Am 26. Januar 2004 lud die Sanochemia Pharmazeutika AG anlässlich ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung in die Räumlichkeiten der Wirtschaftskammer Burgenland in Eisenstadt. Der Einladung waren cirka 60 Aktionäre und Gäste gefolgt, unter ihnen Andreas Buchegger von GSC Research Austria. Pünktlich um 14 Uhr eröffnete DI Dr. Werner Frantsits in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender die Veranstaltung. Nach der Begrüßung der Anwesenden sowie der Erledigung der üblichen Formalien übergab dieser sogleich das Wort an CEO Dr. Josef Böckmann, um den anwesenden Anteilseignern Bericht zu erstatten.
Bericht des Vorstands
CEO Dr. Böckmann eröffnete seinen Vortrag mit einem Überblick über die Geschäftsbereiche der Gesellschaft, die sich aus den Tätigkeitsfeldern Forschung und Entwicklung, der Produktion sowie schließlich der Vermarktung der Erzeugnisse zusammensetzen. Diese Gliederung ist integraler Bestandteil der strategischen Positionierung und bringt eine bestmögliche Risikominimierung im operativen Geschäft mit sich. Laut CEO Dr. Böckmann wird diese Maßnahme einerseits von einer Fokussierung auf die Forschung zur mittelfristigen Ertragssicherung und andererseits von innovativem Life Cycle-Management zur kurzfristigen Generierung von Erträgen flankiert.
Besonders erwähnenswert nannte Dr. Böckmann im Bereich Forschung und Entwicklung marktnahe Entwicklungen wie Galantamin zur Behandlung postoperativer Delirien sowie Tolperison, ein Muskelrelaxans, bei dem die Gesellschaft direkt vor dem Beginn der Zulassungsformalitäten steht. Im Bereich der mittelfristigen Entwicklungen beschäftigt sich die Sanochemia mit der Weiterentwicklung der Wirkstoffmoleküle sowie von Galantamin-Derivaten, die beispielsweise in der Alzheimerbehandlung Anwendung finden.
Im Bereich der Synthese kann die Sanochemia Pharmazeutika auf die Produktion von Reminyl, einem der drei führenden Alzheimerpräparate, für Johnson & Johnson sowie auf eine Steigerung des Ordervolumens im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres verweisen. Zum Zwecke des Ausbaus der Kontraktsynthese wurden die Marketingaktivitäten sowie die Bemühungen im Bereich der internationalen Messebeteiligungen intensiviert.
Der dritte Geschäftsbereich der Pharmaproduktion wurde laut CEO Dr. Böckmann dadurch gestärkt, dass die vorhandenen Produktionskapazitäten verdreifacht und eine Steigerung der Wertschöpfung erreicht werden konnten. Zum Vertrieb der Pharmaerzeugnisse wurden Töchter in der Schweiz und in den USA gegründet sowie weitere Partnerschaften eingegangen, um so einen idealen Auftritt am Markt gewährleisten zu können.
Nach diesen Ausführungen übergab Dr. Böckmann das Wort an CFO Herbert Frantsits für dessen Präsentation der Zahlen des Geschäftsjahres 2002/2003. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Sanochemia Pharmazeutika AG den Umsatz von 18,33 Mio. EUR auf 18,67 Mio. EUR steigern. Im selben Zeitraum verschlechterte sich jedoch auch das EBIT von minus 1,58 Mio. EUR auf minus 5,23 Mio. EUR, und nach einem Gewinn von 654.00 EUR im vorletzten Geschäftsjahr musste ein Verlust von 1,08 Mio. EUR hingenommen werden. Dieser Einbruch im Ergebnis ist vor allem auf das verstärkte Investment in den Bereich Forschung & Entwicklung zurückzuführen, das mit 3,8 Mio. EUR zu Buche schlägt.
Die Sanochemia Pharmazeutika AG kann außerdem mit einer Eigenkapitalquote von 70 Prozent (73 Prozent) auf eine solide Finanzierung sowie auf ein starkes viertes Quartal im abgelaufenen Geschäftsjahr verweisen. In diesen drei Monaten konnten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres der Umsatz von 4,55 Mio. EUR auf 7,56 Mio. EUR gesteigert sowie ein positives EBIT in der Höhe von 1,2 Mio. EUR erzielt werden.
