Am 29. August 2003 fand in Hamburg die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der P & T Technology AG statt. Dazu hatten sich gegen 11 Uhr etwa 100 Aktionäre und Aktionärsvertreter sowie Gäste und Pressevertreter im Bürgerhaus Wilhelmsburg in der Mengestraße zusammengefunden. Unter ihnen befand sich auch Andreas Meyer-Suter von GSC Research. Die Gesellschaft war vertreten durch den Alleinvorstand Tarik Ersin Yoleri. Vom Aufsichtsrat waren anwesend Frau Dr. Birgit Kreienbaum, Herr Ulf Kalkmann sowie der Vorsitzende Herr Dr. Edwin Kau. Notar der Hauptversammlung war Herr Dr. Michael Ehlke.
Pünktlich um 11 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kau die Versammlung und begrüßte alle Anwesenden recht herzlich. Er wies darauf hin, dass die Einberufung zur Hauptversammlung im Bundesanzeiger Nr. 131 vom 18.7.2003 sowie im elektronischen Bundesanzeiger bekannt gegeben wurde. Der Jahresabschluss wurde auf der Aufsichtsratssitzung vom 31.3.2003 gebilligt und festgestellt. Er ist mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers versehen. Nach der Erledigung der Formalitäten übergab Herr Dr. Kau das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Herr Tarik Yoleri hieß alle Anwesenden auch seinerseits herzlich willkommen. Er stellte sich zunächst vor als 45 Jahre alten Manager, der aus dem Immobilienbereich stammt. Seit 1982 baute er in diesem Bereich sowie im Bereich Versicherungen Vertriebsstrukturen auf. Daneben war er im Bereich der Finanzdienstleistungen aktiv. Seit Mai 2001 saß er bei EECH im Vorstand. Dort hatte man sich auf dem Markt der Erneuerbaren Energien etabliert, er sei dort leider zu früh ausgestiegen.
Danach tat Herr Yoleri kund, dass er in Anbetracht der Situation von der für die Hauptversammmlung von seinen Mitarbeitern vorbereiteten Rede abweichen wolle. Er hatte sich aufgrund der erheblichen angefallenen Verluste entschlossen, seine Rede frei zu halten. Wie er bemerkte, ist es wichtig, Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Er sieht sich jedoch nicht als Detektiv, und "zaubern" könne er leider auch nicht. Er meinte, dass die Aktionäre einen Anspruch darauf haben zu erfahren, was passiert ist im Geschäftsjahr 2002, wie es seit seinem Einstieg als Vorstand seit 1.10.2002 gelaufen ist und wie es weitergeht.
Der Vorstand erwähnte bei seinem Rückblick auf 2002, dass dies das schwerste Geschäftsjahr in der Geschichte von P & T war. Mit den Worten: "Im Nachhinein weiß man vieles besser" ging er auf die rosig dargestellten Aussichten bei der Gesellschaft ein. Man sei hier getrieben worden von Analysten, Banken und anderen, ein "weltweites Netz zu spannen" und "die Welt mit Wind zu retten". Es bestand eine Unerfahrenheit in den Usancen auf diesem noch jungen Markt. Alle haben in 2002 die Lage noch viel zu euphorisch eingeschätzt. Dabei wurde bei P & T viel zu breit in den Markt investiert.
Herr Yoleri zeigte anschaulich, dass die Gesellschaft in knapp drei Jahren von zwei Leuten auf etwa 60 bis 70 Mitarbeiter hochgefahren wurde. Es wurden Investitionen in erheblichem Umfang vorgenommen. Zu Unrecht wurde noch im letzten Jahr eine Zukunft von zwei Jahren für die Windenergie gesehen. Viele Banker und Investoren haben bei ihnen die Türen eingelaufen und wollten neue Pachtflächen oder Investitionen im Ausland sehen. Ein Kapital von 55 Mio. EUR sei jedoch für die von der Gesellschaft vorgenommenen Käufe und vor allem für die Auslandsinvestitionen viel zu gering gewesen.
Insoweit verwies Herr Yoleri darauf, dass bereits ein Windpark mit 60 MW aus 20 Maschinen besteht. Jede Maschine kostet etwa 1 Mio. EUR. Die Sicherung von Pachtflächen für den Einstieg sah er grundsätzlich als vernünftig an. Leider habe man sich hierin jedoch auf angebliche "Marktkenner" verlassen und so etwa in Ländern wie Aserbeidschan, Polen oder Guatemala in Windkraft investiert. Keine dieser viel versprechenden Aussagen hat sich dort als richtig erwiesen.
