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Interview Bernd-Michael Jörß (Vorstand B.M.P. Pharma Trading AG) - „Wir werden auch in diesem Jahr eine Dividende ausschütten“



Die in Hamburg ansässige Gesellschaft ist in den Geschäftsbereichen Handel mit pharmazeutischen Rohstoffen, sowie Roh- und Zusatzstoffen zu Nahrungsergänzungs- und Futtermitteln tätig. Der deutliche Kursrückgang seit der letzten Hauptversammlung von damals rund 3 Euro auf im Tief unter 1 Euro nahm GSC Research zum Anlass, sich über die aktuellen Entwicklungen im Hause B.M.P. Pharma Trading AG zu informieren. Für GSC Research führte Alexander Langhorst das vorliegende Interview mit dem Vorstand der Gesellschaft, Bernd-Michael Jörß.








Jörß: „Wir werden auch in diesem Jahr eine Dividende ausschütten“





GSC Research: In den ersten sechs Monaten konnten Sie Ihre Aktionäre trotz des negativen konjunkturellen Umfeldes mit einem erfreulichen Umsatzzuwachs von über 18 Prozent erfreuen. Konnte dieser positive Trend im zweiten Halbjahr fortgesetzt werden ?





Jörß: Insgesamt betrachtet bewegt sich die B.M.P. in vergleichsweise konjunkturresistenten Märkten, da die Nachfrage nach Medikamenten, für die ein Gutteil der gehandelten pharmazeutischen Rohstoffe bestimmt ist, nicht sonderlich konjunkturabhängig ist. Krank wird man bei guter wie auch bei schlechter Konjunktur gleichermaßen.Der Umsatz hat sich auch in der zweiten Jahreshälfte 2002 wiederum positiv entwickelt. Leider wird ein wesentlicher Teil des Zuwachses, bedingt durch die Dollarschwäche, im auf Euro lautenden Zahlenwerk eliminiert.





GSC Research: Apropos US-Dollar – können Sie die auf US-Dollar entfallenden Umsatzanteile in etwa beziffern?





Jörß: Die B.M.P.-Unternehmensgruppe erzielt etwa 50 Prozent ihrer gesamten Umsatzerlöse – im Jahre 2001 waren dies rund 39,1 Mio. Euro – auf Dollar-Basis, die andere Hälfte wird in Euro fakturiert. Der US-amerikanische Markt stellt einen der Hauptabsatzmärkte für unsere Unternehmensgruppe dar.





GSC Research: Ist es denn nicht möglich, das Kursrisiko durch Terminkontrakte über den Kapitalmarkt abzusichern, um somit die Risiken für die Gesellschaft zu verringern?





Jörß: Natürlich ist das grundsätzlich möglich und wird natürlich auch gemacht. Die Absicherung greift jedoch nur, wenn der Kunde innerhalb des abgesicherten Zeitraumes auch seine Rechnung bezahlt. Erfolgt der Zahlungseingang erst nach Ende des abgesicherten Zeitraumes, so verbleibt ein Rest-Wechselkursrisiko bis zum Eingang des Geldes. Ein solches Ereignis hat beispielsweise das Ergebnis des ersten Halbjahres 2002 belastet, da ein Kunde seine Verbindlichkeit erst später als vereinbart beglichen hat. Der einige Tage nach dem festgelegten Zahlungstermin und dem Ende des Absicherungszeitraumes eingegangene Betrag hat in der Bilanz zu einer wechselkursbedingten Abwertung im fünfstelligen Euro-Volumen geführt.





Grundsätzlich ist natürlich zu berücksichtigen, dass es sich bei den wechselkursbedingten Abwertungen im auf Euro lautenden Zahlenwerk um einen rein bilanziellen Effekt handelt. Bei Geschäften, die vollständig im Dollar-Raum und auf Dollar-Basis abgewickelt werden, können durch den Wechselkurseffekt keine Verluste entstehen, wenn die Transaktionen kaufmännisch vernünftig kalkuliert sind. Der belastende Effekt ergibt sich erst bei Erfassung dieser Geschäfte in der Bilanz und der Umrechnung der Beträge in Euro.





