HV-Bericht U.C.A. AG - Aktionäre dürfen mit Dividende rechnen

Am 28.8.2003 eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Eder kurz nach 13 Uhr die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der U.C.A. AG. Als Veranstaltungsort wurde das "amazeum" im Deutschen Museum in München gewählt, wo sich rund 65 Aktionäre und Gäste einfanden, unter ihnen auch Mario-David Balda von GSC Research. Nach der Bekanntgabe der diversen Formalien erteilte der Versammlungsleiter gegen 13:20 Uhr dem Vorstand das Wort.


Bericht des Vorstands



 



Mit den Ausführungen des Vorstands begann Dr. Joachim Kaske, der die geplanten Kapitalmaßnahmen erläuterte, welche die Basis dafür schafft, dass im kommenden Jahr erstmals eine Dividende ausgeschüt-tet werden könnte. Durch die Verringerung der Aktienanzahl entsteht ein Zugewinn beim Net Asset Value je Aktie von 0,36 EUR oder 11 Prozent.



 



Auch das Jahr 2002 war von der Flaute am Kapitalmarkt geprägt. Die Investitionstätigkeit brach in der Branche um 40 Prozent ein, und die Börse fiel als Exitkanal völlig aus, keine einzige BVK-Gesellschaft konnte in 2002 ein Portfoliounternehmen an die Börse bringen. Die Hälfte aller Portfolioabgänge waren Totalverluste, und für die VC-Unternehmen wurde Fundraising unmöglich. Die Konsolidierung wird sich zwar auch in 2003 weiter fortsetzen, aber frühestens 2004 ist mit einer Normalisierung zu rechnen.



 



In diesem schwierigen Umfeld hat die U.C.A. ihr Beteiligungsportfolio erneut reduziert, um weiteren Schaden zu vermeiden. Das Rentenportfolio wurde weiter diversifiziert, und im ersten Quartal 2003 ging die Gesellschaft erstmalig Aktieninvestitionen in deutsche und internationale Standardwerte, bevorzugt mit hoher Dividendenrendite, ein. Angelegt waren zum 30.6.2003 insgesamt 8,8 Mio. EUR in geldmarktnahen Wertpapieren, 2,4 Mio. EUR in Staatsanleihen, 5,8 Mio. EUR in Pfandbriefen, 5,2 Mio. EUR in Unternehmensanleihen, 2,8 Mio. EUR in Aktien und 2,5 Mio. EUR bei einer Vermögensverwaltung im Rentenmarkt.



 



Bei den Beteiligungen wurde InfoGenie vollständig über die Börse verkauft, auch von QXL ricardo und Lebensart trennte man sich zur Gänze. An strategische Käufer abgegeben wurden die Anteile an Internet Communities, medi24, preis24 und Mageos Explorer. Damit konnte die U.C.A. ihre Exitstärke auch in schwierigen Verhältnissen unter Beweis stellen.



 



Weitere Veräußerungen folgten im ersten Halbjahr 2003, konkret die Anteile an Coolspot, presse.text Austria, und Kilowatthandel. Weitere stehen in den nächsten 18 Monaten zur Disposition, gut behauptet hat sich die strategische Beteiligung an der Fondsgesellschaft Copernicus. Zum 30.6. betrug der Restwert der 12 aktiven und 9 insolventen Unternehmen des Beteiligungsportfolios nach weiteren Teilwertabschreibungen 3,2 Mio. EUR, von denen 1,4 Mio. EUR auf die Softing AG entfallen.



 



U.C.A. will sich künftig vermehrt auf das Provisionsgeschäft mit Trade Sales, Mergers & Acquisitions (M & A) und Eigenkapitaltransaktionen konzentrieren, und bei mittelständischen Unternehmen will man helfen, Eigenkapital zu beschaffen, und hier werden konkrete Gespräche geführt. Das Personal setzt sich derzeit aus 2 Vorständen, 5 festen und 5 freien Beratern und 5 Assistenten zusammen, und die Gesellschaft sieht die Presonaldeckung somit als ausreichend. Bei zusätzlichem Researchbedarf kann auch auf die Kapazitäten der Beteiligung Performaxx zurückgegriffen werden.



