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Interview Dr. Giering (Finanzvorstand Silicon Sensor AG) - "Unser Geschäftsmodell weist eine enorme Skalierbarkeit auf"

Die in Berlin ansässige Silicon Sensor ist in der Entwicklung und Herstellung von Sensoren für die unterschiedlichsten Verwendungsmöglichkeiten aktiv. Zu den Einsatzgebieten der Produkte des Hauses gehören neben der Anwendung in der Luft- und Raumfahrttechnologie - etwa im Marsmobil - auch verschiedenste Anwendungen im Maschinenbau.



 



Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Gesellschaft, wie unlängst veröffentlicht, die Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozent auf rund 12 Mio. EUR gesteigert. Das EBITDA konnte im Berichtszeitraum um 30 Prozent auf 2,4 Mio. EUR verbessert werden, das EBIT kletterte um 56 Prozent auf 1,152 Mio. EUR. Der Jahresüberschuss stieg noch stärker von 335 auf 720 TEUR, das Ergebnis je Aktie hat sich entsprechend von 0,16 auf 0,32 EUR je Aktie verdoppelt.



 



Über das abgelaufene Geschäftsjahr, das aktuelle Marktumfeld sowie die weiteren Planungen und Aussichten der Gesellschaft sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Finanzvorstand der Silicon Sensor AG, Dr. Hans-Georg Giering.



 



 



Dr. Giering: "Unser Geschäftsmodell weist eine enorme Skalierbarkeit auf"



 



GSC Research: Die vorgelegten Zahlen zeigen insbesondere auf der Ergebnisseite eine sehr erfreuliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf. Auf welche Faktoren ist diese Entwicklung im Wesentlichen zurückzuführen?



 



Dr. Giering: Dieser Effekt erklärt sich aus unserem Geschäftsmodell. Die Silicon Sensor AG entwickelt und fertigt im Kundenauftrag Sensoren für spezielle Anwendungen. In der Praxis sieht das so aus: Der Kunde teilt uns mit, welche spezifische Problemlösung er benötigt, und bezahlt uns sowohl die von uns dafür erbrachte Forschungs- und Entwicklungsleistung sowie die Kosten für die zu produzierenden Sensoren.



 



Bei der Produktion verwenden wir 100mm-Scheiben, die wir aufgrund der sehr geringen Größe der zu fertigenden Sensoren sehr effektiv einsetzen können. Eine Scheibe ermöglicht es uns für bestimmte Sensortypen, zwischen 6.000 bis 8.000 Chips daraus zu produzieren. Die Produktionskosten machen darum nur einen sehr geringen Anteil bei uns aus, wesentlich ist der im Vergleich zur Produktionsmenge sehr hohe Fixkostenblock.



 



GSC Research: Sie führten aus, dass sich die Silicon Sensor AG vor allem auf die Lösung von spezifischen Anwendungen und nicht auf das Mengengeschäft konzentriert. Was machen Sie denn, wenn nur sehr geringe Stückzahlen vom Kunden abgenommen werden, mit der möglicherweise entstandenen Überproduktion, die sich vielleicht erst nach Jahren ebenfalls verkaufen lässt?



 



Dr. Giering: Die aus Losgrößen resultierende Überproduktion ist gering und unterliegt Abwertungsroutinen, die wir mit den Wirtschaftsprüfern abgestimmt haben. Der große Vorteil bei den Sensoren ist, dass, wenn ein Sensor einmal funktioniert, sich dieser nicht mehr verändert. Mit anderen Worten: Es gibt heute bei uns noch eine Reihe Kunden, die beispielsweise Sensoren aus früheren Produktionsjahren beziehen. Im Gegensatz zu vielen technischen Anwendungen, die mit der Zeit veralten und daher Abwertungen oder Neuentwicklungen erfordern, ist dies bei Sensoren nicht der Fall. Daher entstehen bei uns aus Lagerbeständen nur sehr geringe Abwertungsrisiken.



 



GSC Research: Sie führen aus, dass Silicon Sensor sich auf die Entwicklung und Fertigung kundenspezifischer Sensorlösungen konzentriert hat. Wie muss man sich bei diesem Geschäftsmodell die Vertriebsaktivitäten vorstellen?



 



Dr. Giering: Eine sehr gute Frage. Im Regelfall ist es so, dass die Kunden mit ihrem Problem auf uns zu kommen. Wir haben es auch nicht mit den Einkäufern zu tun, sondern werden direkt aus den F&E-Abteilungen angesprochen, ob wir bei der Lösung bestimmter Probleme mittels Sensoren helfen können. Unsere Ingenieure werden von ihren Kollegen auf der Kundenseite bei der Suche nach Lösungen angesprochen.



