Die schwerpunktmäßig in der Frühphasenfinanzierung tätige Berliner Venture Capital Gesellschaft bmp AG veröffentlichte kürzlich die vorläufigen Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr. Mit einem Konzerngewinn von 2,2 Mio. Euro ist das Unternehmen nach einem Vorjahresverlust von 11,8 Mio. Euro in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im Konzernabschluss sind gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Mio. Euro erhöhte Wertberichtigungen auf das Beteiligungsportfolio bereits berücksichtigt, mit denen das Management möglichen zukünftigen Risiken Rechnung tragen möchte. Die Liquidität belief sich zum Bilanzstichtag auf 2,9 (Vorjahr: 4,3) Mio. Euro, der Net-Asset-Value hat sich auf 21 Mio. Euro bzw. 1,76 Euro je Aktie erhöht.
Über das aktuelle Marktumfeld, die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken sowie die weiteren Aussichten der bmp AG sprach Alexander Langhorst für GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden der bmp AG, Oliver Borrmann.
Borrmann: "Wir sind zuversichtlich, dass der VC-Markt seinen Boden gefunden hat"
GSC Research: In den sehr schwierigen Jahren 2001 bis 2003 haben eine Reihe von VC-Gesellschaften sich komplett aus dem Markt verabschiedet oder auf Spätphasen-Investitionen konzentriert. Welche Änderungen hat es im Geschäftsmodell der bmp gegeben?
Borrmann: Viele unserer früheren Wettbewerber haben sich in der Tat entweder komplett aus dem VC-Geschäft verabschiedet oder fokussieren sich heute auf die Finanzierung späterer Unternehmensphasen - Engagements, die naturgemäß deutlich risikoärmer sind. Im Gegensatz zu diesen ehemaligen Mitbewerbern sind wir auch in den Krisenjahren unserem ursprünglichen Geschäftsinhalt, der Bereitstellung von Venture Capital für junge und vor allem technologieorientierte Unternehmen, treu geblieben. Auch sind wir weiterhin in der von seit je her betriebenen Frühphasen-Finanzierung durch die Bereitstellung von Seed Capital aktiv.
GSC Research: Lassen Sie mich die Frage dann anders formulieren: Was haben Sie in den schlechten Jahre im operativen Bereich getan?
Borrmann: In den letzten zwei Jahren haben wir uns vor allem auf die Weiterentwicklung unserer aktuell 27 Portfolio-Unternehmen konzentriert und sind keine Neuengagements eingegangen. Bei den Portfoliounternehmen wurden jedoch die in den Beteiligungsverträgen festgelegten und in der Regel an die Erreichung bestimmter Milestones gekoppelten Folgeinvestitionen getätigt.
GSC Research: Seit dem Ende des Irak-Krieges und der anschließenden Verbesserung der Stimmung bei den Investoren haben sich die Aktienkurse vieler Firmen, allen voran der Technologiewerte, wieder deutlich erholt. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die bmp AG?
Borrmann: Die Wirkungen auf unser Geschäft sind derzeit vor allem auf der Exit-Seite zu spüren. In den vergangenen zwei Jahren lief fast nichts auf dem Exit-Markt, weil nicht nur der Weg an den Kapitalmarkt versperrt war, sondern auch viele große Unternehmen - klassische Partner bei Trade Sales - nicht als Käufer am Markt aufgetreten sind. Seit einigen Monaten ist jedoch von dieser Seite wieder Kaufinteresse zu verspüren. Auch die aktuell laufenden Übernahmen bei den Großkonzernen deuten darauf hin, dass sich der Markt für Unternehmenskäufe und -verkäufe wieder freundlicher gestaltet.
GSC Research: Erfahrungsgemäß ist für ein positives Ergebnis im Beteiligungsgeschäft auch ein vernünftiger Einstiegspreis bei einer Beteiligung wichtig. Wie wirkt sich die Aufhellung der Marktstimmung auf die Einstiegspreise für Sie als VC-Geber aus?
Borrmann: Erfreulicherweise sind die Bewertungsniveaus, die derzeit bei Neuengagements zu zahlen sind, noch als sehr moderat zu bezeichnen. Die Verbesserung der Stimmung auf der Exit-Seite hat sich hier bislang noch nicht ausgewirkt. Diese Situation wollen wir aktiv nutzen und befinden uns aktuell in Gesprächen und der Prüfung von mehreren Frühphasen-Engagements. Dabei wird unser durchschnittliches Beteiligungsvolumen aber 500 TEUR aber vorerst nicht überschreiten.
