Bericht des Vorstands und Diskussion
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Dr. Gernot Wolfram, eröffnete die Hauptversammlung recht pünktlich um kurz nach 12.00 Uhr und begrüßte die erschienenen Aktionäre und Gäste. Sodann wurden die üblichen Formalien abgehandelt.
Noch bevor in die Behandlung der Tagesordnungspunkte eingestiegen werden konnte, ergriff Herr Siegfried Lieschke das Wort und kündigte an, Widerspruch zu allen Punkten der Tagesordnung zu Protokoll geben zu wollen. Unter anderem finde die Hauptversammlung im Widerspruch zur Forderung des § 175 AktG außerhalb der gesetzlichen Frist von 8 Monaten nach Geschäftsjahresende statt. Da die Gesellschaft als Geschäftsjahr das Kalenderjahr hat, befand man sich im 15. Monat nach Ende des Geschäftsjahres.
Danach konnte dann in die Behandlung der Tagesordnungspunkte eingestiegen werden. Zum Tagesordnungspunkt 1, der Anzeige nach § 92 AktG, dass ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals vorliegt, wurde das Wort dem Vorstand, Herrn Thomas Beckmann, erteilt. Nach seiner Begrüßung der anwesenden Aktionäre bedauerte Herr Beckmann den entstandenen Verlust ausdrücklich. Dieser sei erst bei der Erstellung des Jahresabschlusses 2000 im Januar diesen Jahres bemerkt worden.
Beim Tagesordnungspunkt 2 wurde die unerfreuliche Lage der Gesellschaft zum zweiten Mal deutlich. Entgegen der sonst üblichen Praxis hat der Aufsichtsrat beschlossen, den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss nicht selbst festzustellen, sondern dies der Hauptversammlung zu überlassen. Begründet wurde dies mit der Auffassung des Aufsichtsrats, dass der Lagebericht nicht mit der tatsächlichen Lage des Unternehmens übereinstimme. Verwiesen wurde an dieser Stelle auf den Bericht des Aufsichtsrats, der mehrere Geschäftsvorgänge erwähnt, die der Aufsichtsrat ausdrücklich nicht gebilligt hat.
Herr Beckmann erläuterte im Folgenden mit wenigen Worten die wesentlichen Positionen der Bilanz. Zu nennen ist ein Mehrfamilienhaus mit 4 Wohneinheiten mit einem Bilanzansatz von DM 1,02 Mio. sowie verbundene Unternehmen und Beteiligungen im Anlagevermögen mit 3,9 Mio. DM. Unter anderem ist die Beteiligung der Future Holding an der Future Securities AG erhöht worden. Im Umlaufvermögen wurde die Position Kassenbestand erläutert. Diese sei mit knapp 1,2 Mio. DM so hoch, da hier geleistete Einzahlungen auf eine noch nicht durchgeführte Kapitalerhöhung gebucht wurden.
Im Jahr 2000 traten Probleme mit der Consors AG auf, die den - deutlich achtstelligen - Kreditrahmen deutlich herunterfahren wollte. Zu diesem Zweck wurde das restliche Aktienpaket an der Mantelgesellschaft Porzellanfabrik Waldsassen AG Mitte 2000 veräußert. Den daraus entstandenen Verlust wollte der Wirtschaftsprüfer in den Bewertungsansatz für den Jahresabschluss 1999 übernehmen. Vom Jahresfehlbetrag von DM 1,3 Mio. ist knapp 1 Mio. DM auf eine Verlustübernahme von Verbindlichkeiten der Future Securities AG zurückzuführen. Dort werde viel Liquidität benötigt, um keine Schwierigkeiten mit dem Bundesaufsichtsamt zu bekommen.
Im Jahr 2000 fielen weitere 1 Mio. Verlust an, was auf die schwierige Börsensituation und die hohen Fixkosten bei der Future Securities AG zurückzuführen sei. Eine weitere Verlustübernahme in Höhe von 750.000 Euro sei erforderlich gewesen, da man sonst hier nicht mehr sitzen würde. Sonst wäre die Future Securities insolvent geworden, damit der Bilanzansatz bei der Future Holding nicht zu halten und auch die Future Holding zwischenzeitlich von Insolvenz betroffen gewesen. Zum Ende des Geschäftsjahres 2000 betrugen die Verbindlichkeiten gegenüber Consors noch ca. DM 2,8 Mio., aufgrund eines Forderungsverzichts werde man wahrscheinlich aber in 2001 einen außerordentlichen Sanierungsertrag von ca. DM 1,2 erzielen können.
