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HV-Bericht Spütz AG - Auf dem Weg vom hässlichen Entlein zum Schwan??

Zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung am 20. April 2004 hatte die Spütz AG nach Frankfurt geladen. Im Vorjahr hatte es eine spannende Veranstaltung gegeben (Näheres finden Sie im HV-Bericht von GSC Research), und auch in diesem Jahr ließen die Vorzeichen angesichts der zuvor veröffentlichten Erweiterungen der Tagesordnung auf Verlangen verschiedener Aktionäre eher auf einen turbulenten Verlauf denn auf eine sachliche Veranstaltung schließen.



Dennoch hatte sich nur eine überschaubare Zahl von Teilnehmern eingefunden, was wohl in erster Linie auf den begrenzten Streubesitz in der Aktie zurückzuführen ist, ergänzt um ein nach den Hinweisen der Verwaltung zu schließen üppig besetztes Backoffice. Für GSC Research nahm Hans-Hermann Mindermann an der Veranstaltung teil.


Begrüßung der Teilnehmer und Eröffnung der Veranstaltung



Gegen 10:15 Uhr eröffnete der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Dr. Abshagen, mit einer leichten Verspätung die Versammlung und übernahm deren Leitung. Vor Eintritt in seine Ausführungen übergab er das Wort aber zunächst an den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Sackville für eine kurze Vorstellung und Begrüßung der Teilnehmer. Herr Sackville war mit Beschluss des Amtsgerichts Düsseldorf vom 8. Januar 2004 zum Aufsichtsratsmitglied bestellt worden als Ersatz für Herrn Eichner, der sein Amt als Mitglied des Aufsichtsrats mit Wirkung zum 31. Dezember 2003 niedergelegt hatte.



Sodann stellte Herr Dr. Abshagen die Teilnehmer auf dem Podium vor. Aufsichtsrat und Vorstand waren vollzählig vertreten. Ergänzt wurden diese durch die Notarin und den juristischen Berater Herrn Enderle. Weiterhin war das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Herr Weininger im Saal anwesend. Vor Eintritt in die Formalien appellierte Herr Dr. Abshagen noch an die Teilnehmer, auf einen sachlichen Verlauf zu achten und unabhängig von der vertretenen Stimmenzahl Respekt für die Beiträge der Aktionäre aufzubringen. Weiterhin stellte er klar, dass die Verwaltung das Ziel habe, die Veranstaltung noch am gleichen Tag zu Ende zu bringen.


Bericht des Vorstands



Ein wenig Zufriedenheit mit den vergangenen Jahren klang schon durch, als Herr Eichner gegen 10:30 Uhr mit seinen Ausführungen begann. Das Ergebnis basiert auf konsequentem Handeln, stellte er klar. Nach seinen Worten lautete für 2002 das Thema Turnaround, in 2003 dagegen wurden die Rahmenbedingungen optimiert und ein für sich sprechendes Ergebnis erreicht. Immerhin ist der Aktienkurs um mehr als 35 Prozent gestiegen, nachdem der Zuwachs im Vorjahr ebenfalls bereits höher als im DAX ausfiel.



In 2003 wurden im Rahmen eines Aktienrückkaufs rund 370.000 Aktien erworben, wodurch der Bestand an eigenen Aktien auf derzeit rund 520.000 entsprechend etwa 9 Prozent des Grundkapitals aufgestockt wurde. Diese Aktien sind für Herrn Eichner eine Akquisitionswährung und sollen bei passender Gelegenheit entsprechend eingesetzt werden.



Im vergangenen Jahr konnte auch die Portfoliobereinigung abgeschlossen und damit die Mär von einem planlosen Vorgehen ad acta gelegt werden. Dieser Konsolidierungskurs spiegelt sich auch in der Bilanz wider. So gelang es nach mehr als einem Jahr intensiver Bemühungen, die Beteiligung an der Tullet & Tokyo Liberty International zu verkaufen.



Diese Transaktion führte zu einem Buchgewinn von 25,1 Mio. EUR bei einem Verkaufspreis von 32,7 Mio. EUR und hat sich damit nachhaltig beim Jahresüberschuss und dem Anstieg der liquiden Mittel ausgewirkt. Dadurch wurde das Eigenkapital von 42 Mio. EUR auf 61,6 Mio. EUR aufgestockt, während sich der Bestand an liquiden Mitteln von 36,3 Mio. EUR auf 55,7 Mio. EUR erhöhte. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit für 2003 stellt sich auf 19,6 Mio. EUR nach 19,0 Mio. EUR im Vorjahr.



