Am 30.10.2001 hatte die Met@box AG ihr Aktionäre zur Hauptversammlung nach Hildesheim geladen. Bis zuletzt war nicht endgültig klar, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann. Tatsächlich gelang dies auch nur, weil die Finanzierung durch einen Überbrückungskredit gewährleistet worden war. Die Versammlung fand in der "Halle 39" statt, einer Mehrzweckhalle im Gewerbegebiet Hildesheim. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres hatte man wohl auch in diesem Jahr mit vielen Aktionären gerechnet, was sich dann auch bewahrheitete. Es waren rund 1.000 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter anwesend, unter ihnen auch Matthias Wahler für GSC Research.
Bericht des Vorstands
Der seit März amtierende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Siegfried Fleischer, eröffnete die Versammlung eine halbe Stunde verspätet um 11:00 Uhr. Nach Abhandlung der Formalitäten übergab er das Wort an den seit 28. August 2001 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Herbert Steinhauer, dessen Verantwortungsbereich in erster Linie die Finanzen umfasst. Sein Vorgänger Stefan Domeyer ist auch weiterhin im Vorstand tätig und ist da verantwortlich für Entwicklung und Vertrieb.
Herr Steinhauer trat nur kurz ans Rednerpult und stellte nochmals klar, die Met@box sei bislang noch nicht gerettet, denn das Geld habe noch nicht beschafft werden können. Nach dieser Feststellung übergab er das Wort an seinen Kollegen Domeyer.
Dieser erklärte zu Beginn seines Berichts, er sei glücklich, dass die Versammlung nun doch stattfinden kann, obwohl es lange Zeit nicht so ausgesehen habe. Er freue sich, dass nun doch die Eigner und nicht die Gläubiger des Unternehmens über dessen Zukunft entscheiden können. Im Folgenden zeigte er dann die Entwicklung des Unternehmens bis zum Antrag auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 22.5.2001auf. So war mit den Mitteln, die man mit der Kapitalerhöhung 1999 eingenommen hatte, eine starke Expansion geplant, die auch positiv begonnen werden konnte. Das erste Quartal 2000 verlief sehr zufrieden stellend, die Nachfrage nach der neu entwickelten Met@box 1000 war überwältigend. Allerdings brach infolge dieser Neuentwicklung der Umsatz mit den Produkten Met@box 50 und 500 dramatisch ein, da kein Kunde mehr in diese alte Generation investieren wollte. Alle Erwartungen lagen infolgedessen auf der Met@box 1000, und die Entwicklung sollte zügig vorangetrieben werden.
Durch immer neue Wünsche und Anforderungen der Kunden an das Produkt ergaben sich aber erhebliche Verzögerungen bei der Fertigstellung, so dass man sich am 28.9.2000 als eines der ersten Unternehmen am Neuen Markt gezwungen sah, eine Gewinnwarnung auszugeben, da sich die optimistischen Erwartungen nicht mehr erfüllen ließen. Diese hatte am Markt katastrophale Auswirkungen auf den Kurs der Aktie, das Vertrauen der Anleger und Investoren war erschüttert.
Infolgedessen sank der Bestand an liquiden Mitteln schnell und konnte am Markt nicht wieder aufgefrischt werden. Auch die Suche nach Banken, die die Finanzierung sicher stellen sollten, verlief ergebnislos. Zunächst wurde dann der Plan einer Notierung der Aktie in London aufgegeben, der erhebliche Kosten verursacht hätte, außerdem wurden weitere Maßnahmen zur Kosteneinsparung beschlossen. Schließlich fand sich mit der GIM Global Investment Markets doch noch ein Unternehmen, das die Liquidität vorläufig durch den Erwerb von Aktien der Met@box AG sicherte.
Im März 2001 startete dann das Restrukturierungsprogramm. Die Belegschaft wurde um 30 Prozent reduziert, und man beschränkte die Tätigkeit nur noch auf das Kerngeschäft. Auch der Vertrieb wurde neu geregelt und fand ab diesem Zeitpunkt nur noch in der Met@box AG statt, während die finanzielle Unterstützung der Tochtergesellschaften eingestellt wurde. Nach einer kurzen Stabilisierung der Situation führten dann die Insolvenz eines Großkunden und Währungsverluste bei der Tochter Amstrad-Metasat AG zu erheblichen Problemen. Met@box plante noch die Veräußerung dieser Beteiligung, dies klappte aber nicht mehr rechtzeitig, und Met@box wurde nach der Insolvenz dieser Tochter aus einer Bürgschaft mit 4,6 Mio. DM in Anspruch genommen, was schließlich auch zur Insolvenz der Mutter führte. Infolge dieser Entwicklung und der fehlenden finanziellen Unterstützung brach die Finanzierung schließlich auch noch bei weiteren der insgesamt 13 Beteiligungen zusammen.
