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HV-Bericht ORBIS AG - ORBIS schafft Turnaround im ersten Quartal 2003

Am 16. Mai 2003 fand die ordentliche Hauptversammlung der ORBIS AG in Saarbrücken statt. Gut 300 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, unter ihnen auch Thorsten Renner als Berichterstatter für GSC Research, hatten sich im altehrwürdigen E-Werk eingefunden, um sich über die aktuelle Lage der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandssprecher Herrn Gard.


Bericht des Vorstands



Herr Gard teilte den Anwesenden nach der Begrüßung mit, dass sich das Unternehmen im vergangenen Jahr weiter als Business Consulting-Unternehmen profilieren konnte. Das oberste Ziel der Gesellschaft sei jedoch die Rückkehr in die Profitabilität, die durch eine Stärkung der Marktposition und eine Fortsetzung des Konsolidierungskurses erreicht werden soll. Aufgrund des schwachen Marktumfelds musste die Beratungskapazität im vergangenen Jahr weiter abgebaut werden. ORBIS biete neben der Managementberatung auch Prozess- und IT-Beratung an, erklärte Herr Gard. Im Sommer 2002 ist ORBIS America zum SAP Service Partner ernannt worden, was zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit SAP America geführt hat.



Nach Aussage des Vorstandssprechers war der IT-Markt in 2002 durch Investitionszurückhaltung, verschobene Kundenaufträge und längere Akquisitionsphasen geprägt. Im Zuge der Neupositionierung hat ORBIS eine Fokussierung von Marketing und Vertrieb auf die Branchen vorgenommen.



Auch das Jahr 2002 blieb insgesamt wieder hinter den Wachstumserwartungen zurück. Wie Herr Gard berichtete, erzielte ORBIS im Kerngeschäft eine Umsatzsteigerung um 3 Prozent, wobei der Gesamtumsatz bei 26,6 Mio. EUR lag. Im Rahmen der Konsolidierung wurde die Mitarbeiterzahl von 383 auf 270 abgesenkt, es erfolgte eine Anpassung der Kapazitäten und die Trennung von unrentablen Unternehmensbereichen. Des Weiteren wurden auch sämtliche Beteiligungsverhältnisse überprüft, erklärte der Vorstandssprecher.



Den nächsten Part, die Erläuterung der Zahlen, übernahm der Finanzvorstand Herr Mailänder, der gleich zu Beginn betonte, dass die Ergebnisse in 2002 für niemanden befriedigend waren. Trotz eines von 31,6 Mio. EUR auf 26,6 Mio. EUR gesunkenen Umsatzes konnte das EBIT leicht auf minus 8,6 Mio. EUR verbessert werden. Dagegen erhöhte sich der Fehlbetrag in 2002 von 6,8 Mio. EUR auf 8,1 Mio. EUR.



Im September 2002 wurde schließlich der Bereich Solutions eingestellt. Wie Herr Mailänder weiter ausführte, verzeichnete ORBIS im Kerngeschäft jedoch einen Umsatzanstieg von 3 Prozent auf die oben erwähnten 26,6 Mio. EUR. Zudem konnten im Bereich Vertrieb und Verwaltung große Einsparmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, wobei sich die Kosteneinsparungen größtenteils erst in 2003 bemerkbar machen werden.



Obwohl sich das Eigenkapital in 2002 von 23,9 Mio. EUR auf 15,8 Mio. EUR reduzierte, weist die Gesellschaft immer noch eine erfreuliche Eigenkapitalquote von 47,5 Prozent auf, so Herr Mailänder. Negativ entwickelte sich dagegen der Cashflow, der von 3,1 Mio. EUR auf minus 5,7 Mio. EUR einbrach. Im Zuge der Konsolidierung soll die Mitarbeiterzahl auch in 2003 noch einmal auf durchschnittlich 230 reduziert werden, teilte der Finanzvorstand mit. Auf die gehaltenen Floating Rate Notes mussten im Berichtsjahr Abschreibungen in Höhe von 0,7 Mio. EUR vorgenommen werden. Da sich die finanziellen Mittel im ersten Quartal 2003 wieder erhöht haben, braucht die Gesellschaft auch weiterhin kein Fremdkapital, meinte Herr Mailänder. Im Zuge des Ausscheidens von zwei Vorständen zum Jahresende 2002 hat sich auch die Aktionärsstruktur geändert.



