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HV-Bericht Effecten-Spiegel AG - Bemerkenswerter "Exote" an der Börse

Ein besonderes Ereignis nicht nur für die Aktionäre der Effecten-Spiegel AG, sondern ebenso für deren Leser, ist die Hauptversammlung der Gesellschaft. In diesem Jahr nahmen rund 400 Aktionäre am 25. April 2003 in der Düsseldorfer Stadthalle an der Veranstaltung teil, darunter auch Hans-Hermann Mindermann von GSC Research.



Aufsichtsrat und Vorstand waren vollzählig versammelt, als der Aufsichtsratsvorsitzende Christochowitz um 10:30 Uhr die Veranstaltung eröffnete. Neben den üblichen Formalitäten wies er darauf hin, dass Aufsichtsrat und Vorstand den Jahresabschluss am 28. Februar 2003 festgestellt haben. Danach übergab er das Wort an den Alleinvorstand Bolko Hoffmann.


Bericht des Vorstands



Der Vorstandsbericht wurde mit einer Einordnung des aktuellen Geschehens in das historische Umfeld eingeleitet. Heute bewege man sich, so Herr Hoffmann, in einer ungewöhnlichen Zeit, die für den DAX nur mit dem Börsencrash von 1929 verglichen werden könne, im NEMAX hingegen sogar noch dramatischer sei. Über drei Jahre hinweg haben der DAX 62 Prozent und der NEMAX sogar 97 Prozent verloren. Die Effecten-Spiegel AG sei in diesem Umfeld eine Ausnahme, wobei er einräumen müsse, dass man irrsinniges Glück gehabt habe. Vor allem hat sich nach Angaben von Herrn Hoffmann ausgewirkt, dass die in Aktien der Rhenag gebundenen Mittel bis Anfang 2002 nicht verfügbar waren. Dadurch sei es nicht möglich gewesen, diese Aktien in der kritischen Zeit im Markt anzulegen.



Der Bilanzgewinn in Höhe von 4,8 Mio. EUR für das Geschäftsjahr 2002 resultiert zum großen Teil aus der Rhenag-Transaktion und kann als besondere Ausnahme steuerfrei in die Rücklagen eingestellt werden. Eine solche Chance könne sich keine AG entgehen lassen. Allerdings schlage man der Hauptversammlung aufgrund der gesetzlichen und der Satzungsbestimmungen der Gesellschaft eine Ausschüttung auf die Vorzugsaktien in Höhe von 6 Prozent bzw. 0,16 EUR je Aktie vor. Dafür werden 0,3 Mio. EUR des Bilanzgewinns benötigt. Ferner soll ein Teilbetrag des Bilanzgewinns in Höhe von 4,5 Mio. EUR in die Gewinnrücklagen eingestellt und der Rest vorgetragen werden. Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr wies Herr Hoffmann darauf hin, dass sich die Börsenlage deutlich bessern müsse, um für 2003 eine Dividendenzahlung zu ermöglichen.



Auch die Effecten-Spiegel hat laut Vorstand im Abschluss 2002 Abschreibungen vornehmen müssen, die im Vergleich zu anderen Finanzunternehmen aber moderat ausgefallen seien. So erfolgte nach dem negativen Urteil des Hamburger OLG eine Teilwertabschreibung auf die Aktien der Commerzbank AG von 1870 in Höhe von 4,3 Mio. EUR, da der Kurs infolge des Urteils entsprechend gesunken sei. Eine weitere Million EUR an Abschreibungen wurde nach dem Niederstwertprinzip auf Aktien der Gesellschaft im Eigenbestand erforderlich.



Schließlich mussten 3,8 Mio. EUR auf die Commerce One-Aktien abgeschrieben werden. Hier hatte man gute Chancen gesehen, zumal auch SAP sich mit einem hohen Betrag engagiert hatte. Es sei nicht vorhersehbar gewesen, dass SAP die Firma fallen lassen würde. Man habe sich jetzt vollständig von der Beteiligung getrennt und statt dessen Aktien der WCM zu Kursen deutlich unter 2 EUR je Aktie gekauft.