In diesem Zusammenhang habe sich der Abschluss für den Konzern verzögert, und den Aktionären könne nur der Abschluss nach HBG vorgelegt werden, fuhr Herr Domeyer fort. Die Auswirkungen dieser Tatsache seien aber nur gering, da das Geschäft sowieso nahezu ausschließlich aus dem der Muttergesellschaft besteht. Lediglich der Fehlbetrag für 2000 wäre beim Abschluss nach IAS mit 26,8 Mio. DM geringer ausgefallen, während sich der Fehlbetrag nach HBG auf 39,7 Mio. DM (Vj. 15,8 Mio. DM) beläuft. Diese Abweichung resultiert beispielsweise aus der unterschiedlichen Möglichkeit zur Berücksichtigung von latenten Steuern oder zur Aktivierung von Entwicklungsaufwendungen.
Natürlich sei er mit diesem Ergebnis absolut unzufrieden, so Herr Domeyer. Als Grund sah er die unbefriedigenden Umsätze, die weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, und auch den hohen Wertberichtigungsbedarf im Wesentlichen auf die Beteiligungen. Die Abschreibung betrug insgesamt 18,2 Mio. DM.
Im Folgenden ging Herr Domeyer näher auf die acht Einschränkungen ein, die der Wirtschaftsprüfer in seinem Bericht aufgezählt hat und die das Testat beeinträchtigen. Diese betrafen in erster Linie Zweifel an der Werthaltigkeit einiger Beteiligungen wie der polnischen Tochter Met@box Polska Sp.z.o.o. und Forderungen gegen verbundene Unternehmen, außerdem grundsätzliche Zweifel an der Annahme einer Fortführung des Unternehmens. Mit seinen ausführlichen Erklärungen legte Herr Domeyer allerdings dar, dass die Mehrzahl der Einschränkungen seiner Meinung nach inzwischen ausgeräumt ist. Die restlichen betrachtete er "im Wesentlichen als unbegründet".
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres belief sich nun der Fehlbetrag im Unternehmen auf 45 Mio. DM, womit die Met@box aber nun nach Überzeugung von Herrn Domeyer von den Altlasten befreit sein dürfte. Er gab zu, dass ihm unternehmerische Fehleinschätzungen unterlaufen sind, ein Fehler sei vor allem die zu diversifizierte Aufstellung der Gesellschaft gewesen. Auf diese Weise hätten die Tochtergesellschaften das Management oft sehr stark beansprucht, was auch teilweise zur negativen Presse geführt habe. "Ich übernehme die Verantwortung für diese Fehler!", bemerkte er zu diesem Punkt.
Im Folgenden ging Herr Domeyer noch auf die Aktie der Met@box AG ein. Nachdem diese im letzten Jahr noch zu den Börsenlieblingen gezählt hatte, ist sie nun abgestürzt und rangiert mit einem Verlust von 93 Prozent seit Emission auf Platz 78 der Kapitalvernichter am Neuen Markt (laut der Liste einer Börsenzeitschrift). "Hierfür möchte ich mich entschuldigen", so der Vorstand. Wie er betonte, hat auch er viel Geld verloren, schließlich halte er schließlich zusammen mit seiner Gattin mehr als 1 Million Aktien. Erst nach Stellung des Insolvenzantrags habe er selbst 194.700 und seine Frau 45.000 Aktien zu durchschnittlich 0,45 Euro veräußert. Dies sei notwendig gewesen, da von diesem Zeitpunkt an das Gehalt von Met@box nur noch sehr unregelmäßig gezahlt worden sei und da er das Geld zur Bestreitung seines Lebensunterhalts benötigt habe.
Die Strafanzeige der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), die diese in diesem Zusammenhang und auch wegen angeblicher Bilanzfälschung gestellt hat, entbehre jeder Grundlage. "Wir sind kein Skandalunternehmen", schloss Herr Domeyer seinen Part, "das interaktive Fernsehen wird kommen." Abschließend bezeichnete er den neuen Vorstandsvorsitzenden Herbert Steinhauer als den besten Mann für das Unternehmen, und er zeigte sich erfreut, dass dieser nun auf Dauer in dieser Position bleiben wird.