Nach dem 1.10.2002 erkannte der Vorstand nach den Worten von Herrn Yoleri, dass Investitionen zum großen Teil auf Prognosen gestützt waren, die sich als nicht richtig erwiesen. Man hatte sich dabei auch auf Partnerschaften eingelassen, die falsch und zum Teil von kriminellen Ansätzen geprägt waren. Insofern war eine mangelnde "worst case"-Betrachtung festzustellen, als er mit Herrn Ribis und Herrn Dr. Weimann im Oktober 2002 die Führung bei P & T übernahm.
Herr Ersin Yoleri stellte klar, er sei nicht der "Windparkexperte", er wisse aber, wie Unternehmen aufzubauen und zu führen sind. Er war zunächst verantwortlich für das Produktdesign, und er sieht die Windkraft eingereiht in Anlagen wie Immobilien oder Schiffe. Wie er anfügte, können nur Produkte, die wettbewerbsfähig sind, vermarktet werden. Daher musste P& T erst einmal weg von der "Liebhaberei" und hin zum Realismus.
Darnach kam der Alleinvorstand auf die Kennzahlen des Geschäftsjahres 2002 zu sprechen. In einem Chart stellte er zunächst die Gewinn- und Verlustrechnung im Konzern dar. Bei den Umsätzen ergab sich ein Betrag in Höhe von 136 Mio. EUR gegenüber 139 Mio. EUR im Vorjahr. Zugleich stiegen jedoch die Aufwendungen erheblich an: der Materialaufwand von 126 auf 138 Mio. EUR, der Personalaufwand von 3,8 auf 6,1 Mio. EUR, die Abschreibungen von 1,1 auf 12,4 Mio. EUR, die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 6,9 auf 10,3 Mio. EUR. Zusätzlich wurden Abschreibungen auf Finanzanlagen in Höhe von 13 Mio. EUR erforderlich.
Nach Verrechnung mit den sonstigen Positionen ergab sich ein Konzern-Jahresfehlbetrag von 45 Mio. EUR gegenüber dem Überschuss von 1,2 Mio. EUR im Vorjahr.
Auf diese außerordentlich negative Entwicklung hatte die Gesellschaft in einer Ad-hoc-Meldung am 2.1.2003 hingewiesen. In einer "hau ruck-Aktion" wurde alles, was möglich war, in der Zeit zwischen Oktober und Dezember 2002 versilbert. Ohne diese Liquiditätszufuhr wäre P & T zum Ende 2002 nicht mehr überlebensfähig gewesen. Dies stellte der Vorstand anschaulich anhand der Bilanz dar. Hierbei wies er auf das vorhandene Eigenkapital in Höhe von rund 23 Mio. EUR hin, und er betonte, dies gebe Anlass zur Hoffnung.
Herr Yoleri stellte nochmals klar, dass es nicht einfach war, am 1.10.2002 bei P & T mit der Arbeit zu beginnen. Nachdem man sich im Vorstand einen Überblick über die Lage verschafft hatte, stellte sich am 1.11.2002 heraus, dass eine Sanierung bevorstand. Am 1.12.2002 war offensichtlich, dass eine Kernsanierung bevorsteht. Hierbei musste man aufgrund der negativen Lage von einem "worst case-Szenario" ausgehen. Am 1.1.2003 wurde das komplette Sanierungskonzept vorgestellt. Alle Kapitalabflüsse sowie die Auslandsaktivitäten wurden radikal gestoppt. Lediglich das Geschäft in Spanien, Frankreich und Italien sollte erhalten werden. Im Übrigen zeichnete sich kein Turnaround ab.
Nachfolgend ging Herr Yoleri auf die Wertberichtigungen in Höhe von insgesamt 35,7 Mio. EUR ein. Diese setzen sich zusammen aus den Geschäftsfeldern Wind in der Türkei (6,2 Mio. EUR), in Polen (11,7 Mio. EUR), Griechenland (3,3 Mio. EUR), USA (1,2 Mio. EUR), Korea (1,8 Mio. EUR), Deutschland (5,9 Mio. EUR) und sonstige (1,0 Mio. EUR). Im Geschäftsfeld Biomasse fielen 1,5 Mio. EUR, im Bereich P & T System 1,9 Mio. EUR und in den sonstigen Bereichen 1,2 Mio. EUR an Wertberichtigungen an.
Im Anschluss ging Herr Yoleri der Frage nach, was bei P & T gemacht wurde. Er betonte, dass er keine Aktien der Gesellschaft hält, sondern nur sein Gehalt bekommt. Bei der Sanierung habe man sich alle Risiken angeschaut, vor allem auch die Folgerisiken mit möglichen Auswirkungen. Bei vielen Investitionen war es nicht mit einer Einmalzahlung getan. Man musste die Länder genau durchleuchten und daraus die Konsequenzen ziehen. Mit dem Aufsichtsrat wurden in dieser Zeit "innige Gespräche" geführt.