Nach einer detaillierten Aufgliederung der sonstigen betrieblichen Aufwendungen ging Herr Eichner sodann auf den Dividendenvorschlag ein. Die Gesellschaft ist nunmehr erstmals dividendenfähig, nachdem im Vorjahr noch ein Verlustvortrag zu beachten war. Die vorgeschlagene Dividende von 4,65 EUR je Aktie vergleicht sich zu einem Gewinn je Aktie von 3,60 EUR in 2003 und 3,40 EUR in 2002.



In das laufende Geschäftsjahr ist die Spütz AG nach Aussage ihres Vorstandsvorsitzenden mit einem vielversprechenden Blick nach vorn als Beteiligungsgesellschaft mit einer komfortablen Liquiditätsausstattung gegangen. Damit kann man sich auf die eigentliche Kernkompetenz in den sogenannten TIME-Märkten konzentrieren.



Diese sind durch aus Sicht der Gesellschaft positive Tendenzen gekennzeichnet. Deregulierung, Refokussierung, Wiederbelebung des Werbemarkts und Konsolidierung durch den Wegfall von Marktteilnehmern lauten wesentliche Stichworte. Dabei achtet die Gesellschaft bei Beteiligungsangeboten auf ihr strenges Auswahlverfahren und greift zusätzlich auf ein Netzwerk von Experten und Co-Finanzierungspartnern zu. In diesem Zusammenhang begrüßte Herr Eichner auch die Unternehmensgruppe Vertical als neuen Großaktionär.



Aus Sicht von Herrn Eichner stehen in 2004 die Zeichen für einen geschäftlichen Erfolg besser als jemals zuvor. "Einen Anfang haben wir gemacht," fuhr er unter Bezugnahme auf den Einstieg bei der Twister-Gruppe mit 12,5 Prozent des Kapitals fort. Diese Gesellschaft mit Hauptsitz in den Niederlanden betätigt sich als Dienstleister für Medienunternehmen insbesondere auf dem Sektor der Interactive Mass Response sowie bei der Produktion von Fernsehformaten. Bei ersterem ist sie europäischer Marktführer.



Ein Börsengang von Twister soll schnellstmöglich vollzogen werden, war weiter zu erfahren. Die Zeit ist aber auch reif für weitere spannende Beteiligungen noch im laufenden Jahr, schloss Herr Eichner seine Ausführungen, an die sich die Verlesung der Tagesordnungspunkte 2 bis 7 und die Erläuterung des Vorschlags zur Genehmigung des Rückkaufs weiterer eigener Aktien anschlossen.



Nachdem auch dieser Punkt erledigt war, folgte der Aufruf zur Generaldebatte durch den Versammlungsleiter. Allerdings geschah dies nur für die von der Verwaltung selbst eingebrachten Tagesordnungspunkte Nr. 1 bis 7, wohingegen die von Aktionären vorgesehenen Erweiterungen noch nicht anstanden.


Allgemeine Aussprache



Nach der Erklärung der Verwaltung, es werde keine Tonaufzeichnung der Veranstaltung erstellt, leitete Herr Wagner die Aussprache mit einem Dank für die geleistete Arbeit und einer Gratulation zum Jahresüberschuss ein, der allerdings angesichts seiner Quelle, also dem Verkauf der Tullett-Beteiligung, relativiert werden müsse. Dabei war ihm insbesondere aufgefallen, dass noch im Halbjahresbericht von einem Buchgewinn aus der Transaktion von 25,8 Mio. EUR die Rede war, wohingegen laut Geschäftsbericht nur 25,1 Mio. EUR erzielt wurden. Daher bat Herr Wagner um eine Erklärung für die Differenz von 0,7 Mio. EUR. Ebenso kritisierte er die Höhe der sonstigen betrieblichen Aufwendungen, deren Höhe so nicht tragbar sei.



Des Weiteren waren Herrn Wagner Aufwendungen aus Kursdifferenzen von fast 1 Mio. EUR aufgefallen. Diesbezüglich wollte er wissen, ob diese Beträge mit dem Tullett-Verkauf zusammenhängen und ob gegebenenfalls auch eine aktive Währungsspekulation vorliegt. Aufgefallen war ihm weiterhin, dass im Vergleich zum eigentlichen Angebot 30.980 Aktien beim Aktienrückkauf zu wenig erworben wurden, obgleich eine ausreichende Aktienzahl angeboten worden war.



