Am 16.12.2003, dem Tag der ersten ergiebigen Schneefälle in und um München, fand im Haus der Bayerischen Wirtschaft die ordentliche Hauptversammlung der FORTEC Elektronik AG statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Höfer eröffnete kurz nach 10 Uhr die Veranstaltung und konnte etwa 150 Aktionäre und Gäste begrüßen, unter ihnen auch Dietmar Stanka von GSC Research.
Bericht des Vorstands
Der Vorstandsvorsitzende Dieter Fischer erwähnte zu Beginn seiner Rede, dass der Ertrag der FORTEC zwar weiter auf dem Rekordniveau der Vorjahre lag, dass allerdings das abgelaufene Geschäftsjahr von einem rückläufigen Umsatz gekennzeichnet war. Konnte bis Frühjahr 2001 über einen Zeitraum von 5 Jahren noch über ein jährliches Umsatzwachstum von über 35 Prozent berichtet werden, so tritt man seit den letzten 3 Jahren auf der Stelle. Im Kerngeschäft, den Bereichen Stromversorgungen, Displays und Rechnerboards, zusammengefasst als Embedded Solutions bezeichnet, wurde im Berichtszeitraum ein Umsatz von 29,7 Mio. EUR erzielt.
Dieter Fischer zeigte sich überzeugt, dass, obwohl weit und breit noch kein Wachstum zu sehen ist, nach der aktuellen Konsolidierungsphase in der High-Tech-Industrie, die noch nicht abgeschlossen ist, in dem Kerngeschäft der FORTEC wieder ein substanzielles Wachstum mit deutlich zweistelligen Steigerungsraten machbar sein müsste. Neben dem Kerngeschäft betreibt die FORTEC historisch bedingt noch den Handel mit Halbleitern. Die Bedeutung dieses Geschäftsbereichs nahm in den letzten Jahren planmäßig ab, und im letzten Geschäftsjahr wurden nur noch 4 Prozent des Umsatzes damit getätigt.
Aus Margengründen und auch, um aus der Abhängigkeit des typisch zyklischen Geschäfts mit Halbleitern zu entkommen, wurde der Schwerpunkt auf die deutlich beratungsintensiveren Bereiche der industriellen Displays inklusive Rechneransteuerung und Power Management gelegt. Die Umsatzrendite wurde nicht zuletzt durch die Stärkung der Ingenieurkompetenz und Reduzierung der reinen Handelskomponente auf 7,7 Prozent nach 6,8 Prozent im Vorjahr gesteigert. Somit liegt die FORTEC wieder im anvisierten Zielkorridor von 7 bis 8 Prozent.
Damit wurde auch das operative Ergebnis von 2,4 Mio. EUR erreicht, und pro Aktie konnten 2,64 EUR verdient werden. Netto waren dies nach Abzug der Steuern 1,72 EUR. Dies bedeutet eine Verzinsung des Eigenkapitals von 20,4 Prozent vor Steuern oder 13,2 Prozent nach Steuern. Die eigene Zielvorgabe kann nach Aussage von Dieter Fischer erst dann erreicht werden, wenn die aktuelle Cash-Position von über 3 Mio. EUR, die derzeit auf Festgeldbasis eine geringe Rendite erwirtschaftet, wieder im Unternehmen investiert ist.
Aufgrund der guten finanziellen Situation des Unternehmens und der stabilen Ertragslage schlug der Vorstand der Hauptversammlung wie im Vorjahr wieder eine Dividende von 75 Cent vor. Auch in den nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Zeiten sieht der Vorstand eine kontinuierliche nachhaltige Entwicklung dieser Dividende.Unter dem Begriff "Embedded Solutions" betreibt die FORTEC AG die ganzheitliche Vermarktung von industriellen Displays inklusive Ansteuerung und Stromversorgung. Vereinfacht dargestellt, so Herr Fischer in seiner Erläuterung, besteht so ein System, das in den verschiedensten technischen Geräten seinen Dienst tut, aus einem industriellen Flachbildschirm, einem Single-Board-Rechner und einem Industrienetzteil, wobei diese Komponenten mit entsprechender Verkabelung miteinander verbunden sind.