GSC Research: Sie verfügen derzeit über eine Liquidität von rund 2,9 Mio. Euro. Planen Sie in den nächsten Monaten eventuell Kapitalmaßnahmen, um die von Ihnen beschriebenen günstigen Bewertungsniveaus auch für größere Neuinvestitionen zu nutzen?
Borrmann: Derzeit führen wir erste Gespräche zur Auflegung eines Venture Capital Fonds zur Finanzierung neuer Projekte. Wir sind zuversichtlich, hier in den kommenden 21 bis 24 Monaten das notwendige Volumen akquirieren zu können. Grundsätzlich halte ich im weiteren Jahresverlauf auch eine größere Kapitalmaßnahme für denkbar. Die dadurch zufließenden Mittel würden ausschließlich in Neuengagements fließen.
Für die Finanzierung unseres Verwaltungsaufwandes sind wir nicht auf die Zuführung frischer Mittel angewiesen; ein großer Teil unserer laufenden Kosten - derzeit etwa 1,2 Mio. Euro jährlich - wird bereits durch laufende Erträge aus Fondsverwaltung und Consulting-Aktivitäten abgedeckt. Zudem erwarten wir im laufenden Jahr auch Liquiditätszuflüsse aus der Veräußerung von Beteiligungen.
GSC Research: Apropos Verwaltungsaufwand und operatives Geschäft. Im letzten Geschäftsjahr haben Sie den vorläufigen Zahlen zufolge die Rückkehr in die Gewinnzone erreicht. Aus welchen Aktivitäten resultiert das vorliegende Ergebnis?
Borrmann: Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir angesichts der noch sehr geringen Nachfrage nach Beteiligungen und der aus unserer Sicht vollkommen indiskutablen Bewertungen nur sehr wenig veräußert, hieraus resultiert ein Umsatzanteil von etwa 450 TEUR. Das positive Konzernergebnis in Höhe von 2,2 Mio. Euro stammt also hauptsächlich aus zwei Sondereffekten. Dabei handelt es sich zum einen um Darlehen der KfW, die wir aus Zinsgründen im Wege eines SWAP-Geschäft in Schweizer Franken "getauscht" haben. Durch die Wechselkursentwicklung mussten hierfür in den vergangenen Jahren Rückstellungen in Höhe von 1,5 Mio. Euro gebildet werden. Diese konnten wir im Berichtsjahr auflösen, als wir den SWAP endgültig geschlossen haben.
Darüber hinaus konnten wir einen positiven Ertrag aus dem Kauf von Forderungen der KfW gegenüber unserer Tochtergesellschaft bmp Venture Tech GmbH erzielen. Dabei erwarben wir Darlehen zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Euro, bei dem die damit finanzierte Beteiligung ausgefallen war und keine Aussicht auf einen Mittelzufluss mehr bestand.
GSC Research: Gegenüber dem Vorjahr ist die Liquidität von 4,3 auf 2,9 Mio. Euro gesunken. Welche Effekte haben zu dieser Entwicklung geführt?
Borrmann: Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatten wir Mittelzuflüsse aus einer Kapitalerhöhung in einer Größenordnung von 1,6 Mio. Euro und aus dem Verkauf von Beteiligungen in Höhe von 450 TEUR. Somit haben wir in 2003 Mittel in Höhe von 3,4 Mio. Euro für unser operatives Geschäft und Nachfolgeinvestitionen verwendet, wovon gut die Hälfte in unser Portfolio gegangen ist. Unsere vertraglich vereinbarten Nachinvestitionen sind damit weitestgehend abgeschlossen. Im laufenden Jahr ist nicht mit weiteren Folgeinvestitionen in nennenswertem Umfang zu rechnen, gleichwohl aber mit Neuinvestitionen.
GSC Research: Derzeit befinden sich in ihrem Portfolio 27 Unternehmen. Können Sie unseren Lesern über die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung dieser Gesellschaften berichten?
Borrmann: Grundsätzlich sind wir mit der Entwicklung unserer Beteiligungen durchaus zufrieden. Von den 27 Portfoliounternehmen gehören "nur" 20 Beteiligungen zum aktiven Portfolio, aus den restlichen sieben Unternehmen erwarten wir keine zukünftigen Erträge. Zum Bilanzstichtag 2003 hatten wir insgesamt 45,8 Mio. Euro in Form von offenen und stillen Beteiligungen sowie Darlehen in unsere Portfoliounternehmen investiert.
Die 20 Beteiligungen aus dem aktiven Portfolio, über welche sich der interessierte Anleger auch in unserer quartalsweise aktualisierten Beteiligungspräsentation auf der Homepage informieren kann, sind im Schnitt bereits etwa fünf bis sechs Jahre am Markt aktiv. Davon erzielen viele einen positiven Cashflow und in 2003 zumeist auch ein positives Ergebnis.
