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523970
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DE0005239701
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Werner-von-Siemens-Straße 1,
D-86159 Augsburg, Deutschland
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HV-Bericht BÖWE SYSTEC AG - Expansion in den USA bietet Wachstumsperspektiven

Die BÖWE SYSTEC AG, Augsburg, ist ein führender Hersteller von Anlagen für Kuvertierung und Paper Management. Diese Systeme werden von Unternehmen benötigt, die in großem Umfang Postsendungen verschicken. Der Markt hat weltweit ein Volumen von rund 1 Mrd. EUR. Mit einem 50prozentigen Einstieg beim amerikanischen Konkurrenten Bell + Howell konnte sich die BÖWE SYSTEC AG nach Europa nun auch in den USA die Marktführerschaft sichern. Hauptaktionär der BÖWE SYSTEC AG ist die Holdinggesellschaft Wanderer Werke AG, Augsburg, die 51 Prozent der Aktien hält. Die amerikanische Tweedy, Brown Company LLC, New York, hält weitere 12 Prozent der Anteile. Die übrigen Aktien befinden sich in Streubesitz.



Am 23. Mai 2003 lud die Gesellschaft zur diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung in die Kongresshalle Augsburg ein, wo sich rund 300 Aktionäre und Gäste einfanden, unter ihnen auch Gerhard Heinrich von GSC Research. Die Versammlung wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Beelen geleitet. Dieser bedankte sich zunächst bei seinem Vorgänger Dr. Heinz Blümmers für dessen langjährige Tätigkeit für das Unternehmen. Dann wies er noch darauf hin, dass Wolfgang Leichner aus dem Vorstand ausgeschieden ist, und übergab schließlich nach der Erledigung der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Claus Gerckens.


Bericht des Vorstands



Dr. Gerckens dankte allen Aktionären für ihr Kommen und gab zuerst einen Überblick über das Geschäftsjahr 2002. In diesem Jahr konnte nach seinen Worten das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielt werden trotz eines Umsatzrückgangs und eines deutlich höheren Steueraufwands. Ohne Berücksichtigung der Steuern wurde sogar ein neuer Höchstwert erzielt. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen deshalb eine Anhebung der Dividende um 5 Cent auf 1,25 EUR vor.



In 2002 betrug der Gesamtumsatz nach Angaben von Dr. Gerckens 204,6 Mio. EUR und lag damit erwartungsgemäß um rund 7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Währungseffekte haben zu diesem Rückgang mit 4,8 Mio. EUR oder rund 2 Prozent beigetragen. Die Serviceleistungen hatten mit 98,6 Mio. EUR, das entspricht einem Plus von 4 Prozent erstmals den größten Anteil am Konzernumsatz. Zu beobachten sei, dass die Kunden derzeit die eigentlich sinnvollen Investitionen in neue Anlagen zurückstellen. Statt dessen unterziehen sie lieber die bestehenden Systeme einer Generalüberholung. Im Neugeschäft wurde dementsprechend ein Rückgang von 114,2 auf 97,8 Mio. EUR verzeichnet.



Trotz des schwierigen Umfelds konnten im vergangenen Jahr vernünftige Ergebnisse erzielt werden, fuhr Dr. Gerckens fort. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag mit 23,8 Mio. EUR noch einmal leicht über der bisherigen Höchstmarke des Vorjahres und erreichte damit 11,6 Prozent des Umsatzes. Das EBITDA konnte auf 34,1 Mio. EUR gehalten werden, und auch das EBIT liegt auf dem Niveau des Vorjahres.



Wegen erhöhter Steueraufwendungen in Höhe von 4,8 Prozent der Umsätze zeigt der Konzernjahresüberschuss allerdings einen leichten Rückgang auf 14 Mio. EUR. Das DVFA-Ergebnis belief sich auf 13,1 Mio. EUR oder 2,17 EUR pro Aktie nach 2,28 EUR im Vorjahr. Die BÖWE SYSTEC AG, die Muttergesellschaft des Konzerns, konnte nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden dadurch einen Überschuss von 8,6 Mio. EUR nach 9,5 Mio. EUR erzielen. In den Abschluss der AG fließen auch die Kosten für Forschung und Entwicklung ein. Insgesamt konnte man in einer schwierigen konjunkturellen Lage immer noch weit überdurchschnittliche Renditewerte aufweisen.



