Am 28. August 2002 versammelten sich rund 70 Teilnehmer, darunter Hans-Hermann Mindermann für GSC Research, im Bad Homburger Theater, um an der dort stattfindenden Hauptversammlung der unit energy europe AG teilzunehmen. Vorstand und Aufsichtsrat waren vollzählig versammelt, was in Anbetracht der Personalfluktuation in diesen Gremien in der jüngeren Vergangenheit allerdings erklärungsbedürftig ist.
So saßen auf dem Podium neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Regehr auch die weiteren Aufsichtsratsmitglieder Weber und Gratz. Bereits im Laufe des Vorjahres ausgeschieden waren die Herren Kutzner, Prof. Oppl, Pammer und Rauße. Für den Vorstand saß Herr Beyer auf dem Podium. Er ist seit dem 16. Juli 2001 Alleinvorstand, während im Laufe des vergangenen Jahres die Vorstandsmitglieder Lomecky, Weber, Dr. Berger und Colditz ausgeschieden sind, wobei die letzteren beiden erst im Laufe des Jahres in den Vorstand berufen worden waren.
Im vergangenen Jahr herrschte also Bewegung bei der Gesellschaft, und dies ist erfahrungsgemäß eher selten ein gutes Zeichen. Es überrascht daher nicht, dass auch bei der unit energy Probleme zu lösen sind, auf die Herr Beyer bereits kurz nach Erledigung der üblichen Formalitäten durch den Aufsichtsratsvorsitzenden, Herrn Regehr, einging.
Bericht des Vorstands
Einleitend begann Herr Beyer seinen Vortrag mit einer kurzen Erläuterung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung, wobei die Angaben in DM erfolgten. Hervorzuheben ist, dass die Bilanzsumme von 41,2 Mio. DM auf der Aktivseite vor allem aus den Finanzanlagen besteht, darunter Anteilen an verbundenen Unternehmen von 11,9 Mio. DM und Ausleihungen an verbundene Unternehmen von 24,1 Mio. DM.
Der Rückgang der Anteile an verbundenen Unternehmen von noch 14,5 Mio. DM im Vorjahr beruht vor allem auf dem Verkauf der Tochtergesellschaft WER Hellas S.A. Allerdings gelang der Verkauf nicht wie ursprünglich geplant, denn bei dem als Partner dafür vorgesehenen dänischen Konsortium traten Probleme auf. Daher entschloss man sich zu einem Verkauf an die Firma ABB an Stelle des ursprünglichen Käufers.
Ferner trennte man sich von den Beteiligungen an der ABR Agrar-Bio-Recycling GmbH, Wietzendorf, der Tokos Vermögensberatungsgesellschaft, Wien, und den englischen Tochtergesellschaften für den Stromvertrieb. Dagegen erhöhten sich die Ausleihungen an verbundene Unternehmen insbesondere aufgrund von Zuschreibungen bei dem Projekt Ancinale.
Auf der Passivseite seien insbesondere die Auswirkungen von Kapitalerhöhungen anzumerken. So wurde einerseits das Grundkapital in zwei Schritten um 1.758.561 EUR und um 351.966 EUR auf insgesamt 23.215.806 EUR erhöht. Daneben erfolgten unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre zwei weitere Aufstockungen aus dem Genehmigten Kapital II um 244.626 EUR gegen Wandlung von Darlehen in Eigenkapital und um 155 TEUR gegen bar (Sonne und Wind Beteiligungen AG mit nominal 55 TEUR und Versico AG mit nominal 100 TEUR) auf nunmehr 23.615.432 EUR.
Bankkredite mussten weit gehend nicht in Anspruch genommen werden. Die sonstigen Darlehen enthalten vor allem ein Darlehen der Franziskanerinnen mit einem noch verbleibenden Volumen von 0,66 Mio. DM, ein Darlehen der Firma Fuhrländer über 0,5 Mio. DM sowie die Restverbindlichkeiten aus einem mit der Firma Trigon geschlossenen Vergleich.
