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Interview Dr. Albert Wahl (Vorstand GCI Management AG) - "Unser Geschäftsmodell ist auch in schwierigen Marktsituationen erfolgreich"

Die GCI Management AG stellt eine Mischung aus einem Beratungs- und Beteiligungsunternehmen dar. Anlässlich des Börsengangs im Frühjahr 2001 wurde das Unternehmen von GSC Research in einer umfangreichen Studie ausführlich vorgestellt. Seither hat die Gesellschaft mehrere Trade Sales vollzogen, zuletzt den Verkauf einer Beteiligung an der medi-24 Holding AG an die zur Credit Suisse Group gehörende Winterthur Versicherung, und trotz Abschreibungen für das Jahr 2001 das beste Ergebnis ihrer Firmengeschichte gemeldet.





Nach einem Jahr an der Börse war es Zeit, sich über die aktuelle Situation und die weiteren Pläne der Gesellschaft zu informieren, was Philipp Steinhauer für GSC Research beim Vorstandsmitglied Dr. Albert Wahl getan hat.




Dr. Wahl: "Unser Geschäftsmodell ist auch in schwierigen Marktsituationen erfolgreich"





GSC Research: Herr Dr. Wahl, anlässlich des Börsengangs haben Sie die GCI AG als ein zwischen den Beratungs- und Beteiligungsgesellschaften positioniertes Unternehmen dargestellt. Nun haben Sie große Teile Ihres Portfolios abgeschrieben und sprechen von Konsolidierung. Ist damit der Ausflug ins Beteiligungsgeschäft beendet?





Dr. Wahl: Ganz und gar nicht. Es hat sich hierbei auch nicht um einen Ausflug gehandelt. GCI ist vielmehr schon lange neben der Beratung im Beteiligungsgeschäft aktiv und das mit Erfolg. Wenn wir von Konsolidierung sprechen, meinen wir die marktkonforme Realisierung von Beteiligungserträgen von ausgesuchten Portfolio-Unternehmen. So haben wir uns im Jahr 2001 bewusst entschieden, ausgewählte Beteiligungen – insbesondere im Bereich der „New Economy“ – zu verkaufen.





GCI schreibt schon seit der Gründung im Jahre 1991 schwarze Zahlen. Für unser Unternehmen verlief das abgelaufene Geschäftsjahr weitgehend unseren Erwartungen entsprechend, mit stabilen Umsatzerlösen, jedoch mit deutlichen Steigerungen beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit.





GSC Research: Wie ist die GCI AG derzeit positioniert bzw. aufgestellt?





Dr. Wahl: Zum Zeitpunkt des Börsenganges wurden wir mit zwei Peer Groups verglichen: zum einen die klassischen VC-Gesellschaften wie Knorr, TFG oder U.C.A.; zum anderen die mittelständischen, im wesentlichen auf Strategieberatung ausgerichteten Beratungshäuser wie beispielsweise Bain. Die GCI ist eine Gesellschaft, welche in einem Schnittfeld dieser beiden Gruppen agiert und beide Welten auf sich vereint.





Im Zentrum unserer Aktivitäten steht die betriebswirtschaftliche Beratung von Unternehmen, mit einem Beratungsschwerpunkt auf der Implementierung von operativen und strategischen Maßnahmen, sowie das Aufbau- und Restrukturierungsmanagement auf Zeit. Dabei trifft die von GCI schon immer praktizierte unternehmerische Honorargestaltung mit den drei Komponenten Fixhonorar, projekterfolgsabhängiges Honorar sowie Beratung gegen Anteile („Consulting for Equity“) gerade in schwierigen Zeiten genau die Bedürfnissen der Kunden.





Darüber hinaus gibt es einen zweiten Geschäftsbereich, der die minderheitliche Beteiligung an Unternehmen, vor allem bei der Gründung, in der Aufbauphase oder im Zusammenhang mit einer Umstrukturierung oder Sanierung zum Ziel hat. Zusätzlich managen wir einen Fonds für das Bankhaus Hauck und Aufhäuser.





GSC Research: In was für Unternehmen wird hier investiert?





Dr. Wahl: Vor allem in Turnaround-Unternehmen. Der Fonds hat ein Volumen von 17 Millionen Euro.





GSC Research: Ist die GCI AG auch an dem Fonds beteiligt?





Dr. Wahl: Nein, wir haben hier die Management-Funktion inne und bekommen entsprechend Gebühren für unsere Dienstleistung. Derzeit generiert das Fondsgeschäft einen soliden Ertragsbeitrag und wird in der Zukunft bei erfolgreichem Verlauf weiter ausgebaut werden.