Laut Vorstand Hoffmann steht die Effecten-Spiegel AG auf fünf Säulen. Das Magazin Effecten-Spiegel hat sich unter den Börsenpublikationen relativ gut gehalten. Während im Markt die Auflagen nach nunmehr drei Baissejahren teilweise um über 80 Prozent eingebrochen sind und einige Titel vollständig eingestellt wurden, hat man selbst nur einen 17prozentigen Rückgang hinnehmen müssen. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass man die eigenen Leser rechtzeitig vor den hochgepuschten Titeln des Neuen Markts und Internet-Werten gewarnt hatte. Ferner sei man anders als andere Häuser nicht der Internet-Euphorie verfallen.



An der Hunzinger AG ist die Effecten-Spiegel noch mit 29,9 Prozent beteiligt, wobei die Einstandskurse unter den aktuellen Aktienkursen lagen. Der Geschäftsbericht weise zwar eine Beteiligung von über 43 Prozent aus, doch habe man diese noch vor der Eintragung der Kapitalerhöhung der Hunzinger Information AG zurückgeführt. Hunzinger gliedert sich in die Bereiche Public Relations, Infas und action press.



Während sich die beiden Letztgenannten mit Umsätzen von 3,7 Mio. EUR bzw. 7,4 Mio. EUR und positiven Ergebnissen im Rahmen der Erwartungen entwickelt haben und eine gute Ergänzung für den Effecten-Spiegel bilden, ist man mit der Entwicklung bei der Public Relations alles andere als zufrieden. Daher ist man dabei, das Engagement abzubauen, und man schaut sich nach sinnvollen Alternativen um. Hierzu zähle auch der TV-Bereich, wo man z.B. den Erwerb des DSF durch EMTV aufmerksam beobachtet. (Anmerkung des Verfassers: Nicht in dem Vortrag erwähnt wurde die 30prozentige Beteiligung an der Nebenwerte-Journal AG).



An der Audi AG ist die Effecten-Spiegel mit knapp 0,5 Prozent beteiligt. Damit handelt es sich mit Abstand um das Hauptengagement. Bei der aktuellen Börsenlage stelle dieses ein hervorragendes Investment dar. Man habe auch beobachtet, dass VW hier mit Käufen im Markt ist. Bereits die Investitionen der vergangenen vier Jahre entsprechen dem heutigen Börsenwert der AG, während der Firmenwert stetig weiter steigt. Wenn man den Firmenwert von Daimler bei 25 Mrd. EUR ansetzt, dann sollte laut Herrn Hoffmann der Firmenwert von Audi bei 10 Mrd. EUR liegen.



Diese Betrachtung sei für einen eventuellen Squeeze-Out von Bedeutung, denn nach einer aktuellen BGH-Entscheidung sei für die Bemessung der Höhe der Abfindung der innere Firmenwert zu berücksichtigen. Gleiches könnte auch für die Rhenag-Abfindung gelten, wo der Effecten-Spiegel aktuell juristische Schritte eingeleitet hat. Den Anspruch auf eine mögliche Nachzahlung hält man für Erfolg versprechend, denn auch bei einem so genannten "kalten Delisting" wie bei Rhenag müsste nach Ansicht der Effecten-Spiegel AG das Urteil des BGH vom 25.11.2002 Anwendung finden.



Deutliche Worte fand Herr Hoffmann zu der Situation bei der Commerzbank AG von 1870. Für ihn sei es ein Skandal, wie das Großkapital Einfluss auf die Rechtsprechung nimmt. Damit habe das OLG Hamburg eine Entscheidung des eigenen Gerichts von 1987 durch die aktuelle Entscheidung von 2002 als rechtsmissbräuchlich eingestuft. Missachtet wurde dabei auch, dass der Aufsichtsrat der Gesellschaft aufgrund des Todes eines Aufsichtsratsmitglieds gar nicht handlungsfähig ist und vor allem der BGH noch gar nicht entschieden hat, ob und gegebenenfalls welche Vermögenswerte vorhanden sind. Hier verfügt die Effecten-Spiegel AG nach Angaben des Vorstands über ein Gutachten, aus dem hervorgeht, dass die Commerzbank AG von 1870 alleinige Inhaberin des Namens und des Unternehmenszeichens ´Commerzbank´ ist.