Bei einem Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung falle der Jahresüberschuss von 2,6 Mio. DM auf, durch den der Bilanzverlust leicht verringert werden konnte. Beiträge zu diesem Ergebnis leistete die Zuschreibung in Ancinale von 4,7 Mio. DM, Rückstellungsauflösungen von 1,5 Mio. DM sowie Auflösungen von Einzelwertberichtigungen von 0,7 Mio. DM. Bemerkenswert sind die Einschnitte auf der Kostenseite, die Herr Beyer anhand einer detaillierten Tabelle erläuterte.
In 2001 kam es zu einem Rückgang der Personalaufwendungen von 2.462 TDM auf noch 1.433 TDM, während die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 7.076 TDM auf 4.078 TDM zurückgeführt werden konnten. Die bei der Versammlung gezeigte Planung zeigt weitere Rückgänge. So ist für den Personalaufwand ein Volumen von 499 TDM entsprechend einem Rückgang von 65 Prozent in 2002 vorgesehen, während die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sogar um 52 Prozent von 4.078 in TDM 2001 auf 1.959 TDM in 2002 zurückgehen sollen.
Bei einem Blick auf das Vorjahr dürfe auch nicht unerwähnt bleiben, dass aufgrund einer Strafanzeige von Aktionären ein Strafverfahren gegen ehemalige Verantwortliche der Gesellschaft eingeleitet wurde. Das Verfahren betreffe allerdings Vorgänge aus den Jahren 1996 bis 1999 sowie einen Vorgang aus dem Jahr 2000. Man habe hier zwar keinen Einblick in das Verfahren, arbeite jedoch eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen.
Von besonderer Bedeutung für die Aktionäre, so Herr Beyer, sei der Stand bei dem Projekt Ancinale. Dieses befinde sich bereits seit langem in Vorbereitung. Um den Aktionären einen direkten Eindruck zu vermitteln, habe man im Vorraum auch Bilder und weitere Informationen zu dem Vorhaben ausgestellt. Inzwischen sei man weit vorangekommen mit Ancinale und habe das Kraftwerk zu 95 Prozent fertig gestellt.
Die Elektromechanik und das Maschinenhaus seien bereits fertig, ebenso die interne Verkabelung und die Rechenanlage. Probleme gebe es dagegen unverändert mit dem zugehörigen Tunnel, der von zwei Seiten gegraben werde. Auf der einen sei man gut vorangekommen, die andere werde hingegen aktuell durch die Folgen der starken Regenfälle belastet.
Insgesamt war das Vorhaben auf 18 Monate Bauzeit angelegt, nunmehr befinde man sich dagegen bereits im fünften Baujahr. Dennoch müsse man einräumen, dass man unter den derzeitigen Bedingungen mit dem Tunnel pro Tag nicht mehr als einen Meter vorankommt gegenüber geplanten fünf. Inzwischen sei die noch zurückzulegende Strecke auf 40 Meter geschrumpft. Immerhin könne man damit zuversichtlich sein, noch im laufenden Jahr den Netzanschluss vornehmen zu können, wenngleich er lieber der Hauptversammlung bereits den Vollzug angekündigt hätte.
Wie Herr Beyer weiter berichtete, hat man in 2001 alle Vorhaben und Projekte einer neuen Bewertung unterzogen und dabei auch neue Business- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen vollzogen. Daneben musste auch der Liquiditätsbedarf, so insbesondere für das Projekt Ancinale, berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund habe man sich von der griechischen Tochtergesellschaft getrennt. Ebenso beschloss man den Verkauf der englischen Beteiligungen, da man künftig nicht mehr im Stromvertrieb tätig sein wollte. Bei der Beteiligung in Wietzendorf sei ein Nachfinanzierungsbedarf aufgetreten, den man nicht mehr hätte mittragen können. Schließlich habe die Beteiligung an der Firma Tokos keine strategische Bedeutung mehr gehabt, so dass auch diese veräußert wurde.
Im Anschluss an diese Ausführungen erhielt zunächst Herr Schwarzenbohler Gelegenheit, die Produktionszahlen des vergangenen Jahres zu erläutern. Danach hätten die Beteiligungen und Kraftwerke eine Gesamtproduktion von 122,5 Mio. KWh erbringen müssen, wovon ein Anteil von 62,0 Mio. KWh auf die Gesellschaft entfallen wäre. Tatsächlich betrug die Produktion aber nur 100,9 Mio. KWh bei einem Anteil der Gesellschaft von 57,0 Mio. KWh. Die Ursache für die Probleme lag in Frankreich, und zwar vor allem bei den großen Kraftwerken an der Seine, deren Leistungen aufgrund von Hochwasser im Frühjahr deutlich hinter den Planungen zurückgeblieben sind.
