Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die OnVista AG ihre Aktionäre am 3. Juni 2003 in den KOMED-Saal im Kölner Media Park ein. Rund 100 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, waren erschienen, um sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kallen begrüßte die Erschienen sehr herzlich und erteilte nach Erledigung der üblichen einleitenden Formalien und Hinweise dem Vorstand das Wort.
Bericht des Vorstands
Im ersten Teil der insgesamt dreiteiligen Vorstandsausführungen berichtete Vorstandssprecher Fritz Oidtmann über die wesentlichen Entwicklungen des abgelaufenen Geschäftsjahres. Insgesamt war das Berichtsjahr geprägt von einem ausgesprochen schlechten konjunkturellen Umfeld sowie einer weiter anhaltenden Abwärtsbewegung an den internationalen Finanzmärkten. Trotz des widrigen Umfeldes konnte im vergangenen Jahr die Gewinnschwelle überschritten werden. Diesen Erfolg führt der Vorstandssprecher auf die konsequente Umsetzung des bereits im Jahre 2001 aufgesetzten Kostensenkungsprogramms zurück.
Die OnVista Gruppe versteht sich nach Vorstandsangabe als IT- und Medienunternehmen und ist in den beiden Geschäftsfeldern Technologies (früher Lizenzen) sowie dem Bereich Media mit der bekannten Webseite www.onvista.de aktiv. Das Geschäftsfeld Technologies wird von der 100prozentigen Tochtergesellschaft OnVista Technologies GmbH adressiert. Nach Vorstandsangabe zählt man zu den größten europäischen Systemanbietern im Bereich der Finanzmarktinformation. Mit dem Produkt Onvista market data gateway können den Kunden eine Vielzahl unterschiedlicher Daten und Informationen aus einer Vielzahl von Quellen in einer technisch einheitlichen „Sprache“ geliefert werden. Für die mit den Kunden abgeschlossenen Verträgen entrichten diese in monatlichem Rhythmus entsprechende Gebühren.
Die OnVista Media GmbH, ebenfalls eine 100prozentige Tochtergesellschaft der OnVista AG betreibt das bekannte und in Deutschland mit großem Abstand führende bankenunabhängige Finanzportal www.onvista.de. Die dort abrufbaren Daten werden von der Schwestergesellschaft OnVista Technologies GmbH bezogen. Erlöse werden in diesem Geschäftsfeld aus der Vermarktung von Werbeplätzen auf der Webseite generiert.
Als wesentliche Gründe für die von der letztjährigen Hauptversammlung beschlossene Ausgliederung des operativen Geschäftes in zwei eigenständige Tochtergesellschaften führte Herr Oidtmann die klare Trennung der beiden Geschäftsfelder an, die ohnehin unterschiedliche Zielgruppen adressieren und am Markt schon zuvor eigenständig operierten. Die OnVista AG besitzt nach der Umsetzung dieser Maßnahme eine reine Holdingfunktion, aus der heraus die Konzernstrategie gesteuert sowie zentrale Dienstleistungen erbracht werden.
Durch diese Maßnahme und eine klare Profit-Center-Organisation soll langfristig die Profitabilität beider Geschäftsfelder erhöht und eine optimale Aufstellung im Markt erzielt werden. Hierdurch sowie dank guter Produkte sieht sich die Verwaltung mittel- bis langfristig gut positioniert, um von den weiteren Kostensenkungs- und Outsourcing-Programmen der großen Finanzdienstleister zu profitieren. Als Zielsetzung nannte der Vorstandssprecher, dass in einigen Jahren keine Bank und keine Börse mehr über Finanzinformationssysteme nachdenkt, ohne mit OnVista ins Gespräch zu kommen.
Im zweiten Teil der Vorstandsrede berichtete Finanzvorstand Michael W. Schwetje über das Zahlenwerk der OnVista AG sowie die Entwicklung im von ihm verantworteten Bereich Media. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden Umsatzerlöse in Höhe von 12,58 (Vorjahr: 12,6) Mio. Euro erzielt, unter Einbeziehung der in den sonstigen Erträgen erfassten Erlöse aus auslaufenden Vertragsbeziehungen ergibt sich ein „als-ob“ Umsatz im Volumen von 13,5 Mio. Euro oder 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsatzerlöse verteilten sich zu 70 Prozent auf das Geschäftsfeld Technologies und zu 30 Prozent auf den Bereich Media.
