Die CameraWork AG ist aus dem Mantel der Nordhäuser Tabakfabriken AG hervorgegangen. Der Name der Gesellschaft erinnert an die Kunstzeitschrift "Camera Work". Von 1902 - 1917 war Alfred Stieglitz (1864 - 1946), ein Pionier der Photokunst, Herausgeber dieser damals Maßstäbe setzenden Zeitschrift.
In 2002 wurde die Gesellschaft neu ausgerichtet. Mit Hilfe des Hauptaktionärs Clemens J. Vedder, dessen Leidenschaft u.a. die Fotokunst ist, liegt nun das Kerngeschäft im systematischen Aufbau von hochwertigen fotografischen Sammlungen klassischer und zeitgenössischer Werke sowie dem Handel von Fotorechten. Zurzeit liegt hier das Augenmerk der Gesellschaft auf der Entdeckung von unterbewerteten, überwiegend in Privatbesitz liegenden Sammlungen. Neben dem Erwerb namhafter etablierter Fotosammlungen soll die Entdeckung und Förderung junger Fototalente zur langfristigen Wertsteigerung des Portfolios beitragen. Als ein Mittel der Förderung plant man Kombinationsausstellungen mit anerkannten Künstlern.
Außerdem wird CameraWork zukünftig zahlreiche weitere Dienstleistungen rund um das Fotokunstwerk anbieten. Hierbei sollen die eigenen Kapazitäten bezüglich einer angemessenen Archivierung und konservierenden Lagerung von Fotografien auch Museen, Galerien und professionellen Sammlern angeboten werden. Zu diesem Zweck ist auch die Anschaffung und Einrichtung eines Salzstocks vorgesehen.
Als erste Maßnahme zur Ingangsetzung wurden unter anderem die Fotogalerie CameraWork GmbH, Berlin, sowie die Immobilie am neuen Firmensitz in Hamburg-Pöseldorf erworben. Beide Gebäude sollen in Zukunft auch für Ausstellungen zur Verfügung stehen, wobei am Abend nach der Hauptversammlung, von der im Folgenden berichtet wird, erstmals eine Ausstellung der Arbeiten namhafter Fotografen mit Fotografien bekannter zeitgenössischer Popmusiker ("Rolling Stones") eröffnet wurde.
Am 4. Juli 2003 fand sich in den Geschäftsräumen der Gesellschaft ein kleiner Kreis von zehn Personen ein, unter ihnen auch ein Vertreter von GSC Research, um die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der CameraWork AG abzuhalten. Kurz nach elf Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Vedder die Versammlung. Nach der Erledigung der üblichen Formalien übergab er das Wort an den Vorsitzenden des zweiköpfigen Vorstands, Herrn Jürgen Hasse.
Bericht des Vorstands
Der Vorstandssprecher begrüßte seinerseits die Anwesenden recht herzlich. Einleitend verwies Herr Hasse auf das hohe Tempo bei der Neuausrichtung der Gesellschaft. Bereits heute sei CameraWork europäischer Marktführer im Segment des Erwerbs, der Pflege und der Verwertung von Fotokunst. Da es sich bei der Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr um eine kleine Kapitalgesellschaft handelt, bestand keine Prüfungspflicht. Trotzdem hat die im Vorjahr gewählte ETL Vahle & Langholz GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Duisburg, einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Aus dem selben Grund war die Gesellschaft nicht verpflichtet, einen Lagebericht im handelsrechtlichen Sinne zu erstellen. Statt dessen wurde jedoch im Geschäftsbericht ein umfangreicher formloser Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr geliefert.
Auf die Bilanz eingehend verwies Herr Hasse auf die Ausweitung der Sach- und Finanzanlagen von rund 1.000 EUR auf knapp 2,8 Mio. EUR. Das Umlaufvermögen hat sich im Wesentlichen durch die Reduzierung der Barbestände von 515 TEUR auf 180 TEUR verringert. Grund der Bilanzverlängerung war der Erwerb einer Fotobuchsammlung mit rund 4.700 historischen Fotobüchern von der renommierten Galerie 213 in Paris für 721 TEUR und der Erwerb von Sammlungen und Konvoluten namhafter Fotografen für 2 Mio. EUR. Herr Hasse wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die gutachterliche Schätzung der Fotobuchsammlung einen Wert von 1,5 Mio. EUR ergab.
