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Interview Adi Drotleff (Vorstandsvorsitzender Mensch und Maschine AG) - "Schwarze Null in 2003 vor Sondereffekten möglich"

Die in Wessling ansässige Mensch und Maschine AG ist in den beiden Geschäftsfeldern Softwareentwicklung sowie Softwaregroßhandel aktiv. Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten bilden die sogenannten CAD- und CAM-Softwarelösungen (= Computer Aided Design bzw. Manufacturing), bei denen die seit 1984 am Markt tätige Unternehmensgruppe zu den europaweit führenden Anbietern zählt. Neben eigenen Branchenlösungen ist Mensch und Maschine als Distributor von Softwarelösungen der Hersteller PTC und Autodesk tätig.



 



Vor einigen Wochen meldete die Gesellschaft ihre Zahlen für das dritte Quartal. Von Januar bis Ende September 2003 beliefen sich die Umsatzerlöse auf 95,8 Mio. Euro und lagen damit um etwas über 11 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Auf der Ertragsseite konnten in Folge der Umsetzung des in 2002 gestarteten Restrukturierungsprogramms deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr erzielt werden: Das Netto-Ergebnis verbesserte sich von minus 4,6 auf minus 2,5 Mio. Euro. Bezogen auf eine einzelne Aktie entspricht dies einem Wert von -0,49 nach -0,90 Euro in 2002.



 



Über die vorliegenden Quartalszahlen, die weiteren Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr sowie die Aussichten in 2004 sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden und Unternehmensgründer Adi Drotleff.



 



 



Drotleff: "Schwarze Null in 2003 vor Sondereffekten möglich"



 



GSC Research: Bei dem zum 30. September 2003 vorgelegten Ergebnis erscheint die von Ihnen gegebene Prognose einer schwarzen Null für das am 31. Dezember 2003 endende Geschäftsjahr sehr ambitioniert. Worauf stützen Sie Ihre Erwartungen, oder wird dieses Ziel nicht mehr zu erreichen zu sein?



 



Drotleff: Das von uns veröffentlichte Hauptziel für dieses Geschäftsjahr stammt bereits aus dem Ausblick im Geschäftsbericht 2002 und besagt, dass wir unser EBITA von minus 1,3 Mio. Euro in 2002 im laufenden Jahr um rund 5 Mio. Euro verbessern wollen. Alles, was wir auf dem Weg zu diesem Ziel nicht auf der Umsatzseite erreichen können, soll auf der Aufwandsseite eingespart werden. Hierzu haben wir bereits Mitte des letzten Jahres ein umfassendes Restrukturierungsprogramm eingeleitet, um die Kosten in der Mensch und Maschine Gruppe nachhaltig zu senken.



 



Sie haben sicherlich recht mit Ihrer Einschätzung, dass eine schwarze Null im laufenden Jahr nur noch schwer zu erreichen sein wird. Zum einen haben wir aufgrund des überplanmäßigen Personalabbaus in 2003 noch Restrukturierungskosten verbucht, die das Nettoergebnis entsprechend drücken. Ein weiterer Faktor, der uns belastet, ist die Frage, wie die Goodwill-Abschreibungen in IAS, nach denen wir bilanzieren, behandelt wird. In US-GAAP sind lineare Goodwill-Abschreibungen bereits seit Anfang 2002 nicht mehr vorgeschrieben.



 



GSC Research: Können Sie die Auswirkungen bei der Mensch und Maschine in etwa beziffern?



 



Drotleff: Eine entsprechende Anpassung ist auch für IAS vorgesehen, unklar war jedoch lange Zeit, ob diese Änderung noch in 2003 erfolgt oder aber erst im kommenden Geschäftsjahr. Bei uns führt diese Umstellung zu einem positiven Effekt auf der Ergebnisseite in Höhe von 1,4 Mio. Euro. Zum Zeitpunkt unserer Prognose wurde noch davon ausgegangen, dass der Effekt möglicherweise noch in 2003 in das Zahlenwerk einfließen kann.



 



Summa summarum könnte es also für 2003 so aussehen, dass wir vor den nicht vorhergesehenen Sondereffekten Restrukturierungskosten und lineare Goodwill-Abschreibung die prognostizierte schwarze Null erzielen.



 



GSC Research: Apropos Goodwill. Die Mensch und Maschine AG ist in den vergangenen Jahren ja erklärtermaßen durch Zukäufe gewachsen. Wie beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Beteiligungsbuchwerte der Akquisitionen - bestehen dort Risiken für außerplanmäßige Abwertungen, die sich bei Durchführung eines Impairmenttests ergeben könnten?