Wie Herr Wagner weiter feststellte, hatte die Gesellschaft im vergangenen Jahr eine Wandelanleihe an die Firma Aspex Technologies vergeben, ein Beteiligungsunternehmen des Großaktionärs New Media Spark. In diesem Zusammenhang bat er um Mitteilung, ob dieser Großaktionär bei dieser Transaktion Einfluss auf die Gesellschaft ausgeübt hat und wie die konkreten Transaktionen der Anleihe aussehen. Aufgefallen war ihm weiterhin, dass ausweislich der Erläuterungen im Geschäftsbericht die entsprechende Bilanzposition sogar 3,1 Mio. EUR ausmacht, so dass er um Erläuterung der zusätzlichen 0,1 Mio. EUR bat.



Neben weiteren Erläuterungen zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen bat Herr Wagner schließlich noch um Erklärungen zum Ergebnis bei der Tochtergesellschaft Capity Beteiligungs GmbH, die ohne eigene operative Geschäftstätigkeit einen Verlust von 79.000 EUR erwirtschaftet hat.



Als nächster Redner vertrat Herr Buhlmann den Verein der institutionellen Privatanleger e. V. (VIP), den er auf Anregung des Versammlungsleiters erst einmal vorstellte. Nach Aussage von Herrn Buhlmann vertritt der VIP insbesondere die Interessen verschiedener institutioneller Anleger auf Hauptversammlungen. Dann bat er unter anderem um Erläuterungen zum neuen Großaktionär Vertical (27 Prozent), und er wollte wissen, ob der Effekt aus der hohen Dividendenzahlung, also der Abfluss der entsprechenden Liquidität, mit Blick auf die Geschäftstätigkeit als Beteiligungsgesellschaft denn tatsächlich so gewollt ist.



Des Weiteren erkundigte sich Herr Buhlmann nachdrücklich, ob der Vorstand damit glücklich ist, denn die Dividende beschränke die Operationsfreiheit für die Gesellschaft. Nicht erfreut zeigte er sich über die Konstellation, dass angesichts des Bestands an eigenen Aktien im Falle einer Ablehnung der Ermächtigung zum Aktienrückkauf beträchtliche Bestände dieser Aktien verkauft werden müssten. In jedem Fall wollte er von der Verwaltung eine Klarstellung hören, dass eigene Aktien nicht für Trade Sales oder Ähnliches, sondern ausschließlich für den vom Vorstand einleitend genannten Zweck eingesetzt werden.



Schließlich hatte Herr Buhlmann eine Reihe von Fragen zur Beteiligung an Twister. Hier erbat er sich weitere Informationen zu den geschäftlichen Aktivitäten des Unternehmens, aber auch Einzelheiten zum Erwerb. Die Versammlung habe zwar bereits erfahren, dass Twister profitabel ist, aber er fragte nach genaueren Zahlen. Ferner war in der Ad-hoc-Meldung zum Kauf der Beteiligung wohl die Angabe des Kaufpreises vergessen worden. In diesem Kontext bat er auch um Informationen zur Zusammensetzung der Bilanz per Ende März des laufenden Jahres.



Im Anschluss ergriff Herr Heinz von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) das Wort, der seine Ausführungen mit einem Dank an die Herren Eichner und Weininger für die geleistete Arbeit einleitete. Die Vergangenheit der Gesellschaft hält er inzwischen für nahezu vollständig erledigt, verblieben sind aber noch Rechtsstreitigkeiten als Belastung. Dazu wollte er die Beträge in 2003 wissen. Bedenken äußerte Herr Heinz auch hinsichtlich der Folgen der Rechtsstreitigkeiten für das Geschäft der Gesellschaft, wenn eigene Aktien als Akquisitionswährung eingesetzt werden sollen. Jeder Käufer werde doch danach fragen, stellte er fest, denn die hier liegenden Risiken stellen eine Belastung dar.



Faktisch sieht Herr Heinz bei der Gesellschaft angesichts der Interessenlagen der Großaktionäre auch nur begrenzten Handlungsspielraum. Daher bat er um eine Vorstellung der Vertical-Gruppe sowie im Erläuterungen zur Situation der New Media Spark-Gruppe. In diesem Zusammenhang stellte er auch klar, man könne sich mit einem Großaktionär, der ums Überleben kämpft, nicht wohlfühlen. Kritik äußerte der SdK-Sprecher aber auch an dem weiteren Großaktionär Deutsche Balaton AG, denn diese wolle das Unternehmen wohl auf Null zurückfahren, und diese Frage müsse geklärt werden.



Nach dem Hinweis des Versammlungsleiters, die Verhältnisse der Aktionäre seien nicht Gegenstand der Versammlung und würden daher auch nicht kommentiert, erhielt erstmals mit Herrn Leipold ein Sprecher für die Deutsche Balaton AG Gelegenheit zu Ausführungen. Gegenstand seiner Fragen war zunächst der Erwerb der Beteiligung an Twister. Neben Details zur Transaktion interessierte er sich insbesondere dafür, ob die Zeitnähe des Erwerbs der Beteiligung zum Engagement des neuen Großaktionärs Vertical nur zufällig war oder ob gegebenenfalls ein Zusammenhang vorliegt.


