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HV-Bericht PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnologie - Der Turnaround ist mit der Strategie Ergebnisverbesserung vor Wachstum erfolgreich eingeleitet

Die PSI Aktiengesellschaft für Produkte und Systeme der Informationstechnologie entwickelt auf der Basis eigener Software individuelle Lösungen für das Management großer Netze (Elektrizität, Gas, Öl, Telekommunikation, Verkehr), unternehmensübergreifendes Produktionsmanagement (Stahl, Chemie, Maschinenbau, Automotive, Logistik) sowie Informationsmanagement für Behörden und Dienstleister.



Das Unternehmen lud am 12.Juni 2003 zur ordentlichen Hauptversammlung in das Hotel Maritim pro Arte Berlin ein, wo sich rund 220 Aktionäre und Gäste einfanden, unter ihnen auch Hartmut Schuler als Vertreter von GSC Research. Zum 30. November 2002 schieden die Vorstände Dietrich Jaeschke und Ali-Akbar-Saghati aus. Die PSI AG wird seit dem 1.12.2002 nur noch durch die zwei Vorstände Dr. Harald Schrimpf und Arnim Stein geführt. Dr. Harald Schrimpf verantwortet seit Juli 2002 das Vorstandsressort Marketing, Vertrieb und Technik. Arnim Stein ist seit 1. Januar 2001 Mitglied des Vorstands und verantwortet das Ressort Finanzen, Controlling und Personal.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Brunke eröffnete pünktlich um 10:00 Uhr die Hauptversammlung mit der Begrüßung der Anwesenden und der Abhandlung der üblichen Formalitäten, bevor er das Wort an den Vorstand übergab.


Bericht des Vorstands



Zunächst kam Arnim Stein auf die negativen Rahmenbedingungen im Jahr 2002 zu sprechen. Der Krieg gegen den Terror, die Verunsicherung durch die nationale und internationale Wirtschaftspolitik sowie zahlreiche Sonderbelastungen des Mittelstands sorgten für ein ungünstiges Umfeld.



Dies hatte auch starke Auswirkungen auf das Geschäft der PSI AG. Betroffen waren hiervon insbesondere die Bereiche der Produktionssäule sowie die Tochterunternehmen PSIPENTA und PSI logistics, bei denen die Verunsicherung der Kunden zu einer Streckung oder Verschiebung der Investitionsvorhaben führte. Als Gegenmaßnahmen leitete die PSI AG deutliche Kapazitätsanpassungen und eine Restrukturierung der Profit Center ein, um durch die Konzentration verwendeter Produktversionen eine Stabilisierung durch das Konzernprojektgeschäft zu erreichen. Zugleich wurde der gesamte Vertrieb neu ausgerichtet.



Während der Finanzvorstand den Kursabsturz der PSI AG auf der letzten Hauptversammlung (Näheres finden Sie im HV-Bericht von GSC Research) noch im Wesentlichen als synchron zu den Indizes darstellte, zeigte die diesjährige Graphik die schlechte Performance von PSI im Vergleich zu den Indizes Technology All Share und TecDAX deutlich. Jedoch glich die hervorragende Performance der PSI-Aktie in 2003 den Rückstand zu diesen Vergleichsindizes in 2002 inzwischen bereits wieder aus.



Als herausragende Ereignisse des Jahres 2002 nannte Herr Stein die Übernahme der Büsing und Buchwald GmbH zu 100 Prozent, die gemeinsame Gründung der VA Tech CNI mit VA TECH SAT sowie die Insolvenz der PSI Solutions GmbH. Außerdem fusionierte die PSI Infrastruktur GmbH mit der Schindler Technik AG.



