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Interview Rüdiger Wolff (Vorstand Albis Leasing AG) - "Wir sind Nummer Eins im Bereich der Leasingfonds"

Die aus dem Börsenmantel der Magna Media hervorgegangene Albis Leasing AG ist Anbieter geschlossener Leasingfonds sowie Medienfonds. Die ersten Gesellschaften der Gruppe entstanden vor 15 Jahren und wurden 1999 in die Albis Leasing AG eingebracht. In den letzten Jahren ist sie durch Akquisitionen und Ausbau des Eigengeschäfts sehr stark gewachsen und verdreifachte beispielsweise den Umsatz von 1999 auf 2000 auf rund 210 Mio. Euro. Im Gegensatz zu anderen Gesellschaften, die als Fonds-Vertrieb für Dritte fungieren, werden die eingeworbenen Mittel über konzerneigene Leasinggesellschaften investiert.





Nach einem anfänglichen Höhenflug der Albis-Aktie bewegte sich der Kurs in der ersten Jahreshälfte 2001 um 10 Euro herum, ist insbesondere in den letzten Monaten jedoch stark gefallen und lag im Tief bei nur noch 1,65 Euro, obwohl die Gesellschaft über erhebliches Wachstum sowie erfolgreiche Akquisitionen und Geschäftsabschlüsse berichten konnte. Aktuell notiert die Aktie zwischen 2,50 und 3 Euro.





Philipp Steinhauer erkundigte sich beim Albis-Vorstand Rüdiger Wolff über die aktuelle Lage der Gesellschaft.








Wolff: "Wir sind Nummer Eins im Bereich der Leasingfonds"





GSC Research: Herr Wolff, wie ist die Albis Leasing AG strukturiert?





Wolff: Die Albis Leasing AG fungiert als Holding, mit Fonds- und Leasing-Gesellschaften als Töchtern. Bei den Fonds haben wir Rothmann und Chorus, bei den Leasing-Gesellschaften die NordLeas, die LeaseTrend und Alpha Leasing. Rothmann vertreibt Leasing- und Logistikfonds, Chorus Medienfonds; die Leasinggesellschaften sind vorwiegend im Mobilienleasing tätig, also Pkw, Lkw, Computer und anderes.





GSC Research: Wie ist die Marktstellung von Albis im Fondsbereich? Immerhin ist beispielsweise die MPC AG um einiges größer.





Wolff: Man muss hier zwei Dinge betrachten. Wir haben zwei Companys in einer. Im Leasing-Bereich sind wir Deutschlands führende unabhängige Leasing-Gesellschaft, und wir haben den Fondsbereich, dort sind wir laut dem letzten Ranking der Zeitschrift „Cash“ auf dem Rang 2 hinter der MPC AG bei den unabhängigen Gesellschaften. Was den Leasing-Fonds-Bereich insgesamt betrifft sind wir Nummer 1, wir haben somit alle Bankentöchter und Großanbieter überholt. Es geht hier auch nicht darum, unbedingt Nummer 1 zu sein wie bei einem Markenartikel. Im Bereich der geschlossenen Fonds ist die schiere Größe weniger wichtig, vielmehr sind die Produktqualität und ein breiter Marktzugang entscheidend.





Unser Vertrieb geschieht über den Bankschalter, den Makler oder den strukturierten Vertrieb. Hier ist entscheidend, dass man möglichst viele Pfade zusammen geht. Wir arbeiten bewusst nicht mit den großen Vertrieben zusammen, dies liegt an unserem Fondsvolumen. Wir wollen bei keinem Vertriebspartner mehr als 10 Prozent des Volumens ausmachen, gleiches sollte umgekehrt gelten, um keine ungesunden Abhängigkeiten zu schaffen.





GSC Research: Vor einigen Jahren gab es im Anlegerschutzbrief „DFI Gerlach Report“ einige Kritik Rothmann gegenüber. Kritisiert wurde vor allem die Ausschüttungspraxis. Hat sich die Meinung hier inzwischen zum Besseren gewendet?





Wolff: Man muss diese Auguren des Marktes auch vor dem Hintergrund ihrer sonstigen Berichterstattung sehen. Vor diesem Hintergrund war das alles nicht so dramatisch. Wir haben von Anfang an das Problem gehabt, dass wir - ohne es gewusst zu haben - Anfang der 90er Jahre Attribute auf uns vereint hatten, welche nicht gern gesehen wurden. Dies ist vor allem die Rechtsform atypisch still in Verbindung mit ratierlichen Geschäft gewesen. Man kann bei uns sowohl eine Einmalanlage tätigen, als auch ein Ziel monatlich ansparen. Dieses Modell passte gut zum Leasing-Geschäft, da hier der Gesellschaft laufend neues Eigenkapital für Investitionen zufließt.