 



Aufgrund der zumeist sehr hohen strategischen Bedeutung für die Kunden steht die Preisfrage im Hintergrund und spielt nur eine eher untergeordnete Rolle. Die hohe Zufriedenheit mit unserer Leistung können Sie auch daran erkennen, dass wir in den letzten 12 Jahren keinen einzigen Kunden verloren haben und Forderungsausfälle von lediglich 18.000 US-Dollar verkraften mussten.



 



GSC Research: Zurück zum Jahresergebnis. Mit anderen Worten ausgedrückt, haben Sie im Berichtszeitraum einfach durch den Verkauf einer größeren Menge an Sensoren das Ergebnis im Vorjahresvergleich deutlich ausweiten können?



 



Dr. Giering: Das ist korrekt. Je mehr Sensoren wir verkaufen, desto höher fällt unser Gewinn aus wäre allerdings zu einfach gedacht. Die Einzelpreise sinken bei höheren Fertigungsstückzahlen natürlich auch entsprechend der höheren Effizienz. Allerdings verfügen wir noch über erhebliche Reserven, wenn Sie beispielsweise an eine Ausweitung unserer Produktion von jetzt einer auf dann zwei Schichten denken. In jedem Fall besitzt unser Geschäftsmodell eine enorme Skalierbarkeit. Auf der Aufwandsseite, sei es Personal, Abschreibungen oder den sonstige Aufwendungen, sind wir in 2003 sehr konstant geblieben bzw. konnten die Kosten sogar leicht absenken.



 



GSC Research: Wie sehen Sie die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr 2004?



 



Dr. Giering: Auf der Umsatzseite erwarte ich aus heutiger Sicht und natürlich unter dem Vorbehalt, dass nicht irgendwelche unvorhersehbaren Ereignisse die Konjunktur zum Absturz bringen, ein Volumen von etwa 13,3 Mio. EUR, auf der Ertragsseite sollen wegen der beschriebenen Fixkostenthematik ebenfalls deutliche Fortschritte erzielt werden. Wenn alles gut läuft, können wir in 2004 bereits eine EBIT-Marge von 10 Prozent erreichen. Mittel- bis langfristig soll diese noch spürbar zulegen können.



 



GSC Research: Bei positiven Zukunftserwartungen stellt sich aus Anlegersicht natürlich unweigerlich die Frage danach, wann man sich auch über eine Teilhabe an dieser Entwicklung in Form einer Dividende erfreuen kann.



 



Dr. Giering: Das ist in der Tat eine berechtigte Frage, die bereits anlässlich unserer letztjährigen Hauptversammlung thematisiert wurde. Mit der Ausschüttung einer Dividende wollen wir uns bis zum Geschäftsjahr 2006 Zeit lassen. Bis dahin wollen wir nicht nur unser EBIT und die Erträge verdoppeln, sondern auch noch eine Reihe hochinteressanter Projekte durch den Einsatz von Eigenmitteln umsetzen. Diese sollen dazu beitragen, dass sich die operative Entwicklung in den kommenden Jahren noch erfreulicher darstellt und unsere Aktionäre daran auch in Form eines sich verbessernden Aktienkurses profitieren können.



 



GSC Research: In der Vergangenheit hatte die Silicon Sensor AG in größerem Umfang Fremdkapital aufgenommen. Wie ist hier der aktuelle Stand und wie ist das Verhältnis zu Kreditinstituten angesichts der spürbaren Zurückhaltung der Kreditinstitute bei der Unternehmensfinanzierung überhaupt?



 



Dr. Giering: Die Verschuldung konnten wir, nicht zuletzt dank der Hilfe der Heidenhain-Gruppe, deutlich reduzieren. Auch die in der Kreditgewährung aus 2000 seitens der Banken geforderten Sondertilgungen wurden komplett und pünktlich vorgenommen. Das Verhältnis zu unseren Banken ist gut, vor dem Hintergrund der positiven Unternehmensentwicklung kommt das Kreditgewerbe derzeit mit Angeboten auf uns zu.



 



GSC Research: Apropos Aktionäre. Unlängst hat die Heidenhain-Gruppe bekannt gegeben, dass sie sich von ihrer Beteiligung an der Silicon Sensor AG getrennt hat. Kennen Sie die Hintergründe für diese Entscheidung und gibt es inzwischen andere Aktionäre mit einer meldepflichtigen Beteiligung?



 



Dr. Giering: Die Heidenhain-Gruppe hatte sich im Zuge gewisser wirtschaftlicher Probleme in der Vergangenheit im Wege einer Kapitalerhöhung an der Silicon Sensor AG beteiligt. Diese Maßnahme steht im Zusammenhang mit unserer seit langen Jahren guten Beziehung zu diesem Unternehmen, das damit die künftige Belieferung mit Sensoren durch uns absichern wollte.



