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HV-Bericht H&R WASAG AG - Erste Dividende seit über einem Jahrzehnt - Sprengstoffsparte durch Übernahme gestärkt


Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die in den drei Geschäftsbereichen chemisch-pharmazeutische Rohstoffe, Präzisionskunststoffe sowie Explosivstoffe tätige H&R WASAG AG ihre Aktionäre am 24. Juli 2003 in die Industrie- und Handelskammer nach Hamburg ein.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Günther begrüßte die etwa 210 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und zeigte sich in seinen einleitenden Ausführungen sehr erfreut darüber, dass sämtliche anlässlich der Verschmelzung der Wasag-Chemie AG mit der SRS GmbH gemachten Prognosen und Versprechungen mit dem Abschluss des vergangenen Geschäftsjahres eingehalten und umgesetzt werden konnten. Nach Erledigung der einleitenden Formalien erteilte Herr Günther dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Horst-Rüdiger Hollstein das Wort.


Bericht des Vorstands



Einleitend stellte der Vorstandsvorsitzende fest, dass inzwischen das zweite Jahr nach der Fusion der WASAG Chemie AG mit der Schmierstoffraffinerie Salzbergen (H&R Gruppe) hinter der Gesellschaft liegt und dass auch 2002 trotz weiterhin schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen ein erfolgreiches Jahr für die neue H&R WASAG AG war.



Wesentliche Highlights des abgelaufenen Geschäftsjahres waren nach Vorstandsangabe das Ergebnis vor Ertragssteuern in Höhe von 10,8 Mio. EUR, welches eine Umsatzmarge von 6 Prozent bedeutet, ein positiver Ergebnisbeitrag aus allen drei Geschäftsfeldern und die Verbesserung des Eigenkapitals von 51,2 Mio. EUR in 2001 auf nunmehr 67,6 Mio. EUR oder 52 Prozent. Die Investitionen im Konzern in Höhe von 9,5 Mio. EUR konnten vollständig aus dem Cashflow finanziert werden, und die H&R WASAG AG arbeitet ohne Bankverbindlichkeiten und konnte zum Bilanzstichtag auf ein Liquiditätspolster von rund 5 Mio. EUR blicken.



Die Umsatzerlöse im Konzern verringerten sich gegenüber dem Vorjahr leicht von 193,6 Mio. EUR auf 191,5 Mio. EUR, und das Ergebnis vor Ertragssteuern reduzierte sich gegenüber dem Vorjahreswert von 12,09 Mio. EUR auf 10,8 Mio. EUR in 2002. Der Jahresüberschuss verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 6,77 Mio. EUR (Vj.: 12,07 Mio. EUR vor Konsolidierungsausgleichsposten) vor allem durch die Zahlung von ca. 3,4 Mio. EUR Gewerbesteuer, nachdem der Überschuss in 2001 aufgrund bestehender Gewerbesteuer-Verlustvorträge diesbezüglich nicht belastet wurde.



Aus dem Jahresüberschuss resultiert ein Konzernergebnis je Aktie von 0,36 EUR (Vj.: 0,64 EUR, 2002 vor Ertragssteuern: 0,57 EUR), und die Aktionäre sollen in Form einer Dividende von 0,45 EUR am Unternehmenserfolg teilhaben. Mit dieser Ausschüttung nimmt die Gesellschaft die Dividendenzahlung nach über einem Jahrzehnt Pause wieder auf, so der Vorstandsvorsitzende weiter.



In Bezug auf die einzelnen Geschäftsfelder stellt sich die Entwicklung im Geschäftsjahr 2002 wie folgt dar: Das nach wie vor bedeutendste Geschäftsfeld ist der Bereich der chemisch-pharmazeutischen Rohstoffe mit einem Umsatzvolumen von 146,5 Mio. EUR. Das Ergebnis vor Steuern erreichte dort einen Wert von 9,6 Mio. EUR, was einer Umsatzrendite von 6,6 Prozent entspricht. Im Geschäftsbereich Kunststoffe wurde bei einem Umsatzvolumen von 32,7 Mio. EUR ein Ergebnis vor Steuern von 3,6 Mio. EUR erzielt entsprechend einer Umsatzrendite von 11 Prozent. In 2002 noch kleinstes Geschäftsfeld war der Bereich Explosivstoffe mit einem Umsatz von 12,4 Mio. EUR und einem Vorsteuerergebnis von 1,4 Mio. EUR. Die Umsatzrendite erreichte dort einen Wert von 11,3 Prozent.