Im Dezember 2002 wurden laut Dr. Gerckens 50 Prozent des früheren Wettbewerbers Bell + Howell aus den USA übernommen. Zunächst wurde die bisherige Tochter BÖWE SYSTEC USA an Bell + Howell verkauft und daraufhin die Hälfte des neu entstandenen Unternehmens akquiriert. Die restlichen 50 Prozent der Anteile liegen beim Venture Capital-Geber GLENCOE CAPITAL. Im Kuvertiergeschäft, dem wichtigsten Unternehmensbereich, hat BÖWE SYSTEC von Beginn an die unternehmerische Führung übernommen.



Wie Dr. Gerckens erklärte, ist Bell + Howell in den USA die Nr. 1 im Kuvertiergeschäft. Das Unternehmen verfügt über 2.300 Mitarbeiter und ein schlagkräftiges Servicenetz mit flächendeckender Präsenz. Zwar habe man dort nicht ganz die Umsatzrendite der BÖWE SYSTEC-Gruppe erzielt, doch arbeite man ebenfalls recht profitabel. Die Integrationsmaßnahmen wurden zu Jahresbeginn eingeleitet und dürften bis zum dritten Quartal abgeschlossen sein. Die Kosten dafür sollten sich bereits ab dem 4. Quartal durch Synergieeffekte und Einsparungen ausgleichen lassen.



Die Einbindung von Bell + Howell war nach Meinung von Dr. Gerckens für BÖWE SYSTEC eine einmalige Chance. Man verfügt in den USA künftig über ein umfassendes Servicenetz mit einer herausragenden Kundenbasis. Daraus ergibt sich ein großes Potenzial an Neukunden, die man für die eigenen High-Performance-Systeme gewinnen kann. Zusammen mit Bell + Howell kommt BÖWE SYSTEC nun auf einen Weltmarktanteil von 40 Prozent, und in den USA schwingt man sich zum Marktführer auf. Für die Zukunft ergeben sich daher deutlich gesteigerte Unternehmensziele.



Ein wesentlicher Teil der Unternehmensstrategie ist laut Dr. Gerckens seit Jahren die permanente Investition in Forschung und Entwicklung. Dadurch hat BÖWE in einigen Bereichen eine weltweite technologische Führungsposition aufgebaut. Auch im vergangenen Jahr ist hierin ein im Branchenvergleich hoher Anteil investiert worden. Zwar wurden mit 6,8 Mio. EUR eine Mio. EUR weniger für F&E eingesetzt als im Vorjahr; dies entspricht aber erneut mehr als 8 Prozent des Umsatzes. Auch künftig sollen hohe Anstrengungen unternommen werden, um das Portfolio auf dem modernsten technischen Stand zu halten.



Vielen der bereits vorhandenen Kunden könne man künftig auch Briefsortier- und Postprüfsysteme anbieten, und dieses weitere Geschäftsfeld biete neue Synergiepotenziale. Technisch wurde nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden mit der Entwicklung der "Turbo 22" ein neuer Meilenstein gesetzt. Mit diesem Kuvertiersystem wird das bisherige Modell Turboplus ersetzt. Es ist speziell für den Hochleistungsbereich entwickelt worden und bewältigt ein Versandvolumen von 22.000 Kuvertierungen pro Stunde. Gleichzeitig wird den Betreibern mit BIPS ein neues System angeboten, das in nur wenigen Minuten die Umstellung auf neue Applikationen ermöglicht.



Viele Jahre lang habe die BÖWE SYSTEC AG das Ziel gehabt, ein jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent zu erreichen. Mit der Einbindung von Böwe Bell + Howell komme es nun zu einem weit größeren Umsatzsprung. Auch in anderen Einzelmärkten, vor allem in Asien, will man laut Dr. Gerckens weiter wachsen. Potenzial für die Zukunft bergen nach seiner Einschätzung vor allem der ausgeweitete Produktmix, der wachsende Serviceanteil und die Synergieeffekte. Als Zielgröße strebt man eine Nettorendite von mindestens 6,5 Prozent an. Die Aktie der BÖWE SYSTEC AG bleibe damit ein Wachstumswert.