Als Konsequenz aus der schlechten Geschäftsentwicklung sah sich das Unternehmen zu einem Personalabbau von 1.405 Mitarbeiter in 2001 auf 1.294 in 2002 gezwungen. Die Umsatzerlöse verminderten sich von 164,9 Mio. EUR in 2001 auf 150,7 Mio. EUR im Berichtsjahr. Hiervon entfielen 78,2 Mio. EUR auf das Netzmanagement, 48,3 Mio. EUR auf das Produktionsmanagement sowie 24,2 Mio. EUR auf das Informationsmanagement. Der Auftragseingang reduzierte sich von 158 Mio. EUR in 2001 auf 136 Mio. EUR in 2002. Der Auftragsbestand in 2002 betrug 85 Mio. EUR. Beim Jahresfehlbetrag von 14,8 Mio. EUR ist bemerkenswert, dass der Bereich Netzmanagement bereits ein positiven Beitrag von 8,2 Mio. EUR erzielte, während der Bereich Produktionsmanagement einen Verlust von 17,4 Mio. EUR erlitt.



Die Bilanzsumme sank in 2002 von 159,9 Mio. EUR auf 137,6 Mio. EUR bei einer Reduzierung des Eigenkapitals um 14,5 Mio. EUR auf 51,5 Mio. EUR. Beim kurzfristigen Vermögen erhöhte sich erfreulicherweise die Liquidität von 12,8 Mio. EUR auf 21,5 Mio. EUR, während der Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 14,8 Mio. EUR auf 29,9 Mio. EUR abgebaut werden konnte. Gleichzeitig baute die PSI AG auch die Lieferantenverbindlichkeiten ab. Beim Anlagevermögen ging durch eine Reduzierung der Investitionen der Nettowert der Sachanlagen zurück.



Als Nächstes stellte Herr Stein den organisatorischen und strukturellen Umbau des Unternehmens vor. Das Unternehmen soll, wie auf der letzten Hauptversammlung von Aktionärsvertretern gefordert, weiter gestrafft werden. Die Anteile einzelner Tochtergesellschaften sollen auf 100 Prozent aufgestockt werden. Zu nennen sind hier die PSI Schweiz und UBIS. Außerdem wurden international agierende starke Partner gefunden. Herr Stein erwähnte in diesem Zusammenhang die VA Tech für den Bereich Netzleittechnik, SMS DEMAC und ALSTOM für den Bereich Stahl sowie HP im Bereich Telekommunikation.



Kosteneinsparungen ergaben sich durch eine starke Reduzierung der Geschäftsstellen, der Kosten für Vertrieb und Verwaltung sowie der Sachinvestitionen. In den Bereichen e-Business und Logistik wurde das Personal um 131 Mitarbeiter bzw. 35,9 Prozent abgebaut, bei PSIPENTA um 69 Mitarbeiter bzw. 23,9 Prozent.



Die wesentlichen Bestandteile des Risikomanagements bilden ein Reporting auf Segmentebene, ein Projektcontrolling sowie eine zentrale Liquiditätssteuerung in der PSI-Gruppe. Außerdem üben leitende Mitarbeiter der PSI AG Kontrollfunktionen in den Bei- und Aufsichtsräten der Tochtergesellschaften aus. Alle Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung werden konsequent umgesetzt. Der Cashbestand blieb gegenüber dem vierten Quartal konstant. Das zukünftige Motto lautet: "Ergebnisverbesserung geht vor Wachstum".



Als zweiter Vorstand nannte Dr. Harald Schrimpf einleitend 2002 als ein sehr, sehr schweres Jahr für die PSI AG, und er sprach den finanzierenden Banken in diesem Zusammenhang noch einmal seinen Dank aus. Anschließend nahm er zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens Stellung. Das Hauptziel umschrieb er damit, dass die Gesellschaft von einem IT-Portfolio zum IT-Leitsystem-Konzern umgebaut werden soll. Oder anders ausgedrückt, das Unternehmen soll sich wieder auf seine eigentlichen Kernkompetenzen beschränken.



Über Jahre erlitt PSI einen durchschnittlichen jährlichen Verlust von etwa 8 Mio. EUR. Diese dauerhaften Verluste prägten das Image des Unternehmens. Dabei darf aber nicht unberücksichtigt bleiben, dass die PSI seit 1997 auch ihren Umsatz verdreifachte. Diese Umsatzerhöhung resultierte allerdings nicht nur aus dem Kerngeschäft, sondern zunehmend auch aus dem Zukauf von unrentablen Firmen mit Modethemen. Diese rasante Expansion mündete in Führungsproblemen und einer mehrfachen Verfehlung von Prognosen.