Die Kernsparte der chemisch-pharmazeutischen Rohstoffe hat nach Vorstandsangabe im Berichtszeitraum deutlich unter den gestiegenen Rohölpreisen gelitten. Besonders problematisch sind nach Darstellung von Dr. Hollstein sehr kurzfristig erfolgende deutliche Preiserhöhungen bei den Rohstoffen, da diese erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung an die Kundschaft weitergegeben werden können und bis zu einer Weitergabe den Erlös mitunter deutlich schmälern können.



Im Mittelpunkt der Aktivitäten im Kerngeschäftsfeld stand im vergangenen Geschäftsjahr nach Vorstandsaussage der Ausbau der Feindestillation. Dort wurden die Kapazitäten von 30.000 Tonnen pro Jahr auf 60.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt, wobei Schwerpunktprodukte Produkte für die Druckfarbenindustrie sind. Zusätzliches Potenzial erwartet die Verwaltung auch aus der Herstellung so genannter ISO-Paraffine, einem neuen und sehr lukrativen Markt für die H&R WASAG AG, sowie durch die Erschließung weiterer interessanter und margenattraktiver Märkte in der Spezialchemie.



Der Bau der thermischen Abfallbehandlungsanlage in Salzbergen schreitet nach Vorstandsangabe planmäßig voran, mit der Inbetriebnahme ist im ersten Quartal 2004 zu rechnen. Mit dem Start der thermischen Abfallbehandlung kann auch das bereits im vergangenen Jahr vorgestellte neue Energiekonzept am Standort in Salzbergen umgesetzt werden, und die Energiekosten können nachhaltig reduziert werden. Laut Planungen sind hierdurch Nettoentlastungen beim Energieaufwand im Volumen von rund 2 Mio. EUR pro Jahr zu erwarten.



Mit den Marktpositionen in den einzelnen Teilmärkten zeigte sich der Vorstand durchweg zufrieden, schließlich ist die Gesellschaft auf dem deutschen Markt entweder Marktführer oder aber die Nummer 2, und auch die Position auf europäischer Ebene ist durchweg gut. Deutlich ausgebaut werden soll die Position bei den dunklen Druckfarbenölen. Hier ist H&R bereits die Nummer 1 im deutschen Markt, auf europäischer Ebene wird dieser Platz ebenfalls angestrebt, aktuell ist man dort nach Aussage von Dr. Hollstein die Nummer 2.



Im Geschäftsbereich Präzisionskunststoffe verfügt die Gesellschaft mit der Tochtergesellschaft GAUDLITZ über den Technologieführer in der Herstellung von Präzisionskunststoffteilen. Das derzeitige Geschäftsvolumen dieser Sparte von 32,7 Mio. EUR ist nach Vorstandseinschätzung zu klein, eine deutliche Ausweitung des Geschäftsvolumens wird daher angestrebt. Aktuell werden etwa 55 Prozent der Umsätze mit Automobilzulieferern getätigt (Vj.: 42 Prozent), auf den Bereich Elektrotechnik entfallen 22 Prozent. Geringere Anteile besitzen die Medizintechnik mit 17 sowie die Mess- und Regeltechnik mit 6 Prozent.



Im Verlauf des Jahres 2002 ist es nach Vorstandsangabe zu einer Unterbrechung der Wachstumsdynamik im Kunststoffmarkt gekommen. Während die ersten vier Monate des Geschäftsjahres relativ normal verliefen, ist das Auftragsvolumen ab dem Monat Mai massiv weggebrochen, und insgesamt war im Jahr 2002 ein Umsatzweggang durch Insolvenzen im Kundenkreis von rund 3,6 Mio. EUR zu verkraften. Ebenfalls erschwerend hat sich in dieser Situation ein unverhältnismäßig hoher Tarifabschluss mit Lohnerhöhungen von 7,1 Prozent ausgewirkt.



Als Maßnahmen zur Gegensteuerung wurde im Berichtsjahr nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden die Belegschaft um 10 Prozent reduziert (38 Mitarbeiter) sowie eine neue Verkaufsstrategie implementiert. Seit dem zweiten Halbjahr 2002 ist ein deutlicher Aufschwung im Formenbau zu verzeichnen, der aktuelle Auftragsbestand bei GAUDLITZ beträgt rund 17 Mio. EUR und verzeichnet damit einen Rekordwert in der bisherigen Unternehmensgeschichte.