Allgemeine Diskussion



Als erster Redner meldete sich Dr. Peter Friedemann von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort. 2002 sei ein gutes Jahr mit strategischem Wachstum für die BÖWE SYSTEC AG gewesen, lobte Dr. Friedemann und meinte, die Zahlen seien in Ordnung, die Dividende verdient, und die Zukunft erscheine gesichert. Doch auch in guten Jahren müsse man einige Fragen stellen.



Zunächst wollte Dr. Friedemann wissen, wer im Markt die Nummer 2 und 3 ist, nachdem BÖWE SYSTEC nun offenbar die Führungsposition innehat. Er finde es interessant, dass der Servicebereich auch in schwierigen Zeiten ausgebaut werden konnte, und er frage sich, ob dessen Anteil am Gesamtumsatz weiter wachsen wird. Zudem interessierten ihn die Margen des reinen Servicebereichs, und er wollte wissen, ob diese höher als im Produktbereich liegen.



Im Zusammenhang mit dem Einstieg bei Bell + Howell erkundigte sich Dr. Friedemann, unter welchen Umständen dieser "einmalige Glücksfall" überhaupt zu Stande kommen konnte, und er bat auch um eine Offenlegung des genauen Synergiepotenzials. Darüber hinaus interessierte ihn, ob man dort in Zukunft mit einer deutschen oder amerikanischen Führung zusammenarbeitet. Außerdem stelle sich die Frage, ob der 50prozentige Anteil weiter ausgebaut werden soll, schließlich sei der andere Anteilseigner ein Finanzinvestor.



Der Bereich IT und Internet hat sich nach Ansicht von Dr. Friedemann bis jetzt noch nicht als echte Konkurrenz zum Postversand erwiesen. Diese Zeiten könnten aber noch kommen. Die Unternehmen werden in Zukunft möglicherweise vermehrt Emails einsetzen, um mit ihren Kunden zu kommunizieren. Diesbezüglich fragte Dr. Friedemann nach einer Prognose, und er wollte insbesondere wissen, wie sich Briefpost und Internet-Kommunikation ergänzen und wo die Gefahrenpunkte liegen.



Prognosen erbat sich Dr. Friedemann auch zur künftigen Dividendenpolitik. Das Unternehmen plane, seinen Gesamtüberschuss akquisitionsbedingt um 30 Prozent zu steigern. Da sollten seiner Meinung nach dann auch höhere Ausschüttungen drin sein. Schließlich fragte er noch, ob das Unternehmen in 2002 Aktien zurückgekauft hat.



Im Hinblick auf die in der Zukunft denkbaren Dividendenzahlungen bemerkte Dr. Gerckens, man wolle den Bären erst erlegen und dann das Fell verteilen. BÖWE SYSTEC verfolge aber weiterhin eine ertragsorientierte Dividendenpolitik. Sofern die gesteckten Ziele erreicht werden, werde auch die Dividende steigen. Was die Margen in den verschiedenen Geschäftsbereichen betreffe, bat Dr. Gerckens um Verständnis dafür, dass er diese Kennziffern nicht einzeln bekannt geben wolle. Kein Geschäftsbereich bei BÖWE arbeite ohne Gewinnmargen. Wenn solche Zahlen aber detailliert öffentlich gemacht würden, könne man dadurch möglicherweise bei Konkurrenz und Kunden angreifbar werden. Der Nutzen dieser Information für den Einzelaktionär sei demgegenüber gering.



Als Hauptkonkurrenten im Kuvertiergeschäft benannte Dr. Gerckens das Schweizer Unternehmen KERN und den amerikanischen Konzern Pitney Bowes. Letzterer sei allerdings noch in zahlreichen anderen Sparten tätig. Über den Preis für den Einstieg bei Bell + Howell sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Größenordnung könne aber in etwa aus den bilanziellen Veränderungen abgeleitet werden.



Als Führungskräfte, so Dr. Gerckens, werden bei den Tochtergesellschaften generell einheimische Kräfte herangezogen. Prominentes Gegenbeispiel sei lediglich die Niederlassung in Japan, der ein deutscher Geschäftsführer vorstehe. Die Synergieeffekte ergeben sich nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden aus Zusammenlegungen und Straffungen bei den Vertriebsaktivitäten. Allerdings stünden auch umfangreiche Schulungsmaßnahmen an, die sich noch ein bis zwei Jahre hinziehen könnten. Der eigentliche Vorteil der Zusammenlegung bestehe allerdings in der Tatsache, dass BÖWE bislang über anspruchsvollere und höherpreisige Produkte verfügt hat. Bell + Howell wiederum böten ein umfassendes Vertriebsnetz, über das diese Systeme jetzt großflächig abgesetzt werden können.