Nach diesen Ausführungen begann Herr Steinhauer mit seinen Erläuterungen. Er zeigte zunächst auf, in welchem Zustand er die Met@box AG bei seinem Amtsantritt am 28.8.2001 vorgefunden hat. Führung, Entwicklung und Vertrieb seien völlig unkoordiniert gewesen, die Buchhaltung habe kaum noch bestanden. In der Öffentlichkeit habe es erhebliche Skepsis und Zweifel gegeben, ob die Box denn überhaupt existiert. Allgemein seien in der Vergangenheit große Fehler in der Außendarstellung gemacht worden, die auch einen ungünstigen Einfluss auf das operative Geschäft und auf die Suche nach Investoren gehabt haben. Diese Skepsis und auch Kritik in der Öffentlichkeit könne er gut verstehen, so Herr Steinhauer, er hoffe aber für die Zukunft auf einen konstruktiveren Dialog vor allem mit der Presse.
Inzwischen wurden mehrere Maßnahmen eingeleitet, um die Met@box AG fit für die Zukunft zu machen. Der erste Schritt ist die Fokussierung auf die Kernkompetenzen, die nun rigoros durchgeführt werden soll. Weiterhin soll die gesamte Struktur und Organisation des Unternehmens gestrafft und die Entwicklungsarbeit reorganisiert werden. Wichtigstes Ziel sei vorläufig die Fertigstellung einer Grundversion der Met@box 1000, betonte Herr Steinhauer. In die Massenproduktion der Set-Top-Boxen wolle man aber nicht mehr einsteigen, vielmehr plane man statt der physischen Lieferung der Box die Lizenzierung. Dies erfordere einen weit geringeren Kapitalbedarf, und man trage auch nicht mehr das Risiko der Produktion.
Bei der Kapitalbeschaffung will Met@box zweigleisig fahren. Zum einen ist die Veräußerung der nicht betriebsnotwendigen Vermögensgegenstände geplant, in erster Linie einiger Grundstücke, die in der Beteiligung Metagrund Immobilien GmbH zusammengefasst sind. Weiterhin führe er aber natürlich auch Gespräche mit Investoren, um frisches Eigenkapital in das Unternehmen zu bekommen. Bisher haben sich aber keine abschließenden Ergebnisse eingestellt.
Die Vertriebsvereinbarungen mit den Partnern, vor allem der Inter Nordic, der Worldsat S.A.R.I. und allgemein den englischen und israelischen Partnern, bestehen alle unverändert weiter. Alle hätten nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens kündigen können, haben dies aber nicht getan, betonte Herr Steinhauer. Trotzdem fließen alle diese Vereinbarungen sicherheitshalber nicht in die Planung mit ein, obwohl der lizenzorientierte Vertrieb durchaus auf "reges Interesse" gestoßen sei.
Abschließend beschwor Herr Steinhauer die anwesenden Aktionäre, den in TOP 8 bis 10 der Tagesordnung aufgeführten Kapitalmaßnahmen zuzustimmen. Diese müssten unverzüglich beschlossen, eingetragen und auch durchgeführt werden, um das Unternehmen zu retten. Auch die Mittel würden unverzüglich benötigt. Nach der Rettung sehe er in jedem Fall gute Chancen, einer der führenden Anbieter am Markt zu werden.
Im Anschluss an diese Ausführungen wurde von einem Mitarbeiter die neue Met@box 1000 präsentiert. Zu diesem Zweck wurde das aktuelle Fernsehprogramm auf eine Leinwand übertragen, und es wurden die Möglichkeiten der Box demonstriert. Diese soll keineswegs den PC ersetzen, sie soll vielmehr das interaktive Fernsehen ermöglichen. So kann man schnell über das aktuelle Programm eines Senders dessen Homepage einblenden und weitere Informationen betrachten, womit dem Zuschauer auch kurzfristige Programmänderungen immer bekannt sind.
Weiterhin kann der Fernseher dem Zuschauer automatisch mitteilen, dass auf einem anderen Programm gerade eine Sendung beginnt, die er anschauen wollte, er kann interaktiv bei Quizshows oder Preisausschreiben mitmachen, außerdem auch Emails schreiben, Internet-Banking nutzen oder einfach im Internet surfen. Zu diesem Zweck beinhaltet die Fernbedienung eine ausklappbare Tastatur. Die Anwendungsmöglichkeiten sind also sehr vielfältig.