Zur Sicherung der Liquidität war es den Worten von Herrn Yoleri zufolge nach Rücksprache mit den Banken notwendig, die Auslandsaktivitäten weit gehend einzustellen. Wegen des geringeren Anteils an der Liquidität und der Nähe zu Deutschland hat wurden Spanien, Frankreich und Italien aufrecht erhalten. Hier waren die Anlagen weit fortgeschritten und das größte Potenzial zu erwarten. Die schwierigste Aufgabe war für ihn die sozial verträgliche Entlassung der zum Teil gerade erst angeworbenen Mitarbeiter. Die Gesellschaft war jedoch mit 85 Mitarbeitern viel zu breit aufgestellt. Eine Vielzahl von Vertragsverhältnissen musste gekündigt werden, wobei auch Prozesse in Kauf genommen werden mussten.
Wie Herr Yoleri weiter ausführte, musste auch das eigentlich gute P & T System eingestellt werden. Dies war jedoch nur eine vorläufige Maßnahme. Den Neuen Markt musste man verlassen und ist aus Kostengründen in den Geregelten Markt gewechselt. Für vierteljährliche Berichte war einfach nicht das Geld vorhanden.
Nach Darstellung der Lage und der Arbeit bis heute stellte Herr Yoleri die Aussichten dar, wobei er offen fragte, ob es überhaupt einen Ausblick gibt. Dies bejahte er und führte folgende Punkte an: Es gibt ein Produkt, das gut ist. Es besteht die gesetzliche Einspeisungszusage und eine Vermarktung. Insofern meinte er, man "braucht dann eigentlich nur noch einen Taschenrechner".
Unter Hinweis auf viele kritisch angesehene Unternehmen im Bereich Neuer Energien meinte er auf die Windkraft bezogen, diese sei zum "Spielball von Lobbyisten und EVU's" geworden. Man muss heute für ein Engagement den Geschäftszweck genau prüfen, selbst wenn die Kasse voller Geld ist. Die Verteilung von Projektentwicklern über die ganze Welt hielt er nicht für sinnvoll. Diesbezüglich meinte er: "Das, was P & T hinter sich hat, haben viele andere aus dem Bereich noch vor sich". Er hielt eine straffe Organisation und ein strenges Controlling für außerordentlich notwendig.
Darauf kam der Vorstand auf die konkrete Frage zu sprechen: "Wie geht es weiter?" Er erwähnte die negativen Schlagzeilen der letzten Tage im Zusammenhang mit Repower oder Nordex, wo "Land unter" gemeldet wurde. Bei P & T besteht jedoch nach seinen Worten eine optimale Struktur, man müsse aber weiter die "Pseudo-Pipeline" im Konzern abarbeiten. Dazu gehört, weiter so schnell wie möglich Kasse zu machen.
Auf die Frage nach einer Struktur bei P & T im Jahre 2004 mochte sich Herr Yoleri nicht festlegen. Es könne eine außerordentliche Hauptversammlung Ende 2003 stattfinden. Die Aufgabe als Vorstand bei P & T gehör nicht gerade zu den begehrtesten in Deutschland, er werde jedoch "weiter aufräumen". Abschließend gab er zu: "Wenn ich nicht daran glauben würde, würde ich nicht hier stehen!". Mit seinem Dank an den Aufsictsrat, die Vorstandskollegen und alle Mitarbeiter beendete er seine Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Gegen 11:55 Uhr stellte Herr Dr. Kau zunächst die Präsenz auf der Hauptversammlung fest. Von einem Grundkapital in Höhe von 11.500.000 EUR waren 7.469.816 Aktien vertreten entsprechend einer Präsenzquote von 64,95 Prozent. Sodann wurde die Generaldebatte eröffnet.
Als erster Redner meldete sich Dr. Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort meinte zunächst, heute sie ja der letzte Werktag, an dem eine Hauptversammlung abgehalten werden kann. Die jetzige Situation bei P & T spiegelt seines Erachtens nicht annähernd das wider, was auf der letzten Hauptversammlung angegeben wurde. Damals war von steigenden Umsätzen, hohen Erträgen und einer Dividende die Rede gewesen. Nun sei dies alles jedoch offenbar "Schall und Rauch".