Beim Konzernergebnis vor Steuern konnte im Berichtsjahr die Zielsetzung einer Rückkehr in die Gewinnzone erreicht werden. Das EBT verbesserte sich von minus 9,8 Mio. auf plus 150 TEUR in 2002. Das EBITDA konnte von minus 2,5 auf plus 1,4 Mio. Euro zulegen, das Ergebnis je Aktie erhöhte sich von minus 1,39 auf nunmehr plus 0,37 Euro. Das hohe Ergebnis nach Steuern resultiert nach Vorstandsangabe allein aus Buchgewinnen, die im Zuge der Ausgliederung des operativen Geschäftes in die Tochtergesellschaften entstanden sind, und ist damit ohne materielle Wirkung auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens.
Dank des bereits angesprochenen Kostensenkungsprogramms konnten in 2002 die operativen Kosten im Konzern um rund 11 Prozent auf gut 15 Mio. Euro gesenkt werden, die Personalkostenquote reduzierte sich von 67 auf 59 Prozent. Der Cash-Flow hat sich im Konzern ebenfalls deutlich verbessert und nach minus 5,8 Mio. Euro in 2001 im Berichtsjahr mit 1,2 Mio. Euro im positiven Bereich. Die Eigenkapitalquote ist nach wie vor hoch und verbesserte sich von 90 Prozent in 2001 auf aktuell 93,75 Prozent, die Eigenkapitalrentabilität stieg von minus 24,9 auf plus 6,06 Prozent, die Gesamtkapitalrentabilität erhöhte sich gegenüber minus 22,4 Prozent im Vorjahr auf jetzt 5,68 Prozent. Inklusive jederzeit veräußerbarer Pfandbriefe verfügte die Gesellschaft nach Angabe des Finanzvorstandes über Finanzmittel im Volumen von 27,46 (Vorjahr: 27,27) Mio. Euro.
Im Geschäftsfeld Media, der seine Erlöse aus der Vermarktung von Werbeplätzen auf der Webseite www.onvista.de erzielt, hatte man mit dem deutlichen Rückgang der Werbeaufwendungen der Hauptzielgruppe der Finanzdienstleister zu kämpfen. Dieser wird von Branchenbeobachtern auf etwa 20 Prozent beziffert. Bei einem Außenumsatz von 3,4 (Vorjahr: 4,4) Mio. Euro in diesem Geschäftsbereich wurde ein Vorsteuerergebnis von 400 TEUR erwirtschaftet. Die Umsatzrendite von 11 Prozent bezeichnete Herr Schwetje als im Branchenvergleich sicherlich überdurchschnittlich.
Die Marktführerschaft unter den bankenunabhängigen Finanzportalen konnte auch im Berichtjahr erneut behauptet werden. Mit durchschnittlich 33,6 Millionen monatlichen Pageimpressions liegt man deutlich vor Wettbewerbern wie Finanztreff mit rund 22 Millionen Abrufen sowie dem Handelsblatt mit 12,7 Millionen. Weiteres Potential verspricht sich die Verwaltung von ertragsorientierten Innovationen. So war OnVista das erste Finanzportal, das eine eigene Rubrik für börsengehandelte Fonds, sogenannte XTFs (Exchange Traded Funds), eingeführt hat.
Als ebenfalls richtungsweisend führte Herr Schwetje die neu entwickelte RealPush-Technologie an, die die Echtzeitdarstellung von Derivate-Kursen ermöglicht. Für diesen Wettbewerbsvorteil besteht sogar seitens der Emittenten die Bereitschaft, eine Gebühr zu entrichten. Im Bereich der Werbeplatzvermarktung werden die Kunden umfassend bei der Planung und Platzierung ihrer Kampagne beraten, Ziel ist es dabei laut Vorstand einen messbaren Werbeerfolg für die Kundschaft zu erreichen.
