Am 4. Juni 2003 lud die adv.orga Beteiligungen AG zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung ins Münchner Künstlerhaus am Lehnbachplatz ein. Rund 30 Aktionäre und Gäste folgten der Einladung, unter ihnen auch Mario-David Balda von GSC Research. Kurz nach 11 Uhr eröffnete Herr Mutschler in seiner Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender die Versammlung und entschuldigte den gewohnten Versammlungsleiter Herrn Professor Dr. Krüger, der sich einer Operation unterziehen musste. Nach der zügigen Abhandlung der üblichen Formalitäten übergab Herr Mutschler dann das Wort an den Alleinvorstand Gerd A. Bühler.
Bericht des Vorstands
Herr Bühler zeigte sich zu Beginn seiner Ausführungen erfreut darüber, trotz des geringen Free Float von 1,5 Prozent und der somit auch geringen Zahl von Aktionären wieder einige bekannte Gesichter begrüßen zu dürfen. Vom in 1999 genehmigten Kapital wurde bisher kein Gebrauch gemacht, und dies ist derzeit auch nicht geplant, fuhr er fort. Die im vergangenen Jahr durchgeführte steuerliche Außenprüfung ergab keine Gefährdung des steuerlichen Verlustvortrags.
Bis 2005 soll der Abschluss weiter nach HGB vorgelegt werden, und erst dann, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben ist, soll nach IAS bilanziert werden. Als Grund hierfür nannte Herr Bühler die Vermeidung des enormen Kosten- und Kapazitätsaufwand, den die Umstellung der Rechnungslegung nach IAS mit sich bringen würde. Zudem ist derzeit die Bewertung der cash.life AG durch die Erweiterung des Geschäftsfelds bei IAS schwierig.
Im Folgenden ging CEO Bühler auf die Details des Einzelabschlusses ein. Der Jahresüberschuss stieg hierbei von 1,9 auf 56,8 Mio. EUR, was auf die Erhöhung der Beteiligungserträge von 2,7 auf 57,6 Mio. EUR zurückzuführen ist. Innerhalb des Konzerns wurde eine Umstrukturierung zur Sicherstellung maximaler Handlungsoptionen durchgeführt, was mit der Aufdeckung stiller Reserven verbunden war. So ist nun bei cash.life die Möglichkeit zum Einstieg externer Investoren gegeben, die Umstrukturierung ist aber auch vor dem Hintergrund der angekündigten Änderung der Steuergesetzgebung zu sehen.
In der neuen Struktur verfügt die adv.orga nun über zwei direkte Assets, zum einen 100 Prozent an der ZH Holding GmbH nach Übernahme der restlichen Anteile von M.M. Warburg und der Geschäftsführung der ZH und zum anderen 33,52 Prozent an der PrismaLife AG. Die cash.life AG wurde zu 100 Prozent an die ZH verkauft, so dass aus der Tochter nun eine Enkelgesellschaft wurde. Grundlage für die Transaktionen waren umfangreiche, sachkundige Bewertungsgutachten, die konzerninternen stillen Beteiligungen wurden durch Rücklagendotierungen ersetzt. Zum Verkauf der cash.life wäre zwar nur bei einer Veräußerung außerhalb des Konzerns ein Beschluss der Hauptversammlung notwendig, trotzdem hat sich die Verwaltung dazu entschlossen, diesen Punkt auf die Tagesordnung zu setzen.
Im Zusammenhang mit der PrismaLife AG, einer Versicherung mit Sitz in Liechtenstein, wurden auf der vorangegangenen Hauptversammlung "erfreuliche Dinge" angekündigt, heute konnte Herr Bühler darüber berichten. Ein zentraler Vorteil der PrismaLife AG gegenüber ihren Wettbewerbern ist, dass der Fondsmarkt wesentlich transparenter ist als der Versicherungsmarkt. Somit hat der Kunde einen wesentlich besseren Einblick in die Zusammensetzung seines Investments und auch viel mehr Handlungsspielraum durch die Verknüpfung der Steuerfreiheit einer Lebensversicherung mit der Flexibilität bei der Auswahl des Investments.
Die PrismaLife AG als virtueller Versicherer mit innovativen Produkten verfügt über eine extrem effiziente und moderne EDV für die vollständige Internet-basierte Abwicklung. Seit der Aufnahme des Geschäftsbetriebs im November 2001 wurden bereits 30.000 Einzelpolicen abgeschlossen, und es wurde auch schon im ersten Geschäftsjahr ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Die Gesellschaft sieht sich als kostengünstigster Versicherer im deutschen Sprachraum, wobei die Ausweitung des Vertriebs auf den gesamten EWR-Raum möglich ist. An der link.life GmbH, die Versicherungsprodukte für Makler entwickelt, ist die PrismaLife AG zu 30 Prozent beteiligt, während die ZH Holding die übrigen 70 Prozent hält.