Bei anderen Gesellschaften im Markt mit ähnlichen Angeboten gab es Ausfälle. Nachdem wir nun 10 Jahre am Markt sind, sind wir ein Beispiel dafür, dass die Rechtsform allein nichts über den Erfolg eines geschlossenen Fonds aussagen kann. Wir haben gerade von der Fonds-Rating Agentur G.U.B. (Anmerkung: steht nicht in irgendeinem Zusammenhang mit der börsennotierten GUB Capital) ein Doppelplus für unseren neuen LogisFonds bekommen, alle unsere Leasingfonds hatten das auch. Heinz Gerlach mit seinem „direkter Anlegerschutz“ hat uns mit zwei Häkchen versehen, also die Top Bewertung für Transparenz und Emissionshistorie. Mit „Kapitalmarkt intern“ stehen wir in Kontakt. Die Auguren haben sich daran gewöhnt, dass es auch erfolgreiche Modelle gibt. Wir haben bisher alle prospektierten Aussagen wie z.B. die Ausschüttungen in voller Höhe zum geplanten Zeitpunkt getätigt.





GSC Research: Wie ist die Marktstellung des Leasingbereichs? In der Öffentlichkeit sind Ihre Gesellschaften weniger bekannt als andere Anbieter. Wie gestaltet sich hier der Geschäftsabschluss?





Wolff: Die Gesellschaften finden die Geschäfte über ihre langjährigen Geschäftsbeziehungen. Bevor die Gesellschaften von uns akquiriert wurden, waren sie schon lange Jahre am Markt aktiv. Die LeaseTrend beispielsweise findet ihre Kunden über einen eigenen Vertrieb, welcher PKW-Händler betreut. Die Alpha Leasing besucht mit ihrem Außendienst EDV-Händler oder bedient die Metro Märkte, mit denen wir exklusiv kooperieren.





Dies ist Vertriebsleasing, wir gehen also nicht direkt auf den Kunden zu, sondern bedienen uns einer Zwischenstufe wie dem Händler, was typisch für Standardverträge ist. Die NordLeas spricht bei ihrem großvolumigen Geschäft hingegen auch direkt mit dem Kunden. Wir haben erstklassige Gesellschaften übernommen, so beispielsweise die BfG Leasing, die heutige NL Mobil Lease, oder die Sogelease. Diese Gesellschaften sind unter der NordLeas angesiedelt, welche somit ein kleiner Teilkonzern ist.





GSC Research: Derzeit beträgt die Marktkapitalisierung von Albis nur noch rund 25 Mio. Euro, die Aktie hat einen starken Kursrückgang hinter sich. Haben Sie eine Erklärung hierfür?





Wolff: Wir haben einen Free-float von rund 12 Prozent und zusätzlich das Problem, dass wir selbst kein operatives Geschäft betreiben, das der Markt sieht. Die Zahl wissen wir nicht genau, denn wir haben Unternehmen mit Aktien übernommen, und am 31. Dezember 2001 sind die Lock-up Fristen abgelaufen. Deswegen ist uns die genaue Höhe des Free-floats unbekannt. Fakt ist, dass es ein sehr enger Markt ist.





GSC Research: Aber warum kommt die Aktie gerade jetzt nach dem Ablaufen der Lock-up Frist unter Druck?





Wolff: Wir haben uns vor über einem Jahr von einem Vorstand einer unserer Tochterfirmen getrennt. Dieser Vorstand hatte ein Aktienpaket von etwa 60.000 Aktien. Nach dem Ablaufen der Lock-up-Frist könnte er mit dem Verkaufen begonnen haben, und er scheint dabei sehr viel Spaß zu haben, egal was für einen Preis er dabei erzielt. Rational kann ich das jedenfalls nicht erklären.





GSC Research: Warum tun Sie nichts dagegen?





Wolff: Herr Mahn und ich sind gut beraten, persönlich nichts dagegen zu tun. Denn wenn einer über Insiderinformationen verfügt, so sind wir das. Deswegen sind wir nicht die befugten Personen, die hier eingreifen können. Auch möchte ich ganz klar sagen, dass ich kein Strohfeuer anzünden und die Aktie kurzfristig steigen lassen möchte. Es muss aber Käufer geben, denn die Aktien werden ja wirklich gehandelt.