Im Januar 2001 habe man Gespräche mit einer Investorengruppe aufgenommen. Herr Beckmann erklärte, er habe nunmehr sein komplettes Aktienpaket veräußert und dafür einen geringen, für ihn sogar existenzbedrohenden Preis erzielt. Am 5. März habe er auch das Aufsichtsratsmandat bei der Future Securities AG niedergelegt, so Beckmann. Das Vorstandsmandat bei der Future Holding AG sei ebenfalls niedergelegt. Alle anderen Mandate in der Future Gruppe werden folgen. Der Name eines neuen Vorstands ist noch nicht bekannt.
Herr Lieschke als Aktionärsvertreter für Kliegel & Hafner kam sodann auf einige Punkte des Vorstandsberichts zu sprechen. Zunächst habe er sehr lange auf den Geschäftsbericht warten müssen, Ankündigungen wurden mehrfach nicht eingehalten. Weshalb der Bericht des Abschlussprüfers mit einem uneingeschränkten Testat endet, sei ihm unverständlich, wenn man einzelne Schilderungen über nicht genehmigte Geschäft des Vorstands im Bericht des Aufsichtsrats lese. Bereits der Jahresabschluss 1999 sei stark insolvenzverdächtig. Kritisiert wurde von Herrn Lieschke ferner, dass Herr Beckmann unter diesen Voraussetzungen noch versucht habe, ihm zu 4,50 Euro eine Position von 20.000 Aktien der Future Holding AG als Schnäppchen zu verkaufen.
Der Aufsichtsrat erläuterte nochmals, dass man aufgrund der Berichte von Vorstand und Wirtschaftsprüfer zur Lage der Gesellschaft die Konsequenzen gezogen hat und die Feststellung des Jahresabschlusses der Hauptversammlung überlässt.
Zur Verzögerung des Abschlusses hieß es, dass die Bilanz sehr wohl innerhalb der gesetzlichen Frist erstellt worden sei, darauf achte allein schon das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, dessen Überwachung man unterstehe, allerdings sei der Konzern sehr komplex aufgebaut und man benötige für die Prüfung des Jahresabschlusses durch den Wirtschaftsprüfer auch die Abschlüsse der einzelnen Beteiligungen, die wenig kooperativ gewesen seien.
Auch der anwesende Wirtschaftsprüfer bestätigte, dass er teilweise erst im November 2000 Jahresabschlüsse und Informationen von Beteiligungen erhalten habe. Das Testat sei deshalb nicht eingeschränkt, da nach den Kriterien des Handelsgesetzbuches und des Aktiengesetzes alles in Ordnung sei. Informationen, die ihm erst nach Erteilung des Testats zur Kenntnis gelangten, könne er leider nicht mehr berücksichtigen.
Nachdem keine wesentlichen neuen Fragen gestellt wurde, versuchte der Vorsitzende, die Diskussion zu beenden und in der Tagesordnung fortzuschreiten.
Abstimmungen
Zunächst wurde die Präsenz mit 2.933.745 DM Nennwert, entsprechend 356.779 Stück Aktien, festgestellt. Der Jahresabschluss wurde unter TOP 2 mit 6.400 Gegenstimmen seitens Herrn Lieschke, ohne Enthaltungen festgestellt.
Bei der Entlastung des Vorstands (TOP 3) schlug der Aufsichtsrat zum Erstaunen der anwesenden Aktionäre und gegen den in der Hauptversammlungseinladung bekannt gemachten Beschlussvorschlag Nichtentlastung vor. Verwiesen wurde zur Begründung auf Verstöße gegen den Vorstandsvertrag sowie Des- und Fehlinformationen, wie auch im Aufsichtsratsbericht angeführt.
Da der Aufsichtsrat offensichtlich nicht wusste, wie er seinen geänderten Beschlußvorschlag zur Abstimmung stellen sollte, wurde über den ursprünglichen Vorschlag abgestimmt, allerdings mit dem Vorschlag, dagegen zu stimmen. Das Ergebnis führte bei 266.788 gegen 83.031 Stimmen und 6.961 Enthaltungen zum Versagen der Entlastung von Herrn Beckmann.
Der Aufsichtsrat wurde bei 266.713 Nein-Stimmen und 90.066 Ja-Stimmen ebenfalls nicht entlastet (TOP 4). Unter Tagesordnungspunkt 5, der Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2000, wurde Herr Althaus gegen 6.400 Stimmen wiedergewählt.
Nachdem die Herren Janinhoff (August 2000) bzw. Hill (zum Ende der Hauptversammlung) ihren Rücktritt aus dem Aufsichtsrat erklärt haben, standen zwei Neuwahlen an. In der Einladung wurden die Herrn Löchtefeld und Theobald, beide auch Aufsichtsräte der RheinGrundCapital AG (Näheres zum Unternehmen siehe HV-Bericht RheinGrundCapital unter GSCaution), vorgeschlagen. Da beide daraufhin bis zur Klärung der Vorkommnisse auf eine Kandidatur verzichteten, wurde nach neuen Kandidaten gefragt.