Durch die Käufe erhöhten sich die Verbindlichkeiten von 25 TEUR auf 2,4 Mio. EUR. Hier ragen insbesondere die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr heraus, welche von Null auf 2,3 Mio. EUR angestiegen sind. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug minus 678 TEUR (Vj.: plus 135 TEUR). Dieses wurde durch den umfangreichen Forderungsverzicht eines Darlehensgebers gegen die Gewährung von Besserungsscheinen mit einem außerordentlichen Ergebnis von 710 TEUR kompensiert. Noch nicht bilanziert wurde der Erwerb der Immobilie in der Milchstraße 9, welcher zu einem Preis von 1,74 Mio. EUR erfolgte.
Anschließend gab Herr Hasse einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Die Fotografie gelte nachweislich als ein stark wachsendes Segment des Kunstmarkts. Von dieser Dynamik will man profitieren und systematisch Wertsteigerungen realisieren.
Herr Vedder und der renommierte Star- und Modefotograf Peter Lindbergh haben einen Freundschaftsvertrag über eine "Lifetime-Zusammenarbeit" geschlossen. Gegenstand dieses Vertrags ist die bevorzugte Partnerschaft zwischen Lindbergh und CameraWork. Derzeit archivieren Mitarbeiter der Gesellschaft das gesamte Lebenswerk von Peter Lindbergh. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird der archivierte Bestand in den Einflussbereich von CameraWork übergehen. Zudem hat der Künstler die Absichtserklärung abgegeben, der Gesellschaft sein Lebenswerk zu hinterlassen.
Die Zusammenarbeit mit Peter Lindbergh ist, so Herr Hasse, ein Ergebnis der einzigartigen Positionierung der CameraWork AG. Diese ist gekennzeichnet durch die Kombination einer in großen Dimensionen denkenden und handelnden Foto AG mit einer personellen und baulichen Infrastruktur, die Know-how, Galeriefunktionen und Service zur Verfügung stellt. Somit fühlen sich Sammler und Fotokünstler gleichermaßen kompetent vertreten und adressiert.
Der Vorstandssprecher erinnerte an die bei der Neuausrichtung der Gesellschaft abgegebene Erklärung, innerhalb von vier bis fünf Jahren einen Net Asset Value des Unternehmens von 200 bis 300 Mio. EUR aufbauen zu wollen. Heute könne man vermelden, dass bis zum Jahresende 2003 ein Drittel, vielleicht auch die Hälfte der Zielvorgabe erreicht sein wird.
Hier nannte Herr Hasse den aktuellen fotografischen Bestand im Unternehmen. Dies sind rund 1,2 Millionen Negative von verschiedenen Fotografen, inklusive aller Rechte, ferner ungefähr 15.000 "Vintage Prints" sowie weitere 7.000 so genannte "Modern Prints", "Period Prints" bzw. spätere Abzüge von so legendären Fotografen wie Paul Strand, Man Ray, Dorothea Lange oder Walker Evans, aber auch von zeitgenössischen Größen wie Peter Beard, Peter Lindbergh und Helmut Newton.
(Anmerkung: Die oben genannten Fachbegriffe beschreiben die zeitliche und künstlerische Entfernung des Abzugs vom Aufnahmezeitpunkt und der künstlerischen Intention des Schöpfers. Hierbei sind Vintage Prints der Originalaufnahme am nächsten und zeichnen sich in der Regel durch sehr kleine Stückzahl, Signierung und/oder Datierung u.a. aus.)
Außerdem besitzt man eine Sammlung von rund 6.000 Fotobüchern von historischem Wert, darunter eine komplette Originalausgabe der Kunstzeitschrift "Camera Work" von 1903 bis 1917. Diese makellos erhaltene Originalausgabe wird dabei nicht nur aus Rentabilitätsgesichtspunkten gehalten. Sie ist auch als Namensgeberin der Gesellschaft von besonderer Bedeutung, da man an diese große Tradition anknüpfen möchte. Der Name verpflichtet, so Herr Hasse, zu Qualität, zu Engagement und zur Treue gegenüber dem künstlerischen Anspruch.