GSC Research: Aber zu stark erniedrigten Preisen.





Wolff: Für einen institutionellen Investor ist die Aktie derzeit vollkommen uninteressant, denn aufgrund des geringen Handelsvolumens kann er gar nicht Bestände auf- und abbauen, ohne größere Kursbewegungen auszulösen.





GSC Research: Warum kauft die Gesellschaft die Aktien nicht zurück?





Wolff: Es ist richtig, dass hier eigentlich nur die Company regulierend eingreifen kann. Unsere Zahlen stimmen ja. Alleine der Gewinn des letzten Jahres der drei Gesellschaften Chorus, Apollo und Rothmann ist so groß wie der gesamte Wert der Gesellschaft zum historischen Tiefstkurs bei 1,65 Euro. Oder der Gewinn der NordLeas AG, welchen sie dieses Jahr an ihre atypisch stillen Gesellschafter ausschüttet, ist ebenfalls so hoch wie der Börsenkurs.





Wir arbeiten nach wie vor daran, das Marktvolumen auszuweiten, aber im Augenblick gibt es keinen, der so richtig an den Markt kann. Denn wenn die Emission von BHW, um mal einen annähernd vergleichbaren Titel zu nennen, bei diesem Marketing-Aufwand abgeblasen wird, dann können wir nicht als Albis mit viel geringeren Ressourcen glauben, es besser zu können. Insofern sehen wir in den nächsten 12 bis 18 Monaten keinen Weg, die angestrebte Sekundärplatzierung durchzuführen.





Die Company selbst hat in den letzten zwei Jahren derart Positives bewirkt, dass wir uns wundern, warum da noch keiner über uns gestolpert ist. Wir sind ja nicht durch Zufall Deutschlands größte private Leasing Gesellschaft geworden. Wir arbeiten seit einiger Zeit zusammen mit der BHF Bank an einer ABS-Struktur zur Refinanzierung des Leasinggeschäfts, die Mitte des Jahres an den Markt gebracht wird, und rechnen mit einem hervorragenden Rating von Standard & Poor’s. Dies zeigt ja, dass Vertrauen vom Kapitalmarkt da ist.





GSC Research: Vom Kapitalmarkt ja, aber nicht von der Börse.





Wolff: Ja, nicht von der Börse. Aber schauen Sie sich nur unseren Substanzwert von 110 Millionen Euro an. Und im Fondsbereich haben wir durch den Zukauf von Chorus und Apollo einen Gewinnzuwachs von etwa 3 Mio. Euro. Wir sind große Kooperationen eingegangen, Alpha Leasing beispielsweise mit der Metro AG. Alpha Leasing macht exklusiv alle Leasing-Geschäfte für die Metro Märkte. Oder Click Pay, unser Internet-Zahlungssystem, welches eine Exklusivkooperation mit dem Online-Shop von MediaMarkt hat. Wenn also die Anleger das mitbekommen hätten, so hätten sie die Aktie längst gekauft.





Die andere Seite ist die, und das möchte ich nicht verhehlen, dass die beiden Geschäftsfelder Leasing und Fonds zwei erklärungsbedürftige Geschäfte sind. Das müssen wir einfach erkennen. Die Zwei-Säulen-Strategie wird anscheinend nicht goutiert. Der Börsenanleger scheint entweder eine Leasingaktie oder eine Fondsaktie haben zu wollen.





GSC Research: Wo sehen Sie die faire Bewertung der Aktie?





Wolff: Der faire Wert liegt sicherlich zwischen 13 und 15 Euro, ohne dass ich jetzt die Zukunft hochgradig bewertet habe. Dies ist ein fairer Wert mit der Chance auf eine positive Wertentwicklung, das Wachstumspotential wäre also noch da. Wenn ich durch die einzelnen Companys gehe und mir die Gewinne dort ansehe, vor allem im Fondsbereich, und das auf fünf Jahre hochrechne, so wäre dies eine Basis für eine faire Bewertung.





GSC Research: Wie wird es weiter gehen mit der Albis-Aktie?





Wolff: Langfristig wollen wir nach wie vor ein Secondary Offering durchführen. Oder wir finden Strukturen, die sowohl dem jetzigen Aktionär als auch dem Unternehmen dienen, die komplexe Story zu entzerren. An dieser Lösung arbeiten wir mit vollster Intensität. Nachdem Herr Mahn 33 Prozent hält und ich weitere 33 Prozent halte, so trifft der Kursverfall zunächst erst einmal Herrn Mahn und mich. Und wir sind mit der jetzigen Situation nicht zufrieden, dass können Sie mir glauben.