 



Drotleff: Das ist eine gute Frage. Aus heutiger Sicht und angesichts der erwarteten bzw. bereits erwirtschafteten positiven Ergebnisse bei den von Ihnen genannten Gesellschaften erscheint es mir unwahrscheinlich, dass bei einer weiter planmäßigen Entwicklung hier Gefahren in Form von außerordentlichen Wertanpassungen lauern. Wie Sie aber sicherlich wissen, wird diese Frage letztendlich vom Wirtschaftsprüfer beantwortet. Wenn dieser, was ich gegenwärtig aber für sehr unwahrscheinlich halte, zu dem Schluss kommen sollte, dass entsprechende Maßnahmen erforderlich werden, wären diese auch umzusetzen.



 



GSC Research: Kommen wir zurück zu den Quartalszahlen und Ihren Erwartungen für das vierte Quartal. Sie hatten bereits auf ein umfassendes Restrukturierungsprogramm hingewiesen, welches bereits im letzten Jahr begonnen wurde. Könnten Sie unseren Lesern einmal die Beweggründe für diese Maßnahme und die Auswirkungen auf der Ertragsseite erläutern?



 



Drotleff: Sehr gerne. Wie wir bereits eben thematisiert haben, ist die Mensch und Maschine Gruppe in den letzten Jahren stark über Akquisitionen gewachsen. Diese Strategie hat dazu geführt, dass unsere Mitarbeiterzahl in der Spitze auf 484 angestiegen ist, wir aber durch die vielen Zukäufe eine ganze Reihe von Positionen im Konzern doppelt besetzt hatten. Im Zuge der Realisierung der im Vorfeld erwartetet Synergieeffekte haben wir im Frühjahr 2002 mit einer Bereinigung dieser mehrfach besetzten Stellen begonnen und bis heute knapp 20 Prozent der Belegschaft reduziert. Bis zum Jahresende wird eine Mitarbeiterzahl von etwa 380 erreicht werden.



 



Diese Maßnahme führt natürlich auch auf der Kostenseite zu spürbaren Effekten. Ab dem ersten Quartal 2004 gehen wir davon aus, dass sich die Effekte aus der Personalreduktion in vollem Umfang in der GuV widerspiegeln. Insgesamt gesehen haben wir unsere operativen Kosten gegenüber dem Höchststand deutlich reduziert, die Einsparung gegenüber dem Vorjahr erreicht ein Volumen von 5 Mio. Euro. Im Abgleich mit unseren ursprünglichen Planungen konnten wir bis heute bereits ein höheres Einsparvolumen realisieren als wir ursprünglich angenommen hatten.



 



GSC Research: Die Maßnahmen auf der Kostenseite klingen überzeugend, aber woher kommen die Umsatzerlöse im vierten Quartal, damit Ihre Prognose unabhängig von der bilanztechnischen Frage im Zusammenhang mit der Behandlung der Goodwill-Abschreibungen aufgehen kann?



 



Drotleff: Erfahrungsgemäß ist das vierte Quartal bei uns das mit Abstand stärkste im gesamten Jahr. Auf die Monate Oktober bis Dezember entfällt in normalen Jahren etwa ein Drittel der gesamten Umsätze. Angesichts der über das Jahr sehr linear verteilten Kosten ist der Effekt auf der Ergebnisseite noch deutlich stärker.



 



GSC Research: Gibt es spezielle Gründe für diese Saisonalität und wie planbar ist dieser Effekt?



 



Drotleff: Mit unseren CAD- und CAM-Softwarelösungen sind wir im Bereich der Investitionsgüter tätig, da die von uns angebotenen Produkte beim Kunden zu Rationalisierungseffekten führen. Vorteilhaft ist bei uns die durchschnittliche Auftragsgröße von lediglich 5 TEUR. Das führt dazu, dass die Investitionsentscheidung in der Regel auf Sachbearbeiter-Ebene unter Hinzuziehung des entsprechenden Gruppen- oder Abteilungsleiters erfolgt. Mit Blick auf das vierte Quartal kommt dann hier wieder das altbekannte Budget-Thema zum Tragen, weshalb wir in der Zeit von Mitte November bis Weihnachten deutlich mehr Auftragseingang verbuchen als normal.



 



GSC Research: Wie sehen Ihre Planungen für das kommende Geschäftsjahr aus?