Die Situation verschlechterte sich zusehends, und ab 2001 gab es gleich in mehreren Segmenten signifikante Einbrüche. PSIPENTA, PSI logistics und UBIS "verbrannten" plötzlich monatlich über 1 Mio. EUR Cash. Gleichzeitig erzielte die PSI aber sehr gute Ergebnisse in den Bereichen Energie und Stahl und baute ihre Substanz bei den aktuellen Software-Lösungskernen weiter aus. Dr. Schrimpf schätzt die Lage der PSI inzwischen aber durchaus positiv ein. Das Unternehmen ist nach seinen Worten kein IT-Dienstleister, sondern ein Softwarehaus. Er betonte, dass die PSI AG große, komplexe IT-Systeme der Prozessleitung für Versorger und die Industrie entwickelt, für die es kaum Konkurrenz gibt. Wichtig ist auch die Unabhängigkeit des Unternehmens.



Bei der Produktentwicklung folgt PSI einem 4-Margen-Modell. Zunächst erfolgt eine Individualentwicklung für branchenführende Kunden. Danach werden in Absprache mit dem Kunden weitere Kunden für das entwickelte Produkt gewonnen und mehrere Individualprojekte standardisiert. Schließlich wird die Produktlösung "eingekapselt" und im Mittelstand eingesetzt. Durch die Kooperation mit Partnern des Anlagenbaus wird abschließend das erfolgreiche Produkt gemeinsam exportiert.



Dr. Schrimpf räumte ein, dass die PSI AG als Nischenanbieter zu klein ist, um aus eigener Kraft eine Internationalisierung zu betreiben. Der Kernmarkt bleibt deshalb weiterhin Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dies ist in der starken Ingenieursorientierung begründet. Die gemeinsame deutsche Sprache und Entwicklungskultur scheint unabdingbar. Die Technologieentwicklung läuft im Projektgeschäft mit branchenführenden Konzernen. Die PSI entwickelt dadurch sehr bedarfsnah und realistisch, und sie besitzt die Rechte an den entwickelten Softwareprodukten.



Wie Dr. Schrimpf weiter ausführte, setzt die PSI auf den Direktvertrieb und die Beratung von Konzernen und den gehobenen Mittelstand. Auch Fachmessen und Fachveröffentlichungen spielen bei der Akquisition eine große Rolle. Eine Zusammenarbeit mit Value Added Resellern findet nur außerhalb der Zielbranche statt. Im Exportbereich arbeitet die PSI AG mit Unternehmen aus dem Anlagenbau zusammen.



PSI hat eine Vielzahl von Wettbewerbern unterschiedlichster Größe wie GE Harris, Siemens I&S oder Invensys Foxboro sowie 100 weitere kleinere und mittlere Unternehmen. Laut Dr. Schrimpf besitzt die PSI aber Alleinstellungsmerkmale. Dies sind zum einen hoch komplexe Leitsysteme mit entsprechend hoher Wertschöpfung für den Kunden. Hierdurch beschränkt man sich allerdings auf Kunden aus der alten Welt. Kunden, die Lösungen von PSI kaufen, wollen Personalkosten sparen. Dies ist in der dritten Welt kein wesentlicher Faktor. Das zweite Alleinstellungsmerkmal besteht darin, dass die PSI AG Softwaresysteme für individuelle Hardwarevorgaben entwickelt. Drittens ist die PSI AG herstellerunabhängig im Bereich der IT-Hardware und der Steuerungstechnik.



Die PSI AG legt auf einen stabilen, neutralen Streubesitz großen Wert. Dies schützt das Unternehmen vor Übernahmen. Momentan liegen etwa 7,1 Prozent der Aktien im Mitarbeiterpool. Die Mitarbeiter halten weitere 28 Prozent, ungefähr 60 Prozent verteilen sich auf private und institutionelle Investoren.