Der bislang in den Bereichen Wettersprengstoffe, Schwarzpulver sowie der Grundstücksgesellschaft in Sythen tätige Geschäftsbereich Explosivstoffe konnte im laufenden Geschäftsjahr, wie bereits anlässlich der Verschmelzung der Wasag Chemie und der SRS vor zwei Jahren in Aussicht gestellt, deutlich gestärkt werden. Mit der Übernahme der WESTSPRENG hat H&R WASAG den Marktführer in Deutschland mit einem Marktanteil von 36,4 Prozent übernommen.



Weitere Stärken von WESTSPRENG sind das starke Distributionsnetz in Deutschland mit 3 Produktionsstätten und 10 Niederlassungen mit Sprengstofflägern, eine attraktive Umsatzrendite vor Steuern von 6,1 Prozent, eine starke Positionierung im Dienstleistungsgeschäft sowie die Technologieführerschaft in der Emulsionstechnik. Besonders interessant für die künftige Entwicklung in diesem Geschäftsfeld ist nach Einschätzung von Dr. Hollstein die starke Marktposition in den Wachstumsmärkten Osteuropas. Durch den EU-Beitritt dieser Länder erwartet die Verwaltung erhebliche Investitionen in die Infrastruktur, die der dortigen Bauwirtschaft und damit auch dem Bedarf an Sprengstoffen weitere Impulse verleihen dürfte.



Die nach der Übernahme als H&R Eurospreng firmierende Unternehmensgruppe erreicht auf dem deutschen Markt ein Marktvolumen von 19,4 Mio. Tonnen und einen Marktanteil von 43,6 Prozent und liegt damit klar vor den Wettbewerbern wie Orica Deutschland (Tochtergesellschaft von Dynamit Nobel) mit 31,5 Prozent und anderen. Am Wettbewerber Sprewa mit einem Marktanteil von 9,2 Prozent ist WESTSPRENG ebenfalls mit 25,1 Prozent beteiligt, so dass der tatsächliche Marktanteil noch ein wenig höher liegen dürfte.



Nach Darstellung des Vorstandsvorsitzenden soll die H&R Eurospreng zu einem europäischen Player ausgebaut werden und steht dafür auch der Beteiligung weiterer potenzieller Kooperationspartner aufgeschlossen gegenüber. Trotz der deutlichen Geschäftsausweitung des Unternehmensbereichs Explosivstoffe erreicht diese Sparte nach Verwaltungseinschätzung auch in der jetzigen Aufstellung noch nicht die erforderliche kritische Masse. Insbesondere im Bereich der Dynamite ist man bislang nicht befriedigend positioniert, so Dr. Hollstein weiter.



Im Zuge der Übernahme der WESTSPRENG wurde deren Alteigentümern eine 43,4prozentige Beteiligung an der SYTHENGRUND GmbH gewährt. Der Transaktionspreis wurde mit 20,7 Mio. EUR angegeben, laut Bewertungsgutachten beläuft sich der Wert der Westspreng auf knapp 30 Mio. EUR. Den Neugesellschaftern bei der SYTHENGRUND wurde im Zuge der Transaktion zudem das Recht eingeräumt, ihre GmbH-Anteile in Vorzugsaktien der H&R WASAG umzuwandeln, und zwar zu einem Wandlungspreis von 7,20 EUR in bis zu 2,875 Millionen Anteile.



Die Vorzugsaktien sind mit einem 10prozentigen Dividendenvorzug gegenüber den Stämmen ausgestattet, und bis zum Umtauschzeitpunkt erfolgt die Gewinnbeteiligung bereits so, als ob der Umtausch in Vorzüge bereits erfolgt wäre. Hintergrund dieser etwas umständlichen Konstruktion ist die Problematik, dass bei einer Umwandlung in Vorzugsaktien vor dem 31.12.2006 ein Eigentümerwechsel bei der H&R WASAG AG erfolgen würde und damit die steuerlichen Verlustvorträge, die im Zuge der Verschmelzung bereits weit gehend genutzt wurden, wegfallen würden.