Abstimmungen
Nachdem der Versammlungsleiter festgestellt hatte, dass keine Wortmeldungen vorlagen, verlas er die zur Abstimmung anstehenden Tagesordnungspunkte. Im Einzelnen waren dies die Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns von 31,8 TEUR (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) für das abgelaufene Geschäftsjahr sowie die Wahl der ETL Vahle & Langholz GmbH, Duisburg, zum Abschlussprüfer (TOP 5).
Die weiteren Tagesordnungspunkte 6 bis 9 betrafen verschiedene sehr umfangreiche Maßnahmen, welche sich auf die Neueinteilung des Grundkapitals bezogen. Außerdem betrafen sie Satzungsänderungen im Hinblick auf die Vorgaben des Transparenz- und Publizitätsgesetzes und zur Umsetzung der Vorgaben des Deutschen Corporate Governance-Kodex. Bei einer Präsenz von 34.412 Stimmrechten wurden sämtliche Vorschläge der Verwaltung einstimmig angenommen.
Durch die Beschlüsse ist das Grundkapital zukünftig eingeteilt in 38.625 auf den Inhaber lautende nennwertlose Stückaktien. Jede Stückaktie gewährt nun eine Stimme. Ferner wurde bis Juli 2007 ein genehmigtes Kapital von 45 TEUR geschaffen.
Nachdem sich Herr Vedder nochmals vergewissert hatte, dass keine Wortmeldungen vorlagen, schloss er die Versammlung um 12:00 Uhr.
Fazit und eigene Meinung
Die Hauptversammlung der CameraWork AG verlief in einer harmonischen Atmosphäre. Seit dem 1. März 2003 ist mit Frau Ute Hartjen neben Herrn Hasse ein zweites Vorstandsmitglied für die Geschicke der CameraWork AG mitverantwortlich. Zwar stellte die Gesellschaft keinen Lagebericht auf, dem Informationsbedürfnis des Anlegers wurde jedoch durch umfangreiche formlose Erläuterungen im Geschäftsbericht Rechnung getragen. Neben interessanten Hintergrundinformationen über die Welt der Fotografie findet der Betrachter zahlreiche Abbildungen von Fotos, welche sich im Besitz der Gesellschaft befinden.
Die Schaffung eines NAV von 200 bis 300 Mio. EUR innerhalb weniger Jahre bedeutet, ausgehend von einem aktuellen Eigenkapital von 0,5 Mio. EUR und einer Bilanzsumme von 2,9 Mio. EUR, eine erhebliche Ausweitung der Vermögens der Gesellschaft. Demzufolge müssten in den nächsten Monaten umfangreiche Kapitalerhöhungen stattfinden. Andernfalls könnten der Gesellschaft Vermögensgegenstände nur dann zufließen, wenn sie erheblich unter ihrem Marktwert erworben werden. Dies dürfte nur mit Hilfe der offenbar tatsächlich exzellenten Kontakte des Aufsichtsratsvorsitzenden gelingen. Hierauf weist beispielsweise die weit reichende Vereinbarung mit Peter Lindbergh hin.
Daneben ist aus den Äußerungen von Vorstand und Aufsichtsrat zu entnehmen, dass bereits in der Vergangenheit durch ausgesprochen günstige Käufe erhebliche stille Reserven aufgebaut werden konnten. Von dem großen persönlichen Engagement des Herrn Vedder ist der Autor des Berichts überzeugt.
Folge dieser Entwicklung wäre, dass der Streubesitz hiervon erheblich profitieren würde. Aufgrund der für den Außenstehenden noch unklaren zukünftigen Finanzierung lässt sich auch heute noch keine endgültige, belastbare Aussage über das Potenzial der CameraWork AG und insbesondere ihrer Aktie treffen, zumal der Autor über noch unzureichende Kenntnisse des Fotokunstmarkts verfügt. Allerdings ist auch in diesem Zusammenhang der Geschäftsbericht ausgesprochen lesenswert, so dass nicht gezögert werden sollte, diesen zur eigenen Urteilsfindung bei der Gesellschaft anzufordern.
Kontaktadresse
CameraWork AG
Milchstraße 9
20148 Hamburg
Tel.: 040 / 44 19 58 - 60
Fax: 040 / 44 19 58 - 61
Email: [email protected]
Internet: www.CameraWork.de