Antworten



Zu Beginn der ersten Antwortrunde regte Herr Eichner an, die Aktionäre könnten in den Pausen direkt mit den Aufsichtsratskandidaten und gegebenenfalls auch Vertretern der Großaktionäre reden, wozu dann im weiteren Verlauf auch hinreichend Gelegenheit bestand.



Nach Aussage von Herrn Eichner lässt sich die Differenz in Höhe von 0,7 Mio. EUR bei den Angaben zum Buchgewinn aus der Tullett-Transaktion mit Wechselkursdifferenzen erklären. Der Kaufpreis sei in britischen Pfund beglichen und sukzessive, beginnend im September des vergangenen Jahres, in Euro konvertiert worden. Ein Teil der Mittel wurde auch für das Darlehen an die Firma Aspex verwandt, so dass aktuell von den ursprünglich 22 Mio. Pfund noch 13,5 Mio. in dieser Währung gehalten werden. In den sonstigen betrieblichen Aufwendungen des Vorjahres waren auch rund 1 Mio. EUR (unrealisierte) an Kursdifferenzen enthalten, die mit der Transaktion in Zusammenhang standen, aber zwischenzeitlich weitgehend aufgeholt wurden.



Wie Herr Eichner betonte, hat der Großaktionär New Media Spark bei dem Aspex-Wandeldarlehen keinen Einfluss genommen. Das Darlehen ist bei einer Laufzeit von 14 Monaten mit 8 Prozent verzinslich und durch die Intellectual Properties der Gesellschaft sowie eine Garantie der New Media Spark besichert. Die Rückzahlung ist im Übrigen auch veranlasst. Die von Herrn Wagner angesprochenen weiteren 0,1 Mio. EUR betreffen planmäßig aufgelaufene Zinsen zu diesem Darlehen.



Herr Eichner räumte ein, dass beim Aktienrückkauf 30.980 Aktien weniger als vorgesehen erworben wurden. Aufgrund der gleichzeitigen Belastungen durch die Vorbereitung der Twister-Transaktion wurde dieser Fehler nicht sofort bemerkt, anschließend wurde aber eine Aufklärung versucht. Die Ursache liegt nach Angaben der Verwaltung nicht im Bereich der Gesellschaft, sondern es handelt sich um einen Rechnungsfehler einer großen deutschen Bank. Aktuell wird daher geklärt, ob und welche Ansprüche geltend gemacht werden können.



Aus den Antworten der Verwaltung zur Ergebnisverwendung wurde erkennbar, dass hier wohl ein Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessenlagen der Großaktionäre gesucht wurde. So wurde eingeräumt, dass der Handlungsspielraum der Gesellschaft durch die Dividende eingeschränkt wird. Andererseits hätten aber viele Aktionäre signalisiert, dass sie eine Dividende erhalten wollen. Daher, so Herr Eichner, überlässt der Vorstand diese Entscheidung den Aktionären. Dabei ist die Dividende aus seiner Sicht auch ein vertrauensetzendes Signal.



Ferner müsse berücksichtigt werden, dass es auch Aktionäre gibt, die eine Liquidation der Gesellschaft wollen. Der Vorstand kann immerhin auch auf die eigenen Aktien als Akquisitionswährung zurückgreifen, und schließlich wird in den kommenden Wochen der Spielraum für ein Fundraising geprüft. In diesem Kontext war auch die Ursache der Verluste bei der Firma Capity zu erfahren, denn diese gehen auf die Kosten für Vorbereitungen eines eventuellen späteren Fundraisings zurück.



Wenngleich die Verwaltung Aktionärsangelegenheiten nicht kommentierte, wurden doch ausgewählte Informationen zur Vertical-Gruppe gegeben. So war zu hören, dass die von dieser erworbenen Aktien der Gesellschaft derzeit noch nicht im Aktienbuch eingetragen sind, da sie als Sicherheit bei der Verkäuferin hinterlegt sind.



In der Absicht, auf diesem Wege nähere Informationen zur Bedeutung der Twister-Akquisition zu erhalten, hatte sich Herr Buhlmann nach Eckdaten zum Ende des ersten Quartals erkundigt. Nach Aussage der Verwaltung betrug der Kassenbestand am 31. März 2004 noch 28,6 Mio. EUR bei einer Bilanzsumme von 70,3 Mio. EUR (jeweils AG, Liquidität im Konzern 30,7 Mio. EUR). In Relation zum Eigenkapital ist die Beteiligung ein größeres Engagement. Die erworbenen Aktien stammen aus dem Besitz eines Altaktionärs, der Firma Global Communication facilities.



