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HV-Bericht infor business solutions AG - Eigenkapital fast dreimal so hoch wie die Börsenkapitalisierung

Am 17. Juli 2003 fand die vierte ordentliche Hauptversammlung der infor business solutions AG in Saarbrücken statt. Rund 350 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, hatten sich in der Congresshalle eingefunden, um sich über die weitere Entwicklung der Gesellschaft zu informieren, nachdem diese am Morgen der Hauptversammlung die Zahlen für das erste Halbjahr bekannt gegeben hatte.



Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Herr Huttner eröffnete die Hauptversammlung und entschuldigte den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Becker krankheitsbedingt. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien durch Herrn Huttner übergab dieser das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Hertel.


Bericht des Vorstands



Zu Beginn seiner Ausführungen ging Prof. Dr. Hertel auf den Tätigkeitsbereich der infor business solutions AG ein. Nach seiner Aussage ist infor der IT-Partner für mittelständische Fertigungsunternehmen. Mit den Produkten von infor können Unternehmen ihre Transparenz erhöhen und die Geschäftsprozesse optimieren.



Wie Prof. Hertel weiter ausführte, ist infor aufgrund der schon 1979 erfolgten Gründung ein relativ altes Unternehmen im IT-Bereich. Das Stammkapital von 9 Mio. EUR wird derzeit gerade durch eine Kapitalerhöhung durch das Management um 0,89 Mio. EUR erhöht, womit dem Unternehmen weitere Liquidität zufließt. Aber auch vorher wies die Gesellschaft nach Aussage von Prof. Dr. Hertel bei geringen Verbindlichkeiten und einer Eigenkapitalquote von rund 80 Prozent eine äußerst solide Bilanz auf.



Trotz des schwachen wirtschaftlichen Umfelds denkt man im Unternehmen an die langfristige Entwicklung und hielt die Investitionen in Forschung und Entwicklung mit 16,1 Prozent vom Umsatz auf einem hohen Niveau. Das Produkt infor:COM ist international in mehreren Sprachen verfügbar, wobei dieses die Bereiche MES (Manufacturing Execution Systems), PPS (Produktionsplanung und -steuerung) sowie ERP und ERP II (Enterprise Resource Planning) abdeckt, erklärte der Vorstandsvorsitzende.



Der Umsatz im Geschäftsjahr 2002 verringerte sich leicht um 0,5 Prozent auf 74,2 Mio. EUR, wobei der Umsatzeinbruch im dritten Quartal zu diesem Rückgang geführt hat. Bei der Umsatzverteilung nach In- und Ausland ergaben sich keine großen Veränderungen, so dass infor 73 Prozent der Umsätze im Inland und 27 Prozent im Ausland generiert hat. Nach Angaben von Prof. Dr. Hertel wurden im dritten Quartal bei den Auslandsgesellschaften einige Bereinigungen durchgeführt, wodurch sich der hohe Verlust erklären lässt.



Ohne diese Sondereffekte entwickelte sich das Ergebnis besser als im Vorjahr, wenn auch nicht zufrieden stellend, bedauerte der Vorstandsvorsitzende. Allerdings hat sich der Cashflow im vergangenen Geschäftsjahr deutlich in den positiven Bereich verbessert, so dass die Zukunft des Unternehmens keineswegs gefährdet ist.



Das erste Halbjahr 2003 ist nicht mehr direkt vergleichbar, da sich infor von den Auslandsgesellschaften in Spanien, Italien und den Niederlanden getrennt hat. Insgesamt hapert es nach Meinung von Prof. Dr. Hertel aber an den Neukunden im Lizenzbereich. Bei einem auf 33,2 Mio. EUR verringerten Umsatz erzielte infor ein Ergebnis vor Steuern von minus 1,5 Mio. EUR. Auch wenn der Vorstandsvorsitzende mit dem erwirtschafteten Ergebnis unzufrieden war, zeigte er sich über den weiterhin positiven Cashflow erleichtert, da dieser langfristig sehr positiv für die Gesellschaft ist. Ebenfalls positiv hob Prof. Dr. Hertel den seit 24 Monaten höchsten Auftragseingang im Juni 2003 hervor.