GSC Research: Können Sie uns nähere Angaben zur durchschnittlichen Investitionshöhe sowie den Branchenschwerpunkte ihres Portfolios machen?
Borrmann: Sehr gerne. Die durchschnittliche Investitionsgröße, also offene und stille Beteiligungen sowie Darlehen zusammen genommen, beträgt 1,7 Mio. Euro. Branchenschwerpunkte bilden dabei IT und verwandte Themen, Financial Services sowie die Biotechnologie. Wenngleich wir diese Investitionen vor allem in Frühphasen vorgenommen haben, sind die Unternehmen dank der Fortschritte in den letzten Jahren heute zu 84 Prozent bereits in der Expansionsphase und damit auf dem Weg zu einer für uns und unsere Aktionäre erfolgreichen Veräußerung ein erhebliches Stück vorangekommen. Angenehmer Nebeneffekt dieser Entwicklung ist natürlich ein deutlich besseres Chance-Risiko-Profil in unserem Portfolio sowie der de facto beendete Nachinvestitionsprozess - ausgenommen natürlich bei den Biotechnologie-Unternehmen.
GSC Research: Gibt es unter den Beteiligungen aus ihrer Sicht besonders aussichtsreiche Engagements?
Borrmann: Grundsätzlich erwarten wir aus unserem aktiven Portfolio in den kommenden Jahren - eine Verbesserung der Exit-Möglichkeiten unterstellt - hohe Erträge, da sich die Unternehmen nicht nur sehr gut weiterentwickelt haben, sondern wir zudem in den letzten Jahren hohe Wertberichtigungen auf unsere Beteiligungen vorgenommen haben und sich aus einem erfolgreichen Verkauf entsprechend hohe Buchgewinne ergeben. Die Bewertung einzelner Beteiligungen und der potenziellen Erträge aus einer Veräußerung möchte ich jedoch nicht kommentieren, wofür ich um Ihr Verständnis bitte.
GSC Research: Wie sehen die aktuellen Planungen für das laufende Geschäftsjahr aus?
Borrmann: Wir erwarten im laufenden Jahr eine Verbesserung des Marktumfeldes, die uns auch die Veräußerung von Beteiligungen zu attraktiven Konditionen ermöglichen dürfte. Seit einigen Wochen können wir hier eine deutliche Verbesserung von Stimmung und Preisvorstellungen auf der Seite der Käufer feststellen. Zudem sind auch die großen Konzerne bei ausgesuchten Unternehmen wieder auf der Käuferseite aktiv.
Daneben befinden wir uns derzeit in der Prüfung von neuen Engagements. Die in diesem Bereich aktuell noch attraktiven Bewertungsniveaus wollen wir im laufenden Geschäftsjahr wieder verstärkt zum Einstieg nutzen. In diesem Zusammenhang planen wir wie schon gesagt, das uns zur Verfügung stehendes Kapital zu erhöhen, sei es in Form des geplanten Fonds oder im Wege einer Kapitalmaßnahme.
GSC Research: Die bmp-Aktie hat sich in den vergangenen Monaten ebenfalls von ihren Tiefsständen erholen können. Wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?
Borrmann: Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich mich an Spekulationen über die künftige Kursentwicklung unserer Aktie nicht beteiligen werde. Grundsätzlich dürfte aber die positive Entwicklung und die angestrebte operative Profitabilität in der Zukunft an der Börse honoriert werden. Aus meiner Sicht ist ein Investment in die bmp-Aktie für einen privaten Investors vor allem vor dem Hintergrund der Fungibilität einer Anlage in einen nicht notierten Private Equity Fonds vorzuziehen.
GSC Research: Wie sehen sie die Entwicklung des Private Equity Marktes in den kommenden 12 bis 18 Monaten?
Borrmann: Eine in die Zukunft gerichtete Prognose ist naturgemäß immer schwierig und mit gewissen Risiken behaftet. Wir gehen jedoch davon aus, dass der VC-Markt nach den schwierigen letzten Jahren nunmehr den Boden gefunden hat. Erste Erholungstendenzen sind auf der Exit-Seite bereits zu erkennen und dürften sich in den kommenden Monaten weiter verstärken. Diese Entwicklung sollte aber nicht dahin fehlinterpretiert werden, dass eine Rückkehr zu den Gewinnspannen der Branche aus der Boomphase in den späten 90er Jahren bevorsteht.
GSC Research: Herr Borrmann, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.