Herr Eichner bat allerdings um Verständnis dafür, dass die Gesellschaft sich bei diesen Fragen in einer schwierigen Situation befinde. Einerseits soll der IPO bis Ende 2004 erreicht werden, aber wenn dies nicht gelingen sollte, müsste wohl der Weg eines Trade Sale gegangen werden. Dann wäre aber die Verhandlungsposition geschwächt, wenn der Kaufpreis bekannt wird.



Der Markt, so Herr Eichner, bietet derzeit attraktive Renditechancen, aber man muss auch die hohen Risiken und die eingeschränkte Transparenz im Beteiligungsgeschäft sehen. Die Twister-Beteiligung wurde erworben, weil nach Einschätzung der Verwaltung hier eine signifikante Wertsteigerung auch bei nur kurzer Haltedauer möglich erscheint. Die dazu gehörende Due Diligence wurde im Übrigen durch erfahrene Partner vorgenommen.



Die Spütz AG strebt eine Stärkung von Twister auch durch flankierende Investments an, wozu passende Investments gesucht werden. Die Gesellschaft befasst sich derzeit auch mit der Prüfung von zwei Transaktionen, bei denen gegebenenfalls eigene Aktien als Akquisitionswährung eingesetzt werden sollen. Twister ist im Übrigen bereits profitabel, aber nähere Informationen wurden dazu auch auf Nachfrage nicht gegeben.


Weitere Diskussion



Nach Beendigung der ersten Antwortenrunde kam Herr Eck als nächster Redner zu Wort. Ihn interessierte unter anderem, warum an den Großaktionär für die Vermittlung der Tullett-Transaktion nahezu 1 Mio. EUR an Provision gezahlt wurde, und zudem wollte er wissen, ob die dazu erforderlichen rechtlichen Bedingungen eingehalten wurden. Weiterhin stellte er zahlreiche Fragen zu den Beschlüssen und der Arbeit des Aufsichtsrats sowie zu den dabei einzuhaltenden formalen Vorgaben und zum Verkauf der ehemaligen Tochtergesellschaft Spütz Börsen-Service GmbH.



Angesichts der bisher bereits von der Gesellschaft hierfür aufgewandten Beträge erhob sich für Herrn Eck die Frage, ob Spütz vielleicht Prozesse nur deshalb führt, um Anwälte beschäftigen zu können, eine Mutmaßung, die vielleicht gar nicht einmal so abwegig erscheint. Auch hierzu bat er um detaillierte Auskünfte hinsichtlich der Streitwerte, der Kosten und der bisherigen Ergebnisse der Rechtsstreitigkeiten.



Nach diesen eher formalen Themenstellungen legte Herr Eck den Anwesenden eine spannende Theorie dar. Danach könnte es doch auch so gewesen sein, dass die Unternehmensgruppe Vertical, die ja auch Verkäufer der Twister-Beteiligung ist, von der New Media Spark auf die Verkaufsmöglichkeit angesprochen wurde. Wäre jetzt der Kaufpreis zu hoch angesetzt worden, wäre dies doch von außen gar nicht zu bemerken gewesen, und so wäre ein Sondervorteil möglich gewesen. "Sollte dies der Fall sein, werden Sie mit dieser Beteiligung nicht viel Spaß haben", schloss der Redner seine Ausführungen.



Nachdem die ersten Fragen noch relativ rasch beantwortet wurden, beanspruchte die Vorbereitung der Antworten jetzt doch eine erhebliche Zeitspanne. Diese nutzten mehrere Redner für Nachfragen, so unter anderem auch Herr Schmitt, Herr Eck und Herr Scheunert. Themenschwerpunkt war dabei die Twister-Transaktion.



Immerhin eine volle Stunde nahm die Vorbereitung der Antworten auf die Fragen von Herrn Eck sowie auf die in dieser Zeit gestellten Ergänzungsfragen in Anspruch. So erfuhren die Teilnehmer zu der Provisionszahlung für die Vermittlung der Tullett-Transaktion, dass diese auf eine entsprechende vertragliche Vereinbarung zwischen der Spütz AG und der deutschen Tochtergesellschaft des Großaktionärs New Media Spark zurückgeht. Diese Vereinbarung war auch Gegenstand des entsprechenden Abhängigkeitsberichts.