Vor allem für die Aktionäre war 2002 ein "katastrophales" Jahr, meinte der Vorstandsvorsitzende. So zeigte der Aktienkurs eine völlig unbefriedigende Entwicklung, auch wenn sich Prof. Dr. Hertel überzeugt gab, dass der aktuelle Kurs keineswegs den Wert der Aktie widerspiegelt. Auch wenn es nach den starken Verlusten des vergangenen Jahres nur ein schwacher Trost sei, habe die Aktie im laufenden Jahr schon um die Hälfte zugelegt.



Nach den letzten Markteinschätzungen solle 2004 der Gesamtmarkt für Anwendungssoftware für Fertigungsunternehmen um knapp 10 Prozent zulegen. Um davon ausreichend profitieren zu können, müsse infor beim Bekanntheitsgrad weiter zulegen, zeigte sich Prof. Dr. Hertel überzeugt. Allerdings haben nun auch große Anbieter wie SAP und Microsoft sowie die großen Beratungsunternehmen den Mittelstand als Kunden entdeckt.



Nach Aussage von Prof. Hertel verfolgt die infor mit ihren Produkten die Vision "Alles läuft leichter". Dabei bietet die Gesellschaft für jede Anforderung die passende Option. Derzeit werde der Markt bei Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern von SAP dominiert. Bei einer Unternehmensgröße bis zu 50 Mitarbeitern wird nach Überzeugung des Vorstandsvorsitzenden wohl Microsoft bald eine dominierende Rolle einnehmen. Dagegen bewegt sich infor im Zwischenbereich und fokussiert sich ganz klar auf Branchenlösungen, wobei das Angebot auf weitere Branchen ausgedehnt werden soll.



Aufgrund der derzeitigen Krise in der IT-Branche müsse man diese Zeit zum "Überwintern" nutzen und sich für den nächsten Aufschwung positionieren, so der Vorstandsvorsitzende. Zur weiteren Ergebnisverbesserung hat infor in Leipzig ein zentrales Servicezentrum errichtet, Standorte zusammengelegt und die Kapazitäten um rund 20 Prozent abgebaut. Zudem wurden unrentable Ländergesellschaften ausgegliedert.



Innerhalb eines Jahres hat sich die Mitarbeiterzahl von 730 auf rund 600 zum 1. Juli 2003 verringert, teilte Prof. Dr. Hertel den Anwesenden mit. Dies diente vor allem der Erhöhung der Auslastung und der Profitabilität. Auch für die Fokussierung des Vertriebsprozesses musste infor weitere Mittel bereitstellen. Insgesamt seien aber alle Maßnahmen längerfristig ausgelegt. Allerdings seien allein Kostenreduzierungen nicht alles, meinte der Vorstandsvorsitzende. Gerade jetzt in der Krise müssen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt werden. Große Hoffnung setzte er dabei auf das neue Release von infor:COM 6.3, das voraussichtlich Ende des Jahres auf den Markt kommen soll.



Im Zuge der Internationalisierung soll aber auch die Position in Deutschland ausgebaut werden, da ein Erfolg im Heimatmarkt die Basis für die Internationalisierung schafft. Ein verstärkter Ausbau soll vor allem in Großbritannien erfolgen, während in anderen Ländern eher das Distributionskonzept weiterentwickelt werden soll, erklärte Prof. Dr. Hertel.



Auch wenn die "Bäume momentan nicht in den Himmel wachsen", konnten die Kosten reduziert und der Cashbestand verbessert werden. Um am Markt erfolgreich bestehen zu können, müsse man die Kostenkontrolle beachten und schneller sowie effizienter als der Wettbewerber agieren, teilte der Vorstandsvorsitzende den Anwesenden zum Ende seines Berichts mit. Im Anschluss machte Herr Augustin noch ein paar kurze Ausführungen zu den vorgeschlagenen Tagesordnungspunkten.


Allgemeine Diskussion



Herr Heinz als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) meldete sich als erster Redner zu Wort und erklärte, infor habe in der Vergangenheit nur schlechte Zahlen abgeliefert. Selbst im Jahr 2000, als noch keine Krise spürbar war, erzielte die Gesellschaft deutliche Verluste. Allerdings hat sich nun Einiges zum Guten verändert, und speziell im dritten Quartal 2002 hat infor die Weichen für eine erfolgreichere Zukunft gestellt. In diesem Zusammenhang sprach Herr Heinz dem Vorstand für die Kostensenkungen und die erzielte Neuorientierung seine Anerkennung aus.