Anschließend kam Herr Dr. Unrau auf die katastrophalen Zahlen zu sprechen mit 45 Mio. EUR Verlust und einer Eigenkapitalquote von nur 17,6 Prozent. Er gestand dabei zu, dass Herr Yoleri damals nicht im Vorstand war, dieser sei jedoch bereits 2001 verantwortlich für die EECH gewesen, die Kapital für die P & T einwerben. Insofern hätte ein warnender Hinweis Not getan.
Da Herr Yoleri alles sehr offen angesprochen habe, fragte der DSW-Sprecher, ob er denn mitteilen kann, wie hoch sein Gehalt ist. Daneben fragte er, wo eigentlich Herr Dr. Kau und der Aufsichtsrat in der Zeit der negativen Entwicklung im Jahre 2002 gewesen sind. Insoweit habe es eine "deutliche Fehleinschätzung" in der Gesellschaft gegeben. Weiter wollte Dr. Unrau wissen, wo heute die Vorstände von damals sind. In dieser Hinsicht hielt er auch eine Entlastung nicht für möglich, denn Entlastung hieße ja eigentlich Billigung.
Herr Dr. Unrau hielt die Vorkommnisse im Vorstand der P & T für gravierend. Es sei zwar nicht erkennbar, dass hier vorsätzlich Fehler gemacht wurden, jedoch müsse das Verhalten mindestens als leichtfertig eingestuft werden. Hinsichtlich der "Geschäftspartner mit kriminellen Ansätzen" erbat er etwas nähere Angaben, und er fragte nach einer möglichen Verfolgung etwaiger Delikte.
Weiter erkundigte sich Herr Dr. Unrau nach der aktuellen Liquidität, und er fragte, wie lange die flüssigen Mittel ausreichen. Im Hinblick auf die Abberufung des früheren Vorstands meinte er, diese habe wegen substanzieller Fehleinschätzung der Lage erfolgen müssen. Insoweit kommt auch eine Haftung nach § 826 BGB in Betracht. Im Hinblick auf die Kündigung der Verträge wollte er wissen, welche Prozessrisiken der Gesellschaft dadurch entstehen.
In Bezug auf die Aktionärsstruktur erbat der DSW-Sprecher nähere Angaben. Konkret fragte er dann nach den Plänen des Vorstands. Diesbezüglich wollte er wissen, ob eine Geschäftsidee für die Finanzierung besteht, und ihn interessierte in diesem Zusammenhang auch die Einschätzung der Projekte und deren Volumen. Die Frage sei, womit P & T in Zukunft Geld verdienen will. Insoweit überraschten ihn die Umstrukturierung und die Ausgliederung ausländischer Windparks.
Schließlich erbat Herr Dr. Unrau nähere Angaben zu der Mitarbeiterbeteiligung von 24,9 Prozent an der GmbH, der Platzierungsgarantie über 10 Mio. EUR, der Planung hinsichtlich Umsatz und Ertrag für 2003 und dem Stand der Mitarbeiter. Zum Schluss teilte er mit, er habe kein so richtiges Vertrauen in das Konzept des Vorstands, und er frage sich, was er eigentlich für die Aktie bekommt.
Nächster Redner war Herr Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Dieser teilte zunächst mit, er sei zum ersten Mal auf einer Hauptversammlung bei der P & T. Er stellte mit Erstaunen fest, dass dies wohl auch die letzte sein wird. Die offene Darlegung der negativen Situation durch Herrn Yoleri mache es nicht besser. In einem Rückblick verwies der SdK-Sprecher darauf, dass in 2001 bei P & T "die Welt noch in Ordnung" war. Es gab bis dahin stets positive Berichte, und die guten Zahlen wurden noch zum 15.7.2002 bestätigt. Erst zum 9.8.2002 erfolgte eine Plankorrektur.
In diesem Zusammenhang verwies Herr Siemers darauf, dass die Herren Peters und Trüschel wissen mussten, was dort vorgeht. Auch der zum 1.10.2002 berufene neue Vorstand hätte durch die EECH über die wesentliche Entwicklung Bescheid wissen müssen. Die Auslandsprojekte verschlechterten sich schließlich "nicht über Nacht". Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Gesellschaft etwa in der Türkei, in Südkorea oder auf den Philippinen Investitionen vorgenommen hat, also liege offensichtlich Dilettantismus vor.
Der Verkauf vieler Projekte in der Krise durch den neuen Vorstand stellte nach Ansicht von Herrn Siemers einen Ausverkauf dar. Hierdurch werde letztlich nur der drohende Gang zum Konkursrichter hinausgezögert. Die Windkraft befindet sich "in rauer See" wie etwa Repower und Nordex zeigten. Die Ziele bei P & T bleiben unklar, so dass ein Offenbarungseid vorliegt. Es bestehen bis heute keinerlei konkrete Pläne für die Zukunft.