Auch zu weiteren Detailthemen konnten bereits Antworten gegeben werden, doch nach zehn Minuten war um 14:55 Uhr eine weitere Pause erforderlich, da noch nicht alle Antwortvorschläge aus dem Backoffice geliefert werden konnten. Der Versammlungsleiter wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man angesichts der früheren Erfahrungen der Gesellschaft bei der Beantwortung der Fragen wohl alle Worte auf die Goldwaage legen müsse. Immerhin konnte die Zeit für weitere Ergänzungsfragen genutzt werden, die der Aktionär Rügert stellte, darunter auch zu den Konditionen des Verkaufs der Beteiligung an der Firma Lang & Schwarz.



Um 15:50 Uhr wurde dann die Beantwortung der Fragen fortgesetzt. Mit Blick auf die Börsen-Service GmbH war im Wesentlichen zu hören, dass die Vertragsparteien beim Verkauf Stillschweigen vereinbart haben. Der Erlös hat zwar zu einem Buchgewinn geführt, jedoch verbleiben unter Einbeziehung der ursprünglich mit Kling Jelko geplanten und für die Beteiligten unglücklich verlaufenen Transaktion Kosten von rund 1 Mio. EUR als Negativsaldo bei Spütz.



Auf die Beteiligungsmöglichkeit an Twister wurde die Spütz AG durch die Vertical-Gruppe aufmerksam gemacht. Die Verahndlungen haben im Wesentlichen im Februar diesen Jahres stattgefunden und wurden dann am 5. März abgeschlossen. An dieser Stelle rügte Herr Heinz den Ablauf der Versammlung und stellte klar, unwichtige Fragen könnten auch später beantwortet werden. Es gehe aber auch nicht an, dass Aktionäre, die nur eine Aktie gekauft haben, jetzt den "großen Max" spielen wollten.



Dem widersprach Herr Eichner ausdrücklich. Seit drei Jahren versuche man bei der Gesellschaft, eine gute Arbeit zu machen und werde dafür nur kritisiert. Daher sei er dankbar, auf der Hauptversammlung Informationen geben zu können. "Wir haben nichts zu verbergen, und wenn wir die Sachen transparent machen können, dann machen wird das, und wenn es zwei Tage dauert," lautete seine Festestellung dazu. Dieses Angebot wurde von den Anwesenden allerdings nur zum Teil aufgegriffen, denn der Vorschlag, die Vertragswerke bezüglich der Aspex-Transaktion zu verlesen, fand kein Interesse.



Anders verhielt es sich allerdings mit den weiteren Ausführungen. Hier war zu hören, dass die für die Versammlung von der New Media Spark angemeldeten Positionen über 1,52 Millionen und 1,86 Millionen Aktien laut Aktionärsregister dieser auch zugerechnet werden und entsprechend abstimmen dürfen. Die von der Vertical-Gruppe erworbenen Stimmen sind gleichwohl dieser gemäß der entsprechenden Meldung nach Wertpapierhandelsgesetz WpHG zuzuordnen.



Die Beteiligung an der Lang & Schwarz wurde im Juli 2003 verkauft, wobei über Kaufpreis und Käufer Stillschweigen vereinbart wurde. Die Alternativangebote lagen bei 0,40 und 0,20 EUR je Aktie.



Als wesentliche Ursache für die Bilanzsummenverlängerung von rund 66 Mio. EUR auf rund 70 Mio. EUR wurde das im ersten Quartal angefallene Ergebnis genannt.



Die Twister-Beteiligung wird nach Aussage der Verwaltung indirekt gehalten. Das Investitionsvehikel ist die Vertical-Twister b.v. mit Sitz in Amsterdam, an der Spütz 21,4 Prozent des Kapitals hält, während der Rest auf die Firma Global Communication Facilities entfällt. Vertical-Twister wiederum ist mit 58,45 Prozent an Twister beteiligt. Daneben erfuhren die Teilnehmer, dass es auch einen Convertible Bond gibt, aufgrund dessen Anteile an Twister durch Wandlung hinzuerworben werden können.



Weitere wesentliche Details zu dem Twister-Thema wurden allerdings nicht mehr bekannt gegeben mit dem Hinweis, dies betreffe das Geschäftsjahr 2004 und sei nicht Gegenstand dieser Hauptversammlung. Im Übrigen wurde die Beantwortung einer Frage auch abgelehnt mit der Begründung, dies müsse zur Abwendung von Schaden von der Gesellschaft unterbleiben.