 



Da die U.C.A. im Freiverkehr notiert ist, ist sie an den Corporate Governance-Kodex nicht gebunden, und dadurch entfällt zusätzlicher Administrationsaufwand und Kosten, man hat jedoch freiwillige einige Teile adaptieren. Die Qualitätsanforderungen des Prädikatsmarkts der Bayerischen Börse sind hier mehr als ausreichend, zudem wird bereits seit 2000 nach dem zukünftigen Standard IFRS bilanziert.



 



Über die finanziellen Details berichtete Vorstand Dr. Jürgen Steuer. Dieser bekräftigte, dass die U.C.A. über genügend Ausdauer verfügt, um die Herausforderungen eines auch langfristig schwachen Kapitalmarkts zu bewältigen. Bei einem Umsatz von 0,99 Mio. EUR in 2002 ergab sich ein EBITDA von minus 6 TEUR und ein EBT von minus 0,41 Mio. EUR. Die Substanz und Investitionskraft konnte konserviert und gesichert werden, wie die liquiden Mittel von 18,7 Mio. EUR zeigten. Hinzu kommen noch frei veräußerbare Wertpapiere in Höhe von 8,0 Mio. EUR, inklusive derer sich ein Anteil von 84 Prozent an der Bilanzsumme errechnet, eine Eigenkapital- und Liquiditätsquote, die für sich spricht.



 



Der Net Asset Value lag zum 30.6.2003 bei 26 Mio. EUR bzw. 3,29 EUR je Aktie und besteht zu fast 100 Prozent aus Nettoliquidität und jederzeit liquidierbaren Wertpapieren. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2003 lag bei 590 TEUR, das EBT betrug 370 TEUR. Dies zeigt sowohl die weiterhin schwierige operative Situation als auch die vergleichsweise niedrige Burn-Rate, die positive Ergebnisbeiträge bei stabilen Kapitalmarktverhältnissen indiziert. Die Marktkapitalisierung verdoppelte sich in den letzten zwölf Monaten wieder auf 19,58 Mio. EUR.



 



Nach den Worten von Dr. Steuer steht die U.C.A. weiterhin vor einem schwierigen, aber verhalten positiven Restjahr 2003. Mit einer erneuten Kostenreduktion und der konsequenten Ausrichtung als mittelständisches Investment- und Beratungshaus hat sich U.C.A. für eine Wiederbelebung des Markts gut positioniert. Somit rechnet die Verwaltung damit, dass zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis für 2003 erreicht werden kann, schloss Dr. Steuer den Lagebericht des Vorstands.


Allgemeine Diskussion



 



Die Fragerunde eröffnete Martin Rupp von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), der konstatierte, dass die U.C.A. im Vergleich zur Peer Group gut dasteht, da sie mit der "mehr als ausreichenden" Liquidität plus den Anteilen an Softing positiv in die Zukunft blicken könne. Im Geschäftsbericht vermisste er allerdings Ausführungen zu den Beteiligungsverkäufen, und er wollte hier Details erfahren, ebenso wie zur Aktionärsstruktur.



 



Im Zusammenhang mit den bestehenden Beteiligungen erkundigte er sich nach den Perspektiven und etwaigen Nachschussverpflichtungen und Patronatserklärungen. Die Kapitalherabsetzung unter TOP 5 lehnte Herr Rupp ab, da dies ein "lukrativer Deal für die Altaktionäre" sei, man solle den "riesigen Geldbetrag" besser investieren anstatt im kommenden Jahr eine Dividende auszuschütten. Bezüglich der zukünftigen Strategie wollte er wissen, ob hier Consulting oder das VC-Geschäft im Vordergrund stehen soll.



 



Im Anschluss bezeichnete Herr Schäfer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den HV-Termin Ende August als "unschön". Dann erkundigte er sich, ob zwei Vorstände nötig sind, wann man wieder mit nennenswerten Exit-Möglichkeiten über die Börse rechnet, welche anderen Möglichkeiten für Exits bestehen und wie hoch die Liquidität und der monatliche Finanzbedarf aktuell sind. Des Weiteren kündigte er an, sich bei der Entlastung des Vorstands zu enthalten und bei der Entlastung des Aufsichtsrats zuzustimmen.