Mit dem Start ins laufende Jahr zeigte sich der Finanzvorstand ebenfalls zufrieden. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum konnten die Umsatzerlöse um 12 Prozent auf 0,94 Mio. Euro gesteigert werden, das Vorsteuerergebnis hat sich mit 213 TEUR mehr als verdoppelt. Potential für das laufende Jahr erwartet die Verwaltung aus neuen Inhalten wie einer Rubrik für Anleihen sowie einem Ausbau der Aktivitäten und Konzepte im Bereich des Direktmarketing, die in der Kundschaft aktuell auf sehr großes Interesse stoßen.
Im Geschäftsbereich Technologies hatte die Gesellschaft nach Aussage von Vorstandsmitglied Stephan Schubert mit der anhaltenden Investitionszurückhaltung der Finanzdienstleister zu kämpfen. Erfolgversprechend sind derzeit im Markt nur Lösungen platzierbar, die zu sehr zeitnah realisierbaren Kostensenkungen führen. Auf diesen Trend ist man laut Vorstandseinschätzung bereits sehr gut ausgerichtet und verspricht sich in diesem Bereich auch in der Zukunft die Erschließung weiteren Umsatzpotentials. Ist die Investitionszurückhaltung bei den Finanzdienstleistern bedingt durch die Baisse an den Kapitalmärkten, so kämpfen die ebenfalls zur Zielgruppe gehörenden Medienunternehmen mit wegbrechenden Werbeeinnahmen. Als Konsequenz aus dieser Entwicklung schränken viele Medien ihre Online-Angebote ein.
Die gesamten Einkünfte im Geschäftsfeld Technologies betrugen im Berichtsjahr 11,9 Mio. Euro, der Außenumsatz in Höhe von 9,1 Mio. Euro konnte gegenüber dem Vorjahr um rund 10 Prozent zulegen. Das Vorsteuer-Ergebnis erreichte mit 630 TEUR einen aus Vorstandssicht erfreulichen Wert. Wichtige Impulse gingen im abgelaufenen Jahr von der Gewinnung neuer Geschäftspartner wie die deutsche Tochtergesellschaft der E*TRADE Gruppe - in Kürze wird die britische Tochtergesellschaft ebenfalls zum Kundenkreis gehören - sowie die beiden rennomierten Privatbankhäuser Sal. Oppenheim und HSBC Trinkaus & Burkhardt mit seinem Schwerpunktbereich Investmentbanking. Neben Folgeaufträgen von Bestandskunden wie Consors oder dem Sparkassen Broker haben andere Kunden ihre Lizenzen aus Kostensenkungsgründen kündigen müssen, so dass die Zahl der Lizenznehmer bereinigt nur von 51 auf 59 gestiegen ist, aktuell zählt man 60.
Ein entscheidender Durchbruch ist mit dem Auftrag von EURONEXT gelungen, der Betreibergesellschaft der Börsen Paris, Brüssel, Amsterdam sowie der Londoner Derivate-Börse LIFFE. Auf der Basis der Technologie von OnVista wird der Kunde die Webseite www.euronext.com programmieren und diese im Laufe des Jahres deutlich ausbauen. Neben einer Einmalzahlung für die Installation der Plattform wird OnVista im Rahmen der mehrjährigen Vertragslaufzeit monatliche Lizenzgebühren für die Wartung und Weiterentwicklung erhalten. Bei einer möglichen Weiterlizenzierung durch EURONEXT an Dritte erhält OnVista eine entsprechende Erlösbeteiligung. Bei der Auftragsvergabe konnte sich OnVista nach Vorstandsangabe gegen mehr als zehn Wettbewerber aus mehreren europäischen Ländern sowie den USA durchsetzen.
Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat sich nach Vorstandsangabe die Investitionszurückhaltung auf der Kundenseite fortgesetzt und zu einem Umsatzrückgang von 4,4 Prozent auf 2,12 Mio. Euro geführt. Mit Unternehmen außerhalb des Konzerns wurden 1,87 Mio. Euro umgesetzt. Für das Gesamtjahr ist die Verwaltung bemüht, den bislang entgangenen Umsatz durch Neugeschäft zu kompensieren. Angesichts der immer länger dauernden Entscheidungsprozesse für IT-Investitionen bei den Kunden sah sich Vorstand Schubert nicht im Stande, eine einigermaßen verlässliche Prognose für das laufende Geschäftsjahr abzugeben.
