Die diesjährige Hauptversammlung der CCR Logistics Systems AG fand am 12.5.2003 im Forum Hotel in München statt. Rund 70 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Matthias Wahler von GSC Research, hatten sich eingefunden, als der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Graf von Spiegel die Versammlung kurz nach 10 Uhr eröffnete. Nach Abhandlung der Formalien übergab dieser dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Achim Winter.
Bericht des Vorstands
Herr Winter freute sich berichten zu können, dass sich CCR im Geschäftsjahr 2002 dem negativen konjunkturellen Umfeld entziehen und sogar ein recht beachtliches Wachstum erzielen konnte. Damit hat sich nach Ansicht des Vorstands die Konzentration des Geschäfts auf die operative Retrologistik, die die sachgerechte Entsorgung von Abfallstoffen aller Art und deren Aufbereitung umfasst, als richtig herausgestellt.
Der wichtigste Teilbereich innerhalb dieses Geschäftsfelds blieb auch in 2002 der Bereich Automotive, der neben der Werkstattentsorgung auch die Wiederverwertung von Altreifen und -batterien umfasst. In diesem Bereich wurden im Berichtsjahr 91 Prozent der Umsätze erzielt. Trotz rückläufiger Kfz-Zulassungen konnte die CCR ihren Marktanteil in diesem Geschäft weiter ausbauen und die Expansion durch die Akquisition neuer Kunden fortsetzen.
Speziell bei der Werkstattentsorgung konnte die CCR ihren Marktanteil von 43,7 auf 44,9 Prozent ausweiten und bleibt damit mit einem Umsatz von 14,4 Mio. EUR (Vj.: 12,3 Mio. EUR) unangefochten Marktführer in Deutschland. In den anderen europäischen Ländern liegt der Marktanteil allerdings weit darunter mit maximal 15 Prozent in der Schweiz. Auch bei der Entsorgung von Altreifen setzte sich die positive Entwicklung mit einem Umsatz von 2,2 (Vj.: 2,1) Mio. EUR fort. Der Marktanteil beläuft sich hier auf rund 8 Prozent. Bei der Batterielogistik und der Bleiverwertung lagen die Erlöse mit 2 Mio. EUR sogar um 30 Prozent über dem Vorjahr.
Ein weiterer Markt für die Dienstleistungen der Gesellschaft neben dem Automobilsektor ist die Baubranche. Hier setzte sich zwar der Abschwung auch in 2002 fort, Herr Winter meint jedoch, gerade hierin eine Chance für die CCR zu erkennen. In der Krise werden schließlich verstärkt Kosten senkende Serviceleistungen zur Entsorgung nachgefragt. Der Umsatz in diesem Segment belief sich im vergangenen Geschäftsjahr auf 1,06 Mio. EUR.
Als dritten und jüngsten Teilbereich im Geschäft mit der Retrologistik zählte Herr Winter die Gebäudelogistik (Facilities) auf, in der ebenfalls erste Erfolge verbucht werden konnten. Der Umsatz reduzierte sich zwar um 16 Prozent auf 0,23 Mio. EUR, dies aber nur wegen einer Veränderung der Zuordnung in der Unternehmensstruktur. Auch in dieser Branche verstärkt sich schließlich mehr und mehr der Trend zur Abgabe der Entsorgungsdienstleistungen an Dritte. Als sehr zukunftsträchtig schätzt der Vorstand die Übernahme der Entsorgung bei Hotelketten ein, die im Berichtsjahr bereits erheblich an Bedeutung gewonnen hat.
Eine große Chance sieht der Vorstand darüber hinaus in der Entwicklung von Rücknahmesystemen für Elektroaltgeräte oder auch für Einwegverpackungen, wo sich durch neue Richtlinien erhebliches Wachstum ergeben könnte. Beim Bieterverfahren für die im Oktober diesen Jahres einzuführenden Rücknahmesysteme für Einwegverpackungen erreichte die CCR unter 11 Teilnehmern zwar nur den zweiten Platz, was der Vorstand jedoch schon als Erfolg wertet. Schließlich konnten große Mitbewerber aus dem Feld geschlagen werden, und der Bekanntheitsgrad der CCR ist stark angestiegen.