 



Der Aktionär Moezer kritisierte das Gesetz der Bundesregierung zum Squeez-out und lobte die Geschäftspolitik der U.C.A. als eine von "ehrbaren Kaufleuten", erinnerte aber an die vielen schwarzen Schafe der Branche. Vom Vorstand wollte er dann den Bereich Unternehmensberatung und Eigenmittelbeschaffung für den Mittelstand näher erläutert haben.



 



Anteilseigner Gnad erfragte, was heutzutage Börsenmäntel wert sind und wie die Konkurrenzsituation im Konsolidierungsprozess bei neuen Engagements aussieht. Im Hinblick auf die Zukunft der U.C.A., die er als "generell gute Firma" ansah, wollte er Näheres wissen, zudem wünschte er für die nächste Hauptversammlung mehr Fantasie und Begeisterung.



 



Schließlich erkundigte sich noch Herr Stauffenberg, wieso der NAV je Aktie mit 3,20 EUR unter dem Wert des Eigenkapitals von 3,63 EUR liegt und wieso der Buchwert der Softing AG im Geschäftsbericht vom genannten Betrag abweicht.


Antworten



 



Die Beantwortung der Fragen teilten sich Dr. Steuer und Dr. Kaske, der die Details zu den Beteiligungsverkäufen verkündete. Bei Biomed wurden im April 2000 5,75 Mio. EUR investiert, im Juli 2001 konnte man den Anteil noch für 4,12 Mio. EUR an die Kreissparkasse Hannover veräußern. Bei Medi24 wurde im März 2000 für 1,6 Mio. EUR gekauft und im Dezember 2001 für 275 TEUR veräußert, hinzu kam noch eine kleine weitere Zahlung. Bei Mageos Explorer investierte man im Dezember 1999 375 TEUR und erlöste im Juni 2002 noch 187 TEUR von der 9 telecom, bei Kilowatthandel betrug die Investition im Oktober 1998 612 TEUR, der Rückfluss aus dem Verkauf an den Hauptaktionär vor zwei Wochen belief sich auf 10 TEUR.



 



Die börsennotierten Beteiligungen wurden alle im Rahmen der Lock-up-Regelungen zum aktuellen Börsenkurs verkauft. Die weiteren Beteiligungen wurden größtenteils ebenfalls verkauft bzw. auf einen Restbuchwert von 1 EUR abgeschrieben. Die Beteiligungen an Softing und Copernicus stehen mit 1,434 Mio. EUR bzw. 200 TEUR in den Büchern. Insgesamt wurden also wesentliche Abschreibungen vorgenommen, bei Nanofocus könnte eventuell noch Bedarf bestehen, ansonsten ist eher mit Wertaufholungen zu rechnen. An Nachschussverpflichtungen sind maximal 200 TEUR zu befürchten.



 



Die Vorstände halten 50 Prozent an der U.C.A., die Baader Bank 11 bis 12 Prozent, ein Investmentfonds 6 Prozent, der Rest verteilt sich auf den Streubesitz. Zu TOP 5 wurde mitgeteilt, man wolle die Möglichkeiten schaffen, die eine Dividendenzahlung flankieren würden. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit lag ursprünglich im Beratungsgeschäft, dann wurde auf das Beteiligungsgeschäft ausgeweitet, als es sinnvoll war. Dabei wurde zwar vernünftig und mit Augenmaß gearbeitet, aber man hat auch daraus gelernt, "diesen Mist nicht noch einmal zu machen". Die Verluste hielten sich in Grenzen, da "der Gewinn im Einkauf" liegt. Auch jetzt wird jede einzelne Beteiligung sehr genau nach dieser Maxime geprüft.