Bezogen auf den eher verhaltenen Ausblick führte Herr Schubert aus, dass dieser Ausdruck einer konservativen und vorsichtigen Geschäftspolitik ist, nicht jedoch bedeutet, dass man mit Pessimismus in die Zukunft blicke. Auf der Grundlage der krisenfesten Verfassung der OnVista AG sieht der Vorstand bei einer Belebung des Umfeldes überproportionale Chancen für die Gesellschaft.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Hans Richard Schmitz als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem vorliegenden Zahlenwerk sowie den im Berichtszeitraum eingeleiteten Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten. Im Hinblick auf die sehr hohe Liquiditätsausstattung der Gesellschaft erkundigte sich der DSW-Vertreter nach möglichen Akquisitionskandidaten.
Vorstandssprecher Oidtmann führte hierzu aus, dass auch die gegenwärtig optisch günstigen Preise mancher Unternehmen nicht zwingend bedeuten, dass eine mögliche Übernahme wirklich so preiswert ist wie sie erscheint. Wenngleich man natürlich den Markt in dieser Hinsicht ständig beobachte, werde man mit diesem Thema sehr vorsichtig und zurückhaltend umgehen.
Wie auch weitere Redner regte Herr Schmitz an, einen Teil der offenbar operativ nicht benötigten Liquidität an die Aktionäre auszuschütten, sofern hiermit in absehbarer Zeit keine attraktive Rendite erwirtschaftet werden kann. Vorstand Schubert betonte in seiner Antwort die Wichtigkeit einer sehr soliden Finanzausstattung gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Branchenumfeldes. Ferner signalisiert ein hoher Cash-Bestand den Kunden Sicherheit, die diese für ihre zumeist langfristig ausgelegten Projekte auch benötigen. Mit Blick auf den kürzlich akquirierten Auftrag des Börsenbetreibers EURONEXT N.V. ergänzte Herr Schubert, dass neben der technischen und fachlichen Kompetenz von OnVista gerade diese Sicherheit ein entscheidender Erfolgsfaktor für erfolgreiche Kundenakquisitionen ist.
Im Zusammenhang mit den von Banken betriebenen Portalen erkundigte sich der DSW-Sprecher nach einer möglichen Konkurrenz für OnVista von dieser Seite. Vorstandsmitglied Schwetje erklärte hierzu, dass die Banken mit ihren Portalen ein andere Geschäftsmodell als OnVista verfolgen und insofern im Bereich der Werbung keine Wettbewerber sind. Hinsichtlich der Zugriffszahlen auf diesen Portalen führte er aus, dass lediglich Consors diesen Wert veröffentlicht. Der Nürnberger Online-Broker hat in 2002 rund 21 Millionen monatliche Zugriffe registriert, bei OnVista lag der Wert in diesem Zeitraum bei 33,6 Millionen und somit deutlich höher. Befragt nach dem Status der beiden Portale in Großbritannien und Italien erklärte die Verwaltung, dass sich diese auf niedrigem Niveau behaupten und vor allem zur Vertriebsunterstützung im Geschäftsfeld Technologies, also dem Lizenzgeschäft, dienen.
Auf die Frage nach der Zukunft von kostenpflichtigen Inhalten im Web äußerte sich Herr Schwetje zurückhaltend und erklärte, dass die anfängliche „alles im Internet ist umsonst“ Strategie und Einstellung nur sehr langsam überwunden werden kann. Derzeit vertreibt man erfolgreich das Produkt „Investorenbrief“ als kostenpflichtiges Angebot. Mit Blick in Zukunft schätzte der Vorstand dass auch in 5 Jahren maximal 10 Prozent der Umsatzerlöse aus kostenpflichtigem Content resultieren werden. Angesichts des erfreulichen Erfolges des Investorenbriefes wurde die IFVB GmbH, welches dieses Produkt erstellt und betreibt, Anfang 2003 von OnVista übernommen.
Herr Maar von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) erkundigte sich im Zusammenhang mit der Ausgliederung des operativen Geschäftes in zwei eigenständige Tochtergesellschaften nach den näheren steuerlichen Details dieser Maßnahme. Die Verwaltung führte hierzu aus, dass die Ausgliederung der sauberen Trennung der Geschäftsfelder diente und erst im Zuge der Umsetzung der Maßnahme auf der einen Seite und der einsetzenden Diskussion in der Politik auf der anderen Seite die bestehenden Verlustvorträge ausgenutzt wurden.