Zusammenfassend stellte Dr. Hollstein fest, dass die mit der Verschmelzung von Wasag Chemie AG und SRS GmbH aufgestellten Zielsetzungen umgesetzt werden konnten und dass die neue H&R WASAG AG nunmehr über die erforderliche kritische Masse zur Durchführung von Investitionen verfügt. Zudem konnte die bisherige Problemsparte Explosivstoff erfolgreich saniert und ausgebaut werden, die Dividendenfähigkeit wurde wieder hergestellt, und die steuerlichen Verlustvorträge konnten genutzt werden. Nach Meinung von Dr. Hollstein hat man im Ergebnis in der Unternehmensgruppe nunmehr die angestrebte horizontale Risikopufferung erreicht, mit der man die periodisch immer wieder auftretenden Volatilitäten in der chemisch-pharmazeutischen Sparte abzufedern in der Lage ist.



Mit Blick in die Zukunft sieht der Vorstand in den drei Unternehmenssparten die folgenden Gewinnpotenziale: chemisch-pharmazeutische Rohstoffe 4 bis 10 Mio. EUR, Kunststoffe 3 bis 5 Mio. EUR und bei den Explosivstoffen ebenfalls 3 bis 5 Mio. EUR. Insgesamt betrachtet ist laut Dr. Hollstein nunmehr "das Fundament fertig, und es kann mit dem weiteren Auf- und Ausbau begonnen werden".



Der Start ins laufende Geschäftsjahr war geprägt vom ausgesprochen schwachen Umfeld im Inland sowie Belastungen aus der volatilen Rohölpreisentwicklung im Zuge des Irakkriegs. Insgesamt sieht der Vorstandsvorsitzende die Wirtschaft in Deutschland in einer Rezession, und er warf der Regierung vor, mit den von ihr umgesetzten und angestrebten Gesetzesvorhaben den Weg zurück in sozialistische Grundmuster zu ebnen. Diese Entwicklungen, gepaart mit den zunehmend militanter auftretenden Gewerkschaften, sind aus Sicht von Dr. Hollstein Gift für die weitere konjunkturelle und strukturelle Entwicklung und lassen ein Anhalten der aktuellen Flaute erwarten.



Laut vorläufiger Zahlen zum ersten Halbjahr, die genauen Daten werden Mitte August im Rahmen des Halbjahresberichtes bekannt gegeben, wurden Umsatzerlöse von 110,8 Mio. EUR nach 96,3 Mio. EUR im Vorjahr erzielt. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch das durch WESTSPRENG hinzugekommene Umsatzvolumen von 17,3 Mio. EUR, das erstmals im Zahlenwerk enthalten ist. Die Planungen für das Gesamtjahr gehen von einem Umsatz in einer Größenordnung von rund 232,7 Mio. EUR aus.



Das Ergebnis vor Ertragssteuern lag mit 3,2 Mio. EUR deutlich unter dem Vorjahreswert von 6,5 Mio. EUR, für das Gesamtjahr erwartet die Verwaltung ein Planergebnis von 8,3 Mio. EUR. Die Umsatzrendite im Konzern lag in den ersten sechs Monaten 2003 bei 2,9 Prozent und soll auf Gesamtjahressicht einen Wert von 3,6 Prozent erreichen.


Allgemeine Aussprache



Als erster Redner meldete sich Herr von Busse, Vorstand der BOAG, der Trägergesellschaft der Börsen Hannover und Hamburg, zu Wort und zeigte sich bezüglich der Publicity der Gesellschaft besorgt. Er erkundigte sich nach den geplanten Maßnahmen, um eine stärkere Wahrnehmung der H&R WASAG-Aktie zu erreichen.



Nach Vorstandsangabe hat man im vergangenen Jahr die Beziehungen zur Financial Community, den Medien sowie den Privatanlegern weiter intensiviert und in einer Vielzahl von Gesprächen und Teilnahmen an Veranstaltungen untermauert. Auf die Frage nach einer Einblendung der Kursnotiz auf dem Kurslaufband von n-tv erklärte die Verwaltung, dass die dafür anfallenden Kosten für Unternehmen, die keinem Index angehören, sehr hoch sind und in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen stehen.



Ferner erkundigte sich Herr von Busse nach den Chancen für die Aufnahme der H&R WASAG AG in den SDAX. Derzeit belegt die Gesellschaft laut Verwaltung auf den einschlägigen Ranglisten den Platz 81.