Nach diesen Ausführungen übernahm Herr Beyer wieder das Wort und erläuterte aktuelle Vorgänge. So habe man sich im laufenden Geschäftsjahr von einem Drittel der Aktien der unit energy france S.A. zwecks Liquiditätsbeschaffung getrennt. Ebenso wurden der Anteil von 26 Prozent an der unit energy stromvertrieb GmbH sowie das Projekt Bodorna in Georgien abgegeben. Letzteres Vorhaben konnte an ein Unternehmen veräußert werden, welches in der Region einen Hotelkomplex errichtet und sich auf diesem Weg eine Stromversorgung sichern wollte. Schließlich werde man das ebenfalls in Georgien gelegene Vorhaben Zhingvali nicht weiter verfolgen.
Im Juli erfolgte der Verkauf der portugiesischen Aktivitäten an die Firma Fuhrländer. Die ursprünglich mit einem lokalen Partner verfolgten Ziele hatten sich als nicht mehr realistisch herausgestellt. Insbesondere war es nicht gelungen, über diesen eine Finanzierung für das Projekt zu erhalten. Da hierdurch Verzögerungen bei der Errichtung von Anlagen drohten, stand das Risiko eines Lizenzentzugs im Raum, wenn nicht unmittelbar mit der Projektentwicklung begonnen würde.
Auch in Frankreich werde man sich aus den bisherigen Aktivitäten zurückziehen, da die Vorstellungen der lokalen Partner nicht mehr mit den eigenen Zielen deckungsgleich sind. Die Liquiditätssituation bei den Gesellschaften sei angespannt, und die Projekte würden daher nur Probleme mit sich bringen. Bisher habe man daher entschieden, sich zu trennen, aber die Umsetzung dieses Beschlusses benötige noch Zeit, da zunächst ein geeigneter Kaufinteressent zu identifizieren sei.
Nunmehr erhielt Herr Schwarzenbohler Gelegenheit, die Ergebnisse der Produktion der Kraftwerke im ersten Halbjahr 2002 vorzustellen. Dabei zeigte sich ein ähnliches Bild wie im Vorjahr. Während die Aktivitäten in den anderen Ländern relativ gute Ergebnisse erbrachten, lag Frankreich wiederum unter Plan.
Anschließend präsentierte Herr Beyer einen etwas erfreulicheren Ausblick, in dem erstmals auch von einer neuen Expansion die Rede war. So laufe das Georgische Kraftwerk inzwischen sehr gut. Man überlege daher, ob man in dem Land nicht ein weiteres Kraftwerk hinzuerwerben wolle. Die Tschechischen Aktivitäten werden ab Mai 2003 für die Gesellschaft wesentlich interessanter, da dann ein den Cashflow belastender Leasingvertrag ausläuft. Andererseits mache es aber nur wenig Sinn, mit lediglich einem Kraftwerk in einem Land vertreten zu sein. Man werde daher entweder einen Zukauf prüfen oder alternativ einen Verkauf in Erwägung ziehen.
In Italien gebe es ein interessantes Angebot für ein Wasserkraftwerk in Piemont. In Polen arbeite man hingegen an der Sicherung von Grundstücken für die Entwicklung von Windparks. Wegen der in dem Land bisher immer wieder auftretenden Probleme beim Netzanschluss derartiger Anlagen arbeite man hier aber nur mit "gebremstem Schaum".
Für die neuen Aktivitäten prüfe man auch eine Refinanzierung der bestehenden Kraftwerke oder die Beschaffung von Finanzierung für die neuen Projekte. Als Folge der Inbetriebnahme von Ancinale werde der CashfFlow in den kommenden Jahren kräftig ansteigen, was einen solchen Schritt ermögliche.