Mit Blick auf das schlechte konjunkturelle Umfeld erkundigte sich der SdK-Vertreter des Weiteren nach der Entwicklung im Bereich der Forderungen sowie möglicher Ausfälle. Nach Vorstand hat sich die Situation bei den Forderungsausfällen in 2002 deutlich beruhigt. Als Grund wurde die hohe Solvenz der Werbekunden angeführt, bei denen es sich fast ausnahmslos um die großen Player in der Branche handelt.
Im Zusammenhang mit den noch bestehenden Minderheitsbeteiligungen erkundigte sich Herr Maar nach bestehenden vertraglich gesicherten Einflussmöglichkeiten bei diesen Gesellschaften. Laut Vorstand bestehen derartige vertraglich fixierte Rechte nicht. Mit Blick auf die 25,1prozentige Beteiligung an der Prozentor GmbH erklärte Herr Schwetje, dass diese Gesellschaft operativ profitabel arbeitet.
Aktionär Fritsch erkundigte sich nach dem aktuellen Finanzmittelbestand der OnVista AG, welcher vorstandsseitig mit 27,5 Mio. Euro zum 31.Dezember 2002 und 27,4 Mio. Euro zum Ende des ersten Quartals 2003 angegeben wurde. Aktuell bewegt sich dieser nach wie vor auf dem Niveau des 1. Quartals, so der Finanzvorstand weiter.
Kritisch äußerte sich Herr Fritsch zum verlustreichen Verkauf der eigenen Aktien im vergangenen Geschäftsjahr. Als Grund für diese Transaktion nannte der Vorstand den an die Gesellschaft von Fondsgesellschaften herangetragenen Wunsch, in die OnVista Aktie investieren zu wollen. Da die institutionellen Anleger über die Börse nicht in gewünschtem Maße zu Zuge gekommen wären, habe man sich für diesen Schritt entschieden und den Verlust in Höhe von 350 TEUR in Kauf genommen, so der Vorstand weiter. Bei dem der Hauptversammlung vorliegenden Beschlussvorschlag zur erneuten Rückkaufermächtigung handelt es sich laut Verwaltung um einen reinen Vorratsbeschluss.
Befragt nach dem aktuellen Status bei der ALTUS Media AG, an der die OnVista AG mit 12,88 Prozent beteiligt ist und die zu Jahresanfang einen Insolvenzantrag gestellt hat, antwortete Finanzvorstand Schwetje, dass man die getätigten Investitionen in diese Beteiligung im Volumen von etwa 200 TEUR bereits in 2002 komplett wertberichtigt hat. Da sich das Insolvenzverfahren bei der Gesellschaft noch in der Anfangsphase befindet, ist es nach Ansicht der Verwaltung gegenwärtig noch nicht möglich, Angaben über den möglichen Verlauf desselben sowie zur Höhe einer möglichen Quote zu machen. Grundsätzlich sei jedoch davon auszugehen, dass keine nennenswerte Quote zu erwarten ist, so der Finanzchef von OnVista weiter.
Aktionär Zukunft erkundigte sich nach dem Ergebnisbeitrag aus dem kürzlich abgeschlossenen Vertrag mit EURONEXT. Nach Angabe von Herrn Schubert handelt es sich bei diesem Auftrag um den größten Auftrag in der bisherigen Unternehmensgeschichte. Wenngleich über die Details Stillschweigen vereinbart wurde, handelt es sich bei der Struktur des Geschäftes um ein Fixkostengeschäft mit vergleichsweise hohen Margen.
Auf die Frage nach möglichen Versuchen einer freundlichen oder feindlichen Übernahme der Gesellschaft durch einen Dritten erklärte Vorstandssprecher Oidtmann, dass eine derartige Transaktion ohne die Einbeziehung des Vorstandes, der nach wie vor rund 57 Prozent der Aktien hält, nicht denkbar ist. Wenngleich durchaus von verschiedener Seite Interesse an einer solchen Transaktion bekundet wurde, sei man bisher nicht über unverbindliche Vorgespräche hinausgegangen. Herr Oidtmann betonte in seinen weiteren Ausführungen zu diesem Themenkomplex, dass man sehr an einer eigenständigen Weiterführung des Unternehmens interessiert sei.