Konkret fragte der SdK-Sprecher, was im Geschäftsverlauf nicht in Ordnung war. Weiter wollte er wissen, wer die restlichen Anteile an EECH hält, wer dort außerhalb des "Dunstkreises von P & T" noch Geschäfte macht und wie hoch die Verluste sind. Abschließend meinte Herr Siemers, die Aktie sei heute nur noch ein "Pennystock", und es sei hier "viel Geld verbrannt" worden. Er kündigte juristische Schritte an und erklärte, er werde mit den Stimmen der SdK die Entlastung verweigern.
Als Nächster meldete sich Herr Gerrit Bakker zu Wort, der zuerst auf den Börsengang zu einem Kurs von 19 EUR zu sprechen kam. Dadurch seien der Gesellschaft rund 57 Mio. EUR zugeflossen. Insoweit erkundigte er sich nach dem fairen Wert der Aktie. Weiter wollte er wissen, woraus die auf Seite 4 des Geschäftsberichts erwähnte "überraschend korrigierte Prognose" bestand, welche zur Abberufung des Vorstands führte.
Nachfolgend zitierte Herr Bakker eine Stelle aus der Website der Gesellschaft, wo Herr Trüschel die Planzahlen bestätigte und noch eine Dividendenzahlung im Jahr 2002 in Aussicht stellte. Der faire Wert der Aktie soll damals zwischen 9 und 17 EUR gelegen haben. Hinsichtlich der Abberufung des Vorstands zum 30.9.2002 wollte Herr Bakker wissen, ob fristlos gekündigt, eine Abfindung gezahlt und Schadensersatz geltend gemacht wurde.
Anschließend erbat Herr Bakker nähere Angaben zu den geplanten Maßnahmen laut Seite 9 des Geschäftsberichts, zum P& T System, zu den technischen Problemen bei Windparks und zum Neubau eines Betriebsgebäudes laut Seite 13. Im Zusammenhang mit der Beteiligung an der Wind 7 AG stellte er auf den Seiten 35 und 87 des Geschäftsberichts einen Widerspruch fest, weil es einmal minus und einmal plus 804 TEUR heißt. Schließlich fragte Herr Bakker nach weiterem Abwertungsbedarf und kritisierte, dass kein Halbjahresbericht vorliegt.
Nachdem sich zunächst kein weiterer Redner gemeldet hatte, beantwortete Herr Dr. Kau die Frage nach der Überwachung durch den Aufsichtsrat. Er wies darauf hin, dass der Aufsichtsrat unverzüglich reagiert hat, als die Entwicklung absehbar war, und dass infolgedessen zwei Vorstände ausgetauscht wurden.
Daraufhin hatte sich noch Herr Dirk Jesaitis zu Wort gemeldet (Anm. des Autors: Herr Jesaitis ist der Vorstand der Wind 7 AG, deren Hauptversammlung am Vortag stattfand). Herr Jesaitis meinte zunächst, dass Herr Dr. Weimann eigentlich für das Controlling zuständig war. Augenscheinlich habe es jedoch kein Controlling bei P & T gegeben. Insofern erkundigte er sich, wie es hier für die Zukunft aussieht. Weiter gab er an, dass für die Planung die Firma Energie Micron zuständig war.
Dann erbat Herr Jesaitis nähere Angaben zu den Auslandsaktivitäten und meinte, dass hier kaum jemand etwas "auf die Reihe kriegt". Insofern wollte er wissen, ob Niederlassungen im Ausland bzw. welche konkreten Projekte dort bestehen. Bezüglich der Aktivität in Polen fragte er, ob hier nicht auch Grundstücke erworben wurden. Diese hätten seiner Kenntnis nach einen Wert von rund 5 Mio. EUR, und er erkundigte sich, ob diese vollständig wertberichtigt worden sind.
Antworten
Nach einer Unterbrechung wurde die Hauptversammlung gegen 13 Uhr mit der Beantwortung der Fragen fortgesetzt. Herr Dr. Kau erläuterte zunächst, man habe sich aufgrund des Begehrens eines Minderheitsaktionärs dazu entschlossen, beim Vorstand eine Einzelabstimmung vorzunehmen.
Herr Yoleri erwiderte zunächst auf die Fragen von Herrn Dr. Unrau, bei EECH habe nicht rechtzeitig der Hinweis auf eine Schieflage vorgelegen, da man bezüglich P & T keinen Einblick hatte, insbesondere nicht in die Investitionen in die Windparks. Dazu war EECH nicht befugt. Als man bei EECH von den Auslandsaktivitäten hörte, "war das Kind schon in den Brunnen gefallen".