Die Kompetenz der FORTEC AG besteht in der Beherrschung der Technologie in Verbindung mit einem starken lokalen Vertrieb. Der Schlüssel des Erfolgs liegt in der jahrelang gewachsenen Beziehung zu einer Vielzahl von Kunden mit der Konzentration auf deutschsprachige Länder. Mit den Kunden wird bereits in der Entwicklung zusammengearbeitet, es werden gemeinsam technische Lösungen erarbeitet, und es werden nicht nur Produkte geliefert, sondern darüber hinaus auch noch Dienstleistungen im Bereich Logistik erbracht.
Die Systemlösungen der FORTEC AG sind zudem innerhalb eines technologisch vorgegebenen Rahmens flexibel einsetzbar und nicht an eine bestimmte Branche gebunden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden mit Herstellern im Bereich der Industrieautomation inklusive Industrie- und Anlagenausrüstung etwa 40 Prozent und mit Herstellern im Bereich Medizintechnik und der elektronischen Informationsmedien jeweils etwa 30 Prozent des Umsatzes getätigt.
Die allgemeine Situation im Bereich der Industrieautomation schätzte der Vorstandsvorsitzende weiterhin als schwierig ein. Einen Lichtblick sah er allerdings durch einen enormen Ordereingang von Bestellungen aus China bei einigen Kunden im Bereich der Industrieausrüstung. Der Bereich Medizintechnik ist eher verhalten, Dieter Fischer verwies hierbei auf die stete Diskussion über Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Wachstum, wenn auch im bescheidenen Maße, sieht er aktuell nur im Bereich der elektronischen Informationsmedien, wie z.B. Informationsdisplays an Flughäfen und Bahnhöfen.
Im Einzelnen ging der Vorstandsvorsitzende dann auf die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres ein. Bei einer Bilanzsumme von 15,8 Mio. EUR sind Eigenmittel in Höhe von 11,6 Mio. EUR ausgewiesen. Das komplette Anlage- und Umlaufvermögen der FORTEC ist durch Eigenkapital finanziert. Bei der Bilanzposition des Goodwill, so Dieter Fischer, wird beim Anleger viel Augenwischerei betrieben. Er bezeichnete dies als echte Gesetzeslücke. So läge der Jahresüberschuss der FORTEC nicht bei 1.191.294 EUR (nach IAS), sondern würde nach US-GAAP immerhin 1.544.359 EUR betragen, eine Differenz von immerhin 30 Prozent. Zwangsläufig wird die FORTEC mit Gesellschaften, die nach US-GAAP bilanzieren, verglichen und entsprechend eingeordnet. Herr Fischer erwartet spätestens nach der Angleichung der Bilanzierungsregeln, die vermutlich 2005 zu erwarten ist, ein nicht unerhebliches Aufwärtspotenzial am Aktienmarkt für die Aktie der FORTEC AG.
Mit Blick auf den Konzern berichtete Dieter Fischer, dass von den knapp 31 Mio. EUR Umsatz etwa 70 Prozent auf die FORTEC, 14 Prozent auf Emtron, 13 Prozent auf Altrac und 3 Prozent auf Blum entfallen. Alle Tochtergesellschaften arbeiten mit Gewinn.
In seinem Ausblick auf das jetzt laufende Geschäftsjahr konnte Dieter Fischer auf zwei Quartale zurückblicken, die im Großen und Ganzen mit denen des Vorjahres verglichen werden können. So konnten im ersten und zweiten Quartal Umsätze in Höhe von etwa 7 Mio. EUR erreicht werden. Das wesentlichste Ziel im laufenden Jahr wird sein, dass Umsatz und Ergebnis des Vorjahres gehalten werden können. Erst für das Geschäftsjahr 2004/2005 stellte Dieter Fischer ein Wachstum in Aussicht. Eine höhere Börsenbewertung erwartet der Vorstand erst dann, wenn FORTEC wieder beweisen kann, nicht nur Geld zu verdienen, sondern auch Wachstum generieren zu können.