Im ersten Quartal 2003 sank der Umsatz von 7,1 Mio. EUR auf 5,9 Mio. EUR, was jedoch im Rahmen der Erwartungen lag. Allerdings konnte auch der Personalaufwand kräftig von 6,3 Mio. EUR auf 4,0 Mio. EUR gesenkt werden. Nach Aussage von Herrn Mailänder verfügt ORBIS derzeit über einen Auftragsbestand, der 65 Prozent des für das Gesamtjahr geplanten Umsatzes ausmacht. Erfreulicherweise konnte beim EBIT im ersten Quartal nach minus 0,8 Mio. EUR im Vorjahresquartal diesmal mit 0,2 Mio. EUR der Turnaround geschafft werden. Unglücklicherweise mussten auch in diesem Quartal aber noch einmal Abschreibungen auf die Floating Rate Notes vorgenommen werden, die aktuell jedoch wieder aufzulösen wären, wie Herr Mailänder betonte.



Mit einer Nachfragebelebung rechnet ORBIS nach Aussage von Herrn Gard frühestens im Jahr 2004. Aus diesem Grund müsse das Unternehmen die Rückkehr in die Profitabilität noch stärker in den Fokus rücken. Wie Herr Gard berichtete, will sich die Gesellschaft zur Erreichung dieses Ziels zunehmend auf den gehobenen Mittelstand konzentrieren, dem ORBIS Branchenlösungen aus einer Hand bietet. Mit ihrem Angebot schließe ORBIS die Lücke zwischen den in der Praxis und den im System abgebildeten Prozessen. Als Ziel für 2003 nannte der Vorstandssprecher die weitere Optimierung der Kosten. Nach seiner Ansicht befindet sich ORBIS dabei auch auf dem richtigen Weg, wie die Zahlen im ersten Quartal eindrucksvoll belegt hätten.


Allgemeine Diskussion



Als erster Redner meldete sich Herr Heinz als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort und begrüßte zunächst die Abgabe der Softwaresparte an SAP. Lobend hob er das Management hervor, das erkannt habe, dass bei der Gesellschaft "das Ruder herumzuwerfen ist", auch wenn diese Aktionen Geld gekostet haben, wie das Ergebnis in 2002 deutlich belegt. Im Vergleich mit anderen Unternehmen seien die Zahlen aber noch "vorzeigbar", meinte Herr Heinz.



Dann kritisierte er die Floating Rate Notes der HypoVereinsbank, da ohne diese das Ergebnis deutlich besser ausgefallen wäre. In diesem Zusammenhang interessierte ihn die Laufzeit der Papiere. Nach Angaben von Herrn Mailänder liegt der erste Rückkauftermin über 3,5 Mio. EUR im Jahr 2009 und der zweite Termin mit einer Summe von 3,0 Mio. EUR im Jahr 2011.



Des Weiteren bat Herr Heinz um eine Umsatzprognose für 2003 und erkundigte sich, ob auch im laufenden Jahr mit einer Steuererstattung zu rechnen ist. Zwar wolle Herr Gard keine konkreten Zahlen nennen, allerdings seien die Kapazitäten und Kosten auf den niedriger erwarteten Umsatz ausgerichtet. Wie Herr Mailänder die anwesenden Aktionäre informierte, ist im laufenden Jahr mit keiner Steuererstattung zu rechnen. Statt dessen müsse man eher von einer geringen Steuerzahlung ausgehen, da die Gesellschaft nicht über eine übergreifende Organschaft verfügt.