Bei der Rücknahme elektronischer Altgeräte im Zuge der europäischen Elektronik- und Elektroschrottrichtlinie (WEEE) dürfte sich ein operatives Geschäft erst ab 2005 ergeben, wenn das Gesetz europaweit umgesetzt wird. Das Marktvolumen in diesem Segment wird auf 1 Mrd. EUR geschätzt. Schon heute ist jedoch eine starke Nachfrage nach Beratung und der Erstellung von Studien und Pilotprojekten auch in den neuen Bereichen zu spüren.
Diesem Bedürfnis trug die CCR in 2002 mit dem Ausbau der Kompetenzfelder Consulting und Softwareentwicklung Rechnung. Damit ist die Gesellschaft in der Lage, ihren Kunden Gesamtlösungen von der Machbarkeitsstudie über die notwendige Software bis hin zur eigentlichen Entsorgung anzubieten. Software- und Consultingdienste haben laut Vorstand Winter dabei auch oftmals eine "Türöffnerfunktion", was bedeutet, dass sich auf diese Weise erst operative Aufträge ergeben. Zudem ist die Marge in diesen beiden Bereichen weitaus höher als in der eigentlichen Logistik.
Alles in allem hat sich die CCR also nun zu einem europaweit agierenden Rücknahmesystemmanager mit den drei Kernkompetenzen operative Logistik, Software und Consulting-Dienstleistungen in den vier Bereichen Automotive, Elektronics, Construction und Facilities entwickelt. Die mit dem Börsengang noch geplante konsequente Internationalisierung des Geschäfts, die in den Vorjahren erhebliche Mittel verschlungen und tief in die roten Zahlen geführt hat, wurde inzwischen allerdings weit gehend aufgegeben, wenn der Vorstand auch nicht alle diesbezüglichen Entscheidungen als falsch betrachtet. Einige Kunden wie BMW oder Peugeot wären demnach ohne die europaweite Aufstellung des Unternehmens gar nicht zu gewinnen gewesen. Außerdem ist die Kostenbelastung vor Ort inzwischen auf ein Minimum zurückgefahren worden.
Im Folgenden kam Herr Winter auf die Zahlen des Geschäftsjahres zu sprechen. Der Umsatz konnte in 2002 um 12 Prozent auf 23,7 Mio. EUR gesteigert werden, das negative EBIT reduzierte sich um die Hälfte auf 0,9 (1,8) Mio. EUR. Beim EBITDA wurde sogar fast die Gewinnschwelle erreicht. Der Jahresfehlbetrag wird mit 1,2 Mio. EUR ebenfalls verbessert zum Vorjahr (1,7 Mio. EUR) ausgewiesen. Das Ergebnis je Aktie beläuft sich auf minus 0,11 EUR. Insesondere erwähnte der Vorstand noch die sehr positive Entwicklung des Cashflow, der von minus 0,5 Mio. EUR auf mehr als 1 Mio. EUR gesteigert werden konnte.
Anschließend legte Herr Winter noch dar, dass das EBIT ohne die Restrukturierungsaufwendungen für das Auslandsgeschäft um 0,71 Mio. EUR besser ausgefallen wäre. Diese Einmalaufwendungen umfassen im Wesentlichen Forderungsabschreibungen gegenüber ausländischen CCR Centern und den Umbau der CCR Organisation in England. Der Wegfall dieser einmaligen Belastungen wird sich im Ergebnis des laufenden Jahres nun positiv bemerkbar machen.
Insgesamt konnten die Kosten im Berichtsjahr um 1,0 auf 5,9 Mio. EUR verringert werden. Der größte Block bleiben neben den sonstigen Aufwendungen von 2,5 Mio. EUR, in denen auch die Restrukturierung des Auslandsgeschäfts enthalten ist, die Personalkosten mit ebenfalls 2,5 Mio. EUR. Durch die Reduzierung des Personals auf 37 Mitarbeiter konnten diese jedoch um 0,7 Mio. EUR oder 22 Prozent gesenkt werden.