GSC Research: Ist GCI denn auch an den Unternehmen beteiligt?





Dr. Wahl: Für die GCI besteht prinzipiell die Möglichkeit zum Co-Investment. Wenn sich interessante Konstellationen ergeben – wovon wir heute ausgehen – werden wir diese auch aktiv zu nutzen wissen.





GSC Research: Wie sieht Ihr derzeitiges Portfolio aus?





Dr. Wahl: Wir haben mögliche Risiken im Beteiligungs-Portfolio vor dem Hintergrund des erschwerten Marktumfeldes für Unternehmensneugründungen systematisch reduziert. So haben wir beispielsweise die medi-24 in der Schweiz an die Winterthur Versicherung verkauft, haben aber durchaus erfolgsversprechende und mit strategischen Partnern durchfinanzierte Beteiligungen, wie z.B. den Online-Kosmetikshop BeautyNet, noch im Portfolio behalten. Aus Gründen der Risikovorsorge wurde aber dennoch die Beteiligung an der BeautyNet auf einen Euro abgeschrieben. Ansonsten befinden sich im Portfolio derzeit im Wesentlichen Beteiligungen aus dem Technologie- und Dienstleistungssektor.





GSC Research: Würden Sie noch Neuinvestments im Internet tätigen?





Dr. Wahl: Wenn es interessant ist und das Geschäftsmodell langfristig nachhaltig positive Ergebnisse erwirtschaften kann, so spricht nichts dagegen. Also kein prinzipielles Nein gegen das Internet – immerhin haben wir es hier mit einem Wachstumsfeld zu tun –, aber man muss in der Lage sein, damit Geld zu verdienen.





GSC Research: Sie haben 2001 stark abgeschrieben. Ist damit das Risiko weiterer Abschreibungen ausgeschlossen worden?





Dr. Wahl: Natürlich kann man weitere Abschreibungen nicht ausschließen. Dennoch haben wir die bestehenden Risiken in 2001 weitgehend reduziert.





GSC Research: Konzentrieren Sie sich derzeit mehr auf das Beratungsgeschäft?





Dr. Wahl: Ja, aber immer aus einer unternehmerischen und umsetzungsorientierten Perspektive heraus. Das Consulting-Geschäft war immer schon unser Standbein und ist sozusagen die Ausgangsbasis unserer Aktivitäten. Aus dem Beratungsgeschäft ergeben sich automatisch Synergien für das Beteiligungsgeschäft; umgekehrt gibt dieses aber auch wichtige Impulse für unseren doch sehr umsetzungsorientierten und auf das operative Geschäft fokussierten Beratungsansatz.





Wir bewegen uns damit automatisch von der Rolle eines Management-Dienstleisters zusätzlich hinein in die Rolle eines Investors. Diese Vorgehensweise unterscheidet uns zudem auch klar von der des klassischen VC.





GSC Research: Können sich die GCI-Partner auch direkt an den Unternehmen beteiligen?





Dr. Wahl: Ja. Es darf allerdings kein Interessenskonflikt entstehen.





GSC Research: Sie nannten eben BeautyNet exemplarisch als eines Ihrer Portfoliounternehmen. Wie stark waren Sie hier mit dem Management verbunden?





Dr. Wahl: BeautyNet war eine Neugründung mit unserer Hilfe. Wir waren Mitgründer und haben die Firma über alle Finanzierungsrunden und Restrukturierungen begleitet.





GSC Research: Nicht geschafft hatte es die Truck24. Warum konnten Sie kurz vor dem Insolvenzantrag noch einen Käufer für Ihre Beteiligung finden?





Dr. Wahl: Im Falle Truck24 haben wir stringent nach unserem internen Regelwerk für Unternehmensneugründungen gearbeitet und auch entsprechend gehandelt. So haben wir frühzeitig erkannt, dass eine nachhaltige Durchfinanzierung der Beteiligung nicht sicher gestellt werden konnte und haben deshalb die Anteile rechtzeitig ohne Verlust verkauft.





GSC Research: An wen wurde die Beteiligung veräußert?





Dr. Wahl: An einen privaten Investorenkreis.





GSC Research: Ist dieser Investorenkreis auch an der GCI AG beteiligt?





Dr. Wahl: Nein.





GSC Research: Waren Sie bei Truck24 auch im Management aktiv?