Neben den vorgenannten, in der Prüfung befindlichen Projekten befasse man sich aktuell auch mit zwei in Rumänien gelegenen Kraftwerken, bei denen ein Ankauf in 2003 denkbar sei. Ferner gebe es interessante Angebote in Italien, die gleichfalls untersucht und gegebenenfalls schon in 2002 entscheidungsreif werden könnten. Schließlich befasse man sich mit drei kleinen Wasserkraftwerken in Deutschland. Die Größenordnung sei im Gesamtkontext aber nicht bedeutend. Das Thema sei jedoch wichtig, da es sich um eine Alternative zur Tilgung von nicht ordnungsgemäß bedienten, von der Gesellschaft herausgegebenen Darlehen handle.
Zum Abschluss seiner umfangreichen Ausführungen stellte Herr Beyer noch einmal klar, dass ohne Fertigstellung von Ancinale die Gesellschaft keinen Wert hat. Daher habe man sich zum Verkauf anderer Beteiligungen zwecks Finanzierung der Fertigstellung entschlossen. Man habe hier zwar noch ein Stück Weg vor sich, doch da müsse man eben durch. Immerhin sei bis auf Weiteres die Liquidität durch die Mittelzuflüsse aufgrund des Verkaufs der portugiesischen Tochtergesellschaft gesichert.
Bericht des Aufsichtsrats
Nunmehr folgte der Bericht des Aufsichtsrats durch Herrn Regehr. Im vergangenen Jahr fanden insgesamt acht Aufsichtsratssitzungen statt. Aber auch außerhalb dieser Sitzungen sei der Kontakt zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sehr eng gewesen, um der kritischen Situation der Gesellschaft Rechnung zu tragen. In 2001 habe es eine erhebliche Personalfluktuation bei Vorstand und Aufsichtsrat gegeben.
Bezüglich der Sonderprüfungen bei Tochtergesellschaften lägen inzwischen auch erste Zwischenergebnisse vor, woraus er schließe, dass es sinnvoll war, in dieser Form vorzugehen. Jedoch lägen noch keine abschließenden Erkenntnisse und Stellungnahmen der Betroffenen vor, so dass er der heutigen Hauptversammlung keine weiteren Informationen geben könne.
Zum Abschluss seiner Ausführungen gab Herr Regehr die aktuelle Präsenz mit 6.232.562 Aktien entsprechend einem Anteil von 26,39 Prozent des Grundkapitals bekannt.
Allgemeine Diskussion
Als erster Redner meldete sich Herr Martin Menzel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und bezeichnete die Gesellschaft als Scherbenhaufen mit symptomatisch häufigen fliegenden Wechseln im Vorstand. In der Vergangenheit habe es exorbitant zu hohe Verwaltungskosten und ein nicht einmal ansatzweise existentes Controlling gegeben. Letzteres solle nunmehr ausgerechnet durch einen Mitarbeiter besetzt werden, der in der Vergangenheit maßgeblich an der Erstellung der Jahresabschlüsse mitgewirkt hat. Konsequenterweise habe man daher eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit der Durchführung der Innenrevision beauftragt. Dies sei doch eigentlich das Controlling, wozu dann die Extrakosten?
Nach Ansicht von Herrn Menzel ist auch zu bemängeln, dass die Zwischenergebnisse dieser Prüfung nicht bekannt gegeben werden. Konkret fragte er in diesem Zusammenhang, ob die Beteiligungen nun werthaltig sind oder nicht. Immerhin habe keine der Beteiligungen laut Lagebericht Gewinne erzielt. Daher bat er um Details zu den Beteiligungen und deren Werthaltigkeit. Ferner interessierte er sich nicht nur für die der Stromproduktion, sondern auch für die jeweils erzielten Strompreise.
Nachdem eine Reihe von Beteiligungen veräußert worden sind, wollte der DSW-Sprecher auch wissen, ob dabei Gewinne oder Verluste erzielt wurden. Zudem stelle sich die Frage, ob die angespannte Liquiditätslage weiterhin anhält. Hinsichtlich der Refinanzierung der Kraftwerke und der Finanzierung neuer Projekte regte er an, dabei unbedingt darauf zu achten, dass keine weitere Verwässerung bei den bestehenden Aktionäre eintritt.