Im Anschluss an diese Ausführungen erklärte der Finanzvorstand der cash.life AG, Herr Dr. Simon, das Geschäftsmodell dieser Gesellschaft. Diese kauft von Versicherungsnehmern, die ihre Versicherung stornieren wollen, die Policen und deckt somit den Zweitmarkt für Lebensversicherungen ab, wobei sie mit weitem Abstand Marktführer ist. Da jede zweite Police in Deutschland vorzeitig gekündigt wird, besteht hier ein nahezu unbegrenztes Marktpotenzial. Die cash.life beschäftigt derzeit 18 Mitarbeiter.
Dank eines internen Ratings konnte man schon frühzeitig die Reduzierung der Überschussbeteiligungen der deutschen Lebensversicherer voraussehen. Konsequent wurden daher Policen mit relativ kurzen Restlaufzeiten von besonders finanzstarken Versicherern gekauft. Von der Umstrukturierung der adv.orga-Gruppe profitierte man durch eine gestärkte Eigenkapitalbasis, der Jahresfehlbetrag vor stiller Gesellschaft betrug minus 3,8 Mio. EUR. Die Voraussetzungen für einen eventuellen späteren Börsengang sollen geschaffen werden, die Marktposition konnte in 2002 weiter gefestigt werden, und es trat kein nennenswerter Konkurrent auf.
Cash.life kauft nur Policen mit einem Rückkaufswert von mindestens 10 TEUR und maximal 15 Jahren Restlaufzeit. Der Kaufpreis liegt dabei über dem Rückkaufswert, und der Verkäufer behält einen Todesfallschutz. Die cash.life AG führt die Policen weiter. Das Rohergebnis betrug 17,3 Mio. EUR, im Umlaufvermögen befinden sich 337 Mio. EUR an Rückkaufswerten der Policen, und das Eigenkapital beträgt nach Auflösung der stillen Beteiligung nun mit 17,3 Mio. EUR deutlich mehr als die 250 TEUR des Vorjahres.
Mit dem Verkauf von Policen an geschlossene Fonds und mit Servicing wurde ein neues Geschäftsfeld begonnen. Hier konnte die cash.life zwei bedeutende Verträge mit der Hamburger Fondsgesellschaft MPC in Höhe von 78 und 150 Mio. EUR abschließen. Es wird hier eine hohe Nachfrage verzeichnet, da die Investoren derzeit eine Kombination von attraktiver Rendite mit einem sehr hohen Maß an Sicherheit suchen. Mit der "Policenbewertung" wurde noch ein drittes Geschäftsfeld begonnen, bei dem das interne Know-how auch extern verwertet wird. Makler können online bei cash.life eine Einzelpolice bewerten lassen, was in Zeiten nicht mehr stabiler Überschusszuweisungen sehr wichtig sein kann. Zum Preis von 50 EUR erhält der Makler dabei ein sehr qualifiziertes Gutachten zur Police und zum Versicherer. Starttermin für dieses neue Geschäft war der 15. Mai. 2003
In seinem Ausblick auf 2003 kündigte Dr. Simon an, das Geschäft mit geschlossenen Fonds auszubauen, auch ein eigener offener Fond soll in Luxemburg errichtet werden. Insgesamt will man bei der cash.life eine deutliche Steigerung beim Einkaufsvolumen und ein "deutlich positives Jahresergebnis" erreichen.
Nun ergriff noch einmal Herr Bühler das Wort, der den Jahresüberschuss des adv.orga-Konzerns mit 4,3 Mio. EUR bezifferte, wobei hier die im Einzelabschluss aufgelösten stillen Reserven eliminiert sind. Die ZH Holding, über deren Geschäft in den letzten Jahren ausführlich berichtet wurde, leistete einen Ergebnisbeitrag von 8 Mio. EUR. Zum Corporate Governance-Kodex wurde eine Entsprechenserklärung auf der Webseite im Internet publiziert, eine Aussage zu den Vorstandsbezügen ist dabei laut Herrn Bühler nicht notwendig, da dieser keine erhält.
Den Konzernbilanzgewinn in Höhe von 4,17 Mio. EUR bezeichnete er als "insgesamt sehr erfreulich", da die Planungsrechnungen übertroffen wurden. Das technische Rohergebnis stellte mit plus 13 Mio. EUR eine Steigerung von 10 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahresergebnis dar, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im Versicherungsbereich. Mit einer Bilanzsumme von 875 Mio. EUR kann man auf eine sehr bemerkenswerte Entwicklung seit der Übernahme zurückblicken. Dabei liegt die Summe der flüssigen Mittel über derjenigen der kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten.