Als nächste Rednerin trat Beate Sandner ans Pult, die sich als Autorin einer wöchentlichen Aktien-Kolumne und des Buchs "Der kleine Börsenführerschein" vorstellte. Auch melde sie sich heute zur Ermunterung anderer Frauen zu Wort. Frauen seien zwar die besseren Anleger, trauten sich aber selten, auch als Rednerinnen aufzutreten.



Dann lobte auch Frau Sandner die gute Entwicklung und den positiven Ausblick bei BÖWE SYSTEC. Dies sei in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Die Aktie befinde sich wieder dicht am Jahreshoch von 26 EUR, das in den letzten Jahren allerdings nie habe überschritten werden können. Immerhin gebe es wohl kaum Aktionäre, die über Kursverluste klagen müssten. Die Dividendenrendite liege bei rund 4,5 Prozent. Es gebe also allen Grund, das Papier in Kostolany-Manier langfristig zu halten. Die Analystenberichte seien überwiegend positiv, und von denen finde man nicht mehr allzu viele.



Allerdings, so Frau Sandner, plädiere sie sehr für eine Offenlegung der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge. Sie sei weiß Gott nicht für eine Deckelung der Bezüge, wenn - wie hier - die Leistung stimmt. Allerdings erwarte sie auch Zurückhaltung, wenn es einmal nicht mehr so gut läuft. Auch Frau Sandner meldete Bedenken an, ob nicht das Internet dem Postverkehr eines Tages den Rang ablaufen könnte. Sie erlebe es ja selbst in Privatleben und Beruf, wie alles nur noch per Email kommuniziert wird. Bezüglich der Eingliederung von Bell + Howell interessierte sie dann, ob man mit dem Problem der unterschiedlichen Unternehmenskulturen zurecht kommt. Schließlich fragte sie noch den Vorstandsvorsitzenden, was bisher das größte Problem war, vor dem er im Unternehmen gestanden hat.



Im Hinblick auf die Entwicklung des Aktienkurses erklärte Dr. Gerckens, er wisse lediglich, was ihm manche Fachleute erzählen. Demnach würden charttechnisch aus alten Höchstkursen Widerstandslinien, die offenbar schwer zu überwinden seien. Das Unternehmen selbst sei so gut wie nicht am Aktienmarkt aktiv. Man habe lediglich zu Niedrigstkursen einige Stücke zurückgekauft. In 2002 habe die BÖWE SYSTEC insgesamt 9.560, in 2003 bisher 9.040 ihrer eigenen Aktien erworben. Bezüglich der Vorstandsbezüge führte Dr. Gerkens aus, dass hier der variable Anteil maximal zu einer Verdoppelung führen kann.



Als größtes Ärgernis in seiner Laufbahn bezeichnete der Vorstandsvorsitzende das Desinteresse von Medien und Aktionären während des Börsenbooms Ende der 90er Jahre. Hier hätten Unternehmen große Aufmerksamkeit erhalten, deren Geschäftsmodell lediglich der eigene Börsengang gewesen sei. Währenddessen sei die BÖWE SYSTEC AG gar nicht mehr wahrgenommen worden. Als größte Herausforderung bezeichnete er die Integration von Böwe Bell + Howell in den USA. Dies sei der größte und wichtigste Absatzmarkt; hier müsse man unter allen Umständen dabei sein und wachsen.



Der nächste Redner war Dr. Helmut Vollert vom Deutschen Schutzverein für Wertpapierbesitz (DSW). Auch er lobte die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres. Zunächst habe man noch gedacht, die goldenen Zeiten seien vorbei. Dann sei es zum Glück aber doch anders gekommen. Beim Erwerb von Bell + Howell seien aber einige Fragen offen geblieben. So wundere man sich, warum ein Eintritt gerade jetzt erfolgt ist. Dr. Vollert erkundigte sich, ob das Unternehmen möglicherweise gerade am Straucheln war und wie dort die Auftragslage aussieht. Bell + Howell habe noch andere Geschäftsbereiche wie Scanner und sogar Finanzdienstleistungen, und man frage sich, was mit diesen Unternehmensbereichen geschehen wird.