Schließlich habe das OLG rechtskräftige BGH-Entscheidungen, so insbesondere das Linotype-Urteil, missachtet. Man müsse daher von Rechtsbeugung sprechen. Eine endgültige Entscheidung im Sinne der Effecten-Spiegel AG wird man aber unter Umständen erst vor dem BVerfG oder dem Europäischen Gerichtshof erhalten. Dies scheine die Commerzbank wohl ebenso zu sehen, denn man habe diese seit Jahresbeginn als Käufer von Aktien der Commerzbank AG von 1870 im Markt beobachtet.



Ärgerlich ist dies nach Meinung von Herrn Hoffmann allemal, erfreulicher dagegen die Entwicklung bei den IG Liquis, wo man noch über 5 Prozent des Kapitals hält. Auf der diesjährigen Hauptversammlung der UBS habe der Vorstand erstmals Gesprächsbereitschaft gegenüber der I.G. Farben i.L. signalisiert. Dennoch müsse man klarstellen, dass beide Reichsmark-Engagements hoch spekulativ sind. Sie entsprächen aber weniger als 3 Prozent des Gesamtvermögens der Effecten-Spiegel AG, wobei sich der Firmenwert der Gesellschaft nicht genau beziffern lasse, da man den Wert des Journals nicht benennen kann.



Unter den internationalen Aktien halte er Ariba derzeit für den besten Wert, leitete Herr Hoffmann zur nächsten Säule über. Diese Gesellschaft sei SAP mindestens zwei Jahre voraus. Sie profitiere von der Konjunkturschwäche und habe aktuell starke Neuentwicklungen auf den Markt gebracht. Diese Einkaufs- und Verwaltungssoftware werde von vielen Großunternehmen genutzt, darunter auch Aventis. Aktuell liegt der Einstiegskurs unter dem Börsenkurs, was aber wenig zu bedeuten habe, da man die Beteiligung als langfristig betrachte.



Auch bei der 1prozentigen Beteiligung an dem russischen Kaufhaus GUM, dem letzten russischen Engagement der Effecten-Spiegel AG, sieht man gute Potenziale. GUM ist in dem attraktiven russischen Einzelhandelsmarkt der Region Moskau aktiv, auf die rund zwei Drittel des gesamten Inlandvolumens entfallen, mithin also eine mit Paris vergleichbare Größenordnung. Sofern allerdings bei einem Angebot der Preis stimmt, könne er sich vorstellen, die Beteiligung mit Gewinn zu verkaufen.



Wenig aussagekräftig sind nach Angaben von Herrn Hoffmann schließlich die Umsatzerlöse der fünften Säule, der Vermögensverwaltung für eigene Rechnung, da die in 2002 realisierten Aktienverkäufe aus dem Anlagevermögen nicht in dieser Umsatzzahl enthalten sind. Dazu müsse man wissen, dass die neue Steuergesetzgebung erhebliche Erschwernisse mit sich bringt. So muss bereits im Vorfeld entschieden werden, ob die Aktien im Anlage- oder im Umlaufvermögen zu aktivieren sind - ein bei der derzeitigen Börsenlage äußerst schwieriges Unterfangen. Insgesamt hat man auch aus diesem Grund drastisch zurückhaltender als im Vorjahr agiert. Inzwischen hat man aber die Strategie der neuen Marktsituation angepasst.



Bisher ist man nur begrenzt in konservative Werte eingestiegen und hat dann Gewinne auch rasch realisiert, da man diese Werte in der Regel für teuer gehalten hat. Ausgewichen ist man hingegen vor allem auf Nebenwerte, die von der Börse nicht beachtet wurden und daher preiswert waren. Nach den zwischenzeitlichen Kursrückgängen seien nunmehr die konservativen Werte aber jetzt wieder attraktiv, so zum Beispiel Ariba und WCM. Damit laute die Strategie: Raus aus den spekulativen und rein in die konservativen Titel, bei denen die Kurse so tief sind, dass es sich jetzt lohnt, dort einzusteigen.



