Am 28. August 2002 fand ab 13.00 Uhr im Elyseé-Hotel in Hamburg die Hauptversammlung der wind 7 AG statt. Knapp 70 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. Für GSC Research war Carsten Buck vor Ort und berichtet.
Die 1999 von sieben renommierten Unternehmen der Windkraftbranche gegründete wind 7 AG ist ein regenerativer Stromproduzent und seit dem Jahr 2000 operativ tätig. Sie betreibt derzeit 29 Windkraftanlagen in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 29,5 MW und einem Investitionsvolumen von 36 Mio. Euro. Besondere Attraktivität soll am Kapitalmarkt durch ein begrenztes Investitionsrisiko bei einer attraktiven Dividendenrendite erreicht werden.
Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Trüschel, eröffnete die Versammlung in Vertretung des entschuldigten Aufsichtsratsvorsitzenden Kutzeer und erteilte nach der Begrüßung und der Verlesung des Berichts des Aufsichtsrats dem Vorstand Jesaitis für den Vorstandsbericht das Wort.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen sprach Herr Jesaitis die im Januar/Februar 2002 durchgeführte Kapitalerhöhung an, die sich durch die schlechte Börsenstimmung schwierig gestaltet hat. Man habe nach den Ereignissen am 11. September letzten Jahres überlegt, wie man mit dem auf der HV gefassten Beschluss umgehen solle, und habe sich für die Durchführung entschieden.
Auf die Mailingaktion habe man eine überraschend gute Resonanz erhalten, jedoch war dann bei der Zeichnung nur ein relativ schwacher Rücklauf festzustellen. Insgesamt habe man mit 2,3 Mio. EUR neu eingeworbenen Mitteln nur einen Teilerfolg in Bezug auf die geplanten 10 Mio. EUR verzeichnen können. Herr Jesaitis führte das Ergebnis der Kapitalerhöhung neben den Ereignissen des 11. September 2001, die einen weltweiten Einbruch der Börsen nach sich zogen, unter anderem auf den Konkurs des amerikanischen Großkonzerns Enron sowie einige negative Pressemitteilungen aus der Windbranche (z.B. Rückkauf von Windparks durch Energiekontor) zurück.
Diese Sachverhalte seien wichtig und erläuterungswürdig, so der Vorstand, da viele die Kapitalerhöhung als Misserfolg bezeichnet hätten, obwohl es in dem Marktumfeld ein respektables Ergebnis darstelle. Man verfüge noch über genehmigtes Kapital, habe aufgrund der fehlenden Börsenpräsenz jedoch Schwierigkeiten, Investoren zu finden, deshalb sei der Börsengang für die Gesellschaft elementar wichtig.
Zum bisherigen Geschäftsverlauf im Jahr 2002 erklärte Herr Jesaitis, dass das erste Quartal sehr windstark, das zweite Quartal jedoch äußerst windschwach war. Bei den Windparks seien eine hohe Verfügbarkeit und geringe Ausfälle festzustellen.
Der Anlagenhersteller Frisia sei insolvent, die wind 7 habe jetzt aber mit der Frisia Schaltanlagen GmbH eine Wartungsfirma beauftragt, die die gleichen Leute beschäftige wie die Frisia. Somit seien die Befürchtungen, dass ein Service nicht mehr gewährleistet sei, unbegründet. Zudem habe man die Anlagen nicht von Frisia direkt, sondern von NEVAG gekauft, welche als Generalunternehmerin der wind 7 gegenüber für das Gesamtprojekt haftet.
Jesaitis führte aus, dass sich die wind 7 AG eine große Pipeline an Windpark-Projekten sichern konnte, die mit Schwerpunkt in Deutschland, aber auch in Spanien, Italien, Griechenland und Frankreich liegen werden. In Spanien existiere mit einer Abnahmepflicht durch die Netzbetreiber ebenfalls eine gute rechtliche Grundlage für das Windkraftgeschäft. In Deutschland drücke die hohe Nachfrage nach Windparks auf die Rendite, im Ausland sei diesbezüglich eine bessere Situation feststellbar. Die wind 7 werde daher eine Risikostreuung und Renditeoptimierung durch die Internationalisierung betreiben, so der Vorstand.