Im weiteren Verlauf der Diskussion wurden noch zahlreiche detailliertere Aufgliederungen bereits gegebener Antworten und formale Aspekte erfragt und beantwortet. Da viele Antworten nicht den Erwartungen der Fragenden entsprachen, wurden auch viele Fragen zu Protokoll gegeben. Dieses Geschehen provozierte Herrn Heinz schließlich zu einer persönlichen Einschätzung der "Albtraum-Aktionäre", die aber auf lautstarke Opposition vieler Anwesender traf.



Neben verschiedenen Aktionären forderte auch der Versammlungsleiter Herrn Heinz auf, dieser möge zu genauen Fragen kommen und allgemeine Ausführungen zurückstellen. Daraufhin forderte dieser, Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft sollten sich jetzt offiziell verpflichten, keinem solchen Aktionär (gemeint waren die "Albtraum-Aktionäre") etwas zu bezahlen, sonst werde er Klage einreichen.



Auch Herr Buhlmann zeigte sich mit dem Verlauf der Veranstaltung unzufrieden. Wem nutzt es, wenn bei einer Gesellschaft mit so wenig fragefähigem Material so viele Fragen gestellt werden, lautete seine Überlegung. Weiter meinte er, die Handhabung durch die Verwaltung sei immerhin schwierig und verdiene Respekt, nur bereits bei der nächsten Verhandlung der Gesellschaft mit Geschäftspartnern könne so etwas belastend wirken. "Das ist unter Umständen geschäftsschädigend und kostet mein Geld als Aktionär," schloss er seinen Beitrag.


Abstimmungen



Dies stellte dann auch fast schon die Überleitung zu den Abstimmungen dar. Zu diesem Zeitpunkt waren 4.028.053 Aktien entsprechend 73,24 Prozent des Kapitals vertreten. Abgestimmt wurde im Subtraktionsverfahren. Während die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2) und die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 7) fast ohne Gegenstimmen und Enthaltungen beschlossen wurde, waren bei der Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) ebenso wie bei der Beschlussfassung über die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5) und bei den Ergänzungswahlen zum Aufsichtsrat (TOP 6) jeweils rund 620.000 Gegenstimmen zu verzeichnen.


Weitere Tagesordnungspunkte



Nach einer längeren Pause bis zur Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse wurde dann erneut in die Tagesordnung eingetreten, jetzt zu den Tagesordnungspunkten 10 und 11, die auf Verlangen der New Media Spark auf die Tagesordnung gesetzt worden waren. Dabei ging es um die Bestätigung der Beschlüsse der Hauptversammlungen vom 28. August 2003 und vom 28. Juni 2002. Eine inhaltliche Diskussion fand dazu nicht statt. Insgesamt 26 Beschlüsse wurden hier gefasst, wobei dies überwiegend bei rund 620.000 Gegenstimmen oder Enthaltungen erfolgte.



Kurz nach 21 Uhr konnte damit die dritte Etappe der Veranstaltung beginnen. Dabei ging es um die Tagesordnungspunkte 8 und 9, die von der Deutschen Balaton AG eingebracht worden waren. Punkt 8 zielte auf Kapitalmaßnahmen, die über mehrere Stufen im Ergebnis zu einer Kapitalrückzahlung für die Aktionäre führen sollten, während mit TOP 9 eine Sonderprüfung zu verschiedenen Vorgängen gefordert wurde.



Die Anträge wurden durch Herrn Rimmelspacher verlesen, der einleitend darauf aufmerksam machte, dass unter Umständen wegen der zwischenzeitlichen Beteiligung an Twister die für die Umsetzung der Beschlussvorschläge zu TOP 8 erforderliche Liquidität gar nicht mehr vorhanden ist. Dennoch solle an den Vorschlägen festgehalten werden, fuhr er fort. Wie er weiter erklärte, wurde ein Teil des Gegenstands des Sonderprüfungsantrags nicht veröffentlicht, wozu man aber erst unmittelbar vor der Hauptversammlung eine Begründung erhalten habe. Die fehlenden Punkte beträfen den Verkauf der Börsen-Service GmbH an Kling Jelko.



Herr Heinz machte in seinem folgenden Beitrag dann aus seiner Verärgerung keinen Hehl. Die Anträge zeigten deutliches Misstrauen gegen die Gesellschaft, erklärte er, meinte aber, nach den vorangegangenen Abstimmungsergebnissen hätten sie wohl keine Chance. "Natürlich ist es Ihr gutes Recht, solche Anträge zu stellen, zumal es Unsicherheiten über den neuen Großaktionär gibt, der noch nicht einmal im Aktienbuch eingetragen ist. Aber man muss doch auch einen Vergleich zwischen der Situation vor zwei Jahren und heute ziehen," fuhr der SdK-Sprecher fort. Für ihn stelle sich das Geschehen so dar, als ob hier eine Kursmanipulation stattfindet. Die SdK lehne die Anträge daher insgesamt total ab, und die Begründungen für den Sonderprüfungsantrag hätten für ihn keine Relevanz.