Herr Heinz meinte, bei einem positiven Zinsergebnis könnte in diesem Jahr ein EBIT von 1,7 Mio. EUR erzielt werden. Da auch der Buchwert je Aktie bei 1,74 EUR liegt, sei der momentane Aktienkurs trotz des Anstiegs zu niedrig. Nach seiner Ansicht hat der Vorstand hervorragende Arbeit geleistet und somit der Aktie ein gutes Chance/Risiko-Verhältnis ermöglicht.



Im Anschluss erklärte Herr Henrich, ORBIS habe in den vergangenen Jahren eine Menge Geld verloren. Aus diesem Grund stellte er die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass das Unternehmen an der Börse notiert ist, da die Notierung auch einige Kosten verursacht. Herr Gard fand eine Börsennotierung sehr wichtig, da die Aktionäre daran interessiert sind, die Aktien frei zu handeln.



Herr Manfred Klein bedankte sich zunächst einmal für die gute Bewirtung zu Beginn der Hauptversammlung. Trotz einer schwierigen Marktlage hat das Unternehmen im ersten Quartal 2003 wieder schwarze Zahlen geschrieben, wofür er dem Vorstand ein Lob aussprach. Er halte die Aktie für völlig unterbewertet, zumal auch die Naturaldividende sehr gut ausfällt, meinte Herr Klein. Diesbezüglich wollte Herr Klein dann wissen, ob auch einmal eine Bardividende gezahlt wird. Nach Einschätzung von Herrn Mailänder muss man wohl noch länger auf eine Bardividende warten, weshalb wenigstens die Naturaldividende auf einem hohen Niveau gehalten werde. Weitere Fragen bezogen sich auf die Einhaltung des Corporate Governance-Kodex und den Verlauf der CeBIT.



Wie Herr Gard berichtete, konnten auf der CeBIT zwar einige Verträge abgeschlossen werden, insgesamt lag der Erfolg aber unter dem des Vorjahres. Nach Aussage des Vorstandssprechers begrüßt ORBIS den Corporate Governance-Kodex, auch wenn die Gesellschaft einige Punkte nicht anerkannt hat. Allerdings wurde über die Gründe der Nichtanerkennung ausführlich im Geschäftsbericht informiert.



Zudem interessierten Herrn Klein mögliche Abfindungszahlungen an die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder und die Höhe der Cash-Burn-Rate. Im ersten Quartal wurde nach Angaben von Herrn Mailänder überhaupt kein Geld "verbrannt", sondern der Liquiditätsbestand erhöhte sich um 1,2 Mio. EUR. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer ausführte, erfolgte die Aufhebung der Vorstandsverträge in gegenseitigem Einvernehmen. Deshalb wurden auch keine Abfindungen gezahlt. Die zu zahlenden Leistungen resultierten allein aus Ansprüchen aus dem Vorstandsvertrag. Zur Schonung der Liquidität werden die Ansprüche über einen Zeitraum von 5 Jahren ausgezahlt.


Abstimmungen



Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.100.000 EUR waren 6.747.192 EUR entsprechend 74,15 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4), Satzungsänderungen (TOP 5) und Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) wurden alle bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst.


Fazit und eigene Meinung



Das Management der ORBIS AG bekam trotz des starken Kursverfalls der Aktie und des hohen Verlusts im vergangenen Geschäftsjahr lobende Worte auf der Hauptversammlung zu hören. Dies beruhte aber größtenteils auf den wesentlich besseren Zahlen des ersten Quartals 2003. Dort haben sich der strikte Sparkurs und die Neupositionierung des Unternehmens erstmals ausgezahlt.



Entscheidend wird nun für die Gesellschaft sein, ob sie diesen Kurs weiter fortsetzen kann, denn auch in diesem Jahr muss sich ORBIS in einem äußerst schwierigen Marktumfeld behaupten. Immerhin konnten im ersten Quartal wieder ein positiver Cashflow erwirtschaftet und die liquiden Mittel erhöht werden. Sollte die Gesellschaft ihren Weg konsequent fortsetzen können und bleiben weitere Abschreibungen auf die Floating Rate Notes aus, sollte der Kurs noch Luft nach oben besitzen.


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Veröffentlichungsdatum: 20.05.2003 - 13:32
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