Bezüglich der Personalsituation erläuterte Jesaitis die durchgeführten Anpassungen zu Beginn des Jahres 2002. Bis dato hatten fünf Personen alle Aufgaben übernommen, jetzt habe man für den Bereich Finanz- und Rechnungswesen Herrn Wolfgang Vogt und für den Bereich Back Office Frau Andrea Langholz eingestellt. Um das technische Know-how im Rahmen des Risikomanagements in der Gesellschaft zu halten, wurden Herr Dirk Langenstein sowie ein weiterer Techniker für die technische Betriebsführung eingestellt. Durch ein zusätzliches Informationssystem, welches die Probleme der Anlagen direkt an die Zuständigen übermittle, ließen sich die Stillstandszeiten deutlich reduzieren. Außerdem wurde mit Herrn Stefan Arlt ein Manager für den Bereich Public und Investor Relations eingestellt.
Zu dem Schwerpunktthema der Hauptversammlung, dem Börsengang der wind 7, werde der Informationsfluss gesteuert und lasse keine konkrete Preisgabe von Informationen zu, bedauerte Herr Jesaitis. Er könne den Anwesenden nur eröffnen, dass es seitens der Banken eine sehr positive Resonanz gab und sich viele Bankhäuser beworben haben, um den Börsengang durchzuführen. Favoriten der Gesellschaft seien zwei äußerst renommierte Banken.
Man sei sehr optimistisch, dass der Börsengang im vierten Quartal durchführbar sei. Sollte es jedoch nur ein zurückhaltendes Feedback der Investoren geben, wäre auch eine Verschiebung denkbar. Das negative Börsenumfeld sehe man aber durchaus als Chance, da es momentan nur wenige konkret anstehende Börsengänge gebe, dadurch werde den durchgeführten IPO’s vergleichsweise viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Herr Jesaitis verglich das sicherheitsorientierte Geschäft der wind 7 AG mit dem Immobiliengeschäft, mit dem Unterschied, dass man höhere Renditen habe und die Gefahr insolventer Mieter nicht gegeben sei. Auch verfüge die Gesellschaft mittlerweile über ein professionelles Buchführungssystem, das eine tagesaktuelle Berichterstattung erlaube. Die Überleitung von HGB auf IAS werde von dem neuen Leiter Finanzen, Controlling (CFO) Herrn Vogt durchgeführt.
Mit der Ergänzungswahl des bisher stark technisch geprägten Aufsichtsrats wolle man das Organ durch kaufmännisches und juristisches Know-how verstärken. Zudem seien vereinzelt Stimmen laut geworden, dass es Interessenkonflikte geben könne, wenn potentielle Zulieferer im Aufsichtsrat sitzen. Die bisherige Zusammensetzung sei jedoch durch die Gründung zustande gekommen, die 7 Gründungsmitglieder bildeten Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft.
Die Satzungsänderung bezüglich des Gegenstands des Unternehmens sei nur eine kosmetische Maßnahme, um den Geschäftszweck noch deutlicher hervorzuheben.
Allgemeine Diskussion
Herr Trüschel eröffnete die Generaldebatte und erteilte nach der Vorstellung der neuen Aufsichtsratmitglieder Herrn Dr. Unrau, Herrn Kahlcke und Herrn Ermisch dem Aktionär Redeke als erstem Redner das Wort. Dieser erkundigte sich nach möglichen Verflechtungen im Aufsichtsrat, speziell bezog er sich dabei auf den nicht anwesenden Herrn Lohmann und die Unternehmen Umweltkontor und NEVAG.
Seit zwei Jahren sei bekannt, dass die Gondeln der Frisia Probleme mit den Schweißnähten haben, dennoch seien zwei Windparks der wind 7 damit ausgerüstet worden. Herr Redeke fragte nach der Verfügbarkeit der Anlagen, den Servicekosten und einem eventuell notwendigen Austausch der Gondeln. Die Gewährleistung der NEVAG habe der Vortand in seinem Bericht positiver dargestellt als dies im Geschäftsbericht geschehen sei, so der Aktionär. Hier fragte er nach der Höhe der zu erwartenden Schäden. Herr Redeke stimmte zudem Herrn Jesaitis bezüglich des fehlenden kaufmännischen Know-hows im Aufsichtrat zu und bekräftigte die Bedeutung einer Veränderung für den Börsengang.
Weiterhin erkundigte sich der Aktionär, wann das Unternehmen Geld verdienen werde und die Aktionäre mit Ausschüttungen rechnen können. Er teile zudem nicht die Auffassung, dass das Geschäft mit der Immobilienbranche vergleichbar sei, da man in erster Linie in Maschinen investiere, die wesentlich höhere Reparaturkosten verursachten. Banken veranschlagen die Reparaturkosten bei Investitionsentscheidungen mit dem doppelten oder dreifachen Wert. Zum Abschluss stellte er die Frage nach dem genauen Datum des Börsengangs.