Herr Siemers, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), zeigte sich sehr angetan von den Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden und erklärte, er habe zeitweise den Eindruck gewonnen, dass bei der H&R WASAG AG "aus Stroh Gold gemacht wird". Lobende Worte fand er auch für die Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen nach über einem Jahrzehnt Pause, merkte jedoch an, dass er den im vergangenen Jahr in Aussicht gestellten Treuebonus in der Summe von 0,45 EUR je Aktie nicht ausmachen kann.



Dr. Hollstein erklärte hierzu, dass beabsichtigt ist, die Dividendenausschüttung am Konzerngewinn festzumachen und eine etwa hälftige Ausschüttung des Jahresergebnisses vorzunehmen. Unter dieser Prämisse ist laut Vorstand in der vorliegenden Dividendensumme bereits ein 30prozentiger Bonus enthalten.



Auf die Frage von Herrn Siemers nach der Zukunft der nativen Öle erklärte Dr. Hollstein, dass man die Arbeiten an diesem Projekt angesichts des sehr schwachen konjunkturellen Umfelds vorerst zurückgestellt hat und dass eine Wiederaufnahme der Aktivitäten bei diesem Projekt möglicherweise im kommenden Jahr auf der Agenda stehen wird. Möglicherweise wird sich auch die H&R-Gruppe an der Entwicklung und den Entwicklungsaufwendungen beteiligen, entsprechende Gespräche sollen in Kürze geführt werden.



Ein weiterer Fragenkomplex des SdK-Vertreters beschäftigte sich mit dem Geschäftsbereich Kunststoffe und insbesondere mit dem aktuellen Wettbewerbsumfeld sowie einer möglichen Verlagerung der Produktion ins Ausland. Nach Angabe von Dr. Hollstein ist das Kunststoffgeschäft gegenwärtig von einer sehr hohen Wettbewerbsintensität geprägt, da vor allem in der Automobilindustrie die Hersteller versuchen, den Preisdruck auf ihre Autos an die Zulieferer in Form reduzierter Einkaufspreise weiterzureichen.



Die vor diesem Hintergrund erforderlich gewordenen Preissenkungen bei der GAUDLITZ-Gruppe in einem Volumen von rund 1 Mio. EUR konnten nach Vorstandsangabe indes aufgefangen werden. Dr. Hollstein wies jedoch klar darauf hin, dass es eine Schmerzgrenze für weitere Preisnachlässe gibt und dass man die Hersteller auch davon überzeugen muss, dass diese bei den immer kürzeren Produktzyklen auf leistungsfähige Partner zurückgreifen können müssen.



Leistungsfähige Partner können jedoch nur Unternehmen sein, die Gewinne erwirtschaften und damit die nötigen Investitionen vornehmen können, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Um eine zu hohe Abhängigkeit von einzelnen Kunden in diesem Bereich zu vermeiden, soll nach Planung der Verwaltung die Kundenbasis verbreitert werden. Überlegungen für neue Produktionsstandorte im Ausland konkretisieren sich. Es sei erklärte Strategie, den Kunden an mögliche neue Standorte zu folgen und dort mit einer eigenen Produktion präsent zu sein.



Mit Blick auf den Erwerb der WESTSPRENG-Gruppe erkundigte sich Herr Siemers nach der Zukunft der Tochtergesellschaft WANO, die nach seiner Einschätzung nicht mehr so recht in die Aufstellung des Geschäftsbereichs hineinpasst. Dr. Hollstein stimmte der Einschätzung des SdK-Vertreters zu und bestätigte, dass derzeit verschiedene Überlegungen in Bezug auf die Zukunft der WANO angestellt werden. Entscheidungen hierzu sind laut Vorstand bislang aber noch nicht getroffen worden.



Auf die Frage nach der weiteren Zukunft der Wettersprengstoffe für den Steinkohlenbergbau erklärte der Vorstandschef, dass der aktuell bis Ende 2005 laufende Vertrag mit der Deutschen Steinkohle (DSK) wohl verlängert werden wird, da eine Fortsetzung des Kohlebergbaus in Deutschland zumindest bis 2012 erfolgen soll. Nach Einschätzung der Verwaltung wird die erforderliche Menge jedoch nach dem Jahr 2005 geringer ausfallen.