Zudem interessierte ihn, ob man sich für die verbleibenden 50 Prozent das Vorkaufsrecht gesichert hat, damit sich nicht eines Tages zum allgemeinen Erstaunen ein Konkurrent einkaufen kann. Für den Fall, dass Bell + Howell falsche Zahlen ausgewiesen hat, bestehe hoffentlich auch ein Rückübertragungsrecht. Sehr viele deutsche Unternehmen hätten sich schließlich bei der Übernahme amerikanischer Firmen schon verschätzt.



Bezüglich der Neuentwicklung "Turbo 22" interessierte Dr. Vollert, wie viele dieser Typen schon bestellt oder ausgeliefert worden sind. Neben Bell + Howell sei BÖWE auch bei der Protechno Card GmbH eingestiegen. Hier fragte er nach, ob man den bisherigen Anteil aufzustocken gedenkt. Hinsichtlich der Konkurrenzsituation zu den elektronischen Medien merkte Dr. Vollert an, das Unternehmen Phillips habe gerade eine Art "elektronisches Papier" entwickelt. Zuletzt beklagte er noch den Umstand, dass zur Hauptversammlung noch nicht die Zahlen des 1. Quartals 2003 vorliegen.



In Bezug auf die Neuentwicklung "Turbo 22" erklärte Dr. Gerckens, es seien bereits 30 Anlagen ausgeliefert worden. Das Unternehmen Protechno Card verfüge über eine sehr interessante Technologie, und man könne sich deshalb gut vorstellen, dieses eines Tages voll zu integrieren. Gegenüber dem zweiten Anteilseigener an der Böwe Bell + Howell, der Glencoe Capital, habe man sich selbstverständlich ein Vorkaufsrecht gesichert. Der Einstieg bei Protechno Card ist nach Angaben von Dr. Gerckens nicht mit eigenen Aktien, sondern aus dem laufenden Cashflow bezahlt worden. Auch bei Bell + Howell hat es keinen Aktientausch gegeben. Die notwendige Finanzierung wurde zu zwei Dritteln im Dollarraum aufgelegt. Damit wurde auch das Risiko von Währungseinflüssen gedämpft, da sich der Aktionsraum ja ebenfalls in die USA verschoben hat.



Wie Dr. Gerckens betonte, hat sich Bell + Howell keineswegs in einer Schieflage befunden. Allerdings sei diese im Geschäft mit Neuanlagen weniger erfolgreich als BÖWE SYSTEC gewesen. Dies sei auch der Grund gewesen, warum die Amerikaner auf BÖWE zugegangen sind. Neuentwicklungen auf diesem Markt nehmen wegen der komplexen Hochgeschwindigkeitsprozesse rund 5 Jahre in Anspruch. Deshalb habe Bell + Howell zunächst lediglich nachgefragt, ob sie auch BÖWE-Systeme in ihren Vertrieb aufnehmen könnte. Bei den verbliebenen Geschäftsbereichen Scanner und Finanzdienstleistungen kann man sich nach Meinung von Dr. Gerckens einen Verkauf vorstellen.



Die Bedenken hinsichtlich einer Verdrängung durch elektronische Medien teilte Dr. Gerckens nicht. Schon 1992, als das Faxgerät seinen Siegeszug antrat, seien solche Fragen immer wieder gestellt worden. Das Geschäftsfeld des Unternehmens sei aber der Schriftverkehr zwischen sehr großen Adressen und deren Endkunden, und hier wachse das Postvolumen unverändert an. Zudem arbeitet BÖWE nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden vor allem im Bereich der Hochleistungs-Kuvertierung und ist dort aktiv, wo die Post LKW-weise abgefertigt werden muss. Der zunehmende Konzentrationsprozess und der Trend zum Outsourcing begünstigten dieses Geschäftsfeld noch.