Die Anlagen der wind 7 seien alle auf dem neuesten Stand, nur im Windpark St. Wendel gebe es bisher Probleme mit Netzschwankungen. Die Windparks St. Wendel und Walsrode habe die wind 7 AG schlüsselfertig von der NEVAG gekauft, die erklärt habe, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Einziges Problem sei die Wartung, welche eigentlich Aufgabe der NEVAG sei, die diese aber nicht bezahlen will. Umweltkontor habe alternativ zu Frisia Schaltanlagen, soweit bekannt, 3 Personen von der Frisia eingestellt, um einen eigenen Service aufzubauen.
Die Planungsrechnungen sähen für das Geschäftsjahr 2002 ein positives operatives Ergebnis vor, jedoch würden die hohen Kosten des Börsengangs zu einem Verlust führen. Herr Jesaitis eröffnete den Anwesenden, dass er kein großer Freund von Dividenden sei; er sehe es als notwendig an, Gewinne zu reinvestieren, damit ein Unternehmen wachsen kann. Er habe jedoch zur Kenntnis genommen, dass Aktionäre und Banken Dividenden erwarten. Dividenden würden voraussichtlich ab 2004 gezahlt.
Der Vorstand stimmte Herrn Redeke in Bezug auf die Investition in Maschinen zu. Die Windkraftanlagen seien auf 20 Jahre ausgelegt, Fundamente, Turm und Verkabelung würden jedoch länger zur Verfügung stehen. Anfällig seien nur die beweglichen Teile. Die wind 7 plant zukünftig neue Monitoring-Systeme an den Verschleißteilen zu installieren.
Der Meinung, dass größere Anlagen rentabler seien als kleine, könne er nicht zustimmen, da aufgrund der langjährigen Erfahrung mit den kleineren Anlagen bei diesen eine höhere Zuverlässigkeit gegeben sei. Zum Börsengang dürfe er keine genaueren Angaben machen, so der Vorstand erneut.
Aktionär Grevenkamp erkundigte sich, mit welchen Herstellern 2002 Verträge abgeschlossen wurden und nach welchen Kriterien man diese ausgesucht habe. Herr Redeke meldete sich abermals zu Wort und hakte bezüglich des Aufsichtsrats nach, ob von den Ingenieuren auch jemand für die wind 7 plane; zudem hinterfragte er die Rolle von Herrn Lohmann. Zudem erkundigte er sich, ob man damit liebäugele, in 2 bis 4 Jahren auch im Off-Shore-Bereich tätig zu werden, da dieser Bereich auch höhere Risiken berge und sich noch in der Experimentierphase befinde.
Eine weitere Frage zielte auf die Bedingungen für folgende Kapitalerhöhungen, damit die Aktionäre keinen Verlust erleiden. Des Weiteren fragte Herr Redeke, ob die Gesellschaft in Zukunft auch in größere und leistungsfähigere Anlagen investieren werde, und verlieh seinem Wunsch nach einer Dividende noch einmal Nachdruck.
Herr Trüschel bemerkte zu den angesprochenen Beziehungen zu Aufsichtsratsmitgliedern, dass die Strukturen der Organe der Gesellschaft aufgrund der Historie entstanden seien, da sechs der sieben Planungs- und Projektierungsgesellschaften, die die Gesellschaft gegründet haben, je ein Aufsichtsratmitglied stellten. Mit dieser Hauptversammlung habe man die Möglichkeit, den Aufsichtrat neu zu besetzen.
Im Jahr 2002 seien keine konkreten Verträge mit Herstellern unterzeichnet worden, es lägen auch keine konkreten Pläne für den Off-Shore-Bereich vor, mit den man sich frühestens ab 2005 nach Vorliegen erster Erfahrungen beschäftigen wolle, erklärte der Vorstand. Bei folgenden Kapitalerhöhungen werde die Bandbreite deutlich über den Werten der bisherigen liegen.
Aktionär Krause fragte, ob auch strategische Kooperationen geplant seien, z.B. Beteiligungen an Finanzdienstleistern, Banken und Anlagenbauern und ob Projekte in anderen Ländern ins Auge gefasst würden. Aktionär Müller interessierte der Grund für die Umstellung auf Quartalsberichterstattung, obwohl das Geschäft doch saisonabhängig sei, und der Grund für die schnelle Umsetzung der Rechnungslegungsgrundsätze nach IAS. Zudem fragte er nach möglichen neuen Konflikten mit den drei neuen Aufsichtsratmitgliedern; außerdem halte er es für wichtig, dass auch Aktionäre im Aufsichtsrat vertreten seien.