Sein Gehalt gab Herr Yoleri mit 10 TEUR monatlich an, es werde aber noch rechtzeitig über eine Erhöhung verhandelt. Herr Ribis sei ausgeschieden, weil die Mitarbeiterzahl sich von circa 80 auf nur noch 20 bis 30 reduziert hatte. Zur Frage der Geschäftspartner und einer möglichen Strafanzeige gab der Alleinvorstand an, man sei "einer Matrix auf den Leim gegangen". Hier seien Scheingesellschaften am Werk gewesen, und daher sei für P & T wohl nichts mehr zu holen. Die aktuelle Liquidität bezifferte Herr Yoleri dann mit rund 4 Mio. EUR. Diese Mittel werden bis über das Jahresende hinaus reichen.
In Bezug auf etwaige Haftungsansprüche gegenüber den Herren Peters und Trüschel meinte Herr Yoleri, dass diese nie etwas für sich entnommen haben und dass damit keine Grundlage für Straftaten gegeben ist. Im Hinblick auf Prozessrisiken gab er an, man habe nur das gekappt, was "blödsinnig" war, es gebe jedoch "ein paar ganz harte Nüsse". Hierfür wurden entsprechende Rückstellungen gebildet.
Zum 1.10.2002 war die Gesellschaft nach Angabe von Herrn Yoleri "schon tot geschrieben". Es habe zahlreiche Attacken der Wettbewerber gegeben, und Headhunter wollten Personal (u.a. Herrn Ehricke) und Teile bei P & T herauskaufen. Die Reste der Ingenieurgesellschaft wurden ausgegliedert. Das waren 75 Prozent an der Mitarbeitergesellschaft, wo Herr Ehricke aktiv ist. Auf diese wurden nur drei Projekte übertragen.
Den sonstigen betrieblichen Aufwand von 10,4 Mio. EUR erläuterte Herr Yoleri mit 5,2 Mio. EUR für die Verwaltung (davon 3,6 Mio. EUR Rechts- und Beratungskosten), 3,5 Mio. EUR an Vertriebskosten und 1,6 Mio. EUR an Betriebskosten. Zum 31.12.2002 wurden noch 60 Mitarbeiter beschäftigt, inzwischen sind es etwa 25 weniger.
Die Platzierungsgarantie bestand den Angaben von Herrn Yoleri zufolge für den Kauf der Windparks. In einem Kaufvertrag verpflichtete sich P & T hierbei zur Übertragung, dann erfolgte eine Ratenzahlung. Die Betriebskosten sind als Eigenkapital ausgewiesen, und der Anteil nannte sich Platzierungsgarantie. Die Risiken aus dieser Garantie seien fiktiver Natur, weil die Aufwendungen bereits erbracht wurden.
Die Anteile an der EECH gab Herr Yoleri mit 55 Prozent an. Daneben hielten die EFP 35 Prozent und eine Europe Equity etwa 5 Prozent. Er sei Gründungsgesellschafter mit 35 Prozent bei EECH im Jahr 2001 gewesen. Diese hat ein Ergebnis von 772 TEUR für 2002 erwirtschaftet und im ersten Halbjahr 2003 207 TEUR. Diese Firma macht nach Angaben von Herrn Yoleri auch noch andere Geschäfte. Der Projektzulauf ist nicht eingetreten. Die EECH war bis Anfang 2003 massiv mit dem Verkauf für P & T beschäftigt.
Im Hinblick auf das Geschäftsmodell gab der Vorstand an, es solle weiterhin verkauft werden, "was das Zeug hält", und so solle "Geld eingefahren werden". Die Finanzierung der Projekte erfolgt bis zur Baureife. Zu den Ideen für 2004 wollte er sich nicht äußern, da sich "Wettbewerb im Raum" befinde. Man habe jedoch ein vorzeigefähiges Konzept im Bereich Finanzdienstleistungen. "Man wartet nur auf uns", äußerte er sich in dieser Hinsicht.
Auf die Frage von Herrn Bakker nach dem Aktienkurs meinte Herr Yoleri, dass der Höchstkurs bei 24,40 EUR und der Tiefstkurs bei 0,22 EUR lag. Fehler seien nicht gemacht worden, jedenfalls nicht mit Vorsatz. Die Herren Peters und Trüschel seien nicht auf der Hauptversammlung anwesend. Nach seinen Worten hat das Ganze eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Noch 2001 bestand ein großer Optimismus in der gesamten Branche. Eine gewisse Lockerung des Controlling war dabei nicht auszuschließen, es bestanden aber keine eigennützigen Interessen.