GSC Research: Sie kaufen aber selbst ja ebenfalls auf Dollarbasis ein, haben also nicht nur Forderungen, sondern auch Verbindlichkeiten in Dollar. Müssten sich die Effekte hieraus nicht ausgleichen?





Jörß: Wirtschaftlich gliche sich dies in der Tat aus, wenn wir stets etwa gleich hohe Forderungen und Verbindlichkeiten in Dollar hätten. Wir müssten aber auch dann bei einem Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar die in Euro umgerechneten Forderungen gegenüber Kunden in der Bilanz aber zu unseren Lasten wertberichtigen, während wir gleichzeitig die – in Euro umgerechnet nun geringeren – Verbindlichkeiten nicht zu unseren Gunsten reduzieren dürfen.





Tatsächlich belaufen sich unsere Kundenforderungen im Dollar-Raum jedoch in der Regel auf etwa 8 bis 10 Mio., während dem meist nur deutlich geringere Lieferantenverbindlichkeiten von etwa 2 bis 3 Mio. gegenüber stehen. Insofern wirkt sich ein schwächerer Dollar nachteilig auf unser Ergebnis aus.





GSC Research: Würden Sie dann umgekehrt von einem steigenden Dollar profitieren?





Jörß: Das ist richtig. Wenn der Dollar gegenüber dem Euro stärker wird, so weisen wir einen entsprechend höheren Gewinn aus. Rückwirkend betrachtet lässt sich zeigen, dass uns aus den bilanziellen Verlusten durch Wechselkursschwankungen langfristig tatsächlich nur geringfügige wirtschaftliche Nachteile entstehen.





GSC Research: Welche Möglichkeiten sehen Sie, die beschriebenen bilanziellen Effekte zu vermindern?





Jörß: Ausschlaggebender Faktor bei der beschriebenen Problemlage ist das erhebliche Volumen der in US-Dollar bestehenden Positionen. Es sind ja nicht nur die Umsätze und Forderungen von den Wechselkursschwankungen betroffen, sondern ebenso unsere eigenen Verbindlichkeiten gegenüber den Lieferanten. Ausgehend von dieser Situation ist im vergangenen September die Entscheidung gefallen, das Geschäftsvolumen in US-Dollar in den deutschen Gesellschaften zu verringern und somit die wechselkursbedingte Schwankungsanfälligkeit der verschiedenen Positionen ebenso zu reduzieren.





Vor diesem Hintergrund haben wir eine US-Corporation mit Sitz in den Vereinigten Staaten gegründet, in der das großvolumige US-Dollar-Geschäft abgewickelt werden soll. Nach Abschluss der Einlaufphase hat diese Tochtergesellschaft den Geschäftsbetrieb nunmehr voll aufgenommen. Vorteil dieser neuen Struktur ist, dass das Wechselkursrisiko auf Forderungen und Umsätze in US-Dollar innerhalb der B.M.P. Pharma Trading AG und ihrer deutschen Tochtergesellschaften deutlich verringert wird und sich im Wesentlichen auf das weiterhin von hier aus betriebene kleinvolumige Geschäft beschränkt. Im Zusammenhang mit der US-Tochter besteht künftig ein Wechselkursrisiko nur noch bezogen auf die Gewinnausschüttung an die Obergesellschaft. Da diese vom Volumen her aber weitaus geringer als das Umsatzvolumen auf US-Dollarbasis ist, wird der bilanzielle Effekt deutlich reduziert.





GSC Research: Welche Kosten entstehen denn für den Betrieb der US-Tochtergesellschaft, und was passiert, wenn der US-Dollar wieder an Stärke gewinnt?





Jörß: Die Kosten bewegen sich auf einem sehr moderaten Niveau. Das gegenwärtige Geschäftsvolumen kann von einem dort stationierten Mitarbeiter in Personalunion mit anderen Aufgaben wahrgenommen werden. Sollte die Dollarschwäche weiter anhalten, muss man jedoch überlegen, inwieweit eine Aufstockung der dortigen Ressourcen erforderlich wird.