Als nächster Redner meldete sich Herr Falkenhorn zu Wort, zunächst Anerkennung für die Leistungen des jetzigen Vorstands äußerte. Dieser habe einen harten Sparkurs eingeführt und versucht, die Scherben zusammenzufegen. Dazu zähle auch die Trennung von Randgeschäften. Hinsichtlich Ancinale stellte Herr Falkenhorn fest, entweder das Projekt gehe gut oder man verliere alles. Daher wollte er auch wissen, wie sicher die erwarteten Subventionszahlungen sind. Hinsichtlich der Zukunftsplanungen der Gesellschaft gab er den dringenden Rat, die aktuell geprüften neuen Projekte als Marktforschung zu betrachten, solange Ancinale nicht in Betrieb ist.
Im Anschluss regte Herr Roth an, in der künftigen Planung noch etwas seriöser zu werden und bis auf weiteres auf den Ansatz von Umsätzen mit Ancinale zu verzichten, da man nach den bisherigen Erfahrungen nicht sicher sagen könne, wann man Umsätze erzielen wird.
Danach stellte sich Herr Ruck als Geschäftsführer einer Anlagegesellschaft vor. Ihn interessierten die Verluste aus den Verkäufen von Beteiligungen, so insbesondere in Griechenland und Wietzendorf. Ferner wollte er wissen, ob eine Haftung der Gesellschaft für durch die französischen Beteiligungen aufgenommene Kredite besteht. Die auf den im Vorraum gezeigten Bildern erkennbare Wassermenge beeindrucke ihn nicht, und er fragte, wie denn damit eine ausreichende Produktion zustande kommen soll. Wenn er in den Fluss pinkle, werde sich die Wassermenge doch gleich verdoppeln.
Die Expansionspläne könne er in Anbetracht der angespannten Liquiditätslage nicht nachvollziehen. Ebenso rate er unter Haftungsgesichtspunkten davon ab, wie geplant als Vollhafter bei Windkraftfonds einzutreten, denn dies sei ein gefährliches Geschäft. Er habe auch von Gerüchten gehört, wonach das tschechische Kraftwerk nicht vom Staat, sondern von einer Privatperson gekauft worden ist. Diesbezüglich wollte er wissen, ob diese Gerüchte zutreffen. Schließlich bat er noch um Aufgliederung des sonstigen Aufwands und schlug als Kandidaten für den Aufsichtsrat die Herren Frey und Knoesel vor.
Auch Herr Brunner erkundigte sich nach der Liquiditätslage. Für bemerkenswert hielt er aber auch die starken Kostensenkungen, denn dies zeige, dass in der Vergangenheit die Kosten doppelt so hoch gewesen sind als sie hätten sein müssen. Konkret wollte Herr Brunner wissen, wann die Gesellschaft ein zuverlässiges Controllingsystem einführen wird und warum sich der Aufsichtsrat nicht bereits früher für Einführung eines solchen Systems eingesetzt hat. Des Weiteren wollte er wissen, wie viele Aktien der Gesellschaft die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat halten. Später gab er noch vor den Abstimmungen Widerspruch zu allen Beschlüssen der Versammlung zu Protokoll.
Antworten
Herr Beyer zunächst auf die Fragen und Bemerkungen von Herrn Menzel ein. Dabei verwahrte er sich ausdrücklich gegen die Anmerkung bezüglich des künftig für Controlling zuständigen Mitarbeiters. Dieser habe in einer Notsituation noch während seines Studiums der Gesellschaft geholfen und dabei wichtige Themen aufgearbeitet. Diese hervorragend ausgeführte Arbeit sei anzuerkennen. Für die Inhalte der Jahresabschlüsse oder gar die Bewertungen der Beteiligungen sei dieser dagegen in keiner Form verantwortlich.
Dann verwies er darauf, dass sich die Innenrevision inhaltlich mit der Prüfung von einzelnen, der Gesellschaft aufgefallenen Positionen bei Tochtergesellschaften befasst. Mit einem Controlling habe dies gar nichts zu tun, es entstehe daher auch kein Doppelaufwand. Die Liquidität sei bereits seit langem angespannt gewesen, was auch aktuell noch gelte. In der AG gebe es keinen Cashflow, deshalb könne er auch keinen darstellen.