 



Drotleff: Für das Jahr 2004 haben wir bereits sehr konkrete Vorstellungen. Hauptziel ist auch im kommenden Geschäftsjahr wieder die signifikante Verbesserung unseres operativen Ergebnisses um rund 5 Mio. auf ein Niveau von 8 bis 9 Mio. Euro. Diese Größenordnung bedeutet ein Nettoergebnis im Bereich von 4 bis 5 Mio. Euro. Mit 99,5-prozentiger Sicherheit wird im ersten Quartal 2004 auch der bereits thematisierte Effekt aus dem Wegfall der Goodwill-Abschreibungen in IAS in unser Zahlenwerk einfließen.



 



Dank unseres konsequent umgesetzten Restrukturierungsprogramms haben wir die Kosten stärker senken können als ursprünglich vorgesehen und damit einen niedrigeren Break-Even-Point erreicht. Eine Prognose zu Umsatzzahlen veröffentlichen wir nicht, da wir unseren Fokus auf die Ergebniszahlen richten.



 



GSC Research: Wie sehen Sie die künftige Entwicklung Ihrer beiden Geschäftsbereiche eigene Softwarelösungen und Großhandel?



 



Drotleff: Grundsätzlich beabsichtigen wir, in der Zukunft den Bereich der eigenen Software zu Lasten des Handelsgeschäftes stärker zu gewichten. Die Gründe hierfür liegen klar auf der Hand: Neben den deutlich besseren Margen ist auch die Kapitalbindung wesentlich geringer als bei den vergleichsweise margenschwachen Handelsaktivitäten.



 



GSC Research: Bei einem angestrebten Netto-Ergebnis von 4 bis 5 Mio. Euro stellt sich natürlich automatisch die Frage nach der Zahlung einer Dividende an die Aktionäre, zumal die Mensch und Maschine AG in der Vergangenheit ja als eines der ganz wenigen Unternehmen des Neuen Marktes bereits Ausschüttungen an die Aktionäre vorgenommen hat.



 



Drotleff: Unsere Planungen zielen darauf ab, in 2004 ein Ergebnis zu erwirtschaften, welches uns in die Lage versetzt, eine Ausschüttung an die Aktionäre vornehmen zu können. Haben Sie aber bitte Verständnis dafür, dass ich heute noch keine definitive Zusage in dieser Richtung geben kann.



 



Zudem müssen wir vor einer möglichen Dividendenzahlung die Mensch und Maschine AG in eine Holdingstruktur überführen, um den Einzelabschluss der AG in einen ausschüttungsfähigen Zustand zu versetzen. Durch die Akquisitionen der vergangenen Jahre und Abschreibungen des letzten Jahres besteht im AG-Abschluss gegenwärtig noch ein Verlustvortrag, der einer Ausschüttung im Wege steht. Außerdem müssen wir die Liquidität der Gesellschaft im Auge behalten.



 



GSC Research: Die haben Sie doch mit der jüngsten Kapitalerhöhung im Volumen von 3,4 Mio. Euro bereits verbessert.



 



Drotleff: Das ist natürlich richtig. Ich möchte jedoch daran erinnern, dass wir in der Vergangenheit trotz unseres starken Wachstums den Kapitalmarkt nur relativ sparsam angezapft haben und derzeit mit einem recht hohen Fremdkapitalanteil arbeiten. Deshalb haben wir die aktuelle Kapitalerhöhung vorgenommen und überlegen derzeit geeignete Maßnahmen zur weiteren Verbesserung unserer Eigenkapitalquote. Denkbar wäre hierbei neben einer Thesaurierung des Nettoergebnisses auch die Begebung von Wandelanleihen oder aber auch eine weitere, vom Volumen her deutlich größere Kapitalerhöhung.



 



GSC Research: Wie würde denn aus Ihrer Sicht eine erstrebenswerte Eigenkapitalquote aussehen?



 



Drotleff: Vor der kürzlich platzierten Kapitalerhöhung hatten wir eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent, die sich durch die Erhöhung auf etwa 25 Prozent verbessert hat. Als komfortabel würde ich eine Quote von 35 Prozent oder darüber ansehen.



 



GSC Research: Apropos Kapitalerhöhung. Im Rahmen dieser Transaktion haben Sie auch Aktien aus Ihrem Privatbesitz abgegeben. Können Sie unseren Lesern diese Maßnahme erläutern?