Befragt nach einer möglicherweise zu starken Abhängigkeit der WESTSPRENG von der Baukonjunktur und damit einhergehend nach der Richtigkeit der dort verfolgten Strategie erklärte die Verwaltung, dass eine entsprechende Abhängigkeit nicht zu verneinen ist. Bedingt durch die gute regionale Aufstellung der Unternehmensgruppe sowie die Präsenz in den im Bausektor noch wachstumsstarken Staaten in Mittel- und Osteuropa sieht der Vorstandsvorsitzende den Unternehmensbereich insgesamt gut positioniert.



Ferner wollte Herr Siemers wissen, wie konkret die Überlegungen zum Abbau der Quarzsande am Standort in Sythen bereits sind und um welches mögliche Volumen es sich dabei handelt. Nach Vorstandsangabe sind die Überlegungen sehr konkret; die Genehmigung der Gebietsentwicklungsplanung vorausgesetzt, geht die Unternehmensleitung von einem Start ab 2007 aus.



Positiv zu werten ist der Umstand, dass der auf dem Gelände der SYTHENGRUND vorhandene Quarzsand der höchsten Qualitätsstufe entspricht. Je nach Abbautiefe wird das Quarzsandvolumen auf über 10 Millionen Tonnen geschätzt. Den Preis je Tonne bezifferte die Verwaltung auf etwa 10 EUR. Zur Verbesserung der Marge ist auch eine Veredelung der Quarzsande vor dem Weiterverkauf vorgesehen, die entsprechenden Überlegungen hierzu werden bereits angestellt, so Dr. Hollstein weiter.



Des Weiteren erbat Herr Siemers nähere Angaben zum Anteil des Auslandsgeschäfts der H&R WASAG AG. Nach Angabe von Vorstandsmitglied Hansen wird der überwiegende Teil der Umsatzerlöse mit inländischen Kunden erzielt. Im Geschäftsbereich chemisch-pharmazeutische Rohstoffe liegt der Inlandsanteil bei 55 Prozent, in Europa werden weitere 39 Prozent umgesetzt, der Differenzbetrag entfällt auf Übersee. Bei den Präzisionskunststoffen liegt der Inlandsanteil des Umsatzes bei 72 Prozent, in Übersee werden 21 Prozent und in Europa 7 Prozent erwirtschaftet.



Das Sprengstoffgeschäft ist nahezu ausschließlich auf Deutschland und die europäischen Märkte beschränkt, die Anteile liegen bei 64 bzw. 33 Prozent, der Überseeanteil erreicht aktuell etwa 3 Prozent. Mit Blick auf das Geschäftsfeld Sprengstoffe könnte sich das Auslands- und Überseegeschäft im Zuge des angestrebten weiteren Ausbaus sowie möglicher Partnerschaften mit anderen Unternehmen in Zukunft weiter ausweiten, so der Vorstand weiter.



Befragt nach einer möglichen Beratungstätigkeit des Wirtschaftsprüfers führte Frau Ostermann-Müller aus, dass im laufenden Jahr die Umstellung der Bilanzierung auf IAS erfolgt. Eine entsprechende Überleitungsrechnung wird sich im Halbjahresbericht finden, der Mitte August veröffentlicht werden soll. Im Zuge der Umstellung der Bilanzierung, die überdies Voraussetzung für eine mögliche Aufnahme in den SDAX ist, leistet der Wirtschaftsprüfer Susat & Partner oHG entsprechende Beratung.



Die Prüfungskosten im Konzern bewegten sich in 2002 auf einem Niveau von 197 TEUR, und für das laufende Jahr ist angesichts der laufenden Umstellung der Bilanzierung auf die internationalen Standards ein Volumen von rund 215 TEUR zu erwarten. Ferner ist der Abschlussprüfer auch im Zusammenhang mit einer aktuellen Betriebsprüfung für die Jahre 1997 bis 2000 beratend tätig.



Im Anschluss zeigte sich Dr. Krause als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sehr wenig erfreut über die strafrechtlichen Vorwürfe gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Günther im Zusammenhang mit der Beuttenmüller AG und erkundigte sich nach möglichen Konsequenzen hieraus für die Aufsichtsratsbesetzung.



Vorstandschef Dr. Hollstein erklärte hierzu, dass Vorstand und Aufsichtsrat der H&R WASAG AG nach umfassender Prüfung der gesamten Vorgänge zu der Einschätzung gelangt sind, dass die erhobenen Vorwürfe nicht haltbar sind und die gesamte Thematik erst durch die entschlossene Anzeige seitens Herrn Günther selbst ins Rollen gebracht wurde. Herr Günther sei hier auf einen Betrüger reingefallen. Es gibt somit keine Veranlassung, über eine mögliche Umbesetzung im Aufsichtsrat nachzudenken.