Allgemeine Diskussion
Als erster Redner sprach Dr. Peter Friedemann von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) dem Unternehmen Lob und Anerkennung aus. In diesen schwierigen Zeiten konnte die FORTEC AG ein hervorragendes Ergebnis erzielen. Gezielte Fragen stellte er nach dem Ausblick für die Zukunft, der Konkurrenzsituation und zum Thema Corporate Governance-Kodex. Eine weitere Frage des SdK-Sprechers galt der Aktionärsstruktur.
Hinsichtlich des Markts erklärte Dieter Fischer, dass dieser im deutschsprachigen Raum etwa ein Volumen von 500 Mio. EUR hat. Im Bereich der Embedded Solutions hat die FORTEC gerade mal einen Umsatzanteil von 5 Prozent, der also ausbaufähig ist. Im Segment Stromversorgung verfügt das Unternehmen über einen Marktanteil von etwa 10 Prozent, allerdings ist dieser Markt ähnlich zersplittert wie der der Embedded Computers, wo ebenfalls ein Marktanteil von 10 Prozent vorhanden ist. Dieter Fischer kann sich hier allerdings für die Zukunft einen Anteil von 20 bis 30 Prozent vorstellen.
Mit Blick auf die Aktionärsstruktur stellte Dieter Fischer fest, dass etwa 10 Prozent einer Beteiligungsgesellschaft gehören, während 90 Prozent als echter Free Float anzusehen sind, wovon wiederum etwa 70 Prozent bei privaten Anlegern zu finden sind. 20 Prozent sind bei Vermögensverwaltern angelegt. Die Empfehlungen des Corporate Governance-Kodex werden nach Angaben des Vorstands anerkannt. Etwa 90 bis 95 Prozent werden bereits eingehalten, am Rest "wird mit Ehrgeiz gearbeitet".
Im Anschluss meldete sich Dr. Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Dieser wollte mehr zum Kauf von NBN wissen, und er bat den Vorstand um entsprechende Auskunft. Als außerordentlich erfreulich sah er die nicht vorhandenen Bankkredite an. Weiter sprach Dr. Pluta die Bezüge des Vorstands an, zu denen er genaue Zahlen hören wollte. Kritisch betrachtete er den fehlenden Dank an den ehemaligen Vertriebsvorstand Werner Heyer im Geschäftsbericht, der zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist.
Wie Dieter Fischer bezüglich des Kaufs von NBN erklärte, passt diese Gesellschaft sehr gut in das Portfolio der FORTEC und stellt eine sinnvolle Ergänzung dar. Da beide Vorstände im Berichtszeitraum das identische Gehalt bezogen haben, muss nach Aktienrecht keine Auskunft über die Vorstandsgehälter gegeben werden.
Von Herrn Mözer wurde die Möglichkeit der Stock-Dividende angesprochen, die der Mitbewerber Data Modul praktiziert. Aufgrund der steuerfreien Behandlung betrachtete er dies als sinnvoller als eine tatsächliche Auszahlung. Daraufhin erwiderte Dieter Fischer, dass das Thema Stock-Dividende zwar schon einmal im Aufsichtsrat diskutiert wurde, dass allerdings weder Aufsichtsrat noch er selbst einen Sinn in dieser Art der Dividende sieht.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug 12,55 Prozent. Alle Tagesordnungspunkte wurden einstimmig verabschiedet. Im Einzelnen waren dies die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) sowie die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5).
Fazit und eigene Meinung
Die FORTEC Elektronik AG ist nach wie vor ein lohnendes Investment. Kontinuierliche Ergebnisse, und das über 20 Jahre hinweg, zeichnen diese Unternehmensführung aus. Auch wenn die Börsenkurse nicht überschwänglich sind, so sind eine zwar kleine Dividende und eine maßvolle Entwicklung des Werts Kaufgrund genug. Der Erfolg kommt dabei nicht von ungefähr. Das Geschäftsmodell wurde immer wieder den Gegebenheiten des Markts angepasst, und die Technik wurde kontinuierlich verbessert.
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