Im Hinblick auf das P & T System erwiderte Herr Yoleri, er sei ein "Wasserstoff-Fan" ist, nur habe man dafür zurzeit kein Geld. P & T hat Windparks gekauft zu einem Zeitpunkt, als es noch mit zwei Flügeln ging. Die Firma Nordwind sei inzwischen jedoch in Insolvenz gefallen.
Die Investition in der Hafencity bezeichnete Herr Yoleri als Quatsch. Beim Firmensitz An der Alster wurden Flächen bereits aufgegeben. Die Aktionärsstruktur gab Herr Yoleri an mit 7 Mio. EUR Anteil bei P & T Garant. Bei Wind 7 gilt der Minusbetrag hinsichtlich des Ergebnisses. Ein weiterer Wertberichtigungsbedarf ist zurzeit nicht auszuschließen, das Meiste wurde jedoch vorgenommen. Den fehlenden Halbjahresbericht begründete er damit, dass die Fertigstellung wegen der Konsolidierung nicht mehr möglich war. Bei der Beteiligung in Korea ergaben sich Verzögerungen, am Montag soll der Bericht aber erscheinen.
Auf die Fragen von Herrn Bakker gab Herr Yoleri an, dass an die Herren Trüschel und Peters keine Abfindungen gezahlt wurden, es bestand jedoch ein Beratervertrag bis zum 30.6.2003. Beide hätten sich sehr für die Gesellschaft eingesetzt.
An Herrn Jesaitis gewandt meinte Herr Yoleri: "Einiges werde ich Dir nicht beantworten, lieber Dirk". Beim Controlling sei allerdings etwas schief gelaufen, das Geld sei jedenfalls weg. Insofern gab es eine Fehleinschätzung in vielen Ländern wie etwa Korea oder Indonesien. Bezüglich der Neuausrichtung hielt sich Herr Yoleri bedeckt, denn auch Wind 7 sei ein Stück weit Wettbewerb.
Beim Auslandsgeschäft sind nach Einschätzung von Herrn Yoleri in Spanien, Frankreich oder Italien Rückflüsse möglich. Größte Aussichten bestehen dabei in Spanien mit dem Partner Iber-Rolla. Hier wurde ein Vertrag geschlossen, und die Baureife ist erreicht. Wegen der Liquidität wurde das Projekt jedoch zurückgestellt. Aber mit Partnern könnte man auch große Projekte realisieren.
Weiter führte Herr Yoleri aus, dass in Polen tatsächlich Grundstücke erworben wurden. Hier wurde ein altes Flughafengelände gekauft. Dabei wurde Brachland erworben mit der Vorschau auf die Errichtung eines Windparks zum Preis von 5 Mio. EUR. Dieses Land hat nach Aussage des Vorstands zwar den Wert, kann aber nicht genutzt werden und ist daher abgeschrieben worden.
Auf die Frage von Herrn Jesaitis in Bezug auf die Umgestaltung im Rahmen von Finanzdienstleistungen entgegnete Herr Yoleri nur: "Wir werden nicht in den Windpark-Himmel aufsteigen".
Weitere Diskussion
Nach Beantwortung dieser Fragen ergab sich eine nochmalige Diskussion. Hierbei hatte sich zunächst Herr Jesaitis noch einmal zu Wort gemeldet. Dieser fragte nach, was Herr Ribis gekostet hat und wie hoch der Fair Value ist. Zudem sei er irritiert über die Mitarbeiter GmbH E 3. Bei einer Beteiligung von 74,9 Prozent von P & T und 25,1 Prozent von Herrn Ehricke meinte er, dies widerspreche dem Ziel. Konkret wollte er wissen, wie die Bewertung hierbei erfolgt ist.
Herr Bakker fragte dann nochmals nach den Halbjahreszahlen. Er hielt es für unmöglich, dass eine Hauptversammlung Ende August stattfindet, ohne dass die Kennzahlen für das 2. Quartal vorliegen. Die Präsentation dann am Montag nach der Versammlung sah er als nicht aktionärsfreundlich an.
Daraufhin meinte Herr Yoleri, Herr Ribis habe eine Verschwiegenheitsklausel in seinem Vertrag stehen. Insofern könne er nichts dazu sagen. Herr Ehricke bleibe bei P & T. Die Projekte wurden nach Aussage des Vorstands nicht an die Mitarbeiter GmbH ausgegliedert, das betreffe nur drei Projekte von Herrn Ehricke. Auf die Frage nach dem Kauf von Aktien gab er an, er würde welche kaufen, aber sein Salär gebe das nicht her.