Dabei interessierte den SdK-Vertreter, ob nochmals ein weiterer Personalabbau zu erwarten ist. Des Weiteren bat er in diesem Zusammenhang um eine Aussage zur Kostenberücksichtigung des Personalabbaus im Jahr 2002. Wie Prof. Dr. Hertel daraufhin erklärte, kann ein weiterer Personalabbau zwar nicht ausgeschlossen werden, auf jeden Fall will ihn die Gesellschaft aber vermeiden. Solange das EBITDA auch noch positiv ist, wolle sich das Unternehmen schließlich auch nicht "kaputt sparen", erklärte Prof. Dr. Hertel. Herr Augustin fügte noch ergänzend hinzu, dass die Rückstellungen immer für jeden Einzelfall gebildet wurden und dann auch planmäßig aufgelöst wurden.



Anschließend bat Herr Heinz um Angaben zu Umsatz und Kapitaleinsatz bei den Auslandsgesellschaften in Ungarn, Polen und Frankreich. Damit zusammenhängend wollte er auch wissen, wie die allgemeine Erwartung im Ausland ist und ob noch weitere Abschreibungen bei den Firmenwerten anstehen könnten. Nach Aussage von Prof. Dr. Hertel lag der Umsatzanteil im Ausland bei 27 Prozent, was im Prinzip zu wenig ist. Auf kurze Sicht werde sich aber an diesem Anteil nichts Gravierendes ändern.



Durch verstärkte Marketingaktivitäten, vor allem im Internet, erhofft sich infor aber eine Erhöhung des Bekanntheitsgrads. Zu den einzelnen Ländern wollte der Vorstandsvorsitzende keine genauen Angaben machen, da dies Rückschlüsse für Wettbewerber zulassen würde. Wie er berichtete, wird jedoch der Großteil des Auslandsumsatzes in Großbritannien und der Schweiz erzielt. Nachdem man in Frankreich noch "nicht in die Gänge gekommen" ist, wird auch ein Distributionskonzept für Frankreich angedacht.



Dagegen wird infor in den Ländern des Ostblocks weiter mit eigenen Gesellschaften vertreten bleiben, da die Aussichten in dieser Region viel versprechend sind. Bezüglich möglicher Abschreibungen auf Firmenwerte gab sich Prof. Dr. Hertel vorsichtig, zumal der Gesellschaft nun zwei schwierige Sommermonate bevorstehen. Allerdings besteht derzeit absolut kein erkennbarer Abschreibungsbedarf im Ausland, wie der Vorstandsvorsitzende betonte.



Des Weiteren erkundigte sich Herr Heinz nach den Gründen für den Anstieg der Aufwendungen für bezogene Leistungen. Nach Aussage von Herrn Reinicke hatte infor im vergangenen Jahr im Zuge des Personalabbaus kurzfristig verstärkt freie Mitarbeiter als Berater beschäftigt. Zudem wurde das Partnerkonzept im vergangenen Jahr ausgeweitet. Im laufenden Jahr erwartet Herr Reinicke aber wieder sinkende Aufwendungen, da wieder Einiges ins "eigene Haus zurückgezogen" werden soll, womit sich auch eine höhere Kapazitätsauslastung ergeben wird.



Die letzte Frage von Herrn Heinz richtete sich auf die gerade laufende Kapitalerhöhung, bei der er die Verteilungsquote der Aktien wissen wollte. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wollte Herr Huttner keine Angaben zur genauen Verteilung der Aktien machen. Allerdings werde der Großteil der Aktien von Prof. Dr. Hertel gezeichnet, so dass dieser nach der Kapitalerhöhung insgesamt mehr als 5 Prozent der Aktien halten wird. Insgesamt haben sich rund 20 Mitarbeiter aus dem Management an der Kapitalerhöhung beteiligt, so Herr Huttner.