Dr. Wahl: Indirekt ja. Ein Vorstandmitglied bei der Truck24 war vorher bei der GCI als Partner tätig.





GSC Research: Was könnte der Käufer der Truck24-Beteiligung für eine Motivation haben?





Dr. Wahl: Man kann durchaus unterschiedliche Ansichten über das Potential einer Beteiligung haben. Im Besonderen auf der Zeitachse betrachtet kann die Einschätzung stark variieren. Bei der Truck24 konnte ein wesentlicher Meilenstein nicht erreicht werden, was letztendlich für uns den entscheidenden Impuls gab, die Beteiligung zu veräußern.



GSC Research: Können Sie etwas zu Ihrer neuen Beteiligung Windsor AG sagen?





Dr. Wahl: Die Windsor AG soll Mezzanine-Finanzierungen für Bauprojekte mit Fokus auf Wohnimmobilien zur Verfügung stellen und vereinigt das Know-how von innovativen Finanzierungslösungen, Private Equity und der Immobilienbranche unter einem Dach. Mit einem Kooperationsnetzwerk von ausgewählten Hypothekenbanken und Finanzdienstleistern deckt die Windsor AG auch die anderen wichtigen Seiten für Immobilienprojekte ab. Neben der Mezzanine-Finanzierung wird Windsor auch Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen im Immobiliensektor eingehen.





GSC Research: Was für Renditen sind hier zu erwarten?





Dr. Wahl: Die Renditen liegen zwischen 40 und 50 Prozent auf das eingesetzte Eigenkapital.





GSC Research: Dies ist dann aber auch mit den entsprechenden Risiken verbunden.





Dr. Wahl: Natürlich ist immer ein Risiko dabei. Wir versuchen aber, die Risiken durch eine genaue Prüfung der Projekte im Vorfeld eines Engagements und durch starke Vertriebspartner beherrschbar zu machen.





GSC Research: Wie ist die Windsor AG entstanden?





Dr. Wahl: Die GCI ist seit Jahren im Bereich Real Estate tätig und hat in der Vergangenheit in diesem Segment viel Erfahrung sammeln und Kompetenz aufbauen können, die wir jetzt mit der Windsor auch unternehmerisch nutzen. Kurz gesagt ist die Windsor eine Private Equity Gesellschaft im Wohnungsbau, die sich nur um die Eigenkapitalbeschaffung kümmert und nicht die Funktion des Bauträgers übernimmt. Insbesondere unter dem Aspekt Basel II ist das ein sehr interessantes Geschäft.





GSC Research: Kommen wir auf Ihren Börsenkurs zu sprechen. Sie sind zu einem Preis von 13 Euro an die Börse gegangen, jetzt pendelt die Aktie bei vier Euro.





Dr. Wahl: Natürlich sind wir über die Entwicklung unserer Aktie enttäuscht. Besonders enttäuschend ist die Tatsache, dass die GCI bei ordentlichen Zahlen gleichermaßen in den Abwärtssog des Gesamtmarktes gezogen wurde. Nicht nur im Vergleich zu anderen Firmen mit ähnlichen Tätigkeiten haben wir eine ordentliche Performance auszuweisen.





GSC Research: Wo würden Sie denn den fairen Wert der Aktie sehen?





Dr. Wahl: Den fairen Wert würde ich derzeit in der Nähe des Emissionspreises ansiedeln.





GSC Research: Sie wollten ursprünglich in den SMAX. Was ist aus dieser Überlegung geworden?





Dr. Wahl: Wir haben uns zunächst bewusst für den Geregelten Markt und nicht für den Neuen Markt oder SMAX entschieden. Es war im Mai 2001 bereits absehbar, dass der Neue Markt zunehmend an Kredibilität verlieren wird. Den SMAX sehen wir mit zunehmendem Wachstum der Gesellschaft als einen weiteren mittelfristigen Entwicklungsschritt an.





GSC Research: Hat sich der Börsengang gelohnt?





Dr. Wahl: Ja. Der Börsengang hat uns mehr Öffentlichkeitswirkung gebracht. Zudem sehen unsere Mandanten und Kunden die neue Offenheit sehr positiv.





GSC Research: Wie sieht die aktuelle Aktionärsstruktur aus?





Dr. Wahl: Wir haben derzeit einen Free-float von etwa 30 Prozent, der Rest befindet sich in den Händen der Altgesellschafter.





GSC Research: Herr Dr. Wahl, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.



Veröffentlichungsdatum: 27.05.2002 - 17:25
Redakteur: gsc
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