Auch Herr Buhlmann meldete sich hier zu Wort und meinte, das Verhalten des Versammlungsleiters sei recht geschickt gewesen. Dieser habe erst die Liquidität in Form der Dividende zur Abstimmung gestellt. Mit der Auszahlung sei diese dann weg, und ein solcher Betrag könne jedenfalls nicht so schnell noch einmal ausgezahlt werden. Die Zustimmung zu TOP 8 würde daher den Vorstand unter einen unerwünschten Handlungszwang setzen.



In Richtung der antragstellenden Balaton AG warf Herr Buhlmann zudem die Frage auf, ob der Antrag nicht eigentlich falsch formuliert sei. Seiner Meinung nach hätte dieser doch wohl eher "Machen Sie den Laden zu!" lauten müssen, "warum aber wird er dann nicht so gestellt?" Auch bezüglich Sinn und Zweck des Gutachtens hatte er Zweifel. Ein Gutachten schaffe zwar Erkenntniswert, es frage sich aber welchen, denn man könne ja auch andere Dinge prüfen. Er habe den Eindruck gewonnen, dass hier ein Aktionär kritisch den anderen beäugt, das aber sei kein Grund für eine Sonderprüfung.



Im Zuge einer kontroversen Diskussion über die Korrektheit der Anträge und deren Veröffentlichung kam es zu einer vollständigen Verlesung durch Herrn Rimmelspacher einschließlich der Begründung der Verwaltung für die Nichtveröffentlichung eine Teils des vorgesehenen Gegenstands der Sonderprüfung. In den folgenden Abstimmungen entfielen auf die Vorschläge der Deutschen Balaton AG jeweils knapp unter 640.000 Stimmen, so dass alle Vorschläge abgelehnt waren.



Um 22:30 Uhr endete die Versammlung mit einem kurzen Dank von Herrn Sackville an den Versammlungsleiter für dessen diplomatische Führung der Veranstaltung.


Fazit und eigene Meinung



Ungeachtet der zahlreichen offenen Fragen kann man der Verwaltung wohl ein Lob für die erreichten wirtschaftlichen Ergebnisse des Jahres 2003 aussprechen, aber ob Gleiches für die ersten Monate des laufenden Jahres gilt, ist noch offen. Die angedeutete hohe Zahl der Mitarbeiter im Backoffice könnte mit daran schuld sein, dass mitunter eine volle Stunde benötigt wurde, um die Antwortvorschläge zu schicken, wobei die Antworten dann teilweise in einem Hinweis auf Auskunftsverweigerungsrechte bestanden.



Diesem Backoffice sei gesagt, dass damit Informationen doch nicht gleich verboten sind (abgesehen davon, dass diese Begründung oft genug Anlass für Streit ist und daher schon aus Effizienzgründen gut erwogen sein will). Da ist es in der Sache ein nur schwacher Trost, dass die zahlreichen Detailfragen zu Vorgängen des vergangenen Jahres penibel genau und sorgfältig beantwortet wurden, zumal diese sich mitunter auf alles andere als auf spannende Vorkommnisse bezogen.



Besser wäre es gewesen, die Verwaltung hätte sich etwas mehr Zeit für das neue Kerngeschäft genommen und an dieser Stelle die Potenziale insbesondere der Twister-Beteiligung, aber auch deren Risiken deutlicher aufgezeigt. Gelegenheiten dazu bestanden durchaus.



So bleibt als Fazit festzuhalten, dass die Gesellschaft die Vergangenheit mit der allerdings nicht unbedeutenden Ausnahme diverser Rechtsstreitigkeiten bewältigt hat, dass die Aktionärsstruktur im Umbruch ist und dass mit einem ersten nennenswerten Neuengagement ein wichtiger Schritt als Beteiligungsgesellschaft getan wurde, den der Aktionär bisher aber noch nicht in seinen wirtschaftlichen Dimensionen beurteilen kann.



Hier liegen noch zu viele Unwägbarkeiten für den konservativen Anleger, und wer bereits engagiert ist, sollte die Aktie aufmerksam beobachten. Spekulativ interessant ist in jedem Fall, wie mit dem verunglückten Aktienrückkauf umgegangen wird, denn dieser Fehler könnte ja auch mit einem weiteren öffentlichen Angebot durch die Bank behoben werden.


Kontaktadresse



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Ansprechpartner Investor Relations



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Veröffentlichungsdatum: 26.04.2004 - 23:43
Redakteur: hmi
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