Allgemeine Diskussion
Der erste Redner in der Diskussionsrunde war Dr. Wolfgang Kravczik von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der zunächst bemerkte, diese Hauptversammlung in Gegenwart des Insolvenzverwalters sei wohl ein neuer Tiefpunkt in der jungen Geschichte des Neuen Markts. Die Empörung der Aktionäre sei nur zu verständlich, schließlich seien nun sogar schon einige der Tochtergesellschaften insolvent, noch bevor überhaupt ein Produkt zur Marktreife gelangt ist. Die Met@box sei beim Börsengang bestenfalls für eine VC-Gesellschaft zur Anlage geeignet gewesen, ereiferte sich Herr Kravczik. Angesichts dieser Tatsachen werde er dem Management die Entlastung verweigern.
Nichtsdestotrotz seien die in der Tagesordnung vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen eine Notwendigkeit, und der Aktionär sei gezwungen, diesen zuzustimmen, um einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals zu vermeiden. Er frage sich aber, wie ein Verlust des neuen Kapitals verhindert bzw. wie die Unternehmensziele in Zukunft erreicht werden sollen. Das Produkt sei doch inzwischen vermutlich überholt, Konkurrenten wie Sony oder Loewe hätten sicher schon weit bessere Produkte entwickelt.
In seiner Antwort erklärte Herr Steinhauer, man werde die gesetzten Ziele eisern verfolgen. Die Gefahr eines erneuten Totalverlusts sehe er überhaupt nicht, schließlich bringe er seine Erfahrung ein, und er werde alles überwachen. Sicherlich werden die Umsätze in den nächsten Jahren eher sinken, dafür aber umso margenstärker werden. Herr Domeyer ergänzte, die Produkte seien keineswegs überholt, und auf dem Gebiet des interaktiven Fernsehens habe man einen enormen Vorsprung. Außerdem gehe er davon aus, dass sich die Mehrzahl der Haushalte keinen neuen Fernseher kaufen, sondern viel lieber eine Erweiterung erwerben will.
Als Nächster trat Herr Thomas Ganzisch ans Rednerpult, das mitten in der Halle aufgestellt war. Dieser bemerkte, er habe bereits auf der letztjährigen Hauptversammlung einige Fragen gestellt über die Vernetzung der Systeme, auf die er aber keine klare Antwort erhalten habe. Nun sei ihm klar, warum: Es gab nie eine Vernetzung! Ihn wundere auch gar nicht mehr, dass er noch nie in einem Geschäft eine Set-Top-Box von Met@box gesehen hat. Met@box träume wohl nur von der Marktreife, und jeder, der den Versprechungen der Vorstände über die Marktchancen der Box geglaubt hat, sei schön dumm gewesen. Er habe inzwischen resigniert und freue sich nur noch, dass man zumindest nicht mehr als 100 Prozent seines Kapitals verlieren kann. Das Management sei ein inkompetenter Scherbenhaufen gewesen, und er empfinde es als eine Dreistigkeit, dass man nun auch noch eine Entlastung erwartet.
Hierauf entgegnete Herr Domeyer, alle Geräte hätten die genannten Schnittstellen, man dürfe das Ganze nur nicht zu kompliziert gestalten, sonst könne keiner mehr die Funktionsweise verstehen. In den Geschäften wolle man die Geräte nicht anbieten, das habe er im letzten Jahr schon erläutert. Es sei unmöglich für das Unternehmen, riesige Filialsysteme dieser Geschäfte zu betreuen. Vielmehr sollen die Set-Top-Boxen dem Kunden künftig vom Kabelnetzbetreiber bzw. zusammen mit dem Fernseher angeboten werden.
Der folgende Redner war Herr Karl-Heinz Jäger, der eine Aktionärsgemeinschaft gegründet hat, in der inzwischen über 200 Mitglieder mit rund 2.300.000 Aktien, also circa 15 Prozent des Kapitals, vereinigt sind. Er räumte ein, dass vielleicht auch die Aktionäre eine gewisse Mitschuld an der Misere trifft, schließlich habe auf der letzten Hauptversammlung keiner allzu tief schürfende Fragen gestellt, und alle hätten leichtfertig alles geglaubt. Nun müsse dringend neues Geld ins Unternehmen fließen. Er halte es grundsätzlich auch für richtig, dieses zu geben, allerdings müsse gesichert sein, dass die Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen. Um diese Überwachung zu gewährleisten, wolle er, wie schon in der Tagesordnung angekündigt, in den Aufsichtsrat als Vertreter der Aktionäre gewählt werden. Auch er wolle außerdem gegen die Entlastung des Vorstands stimmen.