 



Im Gegensatz zu anderen Kunden-Lieferantenbeziehungen stehen wir in einem sehr engen und besonderen Verhältnis zu unseren Kunden. Wesentlicher Grund ist die hohe Bedeutung, die den von uns gelieferten Sensoren zukommt. So hängt an einer Lieferung von uns im Volumen von 1 Mio. EUR bei unseren Kunden ein Umsatzvolumen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro. Daran erkennen Sie, das wir aufeinander angewiesen sind.



 



Da die Entwicklung eines Sensors inklusive der Prüfroutinen der Kunden in der Regel etwa zwei Jahre dauert und mit nicht unerheblichen Kosten für Entwicklung und die Prüfung seitens des Auftraggebers verbunden ist, stellt sich ein kurzfristiger Lieferantenwechsel als nicht sonderlich praktikabel dar. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir in der Zeit seit unserem Bestehen keinen Kunden an den Wettbewerb verloren haben.



 



GSC Research: Stichwort andere meldepflichtige Aktionäre?



 



Dr. Giering: Uns sind keine neuen meldepflichtigen Positionen bekannt geworden. Der Streubesitzanteil der Silicon Sensor AG beläuft sich jetzt auf sehr hohe 93 Prozent, die von der Heidenhain veräußerten Aktien wurden bei institutionellen Investoren platziert. Vor diesem Hintergrund haben wir aktuell eher das Problem, am Markt von einigen Beobachtern als Übernahmekandidat gesehen zu werden.



 



GSC Research: Wer sind die wesentlichen Wettbewerber der Silicon Sensor AG?



 



Dr. Giering: Ingesamt gibt es weltweit drei weitere Mitbewerber, die allesamt deutlich größer als Silicon Sensor sind und bei denen die kundenspezifische Entwicklung und Herstellung von Sensoren lediglich eine Randaktivität darstellt. Größter Mitbewerber ist die japanische Hamamatsu Photonics, ein Mischkonzern mit einem Jahresumsatz von 2,5 Mrd. Euro und eher auf das breite Massengeschäft fokussiert. Die beiden anderen Wettbewerber stammen aus den USA, zum einen die Perkin Elmer Inc. und zum anderen Advanced Photonix, die ebenfalls über kleine Abteilungen in diesem Bereich verfügen und bei denen diese Leistungen vor allem zur Bindung strategisch wichtiger Kunden vorgehalten werden.



 



GSC Research: Wie sieht die Präsenz Ihrer Mitbewerber auf den verschiedenen regionalen Märkten aus?



 



Dr. Giering: Das Sensorengeschäft ist sehr international, so dass wir unseren Wettbewerbern ohne nennenswerte Unterschiede auf allen wichtigen Märkten begegnen. In der Regel erfolgt seitens der Kunden, die auf der Suche nach einer Lösung für ein spezifisches Problem sind, eine Anfrage bei allen vier Unternehmen, die in der Lage sind, solche Sensoren zu entwickeln und dann auch zu liefern.



 



GSC Research: Lassen Sie uns zurückkommen zu den Produkten und wichtigsten Trends in diesem Bereich. Wer zählt zu den Kunden der Silicon Sensor AG?



 



Dr. Giering: Da wir uns nicht auf bestimmte Anwendungen oder Branchen fokussiert haben, verfügen wir über eine Vielzahl renommierter Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich Ihnen nur einen kleinen Auszug aus unserer Referenzliste benennen kann, da eine Reihe unserer Partner Wert auf Geheimhaltung der Lieferantenbeziehung legt. Bekannt ist, dass wir in Geschäftsbeziehungen zu Bosch, Siemens, Jenoptik, AGFA, Airbus, Boeing, Leica, EADS, Heidenhain und einer Vielzahl weiterer namhafter Adressen stehen.



 



Große Trends sind nicht unser Geschäft, da diese meistens zu einem wenig margenattraktiven Massengeschäft führen. Spannende Themen sind jedoch sicherlich Sensoren, die im Marsmobil vor sechs Jahren erstmals eingesetzt wurden und nun in der Automobilindustrie verwendet werden sollen. Das Auto erkennt dank der Sensoren Hindernisse auf der Fahrbahn bereits vor dem Fahrer und kann so durch frühzeitige Reaktion mögliche Gefahren vermindern oder umgehen. Bei diesem System wird die Straße mit Infrarotlasern abgetastet, welche die Berechnung der Entfernung ermöglichen. Hier erwarten wir mittelfristig einen größeren Vertragsabschluss.



 



Ebenfalls interessant für uns ist der große Erfolg der Marskamera der europäischen Marssonde. Die sehr überzeugenden Resultate lassen langsam Nachfrage nach ähnlichen Kameras für erdnähere Räume entstehen. Weitere Anwendungen bestehen in der Abbildung des menschlichen Kreislaufes mittels eines von uns entwickelten Sensors oder in der Produktion von Arzneimitteln.



 



GSC Research: Herr Dr. Giering, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.



Veröffentlichungsdatum: 02.04.2004 - 14:23
Redakteur: ala
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