteljahrhundert Photokunst und außergewöhnliche Photos des internationalen Bildjournalismus sammelt und inzwischen über 1,2 Millionen derartige Objekte sein Eigen nennt. Dank des einzigartigen Know-hows im Umfeld der Gesellschaft zeigte sich der Vorstandsvorsitzende zuversichtlich, vom steil nach oben gerichteten Preistrend zu profitieren und systematische Wertsteigerungen zu realisieren.



Das künftige Geschäftsmodell soll auf vier Säulen ruhen. Die erste Säule ist der Handel mit Photokunstwerken. Zu diesem Zweck sollen nach Vorstandsangabe komplette, hochwertige Sammlungen klassischer und zeitgenössischer Photographen inklusive aller Rechte, also auch der zur Veröffentlichung und Reproduktion, erworben werden. Wertsteigerungspotenziale sollen durch den Verkauf oder die Ausleihung einzelner Kunstwerke realisiert werden. Säule Nummer 2 ist der Erwerb unterbewerteter Sammlungen, die zunächst der Substanzmehrung und in einem weiteren Schritt der Verwertung dienen. Herr Hasse betonte in diesem Zusammenhang, dass die Lokalisierung derartiger Sammlungen besondere Kenntnisse und Erfahrungen auf dem internationalen Photomarkt erfordert.



Besonderes Potenzial sieht die Verwaltung auch in der Förderung junger Künstlertalente und Bildjournalisten. Durch die Bindung dieser Personengruppe in einer frühen Schaffensphase an die Gesellschaft und durch den Erwerb der Arbeiten soll der Grundstein für spätere Wertsteigerungen gelegt werden. Schließlich sollen auch Dritten, zum Beispiel Museen, Stiftungen und anderen Sammlern, Services in den Bereichen Logistik und Lagerung angeboten werden. Als Beispiel nannte Herr Hasse hier die Lagerung sehr großformatiger Photographien.



Klare Zielsetzung der CameraWork AG ist die Verwandlung der aus eigener Sicht einzigartigen Voraussetzungen in eine marktführende Stellung. CameraWork soll zur ersten Kontaktadresse für verkaufswillige Sammler, etablierte Photographen und junge Talente werden. Grundstock für die Geschäftstätigkeit ist dabei der Erwerb der international bekannten Galerie Camera Work GmbH in der Kantstraße 140 in Berlin, in der unter anderem Werke von Peter Lindbergh und Helmut Newton enthalten sind. Ausweislich eines unabhängigen Expertengutachtens wurde der Fair-Market-Value dieser Sammlung vor wenigen Wochen nach Vorstandsangabe auf 6,4 Mio. EUR geschätzt (Anmerkung des Verfassers: Das Gutachten lag zur Einsichtnahme der Aktionäre aus).



Innerhalb der kommenden drei Jahre soll die Gesellschaft einen Net-Asset-Value von 200 bis 300 Mio. EUR durch den Erwerb weiterer Sammlungen aufbauen. Vorstand und Aufsichtsrat sind zuversichtlich, angesichts der internationalen Marktlage der Photokunst diese Werte erzielen und einen attraktiven Return-on-Investment realisieren zu können. In den kommenden Wochen und Monaten soll das einzigartige Geschäftsmodell in den Medien dem interessierten Publikum sowohl im Finanz- wie auch im Kulturteil vorgestellt werden. Aus der CameraWork AG soll nach Aussage von Vorstandschef Hasse "eine Perle in der internationalen Wirtschafts- und Kunstszene" werden.


Allgemeine Aussprache



Aktionär Alfred Schneider aus Köln (Vorstand der Allerthal-Werke AG) erkundigte sich nach dem Grund für das Fehlen des Lageberichts, der in den vergangenen Jahren immer in sehr umfangreicher Form vorhanden gewesen sei. Vorstand Hasse führte hierzu aus, die Gesellschaft sei aufgrund ihrer Einstufung als kleine Kapitalgesellschaft nicht zur Erstellung eines derartigen Berichts verpflichtet, und man habe im Geschäftsbericht darauf hingewiesen, dass man auf die Erstellung eines Lageberichts verzichtet hat.



Ferner erkundigte sich Herr Schneider nach den Gründen für die Existenz zweier Aktiengattungen, die unter getrennten Wertpapier-Kennnummern an der Börse gehandelt werden, und nach dem geplanten Zeitpunkt der Gleichstellung. Nach Angabe der Verwaltung ist dieser auch kein triftiger Grund für die Beibehaltung der getrennten Wertpapier-Kennnummern bekannt. Die Gleichstellung ist jedoch beabsichtigt und wird von der Gesellschaft zeitnah vorangetrieben werden.



Ein weiterer Fragenkomplex von Herrn Schneider beschäftigte sich dann mit der Finanzierung des künftigen Wachstums und der Sicherung der operativ nötigen Liquidität. Die Finanzierung der Gesellschaft ist nach Vorstandsangabe über die Gewährung von gesellschafterähnlichen Darlehen gegenwärtig und zukünftig gesichert. Künftig wird auch die Generierung weiterer Mittel über den Kapitalmarkt angestrebt. Konkrete Planungen für eine Kapitalerhöhung existieren allerdings nicht. Auf die Nachfrage von Herrn Schneider, wie die nötigen Zinsaufwendungen für die Darlehen bedient werden sollen, wies Herr Vedder auf die rechtlich zulässige Möglichkeit hin, dass Darlehen ohne Vereinbarung einer Zinszahlung ausgereicht werden können.