Herr Peter Schuck als nachfolgender Redner stimmte Herrn Jäger zu und stellte auch noch einige Fragen. So wundere er sich, dass das Fernsehen nicht zur Hauptversammlung zugelassen worden ist und dass es auch keine Übertragung im Internet gibt. Angesichts der Brisanz der Veranstaltung wäre das doch sicherlich angebracht gewesen. Herr Schuck bezweifelte wie einer seiner Vorredner ebenfalls, dass die Box überhaupt funktioniert, die Präsentation sei vermutlich, wie vieles andere in der Firma auch, ein Fake gewesen. Er habe einmal bei Met@box gearbeitet und gemerkt, dass das Wort dieses Managements nichts gilt.
Des Weiteren frage er sich, wer diese Box denn kaufen soll, der Nutzen sei schließlich denkbar gering. Der Kunde benötige weiterhin einen Telefonanschluss für das Internet, und es komme größtenteils Werbung. Außerdem gebe es doch genügend Computer in den Haushalten, mit denen die Leute im Internet surfen können. Er habe das in Met@box investierte Kapital inzwischen innerlich abgeschrieben. Eine Frechheit finde er allerdings, dass auch Herr Domeyer von Verlusten spricht. Dieser habe die Aktien als Mitgründer des Unternehmens schließlich sehr günstig erhalten und auch bei diesem Kurs noch Geld verdient. Herr Domeyer solle die Konsequenzen seines Versagens ziehen und sofort zurücktreten.
Hierauf erklärte Herr Domeyer, er habe das Fernsehen gebeten, die Veranstaltung nur live zu übertragen. Mit Zusammenschnitten habe er in der Vergangenheit zu oft schlechte Erfahrungen gemacht in dem Sinne, dass Äußerungen und Sequenzen aus dem Kontext gerissen und die Aussagen so völlig falsch dargestellt wurden. Dies sei nur mit einer Live-Ausstrahlung zu vermeiden, auf die sich die Anstalten aber nicht einlassen wollten. Auf eine Übertragung im Internet habe man aus Kostengründen verzichtet. Diese hätten rund 80.000 DM betragen und wären in der derzeit schwierigen Situation kaum zu rechtfertigen gewesen.
Weiter könne er versichern, dass die Box funktioniert und dass sie sicherlich kein Fake ist, ereiferte sich Herr Domeyer. Zu seinen Aktien könne er nicht mehr sagen, schließlich habe er die Fakten in seinen Ausführungen klar und deutlich dargestellt. Wenn Herr Schuck ihm nicht glauben wolle, könne er das leider nicht ändern, und er hoffe, dass die versammelten Aktionäre ihm nachsehen können, wenn er auf diese Fragen langsam etwas genervt reagiert.
Dass sich Käufer für die Box finden werden, da habe er keine Bedenken. Natürlich gebe es bereits in vielen Haushalten Computer, auffällig sei aber, dass deren Anzahl relativ konstant bei 17 Millionen liegt, dass es aber ebenfalls recht konstant rund 37 Millionen Fernseher gibt. Diese Differenz sei das Interessante für Met@box, denn anscheinend gebe es genügend Leute, die sich keinen Computer kaufen wollen, die aber sicherlich trotzdem Interesse am Internet haben. Dies sei die für Met@box interessante Klientel.
Als nächster Redner fragte Herr Georg Kaufeld nach, ob denn nicht schon im letzten Jahr absehbar gewesen ist, dass im Unternehmen nicht genügend Mittel für eine Massenproduktion vorhanden sind. Weiter vermisse er in den bisherigen Ausführungen ein Bild für die Zukunft des Unternehmens, ja selbst ein Ausblick für die nächsten Wochen sei nicht gegeben worden. Außerdem erkundigte er sich, wie und wann die heute zu beschließende Kapitalerhöhung geplant ist.
Zu diesen Fragen erläuterte Herr Domeyer, für die Produktion der Boxen sei grundsätzlich das Akkreditiv eines Kunden völlig ausreichend, die Banken müssten dieses nur akzeptieren. Einen so enormen Kapitalbedarf, um die gesamte Produktion vorfinanzieren zu können, habe es also nie gegeben. Nach einiger Zeit sei natürlich klar geworden, dass die Finanzierung trotzdem schwierig werden dürfte, weshalb man dann auf die Lizenzvergabe ausgewichen sei.