Bezüglich der strategischen Ausrichtung der Gruppe erklärte Herr Bühler, dass die cash.life den Markt für gebrauchte Lebensversicherungspolicen entwickelt hat und sich nun vom Fund of Funds zum Dienstleistungsunternehmen wandelt. Die Gruppe ist für die Herausforderungen der kommenden Jahre gut aufgestellt. Die Investitionen wurden in 2002 erheblich verstärkt, und es wurde Eigenkapital zu einem hohen Grad gebunden, dennoch soll eine unverändert attraktive Dividende von 0,20 EUR ausgeschüttet werden. Zudem soll im kommenden Jahr über Kapitalmaßnahmen nachgedacht werden, was gegebenenfalls eine Ausgabe von Gratisaktien bedeutet. Herr Bühler schloss seine Ausführungen mit dem Dank an alle, die am außerordentlichen Erfolg der adv.orga im vergangenen Jahr beteiligt waren.
Allgemeine Diskussion
Der Aktionär Lamm erkundigte sich nach der Rechtssicherheit bei der Besteuerung der Erträge bei Lebensversicherungen und etwaigen qualitativen Unterschieden bei Policen, die verkauft bzw. intern im Haus behalten werden. Hierauf antwortete Herr Bühler, dass früher grundsätzlich weder Verkäufer noch Käufer mit Steuern belastet wurden. 1997 führte der damalige Finanzminister Waigel dann die Besteuerung beim Käufer ein. Bei der cash.life erfolgt die Gewinnermittlung aber im Bestandsvergleich, d.h. es müssen nicht die Zinsen der Vergangenheit, sondern nur der tatsächliche Ertrag versteuert werden. Eine qualitative Unterscheidung verneinte Herr Bühler, eine derartige kurzfristige Optimierung würde langfristig Schaden bringen.
Ein zweiter Anteilseigner wollte wissen, warum nicht mehr Verträge gekauft werden, und er bat um ein Statement zum Aktienkurs. Die hohe Zahl von Absagen führte Herr Bühler darauf zurück, dass bisher der Fokus auf die maximale Eigenkapitalrentabilität gerichtet wurde und man dementsprechend wenig risikobereit war. Bei den Absagen gab Herr Bühler zu bedenken, dass hier auch die positive Dienstleistung der Bewertung des Investments für den Makler nicht vergessen werden sollte. Im Hinblick auf den Aktienkurs führte er aus, dass der Vorstand das Tagesgeschäft bestimmt und nicht den Kurs, dass man aber jetzt mittelfristig an Kapitalmaßnahmen denken muss.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug 7.686.092 der 7.800.000 ausgegebenen Stückaktien und somit 98,54 Prozent des Grundkapitals. Alle Tagesordnungspunkte wurden im Sinne der Verwaltung einstimmig ohne Enthaltungen beschlossen. Im Einzelnen waren dies die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,20 EUR je Stückaktie (TOP 2), die Zustimmung zum Verkauf der cash.life an die ZH Holding GmbH (TOP 3), die Entlastung von Vorstand (TOP 4) und Aufsichtsrat (TOP 5) und die Wahl der O&R Oppenhoff & Rädler AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, München, zum Abschlussprüfer (TOP 6).
Um 15:37 Uhr konnte der Versammlungsleiter den offiziellen Teil der diesjährigen Hauptversammlung schließen und zu einem optisch höchst ansprechenden Imbiss laden, bei dem sämtliche Organe den interessierten Anteilseigner zu weiterführenden Diskussionen zur Verfügung standen.
Fazit
Eine außergewöhnliche Börsenstory fand auch in diesem Jahr ihre für die Aktionäre höchst erfreuliche Fortsetzung. Mit der neuen Unternehmensstruktur gelang ein großer Schritt zu mehr Transparenz nach außen, wie sich schon optisch auf den ersten Blick bei der Konzernstruktur zeigt. Hier sei zum besseren Verständnis dem interessierten Leser auch der HV-Bericht vom vergangenen Jahr empfohlen. Die durchgeführten Umstrukturierungen im Konzern sind aus unserer Sicht absolut nachvollziehbar und eine Basis für wie auch immer geartete zukünftige Kapitalmaßnahmen bei den Töchtern.
Einziger "Haken" bei der Gesellschaft verbleibt, dass hier nur sehr wenige Aktionäre profitieren können, da der Anteil der Hauptaktionäre nach wie vor bei 98,5 Prozent liegt. Vom Streubesitz waren auf der Hauptversammlung somit gerade einmal 0,04 Prozent vertreten! Allerdings sind die Börsenumsätze durchaus als regelmäßig zu bezeichnen, und sollte es demnächst zur Ausgabe von Gratisaktien kommen, dann dürfte sich die Liquidität der Aktie erhöhen, was ein Investment sicherlich nicht weniger interessant gestalten dürfte.
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