Die genaue Gestaltung hinsichtlich der Einbringung der Anteile der CameraWork GmbH in die Gesellschaft wird derzeit geprüft, möglicherweise erfolgt eine Einstellung in die Kapitalrücklage. Sobald eine Entscheidung in dieser Frage getroffen worden ist, werde man die Aktionäre in einer ad-hoc ähnlichen Art und Weise informieren, so Aufsichtsratschef Vedder. Die Frage nach den Erwerbskonditionen für Photosammlungen beantwortete Herr Hasse dahin gehend, dass diese zum Teil zu Bewertungen von 10 bis 20 Prozent des Fair-Market-Value erworben werden sollen.



Abschließend erkundigte sich Herr Schneider danach, ob der Gesellschaft Meldungen über einen Anteilsbesitz einzelner Aktionäre in meldepflichtigem Umfang vorliegen. Hierzu erklärte die Verwaltung, der Gesellschaft liege eine Meldung vom August 2002 von Herrn Clemens J. Vedder über eine Mehrheitsbeteiligung an der AG vor. Die Veröffentlichung dieser Meldung im Bundesanzeiger soll in den kommenden Tagen erfolgen. Der von Herrn Schneider angefragte und möglicherweise erforderliche Abhängigkeitsbericht wurde nach Angabe der Verwaltung nicht erstellt, da ein solcher für das vergangene Geschäftsjahr nicht erforderlich sei. Sofern ein derartiger Bericht für das laufende Geschäftsjahr erforderlich wird, werde man selbstverständlich einen solchen erstellen.



Aktionär Markus Böker erkundigte sich dann nach dem Grund für die Sitzverlegung der Gesellschaft nach Hamburg. Der neue Sitz ist nach Aussage des Vorstands ein sehr guter Ort, da die Verwaltung dort nahe am Geschehen und an der Szene platziert ist.



Während der Abstimmungen erkundigte sich Herr Schneider noch nach der Abschaffung der Namens-Vorzugsaktien, die ein 40faches Stimmrecht verkörpern. Nach Angabe der Verwaltung ist für eine derartige Entscheidung eine gesonderte Versammlung der Namens-Vorzugsaktionäre erforderlich. Nachdem diese Versammlung der Abschaffung mit der erforderlichen Mehrheit zugestimmt hat, müssten die weiteren Schritte eingeleitet werden. Derzeit habe man jedoch Probleme, allen Namens-Vorzugsaktionären die erforderlichen Unterlagen zuzustellen, da einige der Anschriften, die noch aus dem Aktionärsverzeichnis des Jahres 1980 stammen, nicht mehr korrekt sind und da noch keine aktuelle Adresse ermittelt werden konnte.


Abstimmungen



Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 16:15 Uhr wurde die Präsenz mit 32.234 Aktien oder 47,49 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Die Hauptversammlung stimmte sämtlichen Beschlussvorlagen einstimmig ohne Gegenstimmen und Enthaltungen zu. Im Einzelnen waren dies die Verrechnung des Bilanzgewinns mit dem bestehenden Verlustvortrag (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der ETL GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Duisburg, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2002 (TOP 5).



Ferner wurde abgestimmt über eine Satzungsänderung im Zusammenhang mit der Erhöhung der Anzahl der Aufsichtsratsmitglieder von drei auf sechs (TOP 6), die Wahl der Herren Martin Fervers, Rechtsanwalt/Wirtschaftsprüfer, Köln, Manfred Heiting, Kaufmann, Amsterdam, und Georg Klöcker, Köln, zu weiteren Mitgliedern des Aufsichtsrats (TOP 7), die Anpassung der Unternehmenssatzung an das neue Betätigungsfeld der Gesellschaft (TOP 8) sowie die Änderung der Firma in "CameraWork AG" mit Sitz in Hamburg (TOP 9).


Fazit



Die frühere Nordhäuser Tabakfabriken AG hat ihren jahrelangen "Mantelschlaf" beendet und wird sich künftig in einem ausgesprochen interessanten wie auch ungewöhnlichen Geschäftsfeld betätigen. Künftig wird sich die in CameraWork AG umbenannte Gesellschaft unter anderem mit dem An- und Verkauf von Fotoproduktionen sowie von Rechten an Fotografien, insbesondere von künstlerischen Fotografien, sowie mit der Produktion von Büchern, Portfolios, Katalogen und Plakaten beschäftigen.



Über den Erwerb der Camera Work GmbH wurde eine Fotosammlung, bestehend aus 1.742 Fotografien und 56 Portfolios, in die Gesellschaft eingebracht, wobei ausweislich eines vorliegenden Gutachtens der Fair-Market-Value 6,4 Mio. EUR beträgt. In den kommenden Jahren soll das Volumen auf 200 bis 300 Mio. EUR ausgeweitet werden. Dank eines hochkarätigen Netzwerks und der zum Teil jahrzehntelangen Expertise der handelnden Personen ist davon auszugehen, dass der Portfolioaufbau im angestrebten Zeitrahmen realisiert werden kann.



Abzuwarten bleibt jedoch, welche Finanzierungskonstruktion für das ambitionierte Wachstum gewählt wird und ob sich das angestrebte Geschäftsmodell operativ in der angestrebten Form bewährt. Aufgrund der Einzigartigkeit des neuen Konzepts ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, eine belastbare Aussage über das mögliche Potenzial des Geschäftsmodells zu treffen. Dem interessierten Leser ist in jedem Fall die Lektüre des Geschäftsberichts zu empfehlen, der einen guten Einblick in das neue Geschäftsfeld der Gesellschaft ermöglicht.


Kontaktadresse



CameraWork AG
Milchstraße 9
20148 Hamburg



Tel.: 040 / 441958 - 60
Fax: 040 / 441958 - 61
Internet: www.camerawork.de



Veröffentlichungsdatum: 08.09.2002 - 12:32
Redakteur: ala
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