 



Zwei Vorstände seien nötig, da mindestens drei hochrangige Unternehmensgespräche pro Woche geführt werden müssen. Vom Personal her betrachte man sich als gut aufgestellt, um die aktuelle Liquidität von 28 Mio. EUR Wert erhaltend zu managen. Exits über die Börse sind vom Kapitalmarkt abhängig, man sieht hier zeitnah keine Möglichkeiten. Der monatliche Finanzbedarf beträgt 150 TEUR, in Zukunft wird das Beratungsgeschäft einen höheren Stellenwert erhalten, aber man wird auch Angebote für Beteilungen abgeben.



 



Als Tätigkeitsbereiche nannte die Verwaltung die Beratung rund um das Eigenkapital - hier ist auch die Rolle als Lead- oder Co-Investor möglich - den Bereich M & A und die Nachfolgeregelung. Aktuell hat die U.C.A. drei M & A-Mandate inne, bei drei weiteren wird sondiert. Die aktuellen Projekte sollen bei der nächsten Hauptversammlung als Schaubild dargestellt werden, um dem Wunsch von Herrn Gnad nach mehr Fantasie nachzukommen.



 



Man sieht sich als Finanzierungsberater und nicht als Unternehmensberater, auch das Geschäft mit Börsenmänteln sei keine Kompetenz der U.C.A. Bei Softing wurde eine Zuschreibung nach IAS/IFRS notwendig, beim NAV die Verbindlichkeiten nach dem Vorsichtsprinzip abgezogen. Nachdem weiteren Fragen gestellt wurden, schloss Herr Eder die Diskussion.


Abstimmungen



 



Nachdem alle Fragen beantwortet waren, gab der Versammlungsleiter die Präsenz zu Beginn der Abstimmungsvorgänge bekannt. Diese betrug 4.777.025 der 7.910.000 ausgegebenen Stückaktien und somit 60,39 Prozent des Grundkapitals. Alle  Tagesordnungspunkte wurden mit überwältigenden Mehrheiten von 98,75 bis 99,98 Prozent im Sinne der Verwaltung beschlossen. Im Einzelnen waren dies die Entlastung des Vorstandes (TOP 2) und der Aufsichtsräte (TOP 3), die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4), die Beschlussfassung zur Kapitalherabsetzung (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb und Einzug eigener Aktien (TOP 6) sowie Satzungsänderungen (TOP 7 und 8).



 



Es wurde seitens eines Aktionärs Widerspruch gegen die Beschlüsse zu allen Tagesordnungspunkten zu Protokoll gegeben ohne dieses jedoch zu näher zu begründen.  



 



Der offizielle Teil endete somit gegen 16:45 Uhr, ehe die Geschäftsleitung den Aktionären im inoffiziellen Teil noch für Gespräche zur Verfügung stand.





Fazit



 



Die diesjährige Hauptversammlung der U.C.A. velief sicherlich anders als die der meisten börsennotierten Beteiligungsunternehmen am deutschen Markt. Während anderswo die Liquidität aufgezehrt und die Bilanz abschreibungsbedingt nachhaltig verwüstet ist, verwalten die Münchener eine gigantische Liquidität, im Vergleich zu der ein Jahresfehlbetrag von 477 TEUR geradezu vernachlässigbar erscheint. Substanz alleine dürfte jedoch die Aktionäre nun nach der geglückten Umstrukturierung nicht dauerhaft zufrieden stellen, jetzt gilt es für das Unternehmen, auch wieder die entsprechenden Renditen auf das Kapital zu erwirtschaften. Wie das geschehen soll, wurde ausführlich erläutert, und man darf gespannt sein, was das Management den Aktionären im kommenden Jahr präsentieren wird.



 



Die Hauptversammlung an sich zeichnete sich durch eine sehr intensive und konstruktive Diskussion aus. Die Bemühungen der beiden Vorstände, wirklich keine Frage unbeantwortet zu lassen und hierfür auch einmal ein paar Minuten länger recherchieren zu lassen, verdient eine besondere Erwähnung. Der Lagebericht mit aussagekräftigen Schaubildern vermittelte einen guten Eindruck vom Geschäftsverlauf, das selbe gilt für den Geschäftsbericht.


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Veröffentlichungsdatum: 03.09.2003 - 18:34
Redakteur: mba
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