Weiter meinte Herr Beyer, man müsse in der Tat Tafelsilber verkaufen, damit Ancinale betrieben werden kann. Zu beachten sei aber andererseits auch, dass Ancinale in absehbarer Zeit fertiggestellt wird und in Betrieb geht. Dann müsse man sich weiter verstärken, und es gelte bereits heute, sich darauf vorzubereiten. Schwerpunktmäßig werde dies mit Wasserkraft geschehen, weshalb auch der vorgeschlagene Kandidat für den Aufsichtsrat die dafür erforderlichen Kompetenzen mitbringe.
Die Subventionsbescheide für Ancinale lägen in einem Volumen von 10 Mio. DM vor. Davon seien 4,8 Mio. DM bereits ausgezahlt, der Rest werde fällig nach Fertigstellung des Tunnels. Weitere 1,4 Mio. DM werden noch fällig, wenn das Speicherbecken bis zum 30.11.2003 fertiggestellt wird. Beim Verkauf der griechischen Tochtergesellschaft sei nur ein kleiner Gewinn angefallen, es werde jedoch ein Bonus von 500 TEUR gezahlt, wenn bestimmte Ergebnisse erreicht werden. Bezüglich Tokos, Portugal und den englischen Stromvertriebsgesellschaften nannte Herr Beyer kleinere Veräußerungsverluste, während der Verlust in Wietzendorf 289.954 DM betrug.
Die Kosten der Hauptversammlung bezifferte der Vorstand mit 94 TEUR. Für die Kredite in Frankreich habe man keine Haftung übernommen. Auch für den Fall der Übernahme einer Vollhafterfunktion bei Windkraftfonds werde man keine Risiken für die AG eingehen, sondern man würde dies über eine Tochtergesellschaft abwickeln. Insbesondere werde man dabei darauf achten, dass auch keine Konzerndurchgriffshaftung eintritt. Hinsichtlich der Wasserführung in Ancinale seien zwei Gutachten erstellt worden, die hinreichend Potenzial belegen. Die in der Versammlung gezeigten Bilder seien insofern irreführend, als sie im August aufgenommen wurden und damit einen schwachen Monat zeigen.
Weitere Diskussion
Nach diesen ersten Antworten stellte Herr Menzel klar, es habe nicht in seiner Absicht gelegen, individuelle Leistungen zu schmälern, er habe aber noch Fragen. So wollte er wissen, welche Controllinginstrumente denn jetzt bei der Gesellschaft implementiert sind. Ferner bat er nochmals um Auskunft über die Zwischenergebnisse der Sonderprüfung und um eine ausdrückliche Angabe zur Werthaltigkeit der Finanzanlagen und der Ausleihungen an verbundene Unternehmen. Schließlich wollte noch er wissen, wie lange die Liquidität in der AG noch reicht.
Daraufhin stellte Herr Regehr im Zusammenhang mit den Zwischenergebnissen der Sonderprüfung fest, dass diese erst dann veröffentlicht werden können, wenn sie auch auf Gültigkeit überprüft sind. Herr Beyer ergänzte hierzu, dass die Inhalte der Berichte selbstverständlich erst dann veröffentlicht werden, wenn die Berichte vollständig vorliegen und die Geschäftsführer der Tochtergesellschaften jeweils Gelegenheit zur Stellungnahme gehabt haben.
Hinsichtlich der Ausleihungen an Tochtergesellschaften gebe es keine Sicherheiten, doch betrachte man diese ebenso wie die Wertansätze der Beteiligungen selbst als werthaltig. Bei allen diesen Gesellschaften rechne sich das Geschäft, wenn auch nur knapp, weshalb man ja in den einzelnen Ländern Möglichkeiten für eine Verstärkung prüfe. Momentan gebe es kein klassisches Controlling, weil derzeit schlicht keine Projekte bestehen, auf die man dieses aufsetzen könnte.
Als nächste Rednerin meldete sich Frau Theune zu Wort, die als Gast an der Veranstaltung teilnahm. Sie fragte, wie viel Strom verkauft werden muss, um die künftig anfallenden 3 Mio. DM an Kosten der Zentrale zu bezahlen. Ferner stellte sie fest, dass es ihrer Meinung nach für Herrn Weber an der Zeit wäre, in Demut aus seinen Funktionen bei der Gesellschaft auszuscheiden.