Der Wechsel des Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young zu PwC wurde vom Vorstand auf Nachfrage mit den Empfehlungen im Corporate Governance Kodex begründet. Ernst & Young hat die letzten vier Abschlüsse der OnVista AG geprüft.
Befragt nach einer konkreten Prognose für das laufende Geschäftsjahr erklärte Herr Oidtmann, dass eine Vorhersage für das laufende Jahr nur sehr schwer möglich sei, und angesichts vieler belastender Faktoren zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr schwer. Sofern es zu Zuwächsen kommen sollte, werden diese laut Vorstand eher verhalten ausfallen, man müsse sich jedoch auf Stagnation oder sogar leichte Rückgänge einstellen. Mittel- bis langfristig verfügt die Gesellschaft nach seiner Einschätzung durch ihre Aufstellung über erhebliches Potential und dürfte von einer Belebung der Finanzbranche überproportional profitieren. Hinsichtlich möglicher Dividendenausschüttungen führte der Vorstand weiter aus, dass diese denkbar werden, wenn ein ausreichender operativer Gewinn erzielt wird.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 12:10 Uhr wurde die Präsenz mit 5.143.102 Aktien oder 76,76 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden von Anteilseigner mit sehr großer Mehrheit bei nur wenigen hundert Gegenstimmen und Enthaltungen verabschiedet.
Im Einzelnen wurden die folgenden Beschlüsse gefasst: Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der PwC Deutsche Revision Aktiengesellschaft, Köln zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2003 (TOP 5), Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG) (TOP 6) sowie die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7).
Der OnVista AG ist es im Berichtszeitraum gelungen, durch die konsequente Umsetzung eines Kostensenkungs- und Restrukturierungsprogramms ein positives Vorsteuerergebnis zu erwirtschaften und damit nach den Verlusten des Vorjahres den Rückkehr in die Gewinnzone zu vollziehen. Das Konzernergebnis nach Steuern in Höhe von 2,45 Mio. Euro ist auf den ersten Blick erfreulich, resultiert jedoch aus Buchgewinnen im Zusammenhang mit der im Vorjahr beschlossenen Ausgliederung der operativen Bereiche aus der AG in zwei eigenständige Tochtergesellschaften. Wenngleich die Umsatzprognose von 14 bis 15 Mio. Euro nicht erreicht werden konnte, spricht das Erreichen der Gewinnzone für die Verwaltung, die nach eigenem Bekunden auf eine strikt ertragsgesteuerte Umsatzausweitung höchsten Wert legt.
Insgesamt ist die OnVista AG in den zwei von ihr adressierten Geschäftsfeldern gut aufgestellt und sollte von einer Verbesserung des Marktumfeldes in der Finanzbranche besonders deutlich profitieren können. Ebenfalls sehr beruhigend und Stabilität verleihend ist der hohe Bestand an liquiden Mitteln, der unter Einbeziehung der jederzeit veräußerbaren Pfandbriefe bei rund 27,4 Mio. Euro oder etwa 4,09 Euro je Aktie beträgt. Bei einem aktuellen Kursniveau von 4,50 Euro wird das operative Geschäft der Gesellschaft gerade einmal mit rund 2,75 Mio. Euro bewertet. Wenngleich eine derart hohe Ausstattung mit Liquidität immer Begehrlichkeiten auf der Seite der Anteilseigner nach einer Ausschüttung weckt, sei daran erinnert, dass zur Generierung von Aufträgen namhafter Kunden wie zuletzt der Börse Euronext N.V. eine stabile Bilanzstruktur von entscheidender Wichtigkeit ist, da diese dem Kunden eine entsprechende Sicherheit signalisiert.
Dem längerfristig disponierenden Investor kann die OnVista Aktie als Depotbeimischung empfohlen werden. Das mögliche Kursrisiko dürfte auf einen Rückgang in Richtung des Cash-Bestandes je Aktie beschränkt sein, die Chancen bei einer Verbesserung des Umfeldes im Finanzsektor sind ungleich größer.
Hinweis: OnVista ist Kooperationspartner der GSC Research GmbH.
Kontaktadresse
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Internet: www.onvista.de
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