Im Anschluss berichtete Herr Dr. Schrimpf detailliert über die Umstrukturierungen, und er zeigte auf, wie die PSI AG Synergien im Konzern nutzt. Mehrfachentwicklungen werden auch in Zukunft nicht auftreten. Die Konzernstruktur ist keine Matrixorganisation, sondern divisional nach Marktsegmenten aufgebaut, wobei Querschnittsfunktionen von verschiedenen Arbeitskreisen wahrgenommen werden. Von großer Bedeutung sind auch die neuen Führungsgrundsätze. Es gilt zunächst die Subsidiarität der Geschäftseinheiten. Außerdem werden gut laufende Bereiche an der langen Leine geführt, defizitäre Bereiche dagegen streng beobachtet. Beteiligungen werden operativ wie eigene Einheiten eng geführt. Für die Unternehmenssteuerung kommen zahlreiche Managementinstrumente zum Einsatz.



Oft wurde gefordert, die PSI AG solle sich von defizitären Unternehmensbereichen trennen. So nachvollziehbar dies auf den ersten Blick auch ist, so schwierig ist nach den Worten von Dr. Schrimpf die Umsetzung. Desinvestitionen werden deshalb nach Preis und Gelegenheit vorgenommen. Während in schwierigen Zeiten zum Beispiel für kritische Unternehmensbereiche zu einem EUR geboten oder sogar Aufschläge im hohen Millionenbereich zur Ablösung gefordert wurden, werden für diese Bereiche heute bereits Summen geboten, die sinnvolle Bruchteile des Umsatzes betragen. Der Vorstand bat um Verständnis, dass er sich zu geplanten Verkäufe von weiteren Unternehmensteilen auf der Hauptversammlung nicht äußern könne.



Die Konzernstruktur gliedert sich in die Bereiche Netzmanagement, Produktionsmanagement und Informationsmanagement. Alle beherrschten Unternehmen sollen künftig nur noch unter der Dachmarke PSI auftreten. Als Risiken nannte Dr. Schrimpf für 2003 die Insolvenzen von Wettbewerbern, wirtschaftliche Belastungen der Kunden und durch den Personalabbau unvermeidbare Arbeitsgerichtsprozesse.



Anschließend kam Dr. Schrimpf auf PSIPENTA zu sprechen. Hier setzt die PSI eine Neustrukturierung in die drei Profit Center Sales, Customer Service und Projekte erfolgreich um. Nach der ursprünglichen Prognose sollten PSIPENTA und PSI logistics im zweiten Quartal profitabel werden. PSI logistics hat den Turnaround bereits erreicht, und PSIPENTA reduzierte den monatlichen Cashverbrauch von 700 TEUR auf nunmehr 230 TEUR.



UBIS verbrannte nach dem Zusammenbruch der Finanzbranche im zweiten Quartal Finanzmittel von über 918 TEUR. Auch hier kam ein konsequentes Maßnahmenpaket zum Einsatz. UBIS zog in die Dircksenstraße um und fusionierte inzwischen mit der front2back. Dr. Schrimpf hofft für die UBIS auf den neuen Business Case Wirtschaftsförderung mit einem erheblichen Auftragspotenzial. Bis dahin wird UBIS möglichst kostengünstig aufrechterhalten. Sollte die Entwicklung im Herbst noch nicht positiv sein, werden die Mitarbeiter konzernweit verteilt.



Zum Schluss gab Herr Dr. Schrimpf einen Ausblick für die PSI AG. Als erfreulich bezeichnete er zunächst die zahlreichen positiven Pressekommentare und Analystenbewertungen in jüngster Zeit. Das Ziel bestehe nun darin, einer Ergebnisverbesserung weiterem Wachstum den Vorzug zu geben. Unter der Voraussetzung gleich bleibender Marktbedingungen strebt die PSI AG ein EBIT zwischen 2 und 4 Mio. EUR an. Im Jahr 2005 soll die PSI in den TecDAX aufgenommen werden. Voraussetzung hierfür wäre dabei allerdings ein Aktienkurs von 6 EUR. Abschließend sprach der Vorstand den Verzicht auf eine Dividendenausschüttung auch im Gewinnfall an. Die PSI AG verstehe sich nach wie vor als Wachstumswert und nicht als Dividendenpapier.