Nach der Präsentation der Geschäftszahlen der letzten Abrechnungsperiode übernahm wieder CEO Dr. Böckmann das Wort, um den Aktionären einen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen des Pharmamarkts und der Sanochemia Pharmazeutika AG zu präsentieren.
Der Pharmamarkt, der ein geschätztes globales Wachstum von 8 Prozent aufweist, wird sich laut Dr. Böckmann auch in Zukunft unter äußerst positiven Vorzeichen entwickeln. Als Gründe hierfür nannte er die steigende Lebenserwartung, die Zunahme altersbedingter Erkrankungen mit chronischer Auswirkung, wachsende Ansprüche an die Lebensqualität sowie die fortschrittsbedingte Möglichkeit gezielterer Prävention und Therapie. Aufgrund dieser Umstände rechnet CEO Dr. Böckmann auch mit einem positiven Ergebnis im Geschäftsjahr 2003/2004 sowie mit einem Umsatzwachstum auf 50 bis 55 Mio. EUR binnen Dreijahresfrist.
Diese Ziele soll die Sanochemia Pharmazeutika AG durch weitere aktive Bemühungen des Outlicensing im Bereich der Forschung und Entwicklung, durch verstärkte Marketingaktivitäten und das Anstreben von Zulassungserweiterungen sowie im Bereich der Humanpharmazeutika durch eine geografische Erweiterung der Märkte, eine Erweiterung der Produktpalette sowie Profitabilitätssteigerungen in der Produktion erreichen.
Allgemeine Aussprache
Nachdem CEO Dr. Böckmann seine Präsentation beendet hatte, eröffnete der Aktionär Dr. Werner die allgemeine Aussprache. Dieser dankte zum Eingang seiner Rede dem Vorstand und erwähnte die großen Schritte nach vorn, die die Gesellschaft in den letzten Jahren genommen hatte. Dr. Werner kritisierte jedoch auch, dass das Papier der Sanochemia seit dem IPO mehr als 70 Prozent an Wert verloren hat, was seiner Meinung nach auf die Nichterfüllung einiger Versprechen zurückzuführen ist. Bezugnehmend darauf wollte er wissen, welche Aktionen die Gesellschaft ins Auge fasst, um den Kurs der Aktie wieder anzuheben.
Der Aufsichtsratsvorsitzende DI Dr. Werner Frantsits gab Dr. Werner recht, dass teilweise auch wegen Zielverfehlungen der Kurs zu niedrig ist. Als ein weiteres Hemmnis nannte er die vollzogene Auflösung des Neuen Markts und die damit einhergehende Übersiedlung auf das eher unübersichtliche Segment des Prime Market. Ein besserer Kurs könne über eine Verringerung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung und ein damit besseres Ergebnis herbeigeführt werden. Dies ginge aber zu Lasten der Zukunftsperspektiven der Gesellschaft.
Des Weiteren wollte Dr. Werner wissen, ob an eine Kooperation oder finanzielle Verflechtung mit einem Partner gedacht ist und ob in den prognostizierten 50 Mio. EUR Umsatz für 2005/2006 der Ertrag aus Patenten bereits eingerechnet ist. Laut DI Frantsits sind in dieser Summe Erträge aus Patenten bereits mit einkalkuliert. Einer finanziellen Verflechtung mit einem Partner steht die Gesellschaft aufgrund des momentanen Aktienkurses jedoch eher skeptisch gegenüber.
Als Nächster meldete sich Dr. Gabriel zu Wort, den interessierte, ob für das Alzheimerpräparat bereits eine EU-weite Zulassung erreicht worden ist und welchen Weltmarktanteil die Gesellschaft mit Galantamin hält. Dr. Böckmann erklärte daraufhin, dass bereits in ganz Europa außer in Holland eine Zulassung erreicht und dass der Weltmarktanteil von Galantamin weiter ausgebaut werden konnte. Als Problem wertete er an dieser Stelle den Umstand, dass aus Kostengründen nur 15 bis 20 Prozent der Alzheimerfälle therapiert werden.