Herr Yoleri meinte dann, natürlich könne ein Punkt kommen, wo man sagen muss, dass es nicht mehr weitergeht. Aber er sei von einer Fortführung überzeugt. Die Halbjahreszahlen konnten wegen der Konsolidierung erst jetzt fertiggestellt werden. Die Verluste seien hier jedoch überschaubar. Herr Yoleri dankte für das Vertrauen und wies nochmals auf eine eventuelle außerordentliche Hauptversammlung Ende 2003 hin.
Hierauf meldete sich nochmals Herr Dr. Unrau zu Wort und erbat noch nähere Angaben zum Wert der EECH. Bezüglich der E 3-Ausgliederung fragte er, weshalb hier gerade drei Projekte betroffen sind. Hinsichtlich der Halbjahreszahlen meinte er, dass sich die Aktionäre hierbei "auf den Arm genommen fühlen".
Herr Yoleri erkläre daraufhin, dass das Mitarbeiterprogramm allein Herrn Ehricke betrifft. Die E 3 wurde nicht ausgegliedert. man habe nur P & T-Anteile verkauft. Die Halbjahreszahlen sollten gestern vorliegen. "Wir wollen Sie nicht anschwindeln", meinte er dazu. Zum Wert der EECH gab er an, hier existiere in Bankenkreisen ein guter Name existiert. Die EECH ist kein Projekthersteller, sondern Katalysator.
Abstimmungen
Gegen 14:15 Uhr stellte Herr Dr. Kau den Schluss der Debatte fest, nachdem keine weiteren Fragen mehr vorlagen und alle gestellten beantwortet waren. Die aktuelle Präsenz wurde mit 7.531.298 Stimmen oder 65,49 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Daraufhin rief er zur Abstimmung auf.
Bei der Einzelabstimmung über die Entlastung der Vorstände (TOP 2) ergab sich folgendes Bild: Herr Yoleri wurde mit einer Zustimmung von 99,08 Prozent entlastet, bei Herrn Dr. Weimann waren es 97,9 Prozent und bei Herrn Ribis 98,52 Prozent. Bei den bis zum 30.9.2002 tätigen Vorständen wurde die Entlastung verweigert, und zwar bei Herrn Jens Peters mit nur 29,42 Prozent und bei Herrn Wolfgang Trüschel mit 48,68 Prozent Zustimmung. Der Aufsichtsrat wurde mit 98,5 Prozent Zustimmung entlastet (TOP 3).
Die weiteren Beschlüsse erfolgten dann nahezu einstimmig. Im Einzelnen waren dies Satzungsänderungen (TOP 4 und 5) und die Wahl der Niethammer, Posewang und Partner zum Abschlussprüfer (TOP 6).
Um 15 Uhr war die Hauptversammlung beendet. Vom Büfett konnten sich die Aktionäre bereits vor der Abstimmung bedienen.
Fazit und eigene Meinung
Diese Hauptversammlung fand am letzten Werktag im August, sozusagen 5 vor 12 statt. Auch bei der Gesellschaft ist es 5 vor 12, man könnte auch sagen, ihr steht das Wasser bis zum Hals. Ein Verlust in Höhe von 45 Mio. EUR bei einem Grundkapital von 11,5 Mio. EUR ist schon sehr beachtlich. Inwieweit die Liquidität tatsächlich ausreicht, erscheint angesichts des weiter erfolgenden Ausverkaufs bei den Windparks der Gesellschaft zumindest fraglich. Dass allerdings dadurch letztlich nur die Insolvenz hinausgezögert wird, dürfte kaum anzunehmen sein. Andernfalls hätten hier die Banken sicher bereits früher den Hahn zugedreht.
Es spricht nach Ansicht des Autors sehr für den Vorstand, dass dieser ungeschminkt und offen Zahlen und Fakten auf den Tisch gelegt hat. Schonungslos wurden Fehler zugegeben und die unzutreffende Darstellung der Verhältnisse noch auf der letzten Hauptversammlung eingestanden. Ob und inwieweit dies für die ehemaligen Vorstandsmitglieder, denen heute die Entlastung verweigert wurde, Konsequenzen haben wird, bleibt abzuwarten.
Was nun konkret mit der P& T in der Zukunft passiert und gegebenenfalls welches neue Konzept erstellt und präsentiert wird, kann ebenso wenig gesagt werden. Vielleicht wird die angekündigte außerordentliche Hauptversammlung Ende 2003 Auskunft geben. Eindeutig fest steht einstweilen nur, dass die Gesellschaft nicht mehr "in den Windpark-Himmel aufsteigen" wird. Die Welt wird nicht (mehr) durch Wind gerettet. Der Kurs der Aktie, der zuletzt auf etwa 0,40 EUR gestiegen war, sollte dennoch im Auge behalten werden.
Kontaktadresse
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