Allgemeine Diskussion



Als erster Redner meldete sich Dr. Wolfgang Vonnemann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und äußerte sich äußerst kritisch zur Geschäftsentwicklung der PSI AG im Jahr 2002. In seiner "Generalabrechnung" mit dem alten Vorstand und Aufsichtsrat warf er insbesondere den Herren Jaeschke und Ali-Akbar Alizadeh-Saghati völliges Versagen bei der operativen Führung des Unternehmens und das Fehlen jeglichen strategischen Konzepts vor. Diese beiden Herren haben nach seinen Worten auf der letzten Hauptversammlung von einer neuen Vision für die PSI gesprochen und schwarze Zahlen angekündigt. Das Ergebnis sei hinlänglich bekannt.



Er habe auf der letzten HV aber bereits das Ausmisten der Unternehmensstruktur angemahnt, dies sei aber leider nicht geschehen. Statt dessen habe ein wahlloser Kauf von Unternehmen ohne jegliches Risikomanagement stattgefunden. PSI sei sehr stark im Netzmanagement und es stelle sich doch die Frage, warum die defizitären Bereiche nicht allesamt aufgegeben werden. Außerdem kritisierte Herr Vonnemann die Rede von Herrn Stein, die so trocken und leidenschaftslos gehalten worden sei, als sei der Vorstand für diese Zahlen überhaupt nicht verantwortlich.



Dr. Schrimpf beantwortete die Vorwürfe von Herrn Vonnemann indirekt mit einer nochmaligen Aufzählung der eingeleiteten Maßnahmen zur Restrukturierung der PSI AG. Das Unternehmen konzentriere sich inzwischen Schritt für Schritt auf das eigentliche Kerngeschäft. Allerdings umfasse die Kernkompetenz nicht allein den profitablen Bereich Netzmanagement. Der Ausbau dieses Bereichs sei allein aus kartellrechtlichen Gründen nur eingeschränkt möglich. Außerdem bildet das Produktionsmanagement bei der PSI AG und auch bei allen bedeutenden Wettbewerbern eine unverzichtbare komplementäre Ergänzung zum Netzmanagement.



Des Weiteren räumte Dr. Schrimpf Fehlentwicklungen in den letzten Jahren ein, vor allem den weit gehenden Verlust der Kontrolle des Vorstands über die einzelnen Tochtergesellschaften. Gleichzeitig würdigte er aber auch das Lebenswerk von Herrn Jaeschke, der als Mitgründer des Unternehmens dieses über 30 Jahre mit aufgebaut und entscheidend geprägt habe. Der Aufsichtsrat arbeite mit großer Leidenschaft und Engagement, was auch die zwölf Aufsichtsratssitzungen im vergangenen Jahr belegten. Hinsichtlich des Risikomanagements bemerkte Herr Stein, dieses gebe es bei der PSI AG schon seit 2001, und es werde permanent verbessert.



Im Anschluss ergriff Herr Kai Weigert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) das Wort. Er interessierte sich dafür, wo PSIPENTA heute steht und welche Kosten durch die Konkurrenz zu SAP entstanden sind. Außerdem fragte er nach Risiken aus rechtlichen Auseinandersetzungen, nach der Einhaltung des Deutschen Gorporate Governance-Kodex sowie dem Stock Options-Programm.



Die starken Einbrüche bei PSIPENTA resultieren laut Dr. Schrimpf aus Bestrebungen von Microsoft und SAP, in das untere Segment einzusteigen. Harte Tarifverhandlungen und Insolvenzen von Mitbewerbern führten zu einer starken Verunsicherung der Kunden in diesem Bereich. Die Konkurrenz zu SAP kostete PSI schätzungsweise einen zweistelligen Millionenbetrag. Wie Herr Stein ausführte, wird ein Stock Options-Plan in 2003 nicht angeboten, er stellte dies aber für 2004 wieder in Aussicht. Vier Kann-Punkte des Deutschen Corporate Governance-Kodex werden von der PSI AG nicht erfüllt: Die Website ist nur auf deutsch, die Vorstandsgehälter und Aufsichtsratsgehälter werden nicht getrennt aufgeführt, und aus Kostengründen erfolgt keine Live-Schaltung der Hauptversammlung über das Internet.