 



Drotleff: Hierbei müssen wir unterscheiden zwischen den 2,4 Mio. Aktien der Mensch und Maschine AG, die ich aus der Gründung heraus halte, und weiteren Stücken, die ich nach dem Börsengang des Unternehmens hinzuerworben habe. Die "Gründungsaktien" sind im Rahmen der von Ihnen angesprochenen Transaktion unangetastet geblieben. Veräußert wurden knapp 200.000 Aktien der insgesamt 400.000 Aktien, die ich in den Jahren 2000 und 2001 über die Börse zurückgekauft habe.



 



Der durchschnittliche Einstandskurs dieser Papiere betrug rund 17 Euro, im Rahmen der aktuellen Kapitalerhöhung habe ich die Stücke zur Befriedigung der Nachfrage von institutionellen Anlegern für rund die Hälfte veräußert. Den Erlös aus dem Verkauf habe ich der Mensch und Maschine AG als langfristiges Gesellschafterdarlehen zur Verfügung gestellt.



 



GSC Research: Hat die Mensch und Maschine AG selbst auch eigene Aktien im Bestand?



 



Drotleff: Nein. Bei der Mensch und Maschine AG nehmen wir keine Rückkäufe von Aktien vor, weil dies bei einer Eigenkapitalquote von 25 Prozent einem Aktienkauf auf Kredit gleichkommt und nichts mit seriösem unternehmerischen Handeln zu hat.



 



GSC Research: Vor einiger Zeit haben Sie einmal laut über ein mögliches Delisting der Mensch und Maschine AG von der Börse nachgedacht. Ist dieses Thema weiterhin akut?



 



Drotleff: Diese Überlegungen haben wir zu einem Zeitpunkt angestellt, als der Neue Markt kurz vor seinem Ende stand und der Aktienkurs der Mensch und Maschine AG deutlich unterhalb des jetzigen Niveaus lag. Zum damaligen Zeitpunkt lagen außerdem noch 63 Prozent der Aktien in festen Händen. Da uns die Übernahme der restlichen Anteile im Zusammenarbeit mit anderen Investoren attraktiv erschien, haben wir diese Option überprüft, da sie sich geradezu aufgedrängt hat.



 



Wir haben uns nach dem Ausscheiden aus dem Neuen Markt aber zu einem Verbleib an der Börse entschlossen und sind in das Prime Segment gewechselt. Nach der aktuellen Kapitalerhöhung hat sich zudem der Streubesitz weiter erhöht, so dass ein Delisting kein Thema mehr ist. Vielmehr könnte sich zusätzliche Phantasie bei einer weiteren Kapitalerhöhung geben, weil dann der Anteil des Free-Floats die 50-Prozent-Marke nachhaltig übersteigen würde und die Mensch und Maschine AG dann ein wirklich öffentliches Unternehmen wäre.



 



GSC Research: Wie stehen Sie als Unternehmensgründer, Vorstandsvorsitzender und größter Einzelaktionär möglichen Akquisitionen, Fusionen oder aber auch einer Übernahme der Mensch und Maschine AG durch einen Dritten gegenüber?



 



Drotleff: Ich betrachte diese Fragestellung vollkommen emotionslos. Entscheidend bei der Beurteilung von Transaktionen ist aus meiner Sicht, ob die vorgesehene Maßnahme dazu führt, dass sich die Stellung des Unternehmens im Markt verbessert und damit die zukünftige Entwicklung gesichert werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass bei derartigen Überlegungen die möglichen persönlichen Befindlichkeiten des Unternehmensgründers keine maßgebliche Rolle spielen sollten. Entscheidend muss sein, ob die Maßnahme dazu führt, dass das Unternehmen, in welcher Konstellation auch immer, bestmöglich am Markt überleben kann, und dass der Aktienkurs sich positiv entwickelt.



 



Aus meiner Sicht hat sowohl eine Akquisition wie auch eine mögliche Fusion mit anderen Unternehmen am Markt seinen Charme. Lassen Sie uns mal rein hypothetisch annehmen, man würde die Mensch und Maschine AG mit einer anderen Gesellschaft ähnlicher Größenordnung zusammenschließen. Die neue Gesellschaft würde sofort TecDAX-Format erreichen und damit auch für größere Investoren deutlich an Attraktivität gewinnen. Konkret geplant ist ein solcher Schritt jedoch derzeit nicht.



 



GSC Research: Herr Drotleff, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.



Veröffentlichungsdatum: 10.12.2003 - 16:07
Redakteur: ala
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