Danach kam Herr Heinz auf die Bewertung der Aktie zu sprechen. Während das Eigenkapital des Unternehmens 57 Mio. EUR beträgt, liegt die Börsenkapitalisierung deutlich darunter. Daraus könne man schließen, dass an der Börse niemand mit der Gesundung der Gesellschaft rechnet. Falls infor aber die Prognosen erreichen kann, ergibt sich ein starkes Erholungspotenzial, weshalb Herr Heinz den Aktionären riet, den Bestand an infor-Aktien aufzustocken. Seiner Ansicht nach hat das Unternehmen auf jeden Fall das Schlimmste schon überstanden.



Im Anschluss verlangte Herr Heyd eine Aussage zu den gesamten Verlusten, die aus dem Auslandsengagement in Spanien entstanden sind. Im Hinblick auf diese Verluste wollte er auch wissen, ob auch Konsequenzen in personeller Hinsicht angedacht sind. Wie der Vorstandsvorsitzende daraufhin erklärte, hat das "spanische Desaster" in 2002 rund 4,8 Mio. EUR gekostet. Er räumte ein, dass nach dem Börsengang zu viel in die Auslandsexpansion investiert wurde. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen habe infor aber noch rechtzeitig diese Expansionsstrategie aufgegeben.



Nun hat sich infor aber von den Verlustbringern getrennt und verfolgt in einigen Ländern das Distributionskonzept. Mit eigenen Gesellschaften will sich infor jedoch auf die erfolgreichen Märkte fokussieren, betonte Prof. Dr. Hertel noch einmal. Zum Kaufpreis der Gesellschaft in Spanien machte er keine Angaben. Den Gesamtverlust in Spanien bezifferte er ohne den Kaufpreis auf rund 7,8 Mio. EUR. Obwohl die Geschäftsführer öfters ausgewechselt wurden, hat sich in Spanien keine Verbesserung eingestellt, weshalb nun die "Notbremse" gezogen wurde.



Herr Huttner ergänzte noch, dass im Vorstand keine personellen Konsequenzen angedacht waren, da ein Ausscheiden eines Vorstandsmitglieds zu einem höheren Verlust von Know-how geführt hätte.


Abstimmungen



Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9 Mio. EUR waren 5.165.489 EUR entsprechend 57,39 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 2), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3), Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 4), Satzungsänderungen (TOP 5), Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 6), Wahl zum Aufsichtsrat (TOP 7) und Wahl des Abschlussprüfers (TOP 8) wurden jeweils bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst.


Fazit und eigene Meinung



Die Hauptversammlung der infor business solutions AG verlief trotz der hohen Verluste in 2002 wie gewohnt in äußerst angenehmen Bahnen. Auch wenn die Zahlen im ersten Halbjahr 2003 etwas unter den Erwartungen lagen, bewegt sich die Gesellschaft wieder auf bessere Ergebnisse zu.



Nachdem der Umsatz in den ersten 6 Monaten rund 13 Prozent unter Vorjahr lag, erwartet der Vorstand für das Gesamtjahr, auch aufgrund des starken Auftragseingangs im Juni, einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Beim Ergebnis strebt infor einen leicht über dem Break-even liegenden Wert an. Positiv ist sicherlich auch der positive Cashflow, der die liquiden Mittel zum Halbjahresende auf 6,5 Mio. EUR gegenüber 3,2 Mio. EUR zum Ultimo 2002 ansteigen ließ.



Bei einem Eigenkapital von 57 Mio. EUR weist infor beim heutigen Schlusskurs noch nicht einmal eine Börsenkapitalisierung von 20 Mio. EUR auf. Auch wenn infor die letzten Jahre nur Verluste erwirtschaftet hat, erscheint diese Diskrepanz jedoch deutlich übertrieben. Selbst unter Herausrechnung der immateriellen Vermögensgegenstände verbleibt noch ein ansehnlicher Unterschiedsbetrag von rund 8 Mio. EUR. Sollte infor also im Gesamtjahr annähernd die Gewinnschwelle erreichen, dürfte einem steigenden Aktienkurs nichts im Wege stehen.



Sicherlich muss auch darauf hingewiesen werden, dass sich durch das verstärkte Engagement etwa von Microsoft oder SAP auch bei kleineren Unternehmen der Wettbewerbsdruck weiter verschärfen wird, was negative Auswirkungen auf die weiteren Gewinnaussichten bei infor haben könnte.


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Veröffentlichungsdatum: 17.07.2003 - 22:59
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