Auf die Frage nach näheren Einzelheiten zu dem an ein Aufsichtsratsmitglied gewährten Darlehen erklärte Herr Günther, dass dieses bereits um 30 TEUR getilgt wurde und als Sicherheit die Tantiemenansprüche des betreffenden Aufsichtsratsmitglieds abgetreten wurden. Angesichts der erst im Vorjahr durchgeführten Aufsichtsratswahlen und der noch vor dem Gremium liegenden Amtszeit besteht für die Gesellschaft nach Einschätzung des Aufsichtsratsvorsitzenden keinerlei Risiko aus dieser Ausleihung.



Die ebenfalls erfragten Aufsichtsratsbezüge belaufen sich für 2002 beim Aufsichtsratsvorsitzenden auf insgesamt 31.597 EUR, von denen 12.271 EUR auf die fixen und weitere 19.326 EUR auf die variablen Vergütungsanteile entfallen. Ergänzend führte Herr Günther aus, dass Herr Hansen, der den Großaktionär im Aufsichtsrat vertritt, seine Bezüge für wohltätige Zwecke spendet, ebenso wie eine Reihe weiterer Mitglieder des Kontrollgremiums.



Aktionär Martius, seit über 50 Jahren Anteilseigner der Gesellschaft, erkundigte sich nach dem Netto-Einsparpotenzial durch die im Jahre 2004 in Betrieb gehende MVA in Salzbergen und nach den Hintergründen für die 10prozentige Beteiligung der Gesellschaft an dieser Anlage. Nach Aussage von Dr. Hollstein belaufen sich die jährlichen Netto-Einsparungen durch den Bezug der für die Raffinerie notwendigen Energie aus dieser Anlage auf 2 Mio. EUR pro Jahr. Hintergrund der Beteiligung in Höhe von 10 Prozent, die eigentlich nicht vorgesehen war, ist nach Vorstandsangabe der recht abgelegene Standort Salzbergen. Dennoch handelt es sich nach Verwaltungsangabe um eine sehr rentable Beteiligung, die Rendite nach Steuern wird bei etwa 9,6 Prozent liegen.



Einen wichtigen Stellenwert in der gesamten weiteren Diskussion nahmen der Themenkomplex Übernahme der WESTSPRENG sowie die geplante Ausgabe von Vorzugsaktien ein. Nach Angabe der Verwaltung dient die in der Tagesordnung zu beschließende Ermächtigung zur Ausgabe von Vorzugsaktien der Absicherung des Wandlungsrechts, das den ehemaligen Eigentümern der WESTSPRENG-Gruppe für ihre Anteile an der SYTHENGRUND eingeräumt wurde. Die Wandlung ist aus Gründen der Wahrung der Verlustvorträge frühestens ab dem Jahr 2007 möglich. Als Grund für die Schaffung von Vorzugsaktien nannte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass eine mögliche Überfremdung der Unternehmensgruppe vermieden werden soll.



Die von einigen Rednern befürchtete Verwässerung bei den Anteilen der Stammaktionäre ist nach Einschätzung der Verwaltung nicht gegeben, da die Vorzüge zu einem festgelegten Wandlungspreis von 7,20 EUR bezogen werden können. Angesichts des aktuell deutlich darunter notierenden Kurses der Stammaktien an der Börse ist jedem Anteilseigner eine Aufstockung seines Anteils möglich, und dies zu noch besseren Konditionen.



Eine im Zusammenhang mit dem Erwerb der WESTSPRENG-Gruppe erstellte Unternehmensbewertung hat den Wert der H&R WASAG-Vorzugsaktie nach Vorstandsangabe auf 8,84 EUR beziffert. Die von der Hauptversammlung zu schaffenden Vorzugsaktien besitzen gegenüber den Stämmen einen Dividendenvorzug von 5 Prozent, ein möglicher Nachzahlungsanspruch kann über mehrere Jahre verteilt werden.



Weitere Diskussionen entzündeten sich gegen Ende der allgemeinen Aussprache an den Bewertungsparametern und Risikozuschlägen, die bei der Wertermittlung der WESTSPRENG-Gruppe und dem errechneten Umtauschverhältnis in Geschäftsanteile an der SYTHENGRUND sowie dem Wandlungsrecht in Vorzugsaktien der H&R WASAG AG zu Grunde gelegt wurden. Nach Einschätzung der Verwaltung sind die zu Grunde gelegten Parameter nicht zu beanstanden und aus Sicht der Altaktionäre der H&R WASAG AG eher als günstig zu bezeichnen.