GSC Research: Ist ein Going Private für Sie ein Thema?





Wolff: Nein. Der indirekte Börsengang über den Erwerb des Börsenmantels war ein Erfolg. Wir haben hierdurch eine Aufmerksamkeit erzeugt, auf uns wird mit anderen Augen geschaut. Es ist eine Image- und Standing Sache, losgelöst vom Börsenkurs. Dass wir noch besser werden müssen - keine Frage.





GSC Research: Sie haben einige Akquisitionen mit Albis-Aktien bezahlt. Sind solche Pläne durch den Kursverfall torpediert?





Wolff: Nein. Die Firmen, die wir kaufen wollen, schauen sich Albis genau an. Natürlich ist unsere Position schwächer als bei einem Kurs von 15 Euro, aber das Argument, dass der Markt sehr eng ist, ist den potentiellen Übernahmekandidaten bekannt.





GSC Research: Würde denn eine Übernahme gegen Aktien zu dem von Ihnen genannten fairen Wert bezahlt werden?





Wolff: Ja, beispielsweise kann man ja einen Besserungsschein vereinbaren.





GSC Research: Auf welcher Kursbasis sind die letzten Akquisitionen getätigt worden?





Wolff: Das kann ich Ihnen leider nicht mitteilen. Es gab auch eine Barkomponente.





GSC Research: Führen Sie momentan Übernahmegespräche?





Wolff: Ja, wir sind viel unterwegs. Albis hat inzwischen bewiesen, dass wir nicht nur akquirieren, sondern auch integrieren und zum Erfolg führen können. Wir haben es im letzten Jahr geschafft, alle unsere Leasing-Töchter, die jede ihre eigene EDV und Buchhaltung mitgebracht hat, auf eine gemeinsame EDV-Plattform zu stellen, und das zusätzlich zur Euro-Umstellung und Risk-Management-Einführung. Die Synergie-Potentiale können wir also erst 2002 heben. Selbst wenn zum Beispiel bei der ehemaligen BfG Leasing das Neugeschäft um 30 Prozent zurückgeführt wurde, haben sie immer noch ihre Margen so verbessert, dass sie den gleichen Gewinn erzielen wie vorher.





Also das, was wir angestrebt haben, ein synergetisches Ganzes mit den entsprechenden Strukturen zu schaffen, das ist auch umgesetzt worden. Dies sehen zum Beispiel immer mehr Banken und überlegen nun, ihr Leasing Geschäft an uns zu übertragen. Die sehen auch, dass wir mit den Mitarbeitern der akquirierten Unternehmen ordentlich umgegangen sind. Wir profitieren in dieser Hinsicht von der Outsourcing-Welle.





GSC Research: Werden Sie weiterhin nur in Deutschland akquirieren?





Wolff: Unser Geschäft war bisher ein rein deutsches. Wir überlegen aber den Einstieg in Österreich oder der Schweiz, da dort einige unserer Kunden sitzen. Eine Geschäftstätigkeit in anderen Ländern steht derzeit nicht zur Diskussion, immerhin haben wir noch genügend Wachstumspotential in einem 50-Milliarden-Euro-Markt mit einem Wachstum von etwa 5 Prozent jährlich – warum sollen wir da ins Ausland gehen? Falls unsere Kunden das wünschen, so sieht dies anders aus, aber dafür brauchen wir keine Niederlassung im Ausland.





GSC Research: Bisher wurde das Wachstum vor allem durch Akquisitionen bewerkstelligt. Dies lässt die Frage aufkommen, ob Albis nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft zu wachen.





Wolff: Zunächst gilt das hauptsächlich für den Leasingbereich und das mag für 2000 zutreffen, im vorigen Jahr war dies schon nicht mehr so stark der Fall. Im Übrigen braucht man auch für Akquisitionen eine Menge Know-how und Kraft und wenn man dabei Kaufpreise erzielt, die unter dem Substanzwert liegen, kann das nur jeden freuen. Aber das originäre Wachstum bekommt eine immer bedeutendere Stellung. Weitere Akquisitionen sind jedoch nicht auszuschließen.





GSC Research: Herr Wolff, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.




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Veröffentlichungsdatum: 30.04.2002 - 14:04
Redakteur: gsc
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