Als nächster Redner meldete sich Carsten Hucho als Vertreter der Börsencommunity des Finanzportals wallstreet:online zu Wort. Er freue sich über den Kursanstieg nach jahrelanger Depression. Der jetzige Vorstand habe einen Vertrauensvorschuss verdient. Als positiv bemerkte Herr Hucho, dass der Informationsfluss aus dem Unternehmen an die Kleinaktionäre über die Investor Relations-Abteilung ohne Ansehen der gehaltenen Aktienzahl reibungslos funktioniert.



Innerhalb der Aktionärsgemeinschaft habe sich eine Liste wichtiger Fragen herauskristallisiert, die im Wesentlichen vollständig vom Vorstand und Aufsichtsrat beantwortet worden sei. Herr Hucho wandte sich an das Aufsichtsratsmitglied Karsten Trippel mit der Frage, ob er sich nach der "Revolution" vor einem Jahr wie angekündigt jetzt aus dem Aufsichtsrat wieder zurückziehen wolle, sobald für seine Übergangsposition ein kompetenter Nachfolger gefunden worden ist. Außerdem erkundigte sich Herr Hucho noch nach dem Zweck des Aktienrückkaufprogramms.



Herr Stein bestätigte, dass die Diskussionen in den einschlägigen Finanzportalen aufmerksam verfolgt werden und dass die Verwaltung dankbar für den Gedankenaustausch ist. Karsten Trippel begann auf die Frage nach seiner angekündigten Ablösung ein minutenlanges Referat über die Geschäftspolitik der PSI AG, bis er von aufgebrachten Zwischenrufern aus dem Aktionärskreis dazu aufgefordert wurde, endlich die eigentliche Frage zu beantworten. Etwas kleinlaut gab Herr Trippel daraufhin zu verstehen, er klebe nicht an seinem Sessel, andererseits bereite ihm die Arbeit im Aufsichtsrat aber viel Freude, und er wolle diese Arbeit gerne fortsetzen.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Brunke sprang für Herrn Trippel in die Bresche, indem er erklärte, die Kollegen im Aufsichtsrat seien sehr zufrieden mit der Arbeit von Herrn Trippel. Bezüglich des Beschlussvorschlags zur Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien wurde angemerkt, dieser sei als Vorratsbeschluss für einen bestimmten, begrenzten Zeitraum zu verstehen. Außerdem werde er für die etwaige Einlösung eines Optionsprogramms in 2004 benötigt, bei dem der Kurs der PSI-Aktie allerdings über 3,75 EUR stehen müsse.



In einem weiteren Redebeitrag beklagte Herr Wegener die schlechte Informationspolitik des Unternehmens. Ihm seien der Geschäftsbericht und andere angeforderte Unterlagen nicht rechtzeitig zugeschickt worden. Für ungeschickt erachtete Herr Wegener die Möglichkeit, dass ein ehemaliges Vorstandsmitglied direkt Aufsichtsratsvorsitzender werden kann. Außerdem forderte er, bei zukünftigen Gewinnen eine Dividende auszuschütten.



In seiner Antwort bedauerte Dr. Schrimpf das Versehen mit den nicht zugeschickten Unterlagen. Was ihn persönlich betreffe, so würde er nicht von einer Vorstandsfunktion in den Aufsichtsrat wechseln, sondern dann lieber das Unternehmen ganz verlassen. Die Dividendenausschüttung werde zugunsten der Unternehmensentwicklung zurückgestellt, da noch erhebliche Gewinne für die Aktionäre durch Kurssteigerungen zu erwarten sind.



Schließlich gab Herr Bauer als Sprecher des "Mitarbeiterkonsortiums" noch ein Statement ab, ohne eine konkrete Frage zu stellen. Er sei erfreut, wie schnell, konsequent und professionell der neue Vorstand und Aufsichtsrat agierten. Das Konsortium sehe die Entwicklungen sehr positiv. Sehr erfreut sei man auch darüber, einen Techniker im Vorstand zu haben, der die Strukturen versteht und die Sprache des Unternehmens spricht. Erste Knospen und Blüten seien zu erkennen, und man hoffe, bald die Früchte zu ernten. Im Namen des Konsortiums empfahl er die Unterstützung aller Anträge.