Herr Winter ging dann auf das Thema Investor Relations ein. Mit der Kursentwicklung im Jahr 2002 zeigte er sich recht zufrieden, schließlich gewann das Papier in diesem Zeitraum 25 Prozent auf 1,25 EUR und schnitt nach dem Sonderfall Stinnes als zweitbeste Aktie aus dem Logistikbereich ab. Auch seit dem Jahreswechsel hat sich die Aktie von CCR als robuste Anlage erwiesen. Die Anzahl der Aktien hat sich im Zuge einer Kapitalerhöhung für Mitarbeiter der Firma um 0,25 Millionen auf 7 Millionen erhöht, der Streubesitz beträgt rund 30 Prozent.
Wie Herr Winter ausdrücklich betonte, legt man bei der CCR großen Wert auf die Investor Relations-Arbeit. Durch eine intensive Informationspolitik soll das Vertrauen der Anleger in die Gesellschaft noch gestärkt werden. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die vor kurzem erschienene Studie von GSC Research, die für die Aktionäre bereit lag.
In seinem Ausblick zeigte sich der Vorstand zuversichtlich, dass sich die Tendenz zu europaweiten Rücknahmeverpflichtungen verstärken und die CCR gerade durch ihr Gesamtkonzept von Software, Consulting und der tatsächlichen Logistik von dieser Entwicklung besonders profitieren wird. Im Hinblick darauf erwartet er bereits für 2003 ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis.
Das erste Quartal hat die Erwartungen nach Angaben von Herrn Winter bereits mehr als erfüllt. Bei einem um 6,5 Prozent höheren Umsatz von 5,9 Mio. EUR wird für die ersten drei Monate ein positives EBIT von 55 TEUR (Vj.: minus 185 TEUR) ausgewiesen, und das Konzernergebnis beträgt plus 63 nach minus 130 TEUR im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Mit einer Folie verdeutlichte der Vorstand den Aktionären die kontinuierliche Ergebnisverbesserung von Quartal zu Quartal. "Die Zahlen der ersten drei Monate sind ein erster Beleg dafür, dass uns in 2003 die prognostizierte Ertragswende gelingen wird", schloss der Vorstand seine Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Da zunächst keine Wortmeldungen vorlagen, erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende noch einige Details zum Dosenpfand. Demnach wurde die erste Auktionsrunde von der Clearingstelle wegen angeblicher Manipulationen für ungültig erklärt. In der zweiten Runde wurde die CCR hinter dem Sieger Bertelsmann nur knapp zweiter, obwohl die Versteigerung nur noch bedingt entsorgungswirtschaftliche Aspekte, sondern mehr das Finanzclearing und die Erfassung der Daten umfasste. Hierin sieht Ferdinand Graf von Spiegel bestätigt, dass die CCR auch im IT- und Softwarebereich sehr gut aufgestellt ist.
Im Anschluss meldeten sich dann doch noch einige Aktionäre zu Wort. Herr Kothe wollte wissen, ob der Vorstand Kapitalbedarf für das weitere Wachstum sieht und ob vielleicht eine Kapitalerhöhung geplant ist. Ihn interessierte auch, ob noch ein genehmigtes Kapital vorhanden ist. Beim Auslandsgeschäft hielt er noch erhebliche Anstrengungen für nötig, um die Umsätze dort auf ein nennenswertes Niveau zu bringen. In 2002 wurde in den Tochtergesellschaften in Spanien, Italien und England schließlich nur Bruchteil der Gesamterlöse erwirtschaftet. Außerdem bat Herr Kothe um Informationen zur Zahlungsmoral der Kunden.
Ein weiterer Kleinaktionär bat um etwas konkretere Angaben zu den Planungen bezüglich der Rücknahme von Elektroschrott. Von Interesse war für ihn außerdem eine Nennung der größten Konkurrenten der CCR.
Antworten
Eine pauschale Aussage zu den Wettbewerbern fiel Herrn Winter nicht ganz leicht, da diese sich je nach Geschäftsbereich sehr unterschiedlich darstellen. In der Werkstattentsorgung ist als Hauptkonkurrent wohl die Zentek GmbH & Co. KG zu sehen, ein Zusammenschluss von sechs mittelständischen Unternehmen. Außerdem gibt es noch die Pape Entsorgungs GmbH & Co. KG, die allerdings nur zum Teil die gleichen Felder besetzt. Auf internationaler Ebene gibt es keine echten Wettbewerber, da die Entsorger üblicherweise regional aufgestellt sind.