Die Kursentwicklung der Effecten-Spiegel-Aktie entspreche nicht den eigenen Vorstellungen, führte Herr Hoffman aus. Mit aktuell rund 20 EUR für die Stämme sei man aber nicht weit von den Kursen zu Beginn der Jahre 2000, 2001 und 2002 entfernt, die jeweils um die 23 EUR lagen. Gemessen an den Kurseinbrüchen der solidesten Titel der deutschen Wirtschaft sei die ES-Aktie daher bei weitem nicht so stark gefallen.



Zum Abschluss seiner Ausführungen ging Herr Hoffman noch kurz auf die der HV vorgeschlagenen Satzungsänderungen ein, die aufgrund der zwischenzeitlichen gesetzlichen Neuregelungen zwingend erforderlich geworden seien. Bei dieser Gelegenheit erinnerte er auch an Herrn Menzel, der in der Vergangenheit insgesamt zwölf Verfahren gegen die Effecten-Spiegel angestrengt hatte. Diese seien vollständig wegen des Vorwurfs des Rechtsmissbrauchs abgewiesen worden. Aus diesen Verfahren seien bisher 26 TEUR von Herrn Menzel an die Effecten-Spiegel AG bezahlt worden, zudem gebe es weitere auf diversen Pfändungsbeschlüssen basierende Zwangsvollstreckungen und Haftanordnungen gegen Herrn Menzel und dessen Handlanger. Herr Hoffmann stellte hierzu explizit klar, dass man sich nicht erpressen lasse.



Ehe er dann das Wort an den Versammlungsleiter übergab, wies der Vorstand noch darauf hin, dass die nächste Hauptversammlung für Freitag, den 30. April 2004, geplant ist.


Allgemeine Diskussion



Als Erster meldete sich Herr Kalenberg von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort und dankte zunächst für die ausführlichen Erläuterungen im Vorstandsbericht, die allerdings im Gegensatz zu dem - seiner Meinung nach - dürftigen Geschäftsbericht stünden. Nicht einverstanden zeigte er sich allerdings mit dem Gewinnvorschlag. Er vertrete auch Stammaktionäre, und es müsse festgehalten werden, dass ein ausreichender Bilanzgewinn für eine Ausschüttung auch auf die Stammaktien zur Verfügung steht und dass die Bilanzstruktur eine solche Maßnahme zulassen würde.



Weiterhin bat Herr Kalenberg um ergänzende Erläuterungen zum Verlagsgeschäft sowie um zusätzliche Hinweise zu den Abschreibungen. Von Interesse war für ihn auch, ob es im Anlagevermögen der Effecten-Spiegel AG stille Lasten gibt. Die Beteiligung an der Hunzinger AG habe man zurückgeführt. Laut Geschäftsbericht bestehe aber auch eine Bürgschaft über 500 TEUR. Diesbezüglich wollte der SdK-Sprecher wissen, wie diese besichert ist, ob dafür ein Entgelt gezahlt wird und wie der aktuelle Stand hierzu ist.



Aufgefallen sei ihm, dass die Effecten-Spiegel AG nicht dem Corporate Governance-Kodex entspricht, und er wollte wissen, ob es dafür spezielle Gründe gibt. Aufmerksam machte Herr Kalenberg auch darauf, dass die Zahl der Aufsichtsratssitzungen nicht im Geschäftsbericht genannt worden ist. Des Weiteren bat er um Auskunft zu den Honoraren der Abschlussprüfer und um die Beantwortung der Frage, ob und gegebenenfalls für welche weiteren Leistungen diese Entgelte gezahlt worden sind.



Nachdem er noch um zusätzliche Informationen zum Ausblick für das laufende Jahr gebeten hatte, ging Herr Kalenberg zur Begründung seines Gegenantrags über. Die Gesellschaft habe eine gute Bilanzstruktur und einen ausreichenden, für eine Ausschüttung zur Verfügung stehenden Gewinn. Ebenso wie die Vorzugsaktionäre hätten auch die Stammaktionäre Kursverluste hinnehmen müssen, daher sollten diese nach seiner Auffassung ebenfalls eine Dividende von 0,16 EUR je Aktie erhalten. Er stellte daher einen Gegenantrag zum Gewinnverwendungsvorschlag der Verwaltung, der neben der Dividende für die Vorzugsaktien auch eine solche für die Stammaktien und eine entsprechend reduzierte Rücklagenzuführung vorsah.



