Die Regenbogen AG hatte ihre Aktionäre am 25.8.2003 zur 2. Hauptversammlung nach dem Börsengang in das Klubhaus des Golf-Clubs Kitzeberg in Heikendorf bei Kiel eingeladen. Rund 25 Aktionäre waren anwesend, als der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Eckner die Sitzung pünktlich um 11 Uhr eröffnete. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort, um sich ein Bild von den neuesten Entwicklungen zu machen. Nach zügiger Abhandlung der Formalien übergab der Versammlungsleiter das Wort an die beiden Vorstände Rüdiger Vosshall und Gerhard Rosorius, die von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2002 berichten konnten.
Bericht des Vorstands
Zunächst begann Herr Rosorius mit seinen Ausführungen zur Entwicklung der Gesellschaft, die im vergangenen Jahr sehr positiv war. Trotz des schlechten Wetters im Sommer 2002 konnte die Regenbogen AG ihre führende Position im deutschen Campingtourismus weiter ausbauen. Das Vertrauen der Gäste in das Unternehmen zeigt sich auch in den Reservierungen für das kommende Jahr, deren Zahl stark zugenommen hat. 60 Prozent der Rechnungen wurden sogar schon im Voraus bezahlt.
Der Schwerpunkt des Geschäfts lag im vergangenen Jahr auf der Integration des neuen Camps Göhren, das im März 2002 erstmals mit einbezogen wurde. Mit 1.000 Stellplätzen ist dieser Standort der größte auf Rügen mit einem traumhaften Gelände direkt am Strand. In den neun Monaten bis Ende 2002 konnten dort bereits 140.000 Übernachtungen gezählt werden. Den Erfolg der Integration führt der Vorstand auf das hoch motivierte Team zurück, das zum Teil vom ehemaligen Eigentümer, der Gemeinde, übernommen wurde.
Die Tatsache, dass in Göhren in den letzten Jahren nur das Nötigste investiert wurde, kann den Vorstand nicht schrecken. Er sieht hierin vielmehr die Chance, ein völlig neues, richtungsweisendes Konzept zu entwickeln, nach dessen Vollendung dann klar ersichtlich ist, was hier wirklich vollbracht wurde. Die Planungen für den Umbau sind inzwischen abgeschlossen, und die Umsetzung des ersten Bauabschnitts beginnt im Oktober.
"Mit diesem Projekt werden wir unsere Stellung als Trendsetter unterstreichen", so der Vorstand. Service und Komfort stehen ganz oben auf der Liste der Maßnahmen, geplant sind beispielsweise ein großzügiger Wellnessbereich, eine Veranstaltungsbühne und moderne Sanitärgebäude, das allen Bedürfnissen gerecht wird. "Dieser Standort wird Maßstäbe setzen", gab sich Herr Rosorius überzeugt. Er hofft sogar auf Nachahmer aus der Branche.
Im Dezember 2002 erfolgte dann mit der Übernahme des Camps Tecklenburg im Münsterland ein weiterer Wachstumsschritt. Der Mittelpunkt ist dort ein Erlebnisbad für Jung und Alt, das bereits wiederholt ausgezeichnet wurde und vom ADAC regelmäßig mit der Note 1 bedacht wird. An diesem Standort ist der Anteil der holländischen Gäste sehr hoch, so dass sich die beiden Vorstände laut Herrn Rosorius kurzerhand entschlossen haben, die Sprache unseres Nachbarlandes zu lernen. Er ist überzeugt, dass auch Tecklenburg positiv zur Entwicklung der Gruppe beitragen wird.
Zum 1. Januar 2003 ist es schließlich nach zweijährigen Verhandlungen auch gelungen, das Camp Dranske-Nonnevitz in die Regenbogen AG zu integrieren. Dieser Standort befindet sich ebenfalls auf Rügen, so dass die Gesellschaft nun insgesamt über 1.750 Stellplätze auf dieser Insel verfügt und der mit Abstand führende Anbieter ist. Herr Rosorius versprach aber, dass man diese Position nicht ausnutzen wird, schließlich ist das gesunde Preis/Leistungsverhältnis die Grundlage für den Erfolg der Regenbogen AG. "Dynamische Solidität" nannte er diesen Maßstab, dem die Regenbogen AG auch in Zukunft treu bleiben wird.
An dieser Stelle übernahm Herr Vosshall und erläuterte das Zahlenwerk. Die Bilanzsumme der Regenbogen AG ist im Berichtsjahr von 7,1 Mio. EUR auf 8 Mio. EUR gestiegen. Zugenommen hat auf der Aktivseite durch die erstmalige Einbeziehung des Camps Göhren das Anlagevermögen, das sich nun auf 6,4 Mio. EUR (Vj.: 5,7 Mio. EUR) summiert. Das Umlaufvermögen reduzierte sich auf 1,2 Mio. EUR (Vj.: 1,5 Mio. EUR).
Diesen Positionen gegenüber steht auf der Passivseite ein deutlich erhöhtes Eigenkapital von 2,9 Mio. EUR (Vj.: 2 Mio. EUR). Der Anstieg liegt zum einen begründet in dem positiven Ergebnis und außerdem in der Kapitalerhöhung zum Börsengang, mit der die Kapitalrücklage ausgeweitet wurde. Die Verbindlichkeiten konnten trotz der Geschäftsausweitung von 3,3 Mio. EUR auf 3 Mio. EUR gesenkt werden, und die Eigenkapitalquote kletterte kräftig von 27 auf 36 Prozent.
Auffällig ist auf der Passivseite noch die Position "Sonderposten für Investitionszuschüsse", die mit 0,2 Mio. EUR ausgewiesen wird. Hier sind die Fördermittel verbucht, die für die Investitionen in den Neuen Bundesländern in Anspruch genommen wurden. Bis zu 50 Prozent der Investitionssumme werden durch diese Mittel finanziert. Obwohl der Börsengang nicht so viel frisches Kapital eingebracht hat, wie ursprünglich erhofft, kann das Wachstum deshalb wie geplant weiter fortgesetzt werden. "Wir werden weiter expandieren, aber mit einer soliden Eigenkapitalbasis und bei möglichst geringen Risiken", erklärte der Vorstand.
Danach kam er auf die Gewinn- und Verlustrechnung zu sprechen. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr, vor allem wegen der Einbeziehung des Camps Göhren ab März 2002, um 40 Prozent von 4,2 auf 5,9 Mio. EUR. Der größte Teil kam dabei mit 2,8 Mio. EUR wie im Vorjahr aus dem Camp Prerow, gleich danach folgt aber Göhren mit 1,4 Mio. EUR. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Camps. Ohne Göhren hätte der Zuwachs immerhin 4 Prozent betragen.
Um möglichen Nachfragen gleich vorwegzugreifen, erklärte der Vorstand, dass natürlich eine gewisse Abhängigkeit vom Standort in Prerow besteht, dass sich diese aber mit der Expansion Stück für Stück verringert. So hat sich der Umsatzanteil dieses Camps im ersten Halbjahr des laufenden Jahres von 47 auf 37 Prozent reduziert, während die drei neuen Standorte bereits mit 21 Prozent zu den Erlösen beitrugen.
Das Ergebnis konnte im Berichtsjahr ebenfalls kräftig verbessert werden. Das EBIT kletterte um 80 Prozent von 0,48 Mio. EUR auf 0,85 Mio. EUR, was eine Verbesserung der Marge von 11 auf 14 Prozent bedeutet. Das Jahresergebnis, das im Vorjahr, belastet durch die Kosten des Börsengangs, negativ ausgewiesen wurde, verbesserte sich auf 0,57 Mio. EUR (Vj.: minus 0,35 Mio. EUR). Der Bilanzgewinn von 0,21 Mio. EUR soll auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Im laufenden Jahr 2003 setzt sich die positive Entwicklung weiter fort. Da die Hauptsaison für die Regenbogen AG mit dem Juli beginnt, nannte der Vorstand den Aktionären ergänzend zum ausliegenden Halbjahresbericht die Zahlen zum 31.7.. Neu einbezogen sind hier die neuen Camps Tecklenburg und Nonnevitz.
Der Umsatz kletterte in diesem Zeitraum von 3,65 Mio. EUR auf 5,05 Mio. EUR und das Betriebsergebnis von 0,88 Mio. EUR auf 1,24 Mio. EUR. Herr Vosshall stellte aber gleich klar, dass dieses Ergebnis nicht auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden kann, da im Herbst und Winter den laufenden Kosten weitaus weniger Erträge gegenüber stehen. Sehr zufrieden zeigte er sich mit der genannten besseren Umsatzverteilung. Tecklenburg läuft im bisherigen Jahresverlauf leicht unter Plan. Zurückzuführen ist dies auf die veränderte Ferienzeit in Nordrhein-Westfalen. Trotzdem zeigte er sich mit der Investitionsentscheidung sehr zufrieden.
Die Planung für das Gesamtjahr sieht einen Umsatzanstieg um 40 Prozent auf 8 Mio. EUR und ein Betriebsergebnis von mindestens 1 Mio. EUR vor, was einem Anstieg von 25 Prozent entsprechen würde. Die Zahlen vom Juli haben diese positive Erwartung bestätigt und gezeigt, dass die Regenbogen AG auf dem richtigen Weg ist. "Sie werden noch viel Spaß haben an Ihrer Aktie", versprach er den Aktionären.
Abschließend sprach Herr Vosshall dann noch einige Worte zur Entwicklung des Aktienkurses, der wegen des geringen Streubesitzes manchmal zwar große Ausschläge aufweist, sich letztlich aber stabil entwickelt und eine leichte Tendenz nach oben aufweist. Nach seiner Überzeugung wird sich dieser Trend nach den unverändert guten Zahlen weiter fortsetzen.
Allgemeine Diskussion
Lediglich ein Kleinaktionär meldete sich in der allgemeinen Aussprache zu Wort und bat um eine Aussage zur Aktionärsstruktur und der Höhe des Free Float. Zudem wollte er wissen, ob eine Ausweitung des Streubesitzes geplant ist, um den Börsenhandel zu unterstützen.
Wie Herr Vosshall in seiner Antwort darlegte, beträgt der Streubesitz etwas mehr als 3 Prozent. Die restlichen Aktien befinden sich bei Vorstand, Aufsichtsrat und einigen größeren Aktionären. Keiner dieser Aktionäre will sich von seinen Aktien trennen, weshalb eine Ausweitung des Streubesitzes derzeit nicht vorgesehen ist. Die Pläne für eine Kapitalerhöhung liegen zwar "in der Schublade", aber auch dieser Weg ist nicht konkret geplant. Es soll abgewartet werden, bis sich die Situation an den Börsen wieder bessert.
Der Vorstand betonte in diesem Zusammenhang auch, dass eine Kapitalerhöhung nicht nötig ist, da die Regenbogen AG sich finanziell in einer komfortablen Situation befindet. "Das, was die Aktionäre an Geld ins Unternehmen bringen würden, kriegen wir vom Staat als Zuschuss geschenkt", legte er nochmals dar. Wenn sich die Situation aber entsprechend darstellt, will der Vorstand schnell reagieren, was über das genehmigte Kapital auch problemlos möglich ist.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 2.153.394 Aktien oder 96,52 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Im Einzelnen waren dies der Vortrag des Bilanzgewinns von 212 TEUR auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) und eine Satzungsänderung hinsichtlich der Veröffentlichungen (TOP 7).
Die Versammlung endete kurz nach 12 Uhr.
Fazit
Wer im letzten Jahr noch Zweifel hatte an den Erfolgschancen des Geschäftsmodells der Regenbogen AG, dürfte spätestens jetzt überzeugt sein. Im letzten Jahr wurden trotz des schlechten Sommerwetters alle Planungen erfüllt und das Wachstum durch den Erwerb neuer Camps konsequent fortgesetzt. Interessant ist die staatliche Förderung, mit der die Akquisitionen teilweise zur Hälfte finanziert werden.
Auch die Aussichten sind weiterhin gut. Der Trend hin zu einem Urlaub innerhalb der Landesgrenzen kommt dem Unternehmen sehr zugute. So dürften auch in diesem Jahr die Prognosen erfüllt werden und der Gewinn weiter ansteigen. Die Aktionäre sollen dann auch eine Dividende erhalten, die durchaus 0,30 EUR betragen könnte, was einer Rendite von 5 Prozent entsprechen würde.
Die Aktie hat auf diese positiven Aussichten überhaupt nicht reagiert. Das Problem ist unverändert der geringe Streubesitz, durch den ein echter Handel kaum zu Stande kommt. Dennoch erscheint ein Engagement auf dem Niveau von 6 EUR für den langfristigen Investor interessant zu sein - der Marktführer im deutschen Campingtourismus wird weiter wachsen.
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