Im neuen Elektronikgeschäft werden die Karten laut Herrn Winter völlig neu gemischt. Hier ist es überhaupt noch nicht absehbar, wer sich letztlich als Wettbewerber für die CCR hervortun und wer die Oberhand im Markt gewinnen wird. Zunächst muss die europäische Richtlinie voll umgesetzt werden, um eine verlässliche Geschäftsbasis zu erhalten. Aus diesem Grund ist auch eine konkretere Aussage über die Planungen in diesem Bereich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Bei der Zahlungsmoral der Kunden sieht der Vorstand keine Schwierigkeiten. Die Kundenstruktur umfasst schließlich weit gehend große und finanzstarke Marktteilnehmer aus der Automobilbranche. Aber für alle Fälle wurden natürlich Rückstellungen gebildet.
Im Ausland erwartet der Vorstand auch in der nahen Zukunft keine extremen Steigerungen. Als Grund nannte er die überwiegend noch wenig fortgeschrittenen gesetzlichen Vorschriften, die sich erst noch entwickeln müssen. Es ist noch offen, wann die Umsetzung der notwendigen Richtlinien den Markt für das Geschäft der CCR vorbereitet. Ein wichtiger Schritt war gerade wegen dieser Unwägbarkeiten die Verringerung der Kostenbelastung in den ausländischen Centern, die in 2002 gelungen ist.
Eine Kapitalerhöhung hält Herr Winter nicht für nötig, schließlich braucht die CCR selbst nur sehr wenig Kapital für das Wachstum, da die nötigen Anschaffungen von den Partnern getätigt werden. Die Mittel aus dem Börsengang sollten - wie auch geschehen - weit gehend für die Internationalisierung des Geschäfts verwendet werden.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 3.449.337 Aktien oder 49,56 Prozent des Grundkapitals ermittelt. Alle Tagesordnungspunkte wurden nahezu einstimmig beschlossen. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl von Ernst & Young zum Abschlussprüfer (TOP 4) und die Neufestsetzung der Aufsichtsratsvergütung (TOP 6). Die sechs Mitglieder dieses Gremiums sollen demnach neben ihrer fixen Vergütung von 5 TEUR eine kursabhängige variable Vergütung von höchstens nochmals 5 TEUR erhalten. TOP 5 betraf lediglich die Information über die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG, eine Abstimmung zu diesem Punkt war nicht nötig.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Graf von Spiegel schloss die Versammlung nach nur zwei Stunden um 12 Uhr und lud die Aktionäre zu einem Mittagessen ein.
Fazit
Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat die CCR Logistics Systems AG die Ertragswende tatsächlich geschafft, nachdem im Geschäftsjahr 2002 durch die Restrukturierungskosten für die Auslandsgesellschaften noch ein negatives Ergebnis zu verkraften war. Ob der positive Trend anhält, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Das Geschäft klingt auf jeden Fall mehr denn je sehr viel versprechend, schließlich werden die Entsorgung von Abfallstoffen und damit zusammenhängende Dienstleistungen zweifellos an Bedeutung gewinnen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an das Dosenpfand und die Verpflichtung des Handels zur Rücknahme von Elektroaltgeräten.
Vor diesem Hintergrund ist das Unternehmen mit einem Börsenwert von weniger als 10 Mio. EUR durchaus günstig bewertet, zudem scheint der Kurs der Aktie bei Kursen um 1 EUR inzwischen einen Boden gefunden zu haben. Sollte sich die positive Entwicklung in den nächsten Monaten bestätigen, ist so auch eine schnelle Aufwärtsbewegung denkbar. Dem interessierten Anleger sei der sehr informative Geschäftsbericht und die kurzem erschienene Studie von GSC Research zur Lektüre empfohlen, um sich ein noch besseres Bild von der Gesellschaft zu machen.
Kontaktadresse
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