In seinen Antworten musste Herr Hoffmann zunächst von einem Umsatzrückgang im Verlagsgeschäft im Vergleich der ersten Quartale 2002 und 2003 um 11 Prozent berichten. Im Zusammenhang mit den Abschreibungen konnte er ergänzen, man habe die Commerzbank AG von 1870 in das Umlaufvermögen umbuchen dürfen, weshalb hier die Abschreibungen möglich wurden. Dies sei aber eine Sondersituation, bei den IG Liquis sei Vergleichbares nicht möglich. Stille Lasten seien keine vorhanden. Die Bürgschaft für Hunzinger ist nach Angagen des Vorstands gekündigt, man zieht sich dort ganz zurück. Als Sicherheit für die Bürgschaft sind Infas und action press verpfändet. Wenn es bei der Abwicklung der Bürgschaft zu Problemen kommen sollte, würde man Infas übernehmen, so Herr Hoffmann weiter.



Der Corporate Governance-Kodex ist nach Meinung des Vorstands schlicht zu umständlich. Bei der Effecten-Spiegel AG drehe man jede Mark drei Mal um. Solange man nicht muss, werde man daher den Aufwand für den Kodex nicht betreiben. Den Abschlussprüfer habe man in der Vergangenheit bereits einmal aus Kostengründen gewechselt. Das Honorar sei Standard, aber zusätzliche Honorare oder Leistungen für den Abschlussprüfer gebe es nicht. Hinsichtlich der Ausschüttung verwies Herr Hoffmann nochmals darauf, dass in diesem Jahr die einmalige Chance besteht, Beträge steuerfrei in die Rücklagen einzustellen.



Hierzu kam eine Ergänzungsfrage von Herrn Kalenberg, der wissen wollte, ob die Steuerfreiheit insgesamt für den in die Rücklagen einzustellenden Teil verloren geht, wenn ein Teil des Gewinns für die Stammaktionäre ausgeschüttet wird. Nachdem er dies verneint hatte, ging Herr Hoffmann nochmals auf den Ausblick auf das laufende Jahr ein. Seine Aussage zur Dividende für 2003 müsse er einschränken, denn Börsengeschäfte seien so nicht planbar. Wenn eine interessante Sache oder Gelegenheit kommt, dann könne sich das Bild natürlich bereits kurzfristig günstiger darstellen. Aus heutiger Sicht sehe er allerdings keine Dividende, doch das könne sich bereits im Mai anders darstellen.



Im Anschluss erkundigte sich Aktionär Mang nach dem Hintergrund der Rückführung der Beteiligung an der IG Liquis. Ferner wollte er wissen, ob sich die Einstellung der Effecten-Spiegel AG gegenüber der Commerzbank AG von 1870 im Vergleich zu den früheren Hauptversammlungen geändert hätte. Herr Hoffmann bestätigte noch einmal, dass man die Beteiligung an der IG Liquis etwas zurückgenommen hat, bezeichnete dies aber aus heutiger Sicht als einen Fehler.



In der Tat habe es bei der Commerzbank AG von 1870 eine Entscheidung gegeben, die so nicht vorhersehbar gewesen sei, fuhr er fort. Für den weiteren zeitlichen Ablauf erwarte er, dass der 2. Senat des BGH, bei dem das Verfahren bezüglich des Namensrechts anhängig ist, wohl eher negativ entscheiden wird, so dass man zum BVerfG oder Europäischen Gerichtshof gehen müsse. Dort wiederum sieht der Vorstand gute Chancen, selbst wenn zwischenzeitlich die Altbank sogar vorübergehend gelöscht werden könnte. Dann allerdings könne man die Beteiligung gegebenenfalls bis auf einen Erinnerungswert abschreiben.