Im Hinblick auf die Zukunft des Unternehmens antwortete Herr Steinhauer, er gehe davon aus, dass innerhalb weniger Tage die Eintragung der Kapitalerhöhung durchgeführt sein dürfte, denn auch die Stadt dürfte sich schließlich der Dringlichkeit dieser Maßnahme bewusst sein. Zu den notwendigen Investoren könne er keine näheren Angaben machen, insgesamt sei aber ein ganzes Bündel von Maßnahmen geplant.
Bereits vor den Abstimmungen meldete sich noch Herr Volker Deibert zu Wort. Er schlug vor, in TOP 13 der Tagesordnung (Aufsichtsratsvergütung) eine Änderung vorzunehmen. Er halte das Timing für eine Neufestlegung der Aufsichtsratsbezüge und die Einführung eines Sitzungsgeldes sowieso für etwas ungünstig. Vor allem die Kopplung einer variablen Vergütung an den Jahresüberschuss halte er für unglücklich, und er würde an dessen Stelle lieber das DVFA/SG-Ergebnis sehen und schlage vor, diese Änderung vorzunehmen.
Dieser Vorschlag wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden wohlwollend aufgenommen, und dieser unterbrach die Sitzung für eine Viertelstunde, um den Vorschlag im Management diskutieren zu können. Schließlich wurde die Änderung entsprechend vorgenommen.
Abstimmungen
Auf der Hauptversammlung waren 4.945.796 Aktien entsprechend einer Präsenz von 32,15 Prozent vertreten. Im ersten Abstimmungsblock kam der Vorschlag über den Vortrag des Jahresfehlbetrage (TOP 2), die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 3 und 4) und der Vorschlag zur Wahl von Herrn Jäger in den Aufsichtsrat (TOP 5) zur Abstimmung. Entgegen den Erwartungen wurde der Vorstand mit 73,64 Prozent der Stimmen entlastet, es hatte wohl also auch Herr Jäger mit seinen 2,3 Millionen Stimmen für die Entlastung gestimmt. Auch der Aufsichtsrat fand Entlastung mit 78,73 Prozent der Stimmen. Den beiden anderen Punkten wurde mit jeweils über 99 Prozent zugestimmt.
Im nächsten Block kamen mit den Tagesordnungspunkte 6 bis 10 (Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, Ermächtigung zur Veräußerung und Einziehung eigener Aktien, Schaffung eines genehmigten Kapitals, Beschlussfassung über eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlage und Ermächtigung zur Ausgabe einer Wandel- bzw. Optionsschuldverschreibung) alle Kapitalmaßnahmen zur Abstimmung, mit denen der Zufluss frischen Kapitals in das Unternehmen ermöglicht werden soll. Diese fanden alle eine Zustimmung von über 99 Prozent, was nach den Ausführungen der Redner auch nicht anders zu erwarten gewesen war, schließlich sind diese Kapitalmaßnahmen für ein Überleben der Gesellschaft zwingend notwendig.
In einem letzten Schritt wurde dann abgestimmt über den Abschlussprüfer (TOP 11), einige kleine Satzungsänderungen (TOP 12) und die bereits erwähnte Aufsichtsratsvergütung (TOP 13). Wollert-Elmendorf wurde nahezu einstimmig zum Abschlussprüfer gewählt, TOP 12 fand eine Zustimmung von 94 Prozent und TOP 13 von 91,71 Prozent. Die Versammlung endete um 15:00 Uhr.
Fazit
Die Stimmung unter den Aktionären der Met@box AG ist verständlicherweise sehr schlecht, und viele glauben nicht, dass die Gesellschaft noch lange bestehen wird. Es wurden schließlich auch keine näheren Angaben zu potenziellen Investoren gemacht, was den Verdacht nahelegt, dass die Gespräche nicht sehr erfolgreich verlaufen. Viele äußerten zudem die Vermutung, dass es für Investoren günstiger ist, sich aus der Konkursmasse zu bedienen, als zum jetzigen Zeitpunkt ein unsicheres Engagement einzugehen.
Völlig unabhängig von der Marktchance der Set-Top-Box, die ja auch immer wieder angezweifelt wurde, muss zunächst dringend das finanzielle Problem gelöst werden, was ja auch vom Vorstand so gesagt wurde. In der derzeitigen Situation mit den vielen Unsicherheitsfaktoren kann man von einem Engagement wohl nur abraten, nur hartgesottene Zocker könnten sich in dem inzwischen zum Pennystock verkommenen Wert investieren.
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