Der nächste Redner Herr Alfred Kruhlich gab zu verstehen, dass er auch Anteilseigner der Wanderer Werke AG ist, des Hauptaktionärs der BÖWE SYSTEC. Dass Dr. Gerckens auch dort Vorstandsvorsitzender ist, erfülle ihn mit Misstrauen. Als Geschäftsmann frage er sich, wie man zweimal eine solche Position ausfüllen kann. Womöglich erhalte Dr. Gerckens dadurch auch zweimal die vollen Bezüge. Zudem seien im Geschäftsbericht alle möglichen Ämter der Vorstände aufgeführt. Dass Dr. Gerckens immerhin Geschäftsführer beim Hauptaktionär ist, habe man aber offenbar übersehen.



Daneben rügte Herr Kruhlich auch die Informationspolitik des Unternehmens. Vor allem die Ad-hoc-Meldung zum jüngsten Umsatzrückgang sei missverständlich gewesen. Dies habe den Kurs binnen 14 Tagen um 30 Prozent nach unten gedrückt. Auch die an sich positive Meldung von der Übernahme von Bell + Howell sei unglücklich gewesen. Vor allem sei nicht hinzugefügt worden, auf welche Weise dies finanziert worden ist. Der Markt nehme derartige Nachrichten mittlerweile sehr sensibel auf. Wer lediglich gehört hat, BÖWE schlucke Bell + Howell, müsse diese Meldung zunächst "für einen Witz" gehalten haben.



Zunächst dankte Dr. Gerckens für Herr Kruhlichs Anregungen zur Ad-hoc-Publizität. Früher sei immer sehr viel publiziert worden. Man verhalte sich bei BÖWE SYSTEC aber immer gern etwas vorsichtiger. Außerdem sei man sich 2002 nicht ganz sicher gewesen, ob man die eigenen Erwartungen auch wird erfüllen können.



Bezüglich des Hauptaktionärs Wanderer Werke AG merkte Dr. Gerckens an, dieser sei eine Holding für Industriebeteiligungen ohne eigenen Geschäftsbetrieb. Die Vorstände der Tochtergesellschaften stellten daher auch den Vorstand beim Mutterkonzern. BÖWE SYSTEC sei die größte Beteiligung des Unternehmens, so dass seiner Person der Vorstandsvorsitz zugefallen sei. Die Tätigkeiten für beide Unternehmen würden sich größtenteils überschneiden. Zwei Drittel seiner Zeit wende er aber ausschließlich für die Belange der BÖWE SYSTEC AG auf. Die von ihm erhaltenen Bezüge bezifferte Dr. Gerckens dann noch auf knapp unterhalb 500 TEUR.


Abstimmungen



Vom bestehenden Grundkapital von 6,04 Millionen Stückaktien waren 3,78 Millionen entsprechend 62,72 Prozent vertreten. Die Abstimmung wurde im Subtraktionsverfahren durchgeführt. Einstimmig beschlossen wurden die Ausschüttung einer Dividende von 1,25 EUR pro Aktie (TOP 2) und die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4). Bei der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien von maximal 10 Prozent des Grundkapitals (TOP 5) waren 700 Neinstimmen und 205 Enthaltungen zu verzeichnen. Die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 6) erfolgte dann wieder nahezu einstimmig.


Fazit



Jahrelang waren die Titel unter den Anlegern als konservativ und langweilig verschrien. Inzwischen hat sich die BÖWE SYSTEC AG aber als eine der wenigen Technologiefirmen entpuppt, die auch in Krisenzeiten noch Wachstum erzielen können. Auch der Einstieg bei Bell + Howell bedeutet einen weiteren großen Sprung nach vorn. BÖWE hat die interessanteren Produkte, die Amerikaner das umfangreiche Vertriebs- und Servicenetz. Ein sattes Umsatzplus erscheint hier für die nächsten Jahre geradezu vorprogrammiert.



Dabei sind die neuen Perspektiven im Aktienkurs noch nicht unbedingt verarbeitet. Das KGV liegt etwa bei 9, die Dividendenrendite knapp unter 5 Prozent. Der hohe Auslandsanteil und die Abhängigkeit vom Dollarraum dürften kurzfristig orientierte Händler aber erst einmal abwarten lassen. Außerdem könnte die Aktie nach den jüngsten Kursgewinnen erst einmal eine Verschnaufpause einlegen.


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Veröffentlichungsdatum: 25.05.2003 - 19:04
Redakteur: ghe
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