Abstimmungen



Vom gezeichneten Kapital von 11.012.870 Stückaktien waren 3.128.097 Stückaktien bzw. Stimmen vertreten entsprechend 28,93 Prozent des Grundkapitals. Sämtliche Vorschläge der Verwaltung wurden nahezu einstimmig genehmigt. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Ernst & Young zum Abschlussprüfer (TOP 4), eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln zur Glättung des auf die einzelne Stückaktie entfallenden anteiligen Betrags des Grundkapitals (TOP 5) und über die Änderung des Unternehmensgegenstands (TOP 6).



Weitere Punkte waren die Änderungen der Satzungsbestimmungen betreffend den Aufsichtsrat und dessen Vergütung (TOP 7 und 8) sowie weitere Satzungsänderungen zur Anpassung an Gesetzesänderungen, an den Corporate Governance Kodex sowie sonstigen Änderungsbedarf (TOP 9), die Änderung der Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 10) sowie die Ermächtigung des Vorstands zum Erwerb eigener Aktien (TOP 11).



Die Versammlung wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden um 13:30 Uhr geschlossen.


Fazit und eigene Meinung



Nach der berüchtigten "Horror Ad-hoc" im Herbst 2002 kannte die Aktie der PSI anschließend kein Halten mehr und stürzte zum Pennystock ab. Die Aktionäre erfuhren vom Vorstand auf der Hauptversammlung, dass das Unternehmen damals tatsächlich dicht am Abgrund stand. Inzwischen scheinen die Restrukturierungsmaßnahmen aber zu greifen, und der Aktienkurs ist von 83 Cent wieder auf über 4 EUR geklettert. Die Frage, die sich stellt, lautet: Welches weitere Aufwärtspotenzial bietet die Aktie bei einem nachhaltig bestätigten Turnaround?



Die Ergebnisse des ersten Quartals 2003 geben zu Hoffnung Anlass. Die PSI steigerte den Auftragseingang im ersten Quartal um 17 Prozent, und die Eigenkapitalquote des Konzerns lag am 31. März 2003 weiterhin bei über 37 Prozent. Die langfristigen und kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten wurden gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,6 Mio. EUR und gegenüber dem Vorjahresende um 0,4 Mio. EUR auf insgesamt 3,6 Mio. EUR abgebaut. Der Vorstand erwartet daher trotz der unverändert schwachen konjunkturellen Lage für das Gesamtjahr ein positives operatives Ergebnis und einen Umsatz auf Vorjahresniveau.



Der Geschäftsbericht zählt mehrere Risiken für das Unternehmen auf. Die strategischen Ziele der Restrukturierung sind noch nicht vollständig erreicht, und der Ausbau internationaler Aktivitäten im Bereich Netzmanagement ist mit Risiken behaftet. Außerdem laufen Rechtsstreitigkeiten mit Kunden und anderen Parteien. Zudem könnten sich die 24 Mio. EUR immaterielle Vermögensgegenstände in der Bilanz als nicht werthaltig erweisen. Zusammengefasst hat die PSI die Nulllinie immer noch nicht überschritten.



Angesichts der durch einen hohen Misstrauensabschlag begründeten niedrigen Börsenbewertung hat die PSI AG das Potenzial für eine weitere überdurchschnittliche Kursentwicklung. Herr Dr. Schrimpf nahm hierzu auf der Hauptversammlung selbst Stellung und nannte als persönliche mittelfristige Zielsetzung eine Marktkapitalisierung von etwa 140 Mio. EUR. Dies entspricht einem Kurs/Umsatzverhältnis von 1 und einem Aktienkurs von etwa 12,7 EUR. Bei der PSI AG herrscht demnach wieder Aufbruchstimmung.


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Veröffentlichungsdatum: 17.06.2003 - 22:35
Redakteur: hsc
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