Herr Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, fragte bzgl. der auf der Präsenzliste auftauchenden ICB Industrie Capital Beteiligungsgesellschaft mbH aus Düsseldorf, die ja offensichtlich der neue Großaktionär sei, ob diese Gesellschaft denn nach § 20 AktG ihre Beteiligung gemeldet hat, und bat zu prüfen, ob diese Stimmen überhaupt stimmberechtigt seien. Zur Klärung dieser Frage unterbrach der Aufsichtsratsvorsitzende darauf hin die Versammlung.
Aus der ursprünglich kurzen Unterbrechung wurden 40 Minuten. Der Vertreter des Großaktionärs ICB, Herr Ahl (als offizieller Vertreter auf der Präsenzliste stand der ebenfalls anwesende Herr Möller, Vorstand der ICB und auch der RheinGrundCapital AG, siehe GSCaution), teilte daraufhin mit, dass man nunmehr nach § 20 gemeldet habe, aber aus Gründen der Rechtssicherheit die Stimmen von der Präsenz abziehen werde. Die Sache sei unglücklich gelaufen, da man sich engagieren wolle, um die Gesellschaft professionell in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Erneute Abstimmungen
Durch diesen zuvor geschilderten Fehler wurden Neuabstimmungen erforderlich, die kurioserweise zur Entlastung des Vorstands und der Nichtentlastung des Aufsichtsrats führten. Bei einer neuen Präsenz von 96.920 Aktien stimmten 6.400 Stimmen gegen die Feststellung des Jahresabschlusses und 6.809 Stimmen gegen die Entlastung des Vorstands, bei 6.961 Enthaltungen. Damit waren sowohl die Bilanz festgestellt, als auch der Vorstand entlastet. Dem Aufsichtsrat wurde hingegen mit 90.111 Stimmen die Entlastung verweigert. Der Abschlussprüfer wurde gegen 6.400 Stimmen bei 361 Enthaltungen in sein Amt auch für 2000 gewählt.
Nachdem die beiden Kandidaten Löchtefeld und Theobald der neuen Großaktionärin ihre Kandidatur zurückgezogen hatten, schlug Herr Marzischewsky, Vorstand der Ares Venture Capital AG (Näheres zum Unternehmen siehe HV-Bericht Ares unter GSCaution), zunächst Herrn Beckmann als Aufsichtsrat vor, zog dies aber später zurück.
Schließlich wurden zur Wahl in den Aufsichtsrat die Herren Dirk-Peter Becker, Rechtsanwalt und Notar aus Neumünster, und Prof. Dr. Bücking aus Bielefeld zur Wahl vorgeschlagen. Zu ersterem merkte ein Anwesender an, dass seiner Kenntnis nach bei Notaren das jeweilige Landgericht der Übernahme eines Aufsichtsratsmandates zustimmen müsse, was seiner Erfahrung nach selten geschehe.
Prof. Dr. Bücking stellte sich als bereits seit Ende 2000 gerichtlich bestelltes Mitglied des Aufsichtsrats vor. Er wolle mithelfen, die Gesellschaft zu besseren Ufern zu führen. Beide Personen wurden bei ca. 6.500 Gegenstimmen neu in den Aufsichtsrat gewählt.
Die Tagesordnungspunkte 7 und 8, Umstellung des Grundkapitals auf Euro bzw. Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals wurden ebenfalls bei etwas mehr als 6.000 Gegenstimmen angenommen. Nach diesen Abstimmungen schloss der Vorsitzende die Versammlung nach ca. 2,5 Stunden.
Fazit
Der immense Verlust des Jahres 1999 sowie der Rückzug von Herrn Beckmann beenden die von Ungereimtheiten, nicht gehaltenen Versprechungen und zwielichtigen Vorkommnissen geprägte Graumarkt-Odysee der Future Holding offenbar noch immer nicht.
Die neuen Herren des Großaktionärs ICB, die engste Verstrickungen mit der ICC AG, IDAX AG und der RheinGrundCapital AG aufweisen, lassen ein Schlittern vom Regen in die Traufe erwarten, da auch der Ruf dieser Gesellschaften nicht zu den besten gehört.
Hintergründe hierzu sind unter anderem im HV-Bericht zur RheinGrundCapital AG oder in diversen Artikeln im Graumarktreport von Börse Online nachzulesen. Welchen Zweck die Future Holding und die damit erworbene Future Securities AG im Geflecht der auch auf der Hauptversammlung anwesenden Herren Möller und Burtelt spielen soll, bleibt abzuwarten.
Vor dem Hintergrund der völlig intransparenten Vermögenslage der Gesellschaft, der zweifelhaften Perspektiven und nicht genannten Pläne des neuen Großaktionärs sowie dessen wenig Hoffnung machenden Rufes raten wir von Engagements strikt ab und befürchten über kurz oder lang den Totalverlust für engagierte Anleger.
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