Bezüglich des Börsengangs bemerkte er die allgemeine negative Stimmung an den Börsen, das unterdurchschnittliche Windjahr 2001 und die Tatsache, dass noch weitere schlechte Windjahre folgen könnten. Zudem habe er gehört, dass im Falle eines Regierungswechsels die Geschäftsbasis der wind 7 AG, das Gesetz zum Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG), auf den Prüfstand kommen solle. Abschließend bemerkte Herr Müller, dass er seine Zustimmung zum Börsengang nur geben werde, wenn vorher die Bookbuilding-Spanne bekannt sei, und rief auch die anderen Anwesenden auf, diesem Beispiel zu folgen, schließlich seien sie die Aktionäre.
Es sei nicht vorgesehen, Beteiligungen einzugehen, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Geschäftszweck stehen, so Vorstand Jesaitis. Denkbar sei vielleicht eine kleine Beteiligung an einem kleineren Projektierer, der viele Projekte vorbereite, dem aber Kapital zur weiteren Finanzierung dieser Projekte fehle, dieses könnte dann auch zu günstigeren Einkaufskonditionen füheren. Den Fokus bei den Aktivitäten lege man auf Europa und hierbei speziell auf EURO-Land. Man wolle sich auf zwei bis vier Länder konzentrieren, in denen die rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen stimmen.
Die Quartalsberichterstattung sei unumgänglich, um die notwendige und gewollte Transparenz zu dokumentieren. Die Umstellung auf IAS sei insbesondere für die Gewinnung internationaler Investoren unumgänglich, so Herr Jesaitis. Der neue Aufsichtsrat habe keine Verbindungen zum Unternehmen, Herr Dr. Unrau sei lediglich in einem Fall beratend tätig gewesen.
Der Vorstand wiederholte seinen Standpunkt, dass das negative Börsenumfeld durchaus positiv für die Gesellschaft sein könne. Wenn die Gespräche mit Fonds, institutionellen Anlegern etc. nicht so positiv laufen wie erwartet, werde man die Wirtschaftsprüfer erst gar nicht mit der Due Diligence beauftragen, um Kosten zu sparen.
Zu der Bookbuilding-Spanne dürfe er sich nicht äußern, sie werde aber voraussichtlich über den Preisen der bisherigen Kapitalerhöhungen liegen. Bezüglich des EEG habe man aus guten Quellen erfahren, dass es höchstens geringfügige Anpassungen bei den Abnahmepreisen geben werde, ansonsten das Gesetz aber beibehalten werde. Dies würde aber nur für Anlagen gelten, die nach einer Gesetzesänderung ans Netz gehen. Alle Anlagen der wind 7 AG haben einen 20jährigen Bestandsschutz.
Abstimmungen
Zu Beginn der Blockabstimmung verlas Herr Trüschel die Präsenz, die mit 366.337 anwesenden Aktien bei 39,96 Prozent lag. Nach der Verlesung der zur Abstimmung gebrachten Tagesordnungspunkte und der Abgabe der Stimmabschnitte wurde vor der Bekanntgabe der Ergebnisse eine 20minütige Pause eingelegt.
Sämtlichen Tagesordnungspunkten wurde mit deutlicher Mehrheit zugestimmt.
Fazit
Die Hauptversammlung der wind 7 AG fand in einer angenehm lockeren Atmosphäre statt und der Alleinvorstand Herr Jesaitis überzeugte mit seinen ausführlichen Antworten. Das Geschäft mit dem Strom aus der Windenergie birgt durch die Abnahmepflicht, die auch noch in Zukunft gesichert ist, keine großen Risiken, ist jedoch abhängig von den Windverhältnissen. Ob die Annahme des Vorstands zutrifft, dass das momentane Börsenumfeld durchaus positiv für den Börsengang der wind 7 AG sein kann, bleibt abzuwarten. Insgesamt ist die wind 7 sicher ein interessantes Investment, wenn ab 2004 dann auch die versprochenen Dividenden gezahlt werden und die rechtlichen Rahmenbedingungen erhalten bleiben.
Kontaktadresse
wind 7 AG
Marienthaler Straße 17
24340 Eckernförde
Internet: www.wind7.de
Ansprechpartner Investor Relations
Ties Kaiser
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