Eine grundsätzliche Frage zur Gewinnverwendung stellte der Aktionär Salb, der meinte, das diesjährige Beispiel könnte schließlich Schule machen. Dann wollte er wissen, was denn geschehen würde, wenn die Beteiligung an Audi im Wege eines Squeeze-Out abgegeben würde. Dann könnten die daraus resultierenden Gewinne doch wieder steuerfrei in die Rücklagen eingestellt werden. Hierzu bat Herr Salb den Vorstand um eine Stellungnahme oder besser noch um eine verbindliche Erklärung, dass auch in einem solchen Fall eine Dividende gezahlt würde.



Herr Hoffmann sah den Sachverhalt allerdings genau umgekehrt: Wenn bei Audi steuerfreie Gewinne anfallen würden, dann sollten diese mit Sicherheit auch den Rücklagen zugeführt werden, um die Substanz der Effecten-Spiegel AG zu erhöhen. Aufmerksam machte er aber auch darauf, dass man viele "Eier" (im positiven Sinne) zugleich im Nest habe, so zum Beispiel auch die rund 1 Million WCM-Aktien. Außerdem gehe er davon aus, dass bei Audi nicht mit einem Squeeze-Out zu rechnen ist, eher werde die Beteiligung in großem Stil an die Börse gebracht. Die diesbezüglichen Überlegungen seien aber wohl noch nicht abgeschlossen.



Inhaltlich schloss sich der Aktionär Winkler als letzter Redner den Überlegungen der Verwaltung an. Er bat noch um eine Benennung der Aktienstückzahlen der wesentlichen Beteiligungen. Diese wurden ihm mit rund 200.000 Audi-Aktien, über 2 Millionen Stück Ariba-Aktien und 350.000 GUM-Aktien benannt.


Abstimmungen



Im Anschluss an die Diskussion stellte Herr Hoffmann fest, dass in diesem Jahr auf der HV mehr Kapital vertreten sei als im Vorjahr, nämlich über 309.000 Vorzugsaktien und über 890.000 Stammaktien. Bei der Abstimmung über die Gewinnverwendung (TOP 2) waren 1925 Gegenstimmen (ausschließlich die vom Antragsteller vertretenen Stimmen) zu verzeichnen und keine Enthaltungen. Damit war automatisch auch der Gegenantrag zu diesem Tagesordnungspunkt erledigt.



An der Abstimmung über die Entlastung des Vorstands (TOP 3) nahmen rund 732.000 Aktien und bei der Abstimmung über die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4) rund 735.000 Aktien nicht teil. Alle an der Abstimmung teilnehmenden Aktien stimmten hier wie bei allen folgenden Tagesordnungspunkten mit der Verwaltung, d.h. einstimmig und ohne Enthaltungen.


Fazit und eigene Meinung



Die Aktie der Effecten-Spiegel AG zählt zu den bemerkenswerten Exoten an der Börse. Wirtschaftlich ist das gleichnamige Magazin gegenüber der Vermögensverwaltung für eigene Rechnung von deutlich geringerer Bedeutung. Eine "exotische Aktie" bedeutet mit Blick auf die vergangenen Jahre auch, dass man die Einbrüche an den Börsen nicht mitgemacht hat. Zwar wurde auf der Versammlung ausdrücklich hervorgehoben, dass man auch Glück gehabt habe, aber ein glückliches Händchen gehört wohl auch zu diesem Ergebnis.



Anleger sollten allerdings berücksichtigen, dass ein Großteil der Investitionen der Gesellschaft in marktengen Papieren liegen, darunter auch in hoch spekulativen Werten. Mit Abstand am bedeutendsten ist allerdings das Audi-Engagement, welches rund 70 Prozent des Gesamtwerts der AG ausmacht. Für spekulativ orientierte Anleger kommt ein Kauf der Aktie der Effecten-Spiegel in Frage, zumal die Verteilung der Engagements auf mehrere inhaltlich unterschiedliche Säulen den Charme einer Risikostreuung mit sich bringt. Nicht außer Acht gelassen werden sollte jedoch, dass die Realisierung der Chancen bei den diversen Anlagen Zeit benötigt.


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Veröffentlichungsdatum: 02.05.2003 - 17:03
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