Befragt nach der aktuellen Aktionärsstruktur der Gesellschaft erklärte die Verwaltung, dass der Streubesitzanteil 50,87 Prozent beträgt, während die H&R Beteiligungs GmbH einen Anteil von 39,64 Prozent hält und sich weitere 6,65 Prozent im Besitz der Wilhelm Scholten Beteiligungen GmbH sowie 2,84 Prozent im Besitz von Herrn Nils Hansen befinden. Die Hamburger Getreide Lagerhaus AG (HGL AG) verfügt nach Angabe des Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Günther, der zugleich Vorstand der HGL AG ist, nicht über eine meldepflichtige Zahl von Aktien der H&R WASAG AG.


Abstimmungen



Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 16:30 Uhr wurde die Präsenz mit 14.685.890 Aktien oder 77,74 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden von der Versammlung mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen Tausend Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.



Im Einzelnen beschlossen wurden die Ausschüttung einer Dividende von 0,45 EUR je Stückaktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Schaffung genehmigter (TOP 5) und bedingter Kapitalien (TOP 6), die Anpassung der Satzung an Vorzugsaktien (TOP 7), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 8), Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG) (TOP 9), die Zustimmung zur Änderung des Ergebnisabführungsvertrags mit der Tochtergesellschaft SYTHENGRUND (TOP 10) sowie die Wahl der Susat & Partner oHG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2003 (TOP 11).



Seitens eines Versammlungsteilnehmers mit 100 Stimmen wurde Widerspruch zu allen Punkten der Tagesordnung zu Protokoll des Notars erklärt.


Fazit



Die Aktionäre der Gesellschaft können sich nach langen Jahren der Enthaltsamkeit für das abgelaufene Geschäftsjahr über eine Dividende freuen, die auf dem aktuellen Kursniveau einer Dividendenrendite von rund 7,5 Prozent entspricht. Möglich wurde diese Ausschüttung indes nur durch die erfolgreich umgesetzte Fusion der Wasag Chemie AG mit der SRS GmbH im Jahre 2001, die planmäßig verlaufen ist und bei der die seinerzeit vorgestellten Planungen allesamt erreicht oder sogar noch übertroffen werden konnten.



Positiv zu werten ist die im laufenden Jahr erfolgte Übernahme der WESTSPRENG-Gruppe, die zu einer deutlichen Verbesserung der Marktposition in diesem bislang kleinsten Geschäftsbereich führt und in einzelnen Teilsegmenten des Markts nunmehr in eine marktführende Stellung noch vor namhaften Unternehmen wie Dynamit Nobel und anderen umgeschlagen ist. Entscheidend für die Ergebnisentwicklung im laufenden Jahr wird neben der weiteren konjunkturellen Entwicklung vor allem der Geschäftsverlauf in der größten Unternehmenssparte sein, dem Bereich der chemisch-pharmazeutischen Grundstoffe.



Gegenwärtig geht die Verwaltung von einem Ergebnis im Konzern leicht unter dem Vorjahresniveau aus, was insgesamt die Beibehaltung der aktuellen Basisausschüttungsquote ermöglichen und den Kurs nach unten absichern dürfte. Positiv zu werten ist auch, wie man aus Händlerkreisen hört, das Auslaufen einer größeren Verkaufsorder, die in den vergangenen Monaten die Kursentwicklung der H&R WASAG-Aktie beeinflusst hat.



Für den mittel- bis längerfristig orientieren Anleger bietet das gegenwärtige Kursniveau eine attraktive Einstiegsbasis. Künftiges Potenzial dürfte sich aus dem Gewinnpotenzial für die kommenden Jahre ergeben, das sich in Bereichen zwischen 12 und 20 Mio. EUR bewegen soll und ein Ergebnis je Aktie zwischen 0,63 EUR und 1,05 EUR bedeutet. Bei möglichen Dispositionen sollten die zeitweise geringen Handelsvolumina in der Aktie beachtet und mit Limitierungen gearbeitet werden.





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Veröffentlichungsdatum: 01.08.2003 - 22:26
Redakteur: ala
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