Für den Fall eines wiedererstarkenden US-Dollars könnte man das Geschäftsvolumen problemlos zurückverlagern. Bei diesem Szenario sollte man jedoch im Auge behalten, dass sich in Euro ausgedrückt die Lieferantenverbindlichkeiten entsprechend ebenfalls erhöhen, so dass eine solche Entscheidung sehr genau abgewägt werden muss.





Grundsätzlich ist es jedoch zur Minimierung von Wechselkurseffekten in der Bilanz der B.M.P. Pharma Trading AG hilfreich, die hiervon betroffenen Positionen so gering wie möglich zu halten. Dies dürfte auch dem Investor die Beurteilung des Geschäftsverlauf erleichtern, da die Wechselkurseinflüsse auf Ergebnisbeiträge von ausländischen Tochtergesellschaften ja weithin bekannt sind.





GSC Research: Anfangs hatten Sie bereits darauf hingewiesen, dass sich die Umsatzerlöse auch im zweiten Halbjahr 2002 positiv entwickelt haben. Können Sie uns schon einige Eckdaten für das Gesamtjahr 2002 nennen?





Jörß: Wir konnten beim Umsatz im Gesamtjahr 2002 weiter zulegen, wenngleich der Zuwachs im Euro-Zahlenwerk wechselkursbedingt deutlich geringer ausfällt. Ergebnisseitig wird die B.M.P. Pharma Trading AG eine schwarze Null schreiben. Die genauen Werte ergeben sich aus der Bilanz, die wir zur Zeit erstellen und deren Veröffentlichung für Ende März 2003 geplant ist.





GSC Research: Ein ausgeglichenes Ergebnis ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen sicher eher Anlass zur Freude. Viele Investoren haben jedoch in das Unternehmen investiert, weil die Aktie in der Vergangenheit eine attraktive Dividendenrendite aufweisen konnte. Können Sie hierzu bereits eine Aussage treffen?





Jörß: Im Rahmen der derzeitigen Bilanzerstellung haben wir zwischen Vorstand und Aufsichtsrat intensiv über diesen Punkt gesprochen. Grundsätzlich sollte eine Dividendenausschüttung natürlich aus operativ erzielten Gewinnen erfolgen. Da wir über entsprechende Gewinnrücklagen verfügen, wollen wir aber auf jeden Fall auch in diesem Jahr eine Dividende ausschütten, da die schwarze Null nicht durch einen schlechten Geschäftsverlauf, sondern den Dollareffekt zustande gekommen ist.





GSC Research: Anläßlich der letztjährigen Hauptversammlung (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research) berichteten Sie den Aktionären über Ihre Planungen zum Bau einer neuen Unternehmensimmobilie, die den gestiegenen Platzanforderungen Rechnung trägt. Wie schreitet dieses Vorhaben voran?





Jörß: Das ist richtig. Leider hat sich das Bauvorhaben am ursprünglich vorgesehenen Standort in Norderstedt nicht realisieren lassen. Die vorgesehene Fläche musste von der Stadt Norderstedt zuerst dem Flughafen Hamburg zum Kauf angeboten werden, da dieser eine weitere Expansion beabsichtigt. Zwischenzeitlich haben wir uns jedoch für einen anderen Standort in Norderstedt entschieden, nur wenige hundert Meter vom früher geplanten Objekt entfernt.





Die Erteilung der Baugenehmigung steht nach Auskunft der zuständigen Behörden kurz bevor, so dass wir zeitnah mit dem Baubeginn rechnen. Sofern es zu keinen unvorhergesehenen Verzögerungen kommt, ist der Bezug der neuen Immobilie für Ende August 2003 geplant. Dort wird uns wesentlich mehr Fläche für das Lager sowie die Büroräume zur Verfügung stehen. Insbesondere im Verwaltungstrakt wurden Reserven eingeplant, die in der Anfangsphase noch nicht benötigten Flächen sollen vermietet werden.





GSC Research: Die Immobilie am jetzigen Standort befindet sich ebenfalls im Besitz der Gesellschaft. Ist hier ein Verkauf geplant?