Aktionär Berger wollte im Anschluss wissen, wie bei sinkenden Medikamentpreisen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wieder verdient werden können, wie viele Mitarbeiter die Gesellschaft im Moment beschäftigt und ob eine Zweitlistung am Wiener Markt aufgrund des guten Börsenklimas überlegt wird.
In seiner Antwort informierte CEO Dr. Böckmann Herrn Berger, dass die Sanochemia Pharmazeutika weltweit 148 Mitarbeiter beschäftigt (123 davon in Österreich). Auf dem für die Sanochemia relevanten Markt für innovative Produkte herrsche zudem kein Preisverfall, womit keine Kürzung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu befürchten sei. Hinsichtlich eines Zweitlistings in Österreich erklärte er, dass sich aufgrund der hohen Kosten von 400.000 bis 500.000 EUR kein Vorteil für die Aktionäre ergeben würde.
Nun meldete sich ein weiterer Anteilseigner, der daran erinnerte, dass bei der letztjährigen Hauptversammlung von einer bevorstehenden Akquisition die Rede war, dass seitdem aber nichts mehr passiert ist und offenbar auch nichts geplant sei. Des Weiteren wollte er die Einschätzung des Vorstands zur Erhöhung der Gewinnprognose durch die Erste Bank hören.
Daraufhin erklärte Dr. Böckmann, dass die Einschätzung der Erste Bank sicher ihre Berichtigung hat und dass dieses Institut den Trend in die richtige Richtung bewertet. Andererseits sind konkrete Zahlen kaum abschätzbar, da diese sehr stark von den Aktivitäten auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung abhängen. Im Hinblick auf anstehende Akquisitionen bestätigte Dr. Böckmann, dass sich zurzeit weder taktische noch strategische Investments aufgrund zu hoher Kaufpreise oder aber zu geringer Verdienstmöglichkeiten anbieten.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache schritt der DI Dr. Werner Frantsits bei einer Präsenz von 51 Aktionären, die 6,814.642 Aktien repräsentierten, zur Abstimmung. Bei dieser wurden alle Tagesordnungspunkte im Sinne der Verwaltung einstimmig angenommen. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 2), die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 3), die Neuwahlen in den Aufsichtsrat (TOP 4), die Ermächtigung des Vorstands zum Aktienrückkauf (TOP 5) sowie zur Ausgabe neuer Aktien (TOP 6) und die entsprechende Änderung der Satzung (TOP 7).
Nachdem die Tagesordnung abgearbeitet war, schloss DI Dr. Frantsits die Sitzung und entließ die Anwesenden an das vorbereitete Büfett.
Fazit
Die Sanochemia Pharmazeutika AG präsentierte ihren Aktionären auf der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung zwar eine deutliche Ergebnisverschlechterung gegenüber dem vorigen Geschäftsjahr, konnte aber glaubhaft eine baldige und deutliche Wende zum Besseren prognostizieren. Dieser Umstand erklärt sich aus der bisherigen nachhaltigen Investition in Forschung und Entwicklung, die sich nun zu amortisieren beginnt auf der einen und aus einer selbstbewussteren Präsentation des Unternehmens am Markt auf der anderen Seite.
Die Aktie der Sanochemia Pharmazeutika AG konnte zwar seit September 2003 um mehr als 50 Prozent an Wert gewinnen und liegt auch mit ihrer Entwicklung eindeutig über jener des neu geschaffenen Pharma & Healthcare-Index, der am 24. März 2003 das erste Mal berechnet wurde, hat aber nach wie vor gegenüber dem Ausgabekurs von 21,50 EUR aus dem Jahr 1999 viel gutzumachen. Aufgrund des sich wieder etwas verbessernden Börsenklimas, der allgemeinen Wachstumsprognosen des Pharmamarkts sowie der positiven Aussichten des Unternehmens im Speziellen verspricht das Papier der Sanochemia Pharmazeutika AG doch einigen Spielraum nach oben.
Abschließend sei an dieser Stelle noch die hervorragende Arbeit der Investor Relations-Abteilung der Sanochemia erwähnt, die die Aktionäre mit umfangreichem Informationsmaterial auf die Hauptversammlung vorbereitete und somit in Sachen Service eindeutig zu den Vorreitern am österreichischen Aktienmarkt zählt.
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