Im Anschluss äußerte Herr Brunner Kritik am Fehlen eines Controlling. Ferner verlangte er nach Details zu den von Herrn Beyer zuvor beiläufig erwähnten ersten Überlegungen bezüglich eines künftigen Optionsplans für die Gesellschaft. Kritik äußerte Herr Brunner auch daran, dass die Gesellschaft sich ihre Liquidität aus Notverkäufen beschaffen musste.
Herr Beyer bestätigte nochmals die schwierige Liquiditätslage der Gesellschaft. In 2002 werde man aber erstmals den Zustand erreichen, dass die Kosten nahezu durch die Erträge aus den Beteiligungen gedeckt werden. Hinsichtlich des Optionsplans wollte er sich nicht weiter äußern. Man habe darüber nachgedacht, in Anbetracht der Lage der Gesellschaft gebe es aber Wichtigeres zu tun. Er selbst halte im Übrigen keine Aktien der Gesellschaft.
Seitens des Aufsichtsrats stellte Herr Regehr fest, er halte ebenfalls keine Aktien und habe auch nie welche besessen. Dagegen konnte Herr Weber 312.702 Aktien sein eigen nennen. Herr Gratz gab 30.470 Stück an, darunter 3.000 für seine Tochter.
Auf die Frage von Herrn Wenke, ob und gegebenenfalls an welche aktuellen oder ehemaligen Mitarbeiter Darlehen vergeben wurden, nannte Herr Beyer zunächst einen ihm selbst gewährten Kredit über 50 TDM. Dieser diente unter anderem der Finanzierung seines Umzugs im Zusammenhang mit der Arbeitsaufnahme bei der Gesellschaft und werde künftig durch Verrechnung mit Tantiemen zurückgeführt. Gegen das ehemalige Vorstandsmitglied Jakubowsky werde wegen der Rückzahlung eines Darlehens über 250 TDM ein Rechtsstreit geführt, den man in der ersten Instanz für sich entschieden habe. Allerdings sei die Beitreibung nach einer anstehenden Entscheidung in der zweiten Instanz, die voraussichtlich im September 2003 erfolgt, offen.
Schließlich wurde noch bekannt, dass man den Verkäufer des tschechischen Kraftwerks spontan nicht angeben konnte, da der Vorgang bereits längere Zeit zurückliegt. Ferner wurden die bisherigen Kosten für die Fertigstellung von Ancinale mit rund 24 Mio. DM beziffert.
Abstimmungen
Etwas komplizierter wurde es nun bei den Abstimmungen. Immerhin wurde über die Entlastung der Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat einzeln abgestimmt, und zwar jeweils auch für die ehemaligen. So kam man alleine hierfür auf zwölf Abstimmungen. Hinzu kam die Neuwahl zum Aufsichtsrat. Herr Draxler konnte sich zuvor noch als Kandidat vorstellen. Er stammt aus der Branche und kann auf langjährige Erfahrungen verweisen. Diese konnte er gleich bei der Veranstaltung unter Beweis stellen, denn aus dem Kreis der Aktionäre wurde er nach seiner Schätzung für die angemessenen Kosten für ein Projekt wie Ancinale befragt. Nach seiner Auffassung dürften dies 16 Mio. DM sein.
Sämtliche Beschlüsse wurden zwar im Sinne der Verwaltung gefasst, die Nein- bzw. Gegenstimmen machten bei einer Präsenz von 6.307.619 Aktien allerdings teilweise bis zu einem Drittel der abgegebenen Stimmen aus. Ein positives Zeichen für die Verwaltung war dabei sicherlich die aus dem Rahmen fallende hohe Entlastungsquote von über 97 Prozent für den amtierenden Vorstand Beyer.
Fazit und eigene Meinung
Aktuell, d.h. vor der Inbetriebnahme von Ancinale, weist die Aktie ein hohes Risiko auf. Mit der Inbetriebnahme steht oder fällt das Unternehmen, und deshalb ist die Fokussierung der Aktivitäten hierauf auch gut nachvollziehbar. Investoren sollten es der Verwaltung gleichtun und vor der Inbetriebnahme von einem Investment absehen. Auch in der Folgezeit sollten die Liquiditätssituation der Gesellschaft und die Ergebnisse von Ancinale aufmerksam beobachtet werden.
Kontaktadresse
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Schaberweg 7
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Tel.: 06172 / 9245 - 0
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