Jörß: Ein Verkauf dieses Objektes ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Die frei werdenden Flächen sollen vermietet werden. Angesichts der seit kurzem durch den Ausbau einer Durchgangsstraße aufgewerteten sehr attraktiven Lage für ein derartiges Gewerbeobjekt sowie der vorsichtigen Kalkulation der erwarteten Mieteinnahmen – diese wurden mit 30 Prozent unterhalb des ortsüblichen Niveaus angesetzt – wird aus dem Objekt ein Mietbeitrag für das neue Gebäude erwartet.





GSC Research: Wenig erfreulich für die Aktionäre ist natürlich der Kursverlauf der B.M.P.-Aktie in den vergangenen Monaten. Seit der Hauptversammlung ist dieser von rund 3 auf aktuell knapp 1  Euro gesunken. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?





Jörß: Es steht natürlich außer Frage, dass der Kursverlauf sehr unbefriedigend ist. Neben dem allgemeinen schlechten Umfeld am Kapitalmarkt hat sich auch ein größeres zum Verkauf stehendes Aktienpaket belastend auf den Kurs der B.M.P. Aktie ausgewirkt. Solange dieses Paket nicht an einen oder mehrere längerfristig interessierte Anleger veräußert wird, steht zu befürchten, dass der Verkaufsdruck auf dem B.M.P.-Kurs weiter anhält (Anmerkung: nach Informationen von GSC Research handelt es sich um im Besitz der Spütz AG befindliche Aktien, die zwischenzeitlich über die Börse verkauft bzw. umplatziert wurden).





GSC Research: Welche wichtigen Entwicklungen sehen Sie bei der B.M.P. in den kommenden 18 bis 24 Monaten?





Jörß: Bereits in den vergangenen Monaten konnten wir insbesondere auf dem afrikanischen sowie dem südamerikanischen Kontinent nennenswerte Umsatzzuwächse verzeichnen. Dieser Trend sollte sich auch in der näheren Zukunft fortsetzen, ebenso wie die positive Entwicklung in den Märkten Griechenland und Türkei. Insbesondere in der Türkei profitieren wir von der Verlagerung der Produktion eines langjährigen Kunden in diese Region.





GSC Research: Afrika und Südamerika sind als Märkte bekanntermaßen nicht unproblematisch vor dem Hintergrund der dortigen wirtschaftlichen und vielfach auch politischen Instabilität. Welche Vorsichtsmaßnahmen haben Sie hier getroffen, um mögliche Ausfallrisiken zu begrenzen?





Jörß: Die Geschäfte in diesen Regionen werden auf Euro- oder US-Dollar-Basis abgewickelt, so dass kein zusätzliches Wechselkursrisiko für B.M.P. entsteht. Ansonsten handelt es sich um das im Außenhandel gängige Akkreditivgeschäft, welches die Risiken erheblich minimiert. Selbst bei Geschäften mit Kunden in Argentinien besteht das Risiko vornehmlich darin, dass die abwickelnde Bank vor Ort nicht über genügend Devisen verfügt, um den dortigen Kunden die Verfügung über deren US-Dollar-Guthaben zu ermöglichen. Geschäfte werden hier natürlich nur mit langjährig bekannten Kunden gemacht, die ihre Bonität auch entsprechend nachweisen können.





GSC Research: Planen Sie in der näheren Zukunft weitere neue Aktivitäten?





Jörß: Wir planen in den kommenden Monaten auch die weitergehende Erschließung des deutschen Marktes. In der Vergangenheit wurde dieser Markt nicht systematisch bearbeitet, da er bislang nicht zu den Hauptzielmärkten von B.M.P. zählte. Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit Unternehmen in Italien und Indien hat sich die Perspektive ergeben, für diese Unternehmen Produkte in Deutschland auf einer exclusiven Basis zu vertreiben. Hierfür ist natürlich auch eine entsprechende Präsenz auf dem deutschen Markt erforderlich, die wir nun mit erhöhter Priorität und systematisch verstärken wollen.





GSC Research: Herr Jörß, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.



Veröffentlichungsdatum: 04.03.2003